Brandanschlag auf Leipziger Haus des Jugendrechts: Bekennerschreiben aufgetaucht

Ein Behördensitz als wiederholtes Anschlagsziel: Erneut geriet das Haus des Jugendrechts ins Visier von Linksradikalen. Einem Bekennerschreiben zufolge ging es bei der Brandstiftung um „Solidarität“ mit Berliner Hausbesetzern.

Leipzig. Nach dem Anschlag auf das Haus des Jugendrechts in der Leipziger Witzgallstraße ist im Internet ein mutmaßliches Bekennerschreiben aufgetaucht. Demnach hat zumindest diese Brandstiftung tatsächlich ein politisches Motiv, wie das die Ermittler bereits vermutet hatten. Zu den Fahrzeugbränden in derselben Nacht hat sich bislang offenbar noch niemand bekannt. Bei ihrer Aktion an dem Behördensitz ging es den Tätern um „Solidarität“ mit Berliner Linksautonomen, die am Mittwoch an einem teilbesetzten Haus in der Rigaer Straße für schwere Krawalle gesorgt und 60 Polizisten verletzt hatten.

„Befriedung aufständiger Individuen“

„In Gedanken waren wir bei den mutigen Kämpfer*innen der autonomen Zone Rigaer Straße als wir gestern Nacht ein Feuer beim Haus des Jugendrechts gelegt haben“, schrieben Unbekannte nach der Tat unter dem Pseudonym „jugendliche Intensivstraftäter*innen“ in einem Szeneportal. „Das Haus des Jugendrechts in Reudnitz, Leipzig, ist ebenfalls ein Akteur zur Befriedung aufständiger Individuen vor allem jugendlicher Intensivstraftäter*innen wie wir. Hier drin arbeiten Bullenschweine und Staatsanwaltschaft Hand in Hand. Deshalb fanden wir es ein gelungenes Zeichen der Solidarität, vor dem Haus des Jugendrechts mehrere Reifen und die Tür anzuzünden.“

Wie berichtet, hatten Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag an dem Gebäude, in dem Jugendgerichtshilfe der Stadt, Staatsanwaltschaft und Polizei gemeinsam arbeiten, einen Brand entfacht. Um 0.53 Uhr wurde der Brandmelder ausgelöst. Die Feuerwehr löschte die Flammen an der Eingangstür und verhinderte ein weiteres Übergreifen auf das Gebäude. Die Höhe des entstandenen Schadens ist noch unklar.

Ermittler suchen weiter Zeugen

Bei einem Anschlag auf das Gebäude des früheren Polizeireviers vor einigen Jahren war der Schaden ungleich höher. Nach der Silvesternacht 2017/2018 hatten sich Autonome dazu bekannt, in der Einrichtung Fenster zerstört und ein Feuer gelegt zu haben. Für die Verfasser des aktuellen Bekennerschreibens ist der Behördensitz offenbar ein nachvollziehbares Anschlagsziel. „Wer sich Polizei und Staatsanwaltschaft groß an die Vordertür schreibt, wird eben angegriffen!“, heißt es in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Text. „Lasst die Schweine nicht zur Ruhe kommen!“

Die Ermittlungen in dem Fall liegen beim Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum des sächsischen Landeskriminalamtes. Weiterhin werden Zeugen gesucht, die in den späten Abendstunden des 16. Juni oder in der Zeit nach Mitternacht am 17. Juni im Bereich der Witzgallstraße 22 und der näheren Umgebung vor oder nach der Tat etwas Verdächtiges beobachtet haben. Hinweise nimmt die Kripo unter xxx entgegen.

Von Frank Döring
https://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/Brandanschlag-auf-Leipziger-Haus-des-Jugendrechts-Bekennerschreiben-aufgetaucht

passiert am 18.06.2021