Reaktion auf die „Autonome Auswertung zu Wir sind alle LinX“ – Ausblick auf den 23.10. in Leipzig

Wir wollen auf die Auswertung auf Indymedia reagieren und versuchen zu schauen, was das für das kommende Wochenende in Leipzig bedeutet. Noch sind die drei Demos vom 23. Oktober in Leipzig verboten, eine Situation, die es in der Stadt seit mehr als 10 Jahren nicht gegeben hat.

Wir teilen die Einschätzung über die Militanz zur „Wir sind alle LinX“ Demonstration im September in Leipzig nicht. Keine der dort benannten Ereignisse wie zum Beispiel G20 ist mit der Demo in Leipzig zu vergleichen. Weder kam es zu größeren Angriffen auf die Cops, die ähnlich wie bei der Linksunten – Demo sehr lange überhaupt nicht zu sehen waren, noch die paar kaputten Scheiben. Die Empörung im Nachgang ist sogar verwunderlich, wurde bei der Hauptwache der Polizei lediglich eine Scheibe beschädigt, die Farbe noch in der gleichen Woche entfernt. Ein paar kaputte Scheiben bei Banken, Scheiben von einem Tesla, Luxus-Immobilien, eine Scheibe bei der Hochschule, die regelmäßig ihr Gebäude für die Kameras der Cops auf dem Dach zur Verfügung stellt, ein paar brennende Barrikaden, ein Werbeaufsteller… was von den Dingen die zielgerichtet angegriffen wurden, wurde vergessen?

Jedes Oktoberfest in Bayern verursacht mehr Schaden oder Wahlweise ein Saisonabschluss der Fans von Dynamo Dresden.

„Außenwirkung“

Die Demo war von den Organisator*innen sehr wohl auf eine bürgerliche Außenwirkung angelegt. Daher auch der übliche Sprech der Bewegungsmanager*innen, wie von IL & Co. bekannt, von angeblichen „Demokonsens“ im vorhinein. Kritisiert wurde das bereits im Aufruf zum Antifa-Block. Versteht uns nicht falsch, es war richtig so auf der Demo zu erscheinen und auch vereinzelte militante Akzente zu setzen, aber die Organisator*innen planten wirklich etwas anderes.

Letztendlich haben die Ereignisse des Tages deutlich gezeigt, was von der „Solidarität“ der „Wir sind alle LinX“ – Orga zu halten ist. Mit distanzieren wurde nicht gespart, wegen „Transparenten“, die sich der gleichen Mythen „neue RAF – Terrorismus“ bedienten, wie von Cops und Presse. In der Zeitung wurde zielgerichtete Militanz zu „Hooliganismus“ erklärt. Deutlich geworden ist, die Organisator*innen sind eben nicht solidarisch mit einem autonomen und auch militanten Antifaschismus, den eigentlichen Vorwürfen der Repression und Verfahren, dem eigentlichen Anlass der Demo. Überraschend war die Entsolidarisierung nicht, aber notwendig dies nochmal all jenen zu zeigen, die bei der „Wir sind alle LinX“ – Kampagne an was anderes geglaubt haben.

„Taktik“

Wir waren bei der Länge der Demo doch sehr überrascht, wie wenig Transparente es gegeben hat. Regenschirme schön und gut, aber gegen eine Hundertschaft im Angriff, helfen sie nicht. Sichtschutz? Wenn die Schirme zur Seite getragen werden um nicht auf allen möglichen Bildern und Videos zu sein, fehlen sie über den Menschen. Die Demo führte an vielen Kameras der Cops auf Dächern und Häuserkanten vorbei, neben den Hubschraubern, die auch ziemlich tief standen. Erschreckend auch, wie einige ohne Handschuhe agiert haben. Die Cops haben am Abend ausführliche Spurensicherung betrieben, alle Steine und weiteres mitgenommen. Die Zeiten für Riot ohne das DNA-Datenbanken gefüllt werden, sind auch in Deutschland lange vorbei.

Warum haben die Cops nicht reagiert?

Viele waren verwundert, wieso die Cops erst in Connewitz in die Gänge gekommen sind. Eine Erklärung könnte sein, sie sind selbst auf die Erklärungen der Organisator*innen und die Lageeinschätzung des Verfassungsschutzes herein gefallen. Es wurde erklärt, es soll ein buntes friedliches Zeichen vor der Bundestagswahl gesetzt werden, Krawalle seien daher schlecht und werde es nicht geben. Die Behörden glaubten wirklich ihr eigenes Märchen von den angeblichen Auswirkungen auf die Bundestagswahl, als wenn uns dies interessieren würde. Als wenn uns das Gerede der Bewegungsmanager*innen interessieren würde, die nur Militante auf ihren Veranstaltungen haben wollen, wenn sie diese für ihre Show nutzen können oder eine Situation geschaffen werden kann, die sie für ihre Aktion gebrauchen können.

Die Cops waren schlicht und einfach schlecht aufgestellt. Gerade mal etwas mehr als 1000 Cops, bei einem Black Block mit weit mehr als 1000 Menschen. Aus deren Perspektive eine Katastrophe, bevorzugen doch auch sie stets das Verhältnis von mindestens 2 zu 1.

Alles Verboten!

Die Cops werden ihren Fehler vom September nicht noch einmal wiederholen, dafür spricht ihre Aussage Einheiten aus: „Sachsen-Anhalt, Berlin, Hessen, Brandenburg, Bayern, Thüringen, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Sachsen und von der Bundespolizei“ am Samstag im Stellung zu bringen. Sie rechneten für den 23. Oktober mit ähnlich vielen „Autonomen“ wie im September und werden daher sicherlich versuchen selbst mehr als 2000 Cops in Leipzig zusammen zu ziehen, wenn nicht sogar mehr. Auch wenn die Demos verboten sind, werden die Cops trotzdem alle nach Leipzig kommen.
Sicherlich setzen sie auch darauf, dass die Verbote einen demobilisierenden Effekt haben. Sollte es nicht zu einer gerichtlich „erlaubten“ Demo kommen, wird garantiert alles festgesetzt und verhaftet, was irgendwie nach „links“ aussieht.

Die Bedingungen sind also denkbar ungüstig. Sollte nach Leipzig gefahren werden? Eine Antwort die ihr nur für euch klären könnt. Eine gerichtliche Entscheidung fällt vielleicht erst Samstag. Gibt es andere Veranstaltungen? Bisher nicht klar. Sind wir in der Lage gegen mehrere 1000 hochgerüstete Cops zu agieren? Wissen wir nicht. Jedoch waren wir in der Vergangheit erfolgreicher, wenn wir die Cops überraschen konnten, ihre Pläne umgeworfen haben. Zeit und Ort, aber auch unser Verhalten, all das bringt sie regelmäßig aus ihrem Konzept. Autonome Demo ohne Militanz? Dafür ein anderes Mal wenn sie nicht damit rechnen?

Solltet ihr nicht fahren ist aufjedenfall heute schon klar, dass in einigen Städten deren Aufstellung ziemlich schlecht aussehen müsste. Verpasst ihr vielleicht „den Riot“, wie einige am 12.12.2015? Oder ist Stuttgart auch ganz schön?

Sollte es eine Demo geben, die nach Connewitz geht, bedenkt bitte darauf zu achten, dass dies in weiten Teilen ein solidarischer Stadtteil für linke Politik ist. Gegen kaputte Scheiben bei Luxusbauten hat niemand was. Achtet bei möglichen Aktionen auf die kleinen Läden und Autos der Bewohner*innen. Orientiert euch an den lokalen Gefährt*innen bei der Auswahl eurer Ziele und baut keinen Scheiß. Auch wenn der „Ruf aus Connewitz“ (https://twitter.com/linxxnet/status/1450426763079782408) ziemlich schwach ist, sollte den Cops und den Rechten nicht dabei geholfen werden unnötige Konflikte in den Stadtteil zu tragen. Ziel der drei Demos war immerhin ein Zeichen der Solidarität an die Bewohner*innen von Connewitz setzen. Einem Ort in Sachsen, der seit über 30 Jahren andauernder Repression und medialer Hetze ausgesetzt ist. Die Ziele unserer Wut liegen daher nicht in Connewitz.