Rheinmetall-Chef: Gegner wollen vor Privathaus demonstrieren

Düsseldorf. Wegen Waffenlieferungen steht das Düsseldorfer Unternehmen Rheinmetall in der Kritik. Nun ist der Firmenchef im Visier von Demonstranten.
Das linke Bündnis „Rheinmetall enteignen“ hat eine Demonstration vor dem Anwesen von Rheinmetall-Chef Armin Papperger im Rhein-Kreis Neuss nahe Düsseldorf angekündigt. Wie das Bündnis mitteilte, ist die Protestaktion für Donnerstag, 28. August, geplant. Nach Angaben der zuständigen Polizei Neuss sind für die Demo 80 teilnehmende Personen bei der Behörde angemeldet worden, wie ein Sprecher am Donnerstag (14. August) auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte. Im Netz kursiert jedoch auch die Zahl von rund 200 Teilnehmenden. „Wie viele es genau werden, können wir nicht sagen, weil es unterschiedliche Angaben gibt. Bei uns sind jedenfalls 80 Teilnehmer angemeldet worden“, so der Polizeisprecher weiter.
Am Mittwoch (13. August) kündigte das aufrüstungskritische Bündnis die Aktion gegen Armin Papperger an. Das Brisante: In der dazugehörigen Pressemitteilung wurde auch die Privatadresse des Rheinmetall-Chefs genannt. Laut „Rheinmetall enteignen“ fange nämlich dort Krieg an. Das Bündnis wirft dem Düsseldorfer Waffenhersteller vor, „Länder wie Israel, Saudi-Arabien oder Bahrain mit Waffen“ auszustatten, „die gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werden“. Deswegen ist nun die Demo vor der Villa von Armin Papperger angemeldet worden.
Protest gegen Rheinmetall-Chef: Bislang noch keine Genehmigung für Demonstration
Wie der Sprecher der Polizei Neuss weiter erklärte, sei bislang keine Versammlung vor dem Anwesen des Vorstandsvorsitzenden des Rüstungskonzerns, sondern ein „sich bewegender Aufzug“ von den Organisatoren der Demonstration angemeldet worden. Der Treffpunkt für den Protestzug ist am Veranstaltungstag für den frühen Nachmittag an einer U-Bahn-Haltestelle an der Stadtgrenze zu Düsseldorf geplant. Eine Genehmigung für die Demo wurde bislang aber noch nicht von der Polizei Neuss erteilt. „Am Freitag finden erstmal Kooperationsgespräche mit den Organisatoren der Demo statt. Dann können wir mehr sagen“, stellt der Polizeisprecher klar.
Die Villa von Papperger im Düsseldorfer Umland wird nach Informationen der NRZ jedenfalls rund um die Uhr bewacht. An einem Unterstand vor dem Haus stehen täglich zwei Polizisten.
Das Bündnis will Armin Papperger mit der Demo laut eigenen Angaben direkt vor der Haustür „höchstpersönlich mit dem Schicksal der Familien konfrontieren, die in Gaza und Jemen durch Rheinmetall-Waffen Angehörige verloren haben oder selbst schwer verletzt wurden“. Auch, weil Papperger als Rheinmetall-Chef „persönliche Verantwortung für die unzähligen toten Zivilisten“ trage, die durch die Bomben und Munition des Düsseldorfer Waffenkonzerns getötet worden sind.
Bündnis will „Rheinmetall-Chef von Angesicht zu Angesicht ein paar Fragen stellen“
Wie das Bündnis weiter ankündigt, wolle man „dem Rheinmetall-Chef von Angesicht zu Angesicht ein paar Fragen stellen. Wir wollen von ihm wissen, wie lange er noch Waffen an Netanjahu liefern wird. Und wie lange er die Kooperation mit dem israelischen Rüstungskonzern Elbit Systems noch aufrecht erhalten will.“ Zuvor soll es, wie von der Polizei bestätigt, einen Protestzug durch das Villenviertel geben, der planmäßig an der Privatadresse von Papperger enden soll.
Rheinmetall äußerte sich am Donnerstagnachmittag auf Nachfrage dieser Redaktion zu dem angekündigten Protest. Laut eigenen Angaben erwirtschaftet das Unternehmen „mehr als 95 Prozent seines Umsatzes mit NATO-Mitgliedstaaten sowie mit der Ukraine“. Nach Israel werden aber hingegen keine Kriegswaffen geliefert, heißt es in einer Stellungnahme.
Dennoch respektiere Rheinmetall das Recht zur freien Meinungsäußerung. Deswegen lasse Rheinmetall „auch kritische Positionen Andersdenkender“ gelten. „Keinerlei Verständnis hingegen haben wir dafür, wenn dazu aufgerufen wird, Menschen in ihrem privaten Umfeld aufzusuchen, um sie beispielsweise zu nötigen oder zu bedrängen.“
DSSQ-Sprecher sieht Protest zwiegespalten
Oliver Ongaro, Sprecher des anti-rassistischen Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) sieht die geplante Aktion zwiegespalten. Er selbst habe in den vergangenen Jahren viele Demonstrationen gegen den Rechtsruck und die AfD in der NRW-Landeshauptstadt organisiert. Das die Demo an der Privatadresse von Armin Papperger stattfinden soll, sei aus seiner Sicht jedoch „eine Grenzüberschreitung, wenn unbeteiligte Dritte, in diesem Fall die Familie von Rheinmetall-Boss Papperger, involviert werden könnten. Deswegen sollte man bei solchen Protesten sorgsam sein.“
Für diese Einschätzung wurde er bereits aus internen Kreisen kritisiert, wie er am Donnerstag auf Nachfrage berichtete: „Es wurde gesagt, ich würde mich von der Demonstration distanzieren. Aber das stimmt so nicht“, betont Oliver Ongaro. Mit Vertreterinnen und Vertretern von „Rheinmetall enteignen“ habe der DSSQ-Sprecher bereits darüber diskutiert, dass die Adresse von Papperger in der Pressemitteilung genannt wurde und das dort auch demonstriert werden soll. Denn immerhin könne seine Familie ja „nichts dafür“, dass Papperger Chef von Rheinmetall ist.
DSSQ-Sprecher: „Durch Rheinmetall sterben viele Zivilisten“
Grundsätzlich stehe auch er dem Derendorfer Rüstungsunternehmen mehr als kritisch gegenüber: „Man darf nicht vergessen. Durch Rheinmetall sterben viele Zivilisten. Zwar werden sie durch die Waffenlieferungen an die Ukraine oft als Friedensbringer betrachtet, aber sie liefern ja auch Waffen an Diktaturen. Deswegen stimmt der Ruf von Rheinmetall, den sie bei vielen seit einigen Jahren haben, für mich einfach nicht. Im Jemen und anderswo zum Beispiel sterben nach wie vor viele Menschen durch Waffen von Rheinmetall.“
Deswegen könne Ongaro auf der anderen Seite schon verstehen, dass das Bündnis vor der Villa von Armin Papperger demonstrieren will. „Manchmal muss man Grenzen überschreiten, um die Aufmerksamkeit auf gewisse Themen zu lenken, oder generell für Aufmerksamkeit zu sorgen.“ Im Gespräch mit Oliver Ongaro sollen die Bündnis-Vertreter jedenfalls betont haben, dass es „Rheinmetall enteignen“ bei dem Protest nicht darum gehe, Armin Papperger einzuschüchtern, wie der DSSQ-Sprecher dieser Redaktion erzählt. Den Hintergrund zu der Aktion könne „er zu 100 Prozent nachvollziehen. Aber unbeteiligte Dritte sollten nicht involviert werden.“
Von „Rheinmetall enteignen“ widerum hört man, dass sie keinerlei Kritik am Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ haben. „Und selbst wenn, dann würden wir diese nicht über die Medien austragen, weil dies immer gehen die Bewegung verwendet werden wird.“ Tatsächlich greifen die Medien die Aussagen von Ongaro auf, indem sie seine Aussagen zusammenfassen: Die Demo sei in der Linken umstritten. Ob die Demonstration am 28. August genehmigt wird, geschweige denn zum Anwesen von Rheinmetall-Chef Armin Papperger führen wird, ist jedenfalls noch völlig offen.
*Mehr Presseartikel zum Thema*
Staatsschutz eingeschaltet: Linksradikale veröffentlichen Adresse von Rheinmetall-Chef
https://m.bild.de/politik/inland/duesseldorf-aktionsbuendnis-rueckt-rheinmetall-chef-auf-die-pelle-689d92a2f3b33007198413ce
Linke Bundestagsabgeordnete will Demo zum Haus von Rheinmetall-Chef begleiten
https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/demo-gegen-rheinmetall-chef-linke-bundestagsabgeordnete-will-teilnehmen_aid-132948763
Rheinmetall-Chef: Gegner wollen vor Privathaus demonstrieren
https://www.nrz.de/lokales/duesseldorf/article409744604/rheinmetall-chef-gegner-wollen-vor-privathaus-demonstrieren.html
Linkes Bündnis will demonstrieren: Rheinmetall-Chef droht Protest vor der Haustür
https://www.t-online.de/region/duesseldorf/id_100867656/rheinmetall-duesseldorf-demo-vor-haus-von-armin-papperger-angemeldet.html
Protestcamp „Rheinmetall entwaffnen“ in Köln: „Wir wollen ein Störsignal sein“
https://www.freitag.de/autoren/gereon-haas/protestcamp-rheinmetall-entwaffnen-in-koeln-wir-wollen-ein-stoersignal-sein
Linkes Bündnis plant Demo vor Haus von Rheinmetall-Firmenchef
https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/demo-vor-privathaus-rheinmetallchef-geplant-100.html
Die Demo zum Privathaus des Rheinmetall-Chefs gehört verboten!
https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/kommentar-die-demo-zum-privathaus-des-rheinmetall-chefs-gehoert-verboten_aid-132890385
Unfriedliche Kriegsgegner? Polizei verbietet Camp in Köln
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1193298.rheinmetall-entwaffnen-unfriedliche-kriegsgegner-polizei-verbietet-camp-in-koeln.html
passiert am 14.08.2025