Stach Mann in den Hals – Neonazi blieb vor Gericht stumm

Maurice P.  (29), ein polizeibekannter Neonazi aus Berlin-Britz, soll einem Menschen ein Cuttermesser in den Hals gerammt haben. Am Dienstag begann vor dem Amtsgericht der Prozess. Aber nur wegen gefährlicher Körperverletzung.

Für den Anwalt des Opfers Steve W. (35) absolut unverständlich. Sebastian Scharmer (Nebenkläger im NSU-Prozess): „Wer 3 bis 5 Zentimeter neben die Halsschlagader sticht, der nimmt den Tod des anderen billigend in Kauf.“

So sah es zunächst auch die Staatsanwaltschaft, als sie vor dem Landgericht Anklage wegen versuchten Mordes erhob. Doch die Richter sahen damals einen strafbefreienden Rücktritt vom versuchten Tötungsdelikt. Weil: Der Angeklagte den Angriff abgebrochen und einen unbeteiligten Zeugen beauftragt hatte, die Polizei zu rufen. So jedenfalls die offizielle Begründung.

Aber nach B.Z.-Informationen soll Maurice  P. wegen eines miesen Justiz-Deals um die Mordanklage herumgekommen sein. Nachdem er Informationen über seinen Mitinsassen aus der U-Haft an den Verfassungsschutz weitergegeben haben soll!

Demnach hatte der als rechtsextremer Gefährder eingestufte Neonazi seinen Gesinnungsgenossen Tilo P. (39, Ex-AfD-Mitglied) verpfiffen. Dieser soll ihm erzählt haben, beim Brandanschlag auf das Auto des Linken-Politikers Ferat Kocak (42) Schmiere gestanden zu haben.

Im jetzt begonnenen Prozess schwieg der Angeklagte hingegen. „Aufgebracht und aus Hass gegen Menschen mit dunkler Hautfarbe“, heißt es in der Anklage, soll er seinem Opfer, dem Jamaikaner Steve W., im September 2021 in Rudow mit einem Cuttermesser eine sechs Zentimeter lange klaffende Wunde am Hals zugefügt haben.

Ein Zeuge: „Der Mann schrie, er sei aufgeschlitzt worden.“ Maurice P. (stark betrunken und unter Kokaineinfluss) rühmte sich laut Anklage rechtsradikal zu sein. Er verehre Adolf Hitler, Schwarze seien Nigger …

„Das Opfer“, so Anwalt Scharmer, „ist noch heute traumatisiert.“ Dennoch drohen dem Neonazi maximal vier Jahre Haft. Fortsetzung: 13. Oktober.

wa_4_prozess_neonazinv6ds5.jpg

passiert am 04.10.2022