Statement einer Bewohnerin der geräumten Wohngemeinschaft Schöne neue Welt (SNW) im Hausprojekt Kubiz

Dieses Statement bezieht sich auf meine persönlichen Eindrücke und Erfahrung, die ich während meines Aufenthalts in der Wohngemeinschaft SNW im Hausprojekt Kubiz (Weißensee) gesammelt und vernommen habe.

Im November 2021 zogen meine Hündin und ich in die Wohngemeinschaft SNW nachdem wir mehrere Monate in meinem sehr ausbaubedürftigen Camper wohnten, in dem der Wintereinbruch immer bemerkbarer wurde. Ich musste mir eingestehen, dass ich es nicht mehr schaffe mein Heim auf Rädern neben Vollzeitjob, meiner Gefährtin auf vier Pfoten und der Suche nach einem Therapieplatz, winterfest zu bekommen.

So zog ich positiv gestimmt in das Projekt und plante mich in Ruhe um den Wagenausbau, Therapie und den Studienplatz den ich anstrebte, zu kümmern. Die anderen Bewohner*innen in der WG nahmen mich herzlich auf, unterstützten mich in jeder Hinsicht und verhielten sich sehr solidarisch und gemeinschaftlich. Gleich am Anfang klärten sie mich über den rechtlichen Stand und die mögliche Bedrohung einer Zwangsräumung auf. Nachdem ich mir Statements und Protokolle über den aktuellen Konflikt durchlas, wusste ich worauf ich mich einließ und entschied mich dazu die WG SNW gemeinsam mit den anderen Bewohner*innen zu verteidigen und so gegen die Verdrängung und Zwangsräumung aktiv zu werden.

Ziemlich früh musste nun auch ich feststellen mit welch gewaltsamen Strategien gegen die WG SNW und ihre Bewohner*innen vorgegangen wird. In der Gemeinschaft einigten wir uns, dass keinerlei Gewalt von uns ausgehen wird, wir trotz Schikanen und Angriffen kompromissbereit blieben und stets bereit für Kommunikation & Verhandlungen, die zur Lösung beitragen, waren. Öfter stellten wir Gesprächsanfragen, diese wurden jedoch konsequent abgelehnt oder ignoriert. Stattdessen wurde uns regelmäßig das Türschloss mit Superkleber o.ä. verklebt. Auf- und absperren wurde uns somit unmöglich gemacht. Noch dazu wurde Bauschaum unter unserer Tür versprüht. Wohnungstür, Treppenhaus und Gebäudeeingang wurden immer wieder von mehreren Personen blockiert. Man erschwerte uns, Familienmitglieder und Gäste das Ein- und Austreten, teilweise sogar mit körperlicher Gewalt. Das hatte zur Folge, dass ich es deutlich schwerer hatte, meine Arbeitsschichten pünktlich wahrzunehmen oder meine Hündin regelmäßig auszuführen. Dabei wurden auch von Täter/innen auf alle Vorsicht zur Eindämmung des hochansteckenden Covid19 Virus ignoriert. Weder Maske wurde getragen noch der Abstand gehalten.

Schwer erschütterte mich eine Situation, als ich mit meiner Hündin im Treppenhaus auf eine mir bis dahin unbekannte Person traf, die plötzlich lautstark meine Hündin bedrohte und Lufttritte in ihre Richtung machte. Meine vierbeinige Gefährtin hatte ich über eine Tierschutzorganisation aus einem rumänischen Tierheim adoptiert. Sie leidet seither unter traumatischen Erlebnissen und ist daher äußerst sensibel. Für ein traumatisiertes Tier bedeuten derartige Situationen enormer Stress. Ein solches Verhalten gegenüber einem unbeteiligten Wesen, ist unter jeder Würde.

Kurz nach einem der Gerichtstermine zur Verhandlung des internen Konflikts, bemerkten wir laute Stimmen und hämmerndes Klopfen an unserer WG Eingangstür. Vor der Tür standen zwei der Kläger mit Wandfarbe, Werkzeug und einer Flasche Sekt. Sie blockierten die Tür und verunreinigten diese daraufhin mit Farbe, so stark, dass es uns nicht einmal mehr möglich war hinaus zu blicken. Mit enorm aggressiver Wortwahl forderten die Täter/innen von uns umgehend den Zutritt und weigerten sich uns Durchgang zu gewähren. Mehrere Stunden waren wir dieser bedrohlichen Situation ausgesetzt. Fassungslos mussten wir dazu mitanhören, wie die beiden sich an der Situation mit Korkenknallen ergötzen. Währenddessen versuchten wir mit großer Angst die Eingangstür zu blockieren, um unseren Schutz zu sichern.

W. (Anmerkung: bei dieser Person handelt es sich NICHT um den in einem anderen Text erwähnten Mann, der durch übergriffiges Verhalten aufgefallen ist, siehe https://kontrapolis.info/7173/), einer der drei Angeklagten, denen die illegale Besetzung der WG SNW vorgeworfen wurde und der noch am selben Tag einen Freispruch erhielt, versuchte an diesem Tag die Räumlichkeiten zu betreten. W. wurde daraufhin auf übelste Weise von den beiden inzwischen schwer alkoholisierten Personen körperlich angegriffen. Dies wurde von dem Betroffenen per Videoaufnahme auf seinem Mobiltelefon festgehalten. Als diese Situation immer gefährlicher für W. wurde, beschlossen wir einzuschreiten und dem Betroffenen Schutz in der Wohnung zu gewähren. Die beiden Angreifer versuchten das gewaltsam zu verhindern. Plötzlich gab es lautes Gebrüll von beiden Seiten und wir konnten deren Zutritt in letzter Sekunde verhindern. Die Eskalations und Gewaltbereitschaft versetzte alle Bewohner*innen in schweren Schock, zu dem Zeitpunkt waren auch Kinder in der WG SNW anwesend.

Diese Attacke gegen uns war eins von vielen Beispielen, auf welch aggressive Strategie wir zum Verlassen unseres Wohn- und Schtzraumes genötigt werden.

Die Nächsten Attacken ließen nicht lange auf sich warten. Am morgen des 6. Januars bemerkte ich beim Blick auf die Tür meines Fahrzeugs, dass ich eine Woche zuvor auf dem Parkplatz außerhalb des Geländes parkte, das diese weit geöffnet stand. Ich wurde auch immer wieder von mehreren Personen aus Kubiz beim aufsuchen meines Wagens beobachteten. Ohne zu zögern öffnete ich die Tür meines Fahrzeuges um mir Überblick über die Lage zu verschaffen und weitere Schäden ausschließen zu können. Leider musste ich feststellen, dass nicht nur die Tür aufgebrochen und beschädigt wurde sondern auch dass sämtliche Gegenstände aus dem Wagen entwendet wurden.
Gestohlen wurden folgende Gegenstände:

• Elektrisches Standschleifgerät
• Elektrische Akku-Stichsäge
• Elektrischer Multi-Dremel + Zubehör
• Lötkolben-Akku
• Diverses Hand-Werkzeug
• Diverses Werkzubehör wie z.b. Schrauben & Winkel
• Verschiedene Dichtungs- & Isolierungs-mittel
• Wandfarben, Pinsel-Set, Malerrollen-aufsätze
• Gesamte Küchenausstattung wie z.b. Gasherd & Solarbetriebene Wasserpumpe für Waschbecken
• Elektrische Nähmaschine

An diesem Tag ging ich noch nicht zwangsläufig davon aus, dass der Diebstahl auf Bewohner*innen der Kubiz zurückzuführen war.

Als ich am 8. Januar allerdings erneut bemerkte, dass die Tür wieder aufstand, machte ich mich umgehend auf den Weg zum Parkplatz. Dieses mal erwartete mich ein ganz anderer schockierender Anblick. Der gesamte Innenraum war mutwillig zerstört. Die Tür war stark verbeult, das Plexiglas-Fenster an der hinteren Seite des Wagens war stark beschädigt und ließ sich nicht mehr schließen. Die Latten und Paneele die Wände und Dach verkleideten wurden abgetrennt und zerstört. Das Ofenrohr wurde stark verformt und mit tiefen Dellen versehen, somit war es mir nicht mehr möglich mit dem Holzofen zu heizen. Matratze, Kissen, Decken, Couchpolster, Vorhänge, Fahrer- und Beifahrersitz und alle weiteren Textilien waren übersäht mit tiefen Messereinstichen. Die mühsam verlegten Kabel wurden ALLE durchtrennt. Bettgestell, Einbauschränke, Küche aufs übelste zerstört. Mein Vorrat von drei Propangasflaschen, die für z.b. Gasherd und Truma Heizsystem verwendet werden, fand ich leer auf. Auch das Truma Einbauheizsystem wurde bis zur Unbrauchbarkeit beschädigt. Der Wagen, der für lange Zeit mein einziger Wohnraum war, wurde dermaßen zugerichtet, dass die Nutzung des Wohn- Innenbereichs nicht mehr möglich war. Der Schaden, der dadurch angerichtet wurde, zwang mich den Traum des kleinen mobilen Eigenheims hinter mir zu lassen. Da ich großen persönlichen Bezug zu diesem mobilen Zuhause hatte, zwang mich dieser Umstand in eine Depression.

Nachdem ich den ganzen Tag damit beschäftigt war die Schäden des zuvor liebevoll selbst eingerichteten mobilen Eigenheims auszubessern und die Überreste in Müllsäcke zu packen, konnte ich die offensichtlichsten Mängel zumindest etwas richten und sicherte die Tür von innen mit Holzlatten zu.

Zu meinem Entsetzen war auch diese wieder am nächsten Morgen (9. Januar) aufgebrochen.

Bei diesen Taten ging es rein um sinnlose Zerstörung. Mit dieser Aktion wurde mir bewusst, dass die Täter/innen klar aus motiviertem Hass gehandelt haben.

Diesen Wagen habe ich mit meinen eigenen Händen, Schweiß und Tränen ausgebaut und ich verbinde mit ihm wundervolle Zeiten meines Lebens. In diesen 4 Wänden habe ich gelernt, bin gewachsen, habe Zuflucht gefunden, war Zuhause. Er war ein großer Teil meines Lebens. Dieser Wagen war meine Konstante, meine Privatsphäre, mein sicherer Rückzugsort. Mit der mutwilligen Zerstörung dieses Heims wurde auch bewusst in Kauf genommen, dass im Falle einer Zwangsräumung selbst diese Ausweichmöglichkeit wegfällt.

ES GEHT EUCH SCHON LANGE NICHT MEHR UM SICHERE WOHNRÄUME! STATTDESSEN GEHT ES EUCH NUR NOCH DARUM GEWINNE ZU ERZIELEN, UND DABEI WERDEN DIE VERLUSTE DER BETROFFENEN VERGESSEN, OHNE JEDES MITGEFÜHL! IHR ZIEHT VOR RÄUMUNGSKLAGEN GEGEN KLEINFAMILIEN AUSZUTRAGEN?! WIE KANN MAN SO EIN MENSCHVERACHTENDES VERHALTEN VERTRETEN?! ICH WERDE NIEMALS VERSTEHEN, WIE MAN DIESE ART DER ZERSTÖRUNG MENSCHLICHER EXISTENZEN ALS EIN FRIEDLICHES MITEINANDER VORZIEHT!

Für den 3.3. erreichte uns ein Schreiben in dem uns die Räumung der Wohngemeinschaft Schöne neue Welt angekündigt wurde, dies war kein gerichtlich angesetzter Termin. Uns erreichte außerdem die Information, dass Menschen mobilisiert werden sollen und auch vor Gewaltanwendungen nicht abgesehen würde, um die Räumlichkeiten so einzunehmen.

Ihr legt den Bewohner:innen der WG SNW gegenüber von Grund auf eine aggressive Stimmung an den Tag, scheut nicht davor die Bewohner:innen durch Gewalteinwirkung massiv zu gefährden und schreckt selbst vor Räumungsklagen gegen Kleinfamilien nicht zurück! Nun frage ich mich warum ihr EUCH in allen Äußerungen und Stellungnahmen die an die Öffentlichkeit gelangen als die Opfer darstellt?! –Weil selbst IHR ganz genau wisst, dass Ihr ohne euer Lügengeflecht keine der zuvor geschilderten Taten, geschweige denn eure menschenverachtenden Vorangehensweise rechtfertigen könnt!

Wenn dies euer Verständnis eines solidarischen Miteinanders ist, müsst ihr mit Widerstand rechnen.