Bewaffneter Kampf in Italien 1976-78. Eine Chronologie

panopticon.noblogs.org – Soligruppe für Gefangene

Bewaffneter Kampf in Italien 1976-78. Eine Chronologie

Bratach Dubh, Elephant Editions

Anarchist Pamphlet 4

Bewaffneter Kampf in Italien 1976-78

Eine Chronologie

Inhalt:

– EINLEITUNG ZUR ÜBERSETZUNG INS DEUTSCHE (Soligruppe für Gefangene)
– EINLEITUNG ZUR ZWEITEN EDITION
– EINLEITUNG
– VORWORT
– UNSERE ROLLE IM GEGENWÄRTIGEN KONFLIKT
– DIFFUSE STADTGUERILLA
– KNASTREVOLTEN
– KNÄSTE, GERICHTE UND DIE LEGALE HIERARCHIE
– EXPROPRIATIONEN (ENTEIGNUNGEN)
– OPFER DER REPRESSION
– DRECKSARBEIT
– POLITIKER UND PARTEIZENTRALEN
– GEWERKSCHAFTEN/SYNDIKATE
– FABRIKEN UND DIE INDUSTRIELLE HIERARCHIE
– STAATSÄMTER
– HEROIN DEALER
– ANGRIFFE AUF DIE POLIZEI
– RESTRUKTURIERUNG DER REPRESSION
– ANTI-INSTITUTIONELLE BEWEGUNG, REVOLUTIONÄRE GEWALT, BEWAFFNETER KAMPF. EINIGE REFLEXIONEN.
– ZUR VERALLGEMEINERUNG DES BEWAFFNETEN KAMPFES
– ZUM PROBLEM DES BEWAFFNETEN KAMPFES
– VORWÄRTS GEFÄHRTEN!

EINLEITUNG ZUR ÜBERSETZUNG INS DEUTSCHE (Soligruppe für Gefangene)

Einige von uns hatten vor vielen Jahren, also auch lang vor Existenz unserer Gruppe, diese Broschüre gelesen und wollten seitdem diese ins Deutsche übersetzen. Diese Tat ist nun vollbracht, was uns natürlich auch mit großer Freude erfasst, auch wenn vieles weitere noch vor uns steht und zu tun ist. Diese Broschüre, die 1979 auf Englisch veröffentlicht wurde, ist weiterhin auf mehreren Ebenen interessant, wichtig und stellt Fragen auf, die seit der Kampfphase von 1969 bis Anfang der achtziger in Italien vor allem, aber genauso im restlichen Westeuropa, nicht beantwortet wurden. Wir meinen die Epoche, die historisch als der zweite Ansturm des Proletariats gegen die Klassengesellschaft benannt wird und die offiziell den Zeitraum von 1969 bis 1977 umfasst.

Diese interessanten Ebenen, die wir wichtig finden, umfassen einen historischen, einen analytischen und einen revolutionären Aspekt. Als diese Broschüre veröffentlicht wurde, waren diese nicht zu trennen und wir wollen nicht suggerieren, es wäre anders zu betrachten, aber vierzig Jahre nach der Veröffentlichung haben sich viele Dinge geändert.

Gegenwärtig daher historisch, weil er durch die chronologische Auflistung den lesenden Personen einen Hauch des Niveaus des Konfliktes von 1976-1978 gibt, man bedenke natürlich, dass diese Auflistung nicht den Anspruch erhebt komplett zu sein, noch alles umfasst zu haben, genauso sich auf die Jahre 1976-1978 konzentriert, die als die intensivsten gelten und den anderen Schriften, die sich mit dieser Zeit befasst haben, einen anderen Blickwinkel verleihen. Angefangen damit, dass die Bewegung in Italien sehr groß war und die Angriffe gegen die herrschende Klasse von vielen ausgetragen wurde.

Gegenwärtig auch analytisch, denn die Auseinandersetzung, die damals die Broschüre führte, historisch war und obwohl vierzig Jahre vergangen sind, bleibt die Auseinandersetzung eine wichtige und daher auch aktuelle. Man darf nicht vergessen, als diese Broschüre veröffentlicht wurde, war diese Kampfphase nicht vorbei und sie konnte den Ausgang, falls Widersprüche nicht gelöst werden würden, nicht voraussehen, aber dennoch erahnen.

Und zuletzt revolutionär, weil die Aufgabe aller Revolutionäre, Anarchisten und Anarchistinnen ganz voran, wie wir schon sagten, innerhalb der Geschichte verstanden werden muss und wenn der äußerliche Kontext sich verändert haben mag, hat er es aber im Kern nicht getan. Der Kampf gegen den kapitalistischen Staat und alle Formen der Herrschaft des Kapitals und der Unterdrückung, verstanden als deren Abschaffung und Zerstörung, ist nicht nur notwendig, sondern nichts geht um diesen herum, da die Herrschaft des Kapitals das Leben aller Spezies auf diesen Planeten zu vernichten bedroht.

Nicht zuletzt sehen wir diesen Text als eine Ergänzung für die kommende Veröffentlichung von der Autobiografie von Claudio Lavazzas Buch und für kommende Auseinandersetzungen, die mit Themen zu tun haben, die diesen Abschnitt der Geschichte betreffen, in Relation stehen, oder aus denen wir einen Bezug für weitere historische Debatten schöpfen werden. Gemeint sind die Fragen um Amnestie, um Repression, um Exil, um Knast, der Umgang mit Niederlagen usw.

Ganz zum Schluss ein Übersetzungshinweis, wir haben die Begriffe auf Italienisch Nucleo/Nuclei nicht als Zelle, im Sinne einer Zelle einer bewaffneten Gruppe oder dergleichen, übersetzt, sondern als ein Kern übersetzt. Im Text, sowohl auf der englischen wie auf der italienischen Version, wird unter beiden Begriffen unterschieden. Uns ist der Begriff und die politische Tragweite der Nucleo/Nuclei bewusst, gehen darauf aber jetzt nicht ein und haben diese sinngemäß übersetzt.

Soligruppe für Gefangene, Berlin, Mai 2022

EINLEITUNG ZUR ZWEITEN EDITION

Die Jahre, auf die sich dieses Pamphlet bezieht, markieren eine wichtige Periode für die gesamte Bewegung gegen das Kapital. Es war die Zeit, in der die antagonistische Bewegung in Italien endlich alle Tabus bezüglich der Zerstörung, der Gewalt und des Einsatzes von Waffen gegen den Klassenfeind ablegte. Es wurde normal, auf die Demütigung und Tyrannei des Kapitalismus mit den Waffen zu antworten, die dafür als am effektivsten angesehen wurden, und auf die Gewalttaten der Bosse, der Polizei und der Faschisten gab es eine unmittelbare Antwort sowohl auf der Straße als auch in konkreten Vergeltungsaktionen gegen sie.

In dieser Zeit entstand eine große Anzahl von Gruppen und Kampforganisationen, die von der Notwendigkeit überzeugt waren, den bewaffneten Kampf gegen das Kapital auszuweiten und zu verschärfen. Viele von ihnen kamen im Einklang mit ihren leninistischen Überzeugungen zu dem Schluss, dass die endgültige Krise des Kapitalismus gekommen war, dass der Sieg nahe war und dass es an der Zeit war, den Staat zu seinen eigenen Bedingungen zu bekämpfen, in geschlossenen militaristischen Organisationen (der bewaffneten Flügel des Proletariats), die darauf abzielten, zuerst den Kampf und dann den Staat zu übernehmen und zu leiten. Ihr Ziel war es, Gefährten in ihre Organisationen zu rekrutieren – die einzigen, die ihrer Meinung nach berechtigt waren, diese historische Aufgabe zu erfüllen – und das Niveau des Kampfes bis zum endgültigen Moment des Sieges zu steigern. Als sich ihre Analyse als falsch erwies (dass das Ende des Kapitalismus nicht unmittelbar bevorstand, sondern er eine schwierige Phase der Restrukturierung durchlief), begannen sie mit dem Feind zu verhandeln, um ihre Gefangenen freizubekommen, selbst um den Preis, sich vom Kampf und von der Revolution selbst zu disassoziieren1.

Aber es gab noch eine andere Dimension im Kampf Ende der 70er Jahre, eine, die aus autonomen Aktionen bestand, die von Affinitätsgruppen durchgeführt wurden, die für die Dauer der Aktion selbst gebildet wurden. Als wir diese Gegeninformation zum ersten Mal veröffentlichten, taten wir das, um die ganze Dimension des bewaffneten Kampfes bekannt zu machen und zu erweitern, und aus diesem Grund beschränkten wir unsere Kritik auf die Formen, die dieser Kampf annahm. Indem wir sie erneut abdrucken, tun wir das mit einem anderen Ziel: um zur qualitativen Entwicklung des Kampfes beizutragen. Jetzt, da die Notwendigkeit eines bewaffneten Angriffs gegen das Kapital und den Staat unter den Gefährten weithin akzeptiert ist, ist es an der Zeit, daran zu arbeiten, den qualitativen Aspekt zu erweitern, der sich heute ausbreitet, indem wir Methoden wie Sabotage gegen die Strukturen des Kapitals anwenden. Diese Sabotage, die in der Regel von kleinen Gruppen von Gefährten durchgeführt wird, die sich auf der Basis von Affinität zusammengefunden haben, basiert auf einfachen Mitteln, die jedem zur Verfügung stehen, und sie enthält ein starkes Element von Kreativität und Freude an dem Wissen, dass es einfach und effektiv ist, das anzugreifen, was uns direkt unterdrückt, und dass es dafür keine endlosen Dokumente ideologischer Rechtfertigung braucht. Das bedeutet nicht, dass Waffen im traditionellen Sinne des Wortes nicht mehr relevant sind oder als etwas betrachtet werden sollten, das irgendwann in ferner Zukunft eingesetzt wird. Es ist wichtig, über all diese Probleme nachzudenken, um eine effektive und intelligente revolutionäre Perspektive zu entwickeln und zu stärken.

EINLEITUNG

Der Schlüssel zur Zukunft ist Rebellion. In dem Maße, in dem die multinationalen Konzerne ihre Macht über die ganze Welt ausbreiten und ihre Gastgeber entsprechend den Anforderungen des (Gesamt-)Profits wechseln, erweisen sich die Gewerkschaften/Syndikate als Kampforganisationen als obsolet und tatsächlich als direkte Teilnehmer am Restrukturierungsplan des Kapitalismus. Der fortschrittliche demokratische Staat ist bereit, in jedem Bereich Untersuchungen zu unterstützen: Gefängnisreform, ökologische Probleme, Debatten über Abtreibung usw., um mit dem Dissens umzugehen und ihn zu einer handhabbaren Dynamik innerhalb des globalen Projekts der sozialen Kontrolle zu machen, und einige der modernen europäischen Staaten haben sich in dieser Voraussicht als schlauer erwiesen als andere.

Wir würden sagen, dass Italien, obwohl es auf ökonomischer Ebene Großbritannien ähnelt, ist sein Platz der des schwächsten der fortgeschrittenen Industrieländer, verfügt über weniger ausgefeilte Mittel, um die wachsenden Schichten derjenigen zu kontrollieren, die an den Rand des Produktionsprozesses gedrängt werden. Mit anderen Worten, es ist nicht so, dass Italien ein Land ist, das sich in einer akuteren ökonomischen Krise befindet als Großbritannien, und auch nicht so, dass, weil wir hier in Großbritannien nicht täglich in unseren Zeitungen Berichte über das Verbrennen von Autos von Fabrikmanagern oder das Verprügeln von Journalisten, die zu Krüppeln gemacht wurden, lesen, dass eine Situation der Revolte auf Massenebene auch nicht existiert.

Es ist nicht die politisierte Minderheit, die die Revolte erzeugt, sondern die Existenz der Ausbeutung. Was wir sagen können, ist, dass es in Großbritannien keine eindeutig politisierte Minderheit gibt, die aus der Masse heraus versucht, ihr eine breitere Perspektive zu geben, nämlich die der verallgemeinerten Rebellion. In dieser Situation spielen unserer Meinung nach viele Faktoren eine Rolle, nicht zuletzt der bereits erwähnte: die Fähigkeit des Staates, marginalisierte Gruppen zu rekuperieren und ihnen eine „sozial erfüllende“ Aufgabe zu geben, wie z.B. die Beteiligung an Erlebnisspielplätzen, am kommunalen Wohnungsbau, an organisierten Hausbesetzungsprojekten usw., was ihnen eine gewisse Autonomie der Bewegung erlaubt und sehr wenig überschüssige Energie für solche Aktivitäten wie die Revolution übrig lässt.

Aber wir können dem Staat nicht für alles die Schuld geben. Wir haben das Gefühl, dass es innerhalb der Bewegung in Großbritannien eine gewisse aristokratische Tendenz gibt, die die Bedeutung von illegalen Aktionen an der Basis leugnet und immer noch darauf beharrt, Rebellion im Sinne der Arbeiterbewegung zu sehen. Insofern empfinden wir die folgenden Informationen, so unvollständig sie auch sein mögen, als einen Beitrag zur Bildung einer realistischeren Vision davon, wo der Kampf heute liegt.

Die folgende Chronologie ist ein wichtiges Element der Gegeninformation über die Situation des Kampfes in Italien. Wir erheben nicht den Anspruch, dass dies ein vollständig repräsentatives Bild ist. Viele Akte der Rebellion gelangen nie in die Presse, entweder weil sie verschwiegen werden oder weil sie für sich genommen zu unbedeutend sind, wie z.B. im Fall von Absentismus2, individueller Sabotage und Selbstaneignung von Waren. Und gerade in diesen Bereichen finden die Gruppen, die in der Minderheit sind, immer mehr die Botschaft, dass eine Intensivierung des Kampfes notwendig ist. Wir hoffen jedoch, dass sich aus dieser umfangreichen Chronologie etwas herauskristallisiert: dass der bewaffnete Kampf in Italien heute nicht in den Händen einiger weniger professioneller Militanter liegt, sondern dass er für Hunderttausende von Menschen eine Art des Seins, eine Art des alltäglichen Lebens ist, und dass dieser Bereich sein Angriffsfeld immer weiter ausdehnt.

Die jungen Leute, die an die Ränder des italienischen Kapitalismus gedrängt wurden, schaffen mit ihren Aktionen ihre eigene Theorie. Sie haben nicht nur erkannt, dass es innerhalb der gegenwärtigen Struktur nichts für sie gibt, sondern auch, dass sie nichts von ihr wollen. Sie wollen sie in jeder Form, in der sie sich präsentiert, zerstören, und das betrifft nicht nur die Institutionen, sondern auch die Menschen, die sie als solche funktionieren lassen. Ähnliche Haltungen tauchen auch unter den angestellten Arbeitern im Kontext der Fabrik wieder auf, nach einer Periode relativer Stagnation seit den Kämpfen von 1973. Dies hat zu einer Situation der ideologischen Krise innerhalb der organisierten Linken geführt. Einerseits hat die massenhafte Verweigerung des Systems die retrograde3 Linke nicht aus ihrer radikalen Kritik herausgelassen; andererseits sehen sich dieselben Gruppen mit einer lebendigen Situation der Rebellion konfrontiert und lassen ihre abstrakten Theorien über ökonomische Kreisläufe im Regen stehen. Sie stehen vor der berechtigten Frage: Was werden wir tun? Leider ist die Antwort in vielen Fällen eine, die in der Vergangenheit von Gruppen mit stalinistischem Charakter gefunden wurde: die polizeiliche Betreuung der spontanen Bewegung.

Aber es ist nicht möglich, eine einfache Demarkationslinie zu ziehen zwischen „autoritären“ Gruppen, die sich so und so entwickeln, und „libertären“ Gruppen, die automatisch die Wahrheit des Augenblicks im Kampf der Massen finden. Jede Gruppe oder Tendenz, die sich als „Träger der Wahrheit“ betrachtet und versucht, der Situation ihre Ideologie aufzuzwingen, stellt sich automatisch auf die Seite der Konterrevolution, egal wie süß der Klang ihres Labels in unseren Ohren ist. Das soll nicht heißen, dass solche Gefährten in böser Absicht handeln. Es gibt einen fast schon traditionellen Mangel an Klarheit über bestimmte Probleme innerhalb der anarchistischen Bewegung, der viele dazu verleitet, sich auf die (ideologische) Verteidigung von Tendenzen zu stürzen, die sie nur aus der historischen Lobrede kennen und in der Realität, in der sie leben, nie in die Praxis umgesetzt haben.

Wenn die Realität des Augenblicks die der Rebellion auf Massenebene ist, wird diese Ignoranz und das Festhalten an alten Modellen besonders gefährlich, da es zu dem Versuch führen kann, die reale Bewegung zu bremsen, und zu einer Verurteilung von Gefährten, die auf dem praktischen Feld der Klarstellung arbeiten.

Klarheit über das Problem der bewaffneten Intervention im Klassenkampf ist daher von größter Bedeutung. Erstens, was genau verstehen wir unter dem Begriff „bewaffneter Kampf“? Zweitens, wann ist diese Form der Intervention gerechtfertigt? Drittens, welche organisatorische Form sollte diese Intervention annehmen?

All dies sind Fragen, denen sich die anarchistische Bewegung in Italien in den letzten Jahren stellen musste, einige Gruppen bereitwilliger als andere. Die theoretischen Artikel, die die folgende Chronologie begleiten, sind daher auch eine Frucht der gegenwärtigen historischen Situation und stellen einen Versuch dar, in eine Richtung zu gehen, von der wir das Gefühl haben, dass sie eine Richtung ist, in der Anarchisten heute im Kampf präsent sein können.

Es ist klar, dass das, was wir in der folgenden Auswahl von Daten darstellen konnten, begrenzt und manchmal auch ungeordnet ist. Aber eines der Hauptelemente der Rebellion ist Unordnung. Lasst uns also beginnen, wachsam gegenüber der Ordnung in unseren Reihen zu sein und auf die Unordnung um uns herum zu schauen.

Jean Weir
1979

VORWORT

1960 geht in Italien die günstige/vorteilhafte ökonomische Periode zu Ende, und es kommt zu Zusammenstößen auf den Straßen. Die Regierung, der der Christdemokrat Tambroni präsidiert, versucht, diese Zusammenstöße zu unterdrücken, wird aber besiegt. Viele Demonstranten werden von der Polizei in Genua, Rom, Modena, Reggio Emilia und Catania getötet.

1963 kommen die Sozialisten an die Regierung. Die Repression wird wieder aufgenommen. Die Gewerkschaften/Syndikate beginnen, mit den Bossen zu verhandeln. Sie hören allmählich auf, die Arbeiter zu vertreten. Im „Heißen Herbst“ 1969 beginnen sich die Arbeiter in den Fabriken autonom zu organisieren, in Form von wilden Streiks, Fabrikbesetzungen usw., und diese Situation hat, mit wechselnden Phasen von Höhen und Tiefen, bis zum heutigen Tag angehalten.

Eine Reihe von marxistisch-leninistischen Organisationen entstehen, zum Beispiel Servire il Popolo (A.d.Ü., dem Volke dienen). Die anarchistische Bewegung versucht, sich durch die FAI (Italienische Anarchistische Föderation) zu re-organisieren.

1968 kommt es zu einer allgemeinen Wiederbelebung der politischen Organisationen nach den Maikämpfen in Frankreich. In Italien sind es die Anarchisten, die die größte Entwicklung zeigen, aber die Bewegung ist voller Widersprüche und desillusioniert die meisten, die sich ihren Organisationen nähern.

1969 wird Lotta Continua geboren, und gleich darauf Potere Operaio. Es ist das Jahr der Massaker auf der Piazza Fontana. Die Bewegung findet ihre Einheit in der Verteidigung der anarchistischen Gefährten, die verleumdet und verhaftet wurden.

1970 gibt es einen Aufstand/Insurrektion der Bevölkerung von Reggio Calabria, aber den Faschisten gelingt es, aufgrund der Ineffizienz der politischen Organisationen der Gefährten, den Kampf zu übernehmen.

1969 beginnen die Revolten in den Gefängnissen, die bis 1972 andauern. Sie tauchen 1973 wieder auf und bringen Leben in die Bewegung der inhaftierten Militanten.

Die ersten Organisationen, die zu einem Bezugspunkt für den klandestinen Kampf werden, entstehen. Um 1970 werden in Genua die Gruppi di Azione Proletaria (GAP) gegründet. Potere Operaio unterstützt sie, aber Lotta Continua verurteilt sie. Hier beginnt die Degeneration der letzteren, die in einem verkommenen Linkstum4 endet, um kurz darauf als Bewegung völlig zu verschwinden und nur eine winzige Gruppe um ihre Tageszeitung zu hinterlassen.

Im gleichen Zeitraum entwickelte sich das Collettivo Metropolitano neben den ursprünglichen Brigate Rosse (Rote Brigaden, mit einer stalinistischen Matrix, gefärbt mit verschiedenen Schattierungen des Leninismus): NAP (Nuclei Armati Proletari) oder Bewaffnete Proletarische Zellen; Prima Linea oder Frontlinie; Azione Rivoluzionaria oder Revolutionäre Aktion; Nuclei Combattenti Comunisti oder Kommunistische Kampfzellen5, usw. Diese Gruppen haben ihrerseits die interne Struktur der Roten Brigaden beeinflusst, die, soweit man ihr letztes strategisches Dokument verstehen kann, nun die des leninistischen demokratischen Zentralismus zu sein scheint, d.h. Gruppen, die getrennt arbeiten, aber im strategischen Sinne in Kontakt stehen. Jede Gruppe arbeitet ihre eigenen Analysen und Aktionspläne aus, legt sie dann dem strategischen Kommando vor, das sie studiert und mit entsprechenden Beobachtungen zurückschickt. Einzelne Gruppen können von dem strategischen Kommando abweichen und Analysen und Aktionen entwickeln, die möglicherweise nicht dessen Zustimmung finden. Es ist denkbar, dass die Intensivierung der Repression die Roten Brigaden zwingen wird, diese Struktur zu überdenken und sich für das geschlossene Modell des stalinistischen Typs (das von der alten Garde unterstützt wird) oder das offenere Modell, das auf territorialen Auswertungen beruht, zu entscheiden.

Es ist das letztere Modell, das jetzt von anderen Gruppen angewandt wird, mit unterschiedlichem Grad an Überzeugung und Erfolg. Dieser Bruch mit dem starren Modell der Roten Brigaden zeigt sich in den Aktionen der NAP (und in ihren Dokumenten zu Theorie und Organisation) und in neueren Analysen der Kampforganisation Prima Linea. Hier ist der Leninismus mehr verwässert und die Autonomie der einzelnen Gruppen (und damit die Sicherheit auf militärischer Ebene) scheint größer zu sein.

Die Kampforganisation Azione Rivoluzionaria hat versucht, Theorie und Organisation in eine libertäre Richtung zu entwickeln, und hat oft explizit Bezug auf den Anarchismus genommen.

Neben dieser Organisation, die auf italienischem Territorium mehr oder weniger effizient und koordiniert arbeitet, gibt es eine Unzahl von kleinen Gruppen und individuellen Militanten, die, ohne sich auf eine spezifische Organisation zu beziehen und oft unter erfundenen Namen, ein Phänomen konstanter Guerillaaktivitäten entwickelt haben, das einen sehr interessanten Bezugspunkt für die Entwicklung der bewaffneten Konfrontation in Italien ausmacht.

Die folgende Chronologie wurde aus der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Anarchismo übersetzt und deckt den Zeitraum von März 1976 bis November 1978 ab.

UNSERE ROLLE IM GEGENWÄRTIGEN KONFLIKT

Wir sehen die gegenwärtige historische Situation als eine, die durch einen Zustand zunehmender Illegalität charakterisiert ist, in dem sich breite Schichten der Gesellschaft wiederfinden. Millionen von arbeitslosen Jugendlichen und Menschen am Rande der Gesellschaft müssen mit allen greifbaren Mitteln überleben: Tausende von Frauen sind gezwungen, in den Seitenstraßen abzutreiben; Arbeiter praktizieren individuelle Formen der Sabotage, des Absentismus und des Produktionsboykotts; es gibt diejenigen, die in den Konzentrationslagern des Systems (Sondergefängnisse, psychiatrische Kliniken etc. ) rebellieren; proletarische Hausbesetzer zahlen seit Jahren keine Miete; ethnische Gemeinschaften bekräftigen/bestätigen ihre Identität; „Hooligans“ überfüllen Ghettos der Großstädte; und viele andere.

Allein die Tatsache, dass all diese Ausgebeuteten sich als lebendige Widersprüche inmitten des totalitären Transformationsprozesses des Kapitalismus durchsetzen, stellt für den Staat eine unzulässige Form der Illegalität dar. Die Antwort des Staates besteht darin, dies auf jede erdenkliche Weise zu beseitigen, wobei er ein ganzes Arsenal an brutalen Repressionsinstrumenten einsetzt, im Versuch dies zu erreichen.

Wir sehen unsere Aufgabe darin, zu versuchen, diese massenhafte Illegalität in eine Situation allgemeiner Rebellion zu verwandeln, die der Staat nicht mehr in die Dialektik der Forderung nach besseren Bedingungen/Reform/Kontrolle aufnehmen kann. Es gibt nur einen Weg, dies zu tun: mit Aktionen zu demonstrieren, dass jeder von uns einen Feind hat, der in genauen Strukturen und Personen identifizierbar ist, und dass dieser Feind nicht unverwundbar ist. Wir müssen durch Aktionen zeigen, dass die individuelle Revolte sich in einen kollektiven Aufstand/Insurrektion verwandeln kann und muss, der als einziger in der Lage ist, uns wirklich von der Unterdrückung zu befreien. Es scheint uns jetzt klar zu sein, dass dies bedeutet, über die begrenzende Logik der Verteidigung gegen staatliche Gewalt hinauszugehen. Es ist instinktiv für jeden, der einem Ausbeutungssystem unterworfen ist, das versucht, ihn seinem Willen zu beugen, sich zu verteidigen, und in der Tat versucht dies jeder auf die eine oder andere Weise. Es gibt diejenigen, die sich zu wissenden Kollaborateuren der Macht machen, oder die diese Verteidigung an andere, „fähigere“, delegieren.

Wir, die wir uns als bewusste Revolutionäre verstehen, können uns nicht darauf beschränken. Wir müssen und werden den Staat angreifen. Und darüber hinaus greifen wir ihn nicht an, um ihn seinerseits in Besitz zu nehmen, sondern um ihn in all seinen Formen und Realisierungen zu zerstören.

Das schöpferische Wesen des Anarchismus ist in diesem Werk der Zerstörung gegenwärtig: Indem wir die hierarchischen Mechanismen der Gesellschaft direkt angreifen und beseitigen, schaffen wir gleichzeitig die Voraussetzung für die libertäre Verwaltung der Gesellschaft. Wir schlagen kein vorgefertigtes Gesellschaftsmodell vor, von dessen Gerechtigkeit wir andere überzeugen wollen, sondern wir wollen jeden Menschen in die Lage versetzen, seine eigenen Handlungen direkt zu verwalten, frei von den Auferlegungen der Macht und ihrer Diener.

Wir behaupten, dass einige Instrumente des Kampfes nicht nur und nicht so sehr von bestimmten Sektoren der revolutionären Bewegung, sondern von der gesamten proletarischen Bewegung erworben wurden, die in keiner Weise auf eine oder mehrere Organisationen oder eine Reihe von Initialen reduziert werden kann. Wir denken, dass die Instrumente, die uns zur Verfügung stehen, an diese Situation des Kampfes gerichtet werden sollten.

…An diesem Punkt sollte darauf geachtet werden, dass das Instrument nicht mit dem zu erreichenden Ziel vertauscht werden soll. Wir dürfen nicht zulassen, dass die bewaffnete und illegale Praxis im Kampf zum Selbstzweck wird und als solcher gilt, also unveränderlich, unfehlbar, selbstgenügsam und allmächtig ist. …Die Praxis des gewaltsamen Angriffs gegen den Staat, die wir entwickeln wollen, ist nicht nur und nicht so sehr mit dem Schießen in die Beine notorischer Christdemokraten identifizierbar, sondern muss jeden Aspekt unseres Kampfes, jeden Bereich der Intervention durchdringen. Damit unser Angriff wirksam ist, müssen wir in der Lage sein, die Strukturen und Repräsentanten der Macht in jeder Stadt, in jeder Fabrik, in jeder Schule, in jedem Viertel, in jeder Kaserne, in jeder Institution, bis hin zu den Beziehungen, die unter uns bestehen, zu identifizieren und sie mit der ganzen Palette von Instrumenten und Waffen zu treffen, die unsere Phantasie vorschlägt.

Das sollte uns davor bewahren, in eine leninistische Mystifikation zu verfallen, wo sie, indem sie den Angriff auf ein mythisches „Herz des Staates“ richten, in Wirklichkeit die Eroberung dieses Herzens vorbereiten, um es zu übernehmen, wobei sie alle alten Kapillaren intakt und über das ganze Land verstreut lassen. Unsere Aufgabe ist es auch, die absurde (für den Staat so bequeme) Gleichung „bewaffneter Kampf ist gleich Klandestinität“ abzulehnen, die uns dazu verleiten würde, die Rolle von „Profis“ des bewaffneten Kampfes zu akzeptieren und unsere Aktivität und unser Leben auf den rein militärischen Aspekt des Kampfes zu reduzieren.

Als Anarchisten sollten unsere Bemühungen im Gegenteil darin bestehen, zu zeigen, dass es möglich ist, über diese Rolleneinteilung hinauszugehen, gegen die Bildung einer Expertenelite und die falsche (nicht zufällig vom Staat gewünschte und geförderte) Alternative zwischen kreativen Menschen und Pistoleros6.

DIFFUSE STADTGUERILLA

1976

Februar

23. Mailand: Im Dom wird eine „Messe zur Verteidigung des Lebens“ gefeiert, an der Vertreter aller Schichten teilnehmen, die gegen die Abtreibung und die Ausbreitung des Kommunismus sind, von den Nazi-Faschisten bis zur schweigenden Mehrheit. Die Polizei greift eine Gruppe von Gefährten an, die versuchen, die Kathedrale zu erreichen. Während der Auseinandersetzungen werden acht Luxusautos und das Büro einer iranischen Fluggesellschaft in Brand gesetzt.

März

12. Neapel: Der Prozess gegen die NAP-Mitglieder, die am 3. März im Gefängnis rebellierten, soll stattfinden. Hunderte von Proletariern gehen hin, um ihre Solidarität mit den Rebellen zu zeigen. Es kommt zu gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei. Es kommt zu drei Verhaftungen.

13. Rom: Während die Gefährten von Lotta Continua und Avanguardia Operaia vor einer Schule Flugblätter über die Verwundung eines Gefährten von Lotta Continua durch ein MSI-Mitglied7 verteilen, werden sie von Polizisten in Zivil beschossen. Ein Gefährte wird verwundet, neun werden verhaftet.

13. Rozzano: In der Maschinenfabrik Knipping, die für ihre arbeiterfeindlichen Repressalien und die Durchsetzung einer 60/70-Stunden-Woche bekannt ist, brechen etwa 60 Arbeiter durch die Tore ein, zerstören Rechenmaschinen, Schreibmaschinen, Fensterscheiben und Maschinen. Die Polizei rückt mit einem Großaufgebot an, und 13 Arbeiter werden festgenommen.

14. Rom: Etwa 20 Gefährten gehen auf die Straße, um gegen das Regime in Spanien zu protestieren, das kürzlich sieben Proletarier auf der Straße erschossen hat8. Sie werfen Molotows gegen die spanische Botschaft. Drei Polizisten schießen wahllos in die weglaufende Gruppe junger Leute, wobei einer von ihnen, Luigi De Angelis, getötet wird.

17. Turin: Nach Sabotageakten im FIAT-Werk in Turin wird die Produktion in ganz Italien blockiert. In Pomigliano blockieren die Arbeiter von Alfa Romeo und Aeritalia die Autobahn. In Pozzuoli legen die Arbeiter von Sofer, Olivetti und Icon die Gegend lahm. Ähnliche Aktionen finden in Mailand statt, wo Fabriken menschenleer sind, Straßen blockiert und Rathäuser belagert werden. Auch in Pordenone, Genua, Bologna, Macerata, Bergamo und Ivrea kommt es zu Aktionen. Die Gewerkschaften/Syndikate kündigen die Vorbereitung eines kontrollierten Streiks an, um zu versuchen, die spontane Rebellion zu rekuperieren. Alles hängt nun von der kritischen Fähigkeit der Arbeiter ab. Diejenigen, die die Gewerkschafts- Syndiaktsanführer beleidigt haben, indem sie ihre Vereinbarungen mit den Unternehmern verspotteten, und die sich weigern, sich „zum Wohle der Nation“ zu opfern, müssen entdecken, dass sie im Rahmen der bestehenden Gesellschaft nicht viel erreichen können, aber dass sie sich alles nehmen können, indem sie die Grundlagen selbst umgestalten. Die Bosse können nicht mehr zahlen, aber sie können verschwinden.

18. Padua: Die Polizei geht brutal gegen Studenten in der Mensa der Universität vor, wo sie ein Sit-in veranstalteten. Sie brechen ohne Vorwarnung ein und schießen Tränengas. Später am Tag schießt die Polizei in eine Menschenmenge außerhalb des Universitätsgebäudes und verwundet fünf Menschen.

25. Generalstreik. Turin, Pavia, Varese, Novara, Genua, Padua, Florenz, Neapel und Potenza – Zusammenstöße vor den Rathäusern. Straßen- und Schienenblockaden in Trient, Massa, Bari und Treviso.

26. Mailand: Radikale Kritik wird in die Praxis umgesetzt. Ein von Sozialisten veranstaltetes Popkonzert im Paladino zeigt, dass die Warnungen, solche Veranstaltungen würden nicht geduldet, ernst gemeint waren. Hunderte von Gefährten, die sich bewusst sind, dass der Kapitalismus nicht nur in den Fabriken, Regierungen und Polizeistationen ist, sondern in allen Situationen unseres täglichen Lebens, unserer gesamten sozialen Existenz, verwüsten den Saal und brechen das Konzert ab.

30. Neapel: Arbeitslose Arbeiter, müde von Demonstrationen und gebrochenen Versprechen, beschließen, sich Gehör zu verschaffen. Sie greifen das Arbeitsamt und den Hauptbahnhof an, wo sie Waggons der ersten Klasse beschädigen. Sie errichten Barrikaden im Stadtzentrum, übernehmen Busse und Autos und widerstehen über vier Stunden lang den Angriffen der Polizei. Ämter und Geschäfte werden verwüstet. Es kommt zu 29 Verhaftungen.

Mai

1. Rom: Ein von Autonomia Operaia organisierter Marsch wird von der Polizei angegriffen. Die Gefährten verteidigen sich mit Steinen und Molotowcocktails. Viele werden verwundet. 24 Verhaftungen.

27. Treviso: Bei einer MSI-Versammlung kommt es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Gegendemonstranten und der Polizei. Sechs Gefährten werden verhaftet.

31. Florenz: Elf Gefährten werden bei Zusammenstößen mit der Polizei bei einem Treffen des MSI-Führers Almirante verhaftet.

Juni

28. Rom: Es kommt zu gewaltsamen Zusammenstößen, als eine riesige Menschenmenge aus dem vom Proletariato Giovanile (proletarische Jugend) organisierte Festival im Parco Lambro ausbricht. Tausende von „Autonomen“ weigern sich, von den Gruppen der Politicos9 kontrolliert zu werden, die den Teilnehmern des Festivals ihre Vorherrschaft aufzwingen wollten, und es kommt zu gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei. Diejenigen, die an die Idee der Revolution als allgemeiner Diskussionspunkt, der braven Revolution, gewöhnt sind, können nicht verstehen, dass die proletarische Revolution ungeordnet, wild, schändlich ist.

Juli

15. Mailand: Die Richter dulden die Entlassung von vier Arbeitern wegen ihrer politischen Ideen bei ihrem Berufungsprozess. Die Carabinieri antworten auf die öffentliche Wutbekundung mit Angriffen auf sie, wobei viele verwundet werden.

29. Ravenna: Ein von der Federazione Giovanile Comunista Italiana organisiertes Fest wird aufgelöst. Viele Gefährten, irritiert über die hohen Preise, das verkommene Spektakel, den Stacheldraht und die Durchsuchungen durch KP-Aktivisten, beginnen in der Nähe zu protestieren. Die Polizei schießt auf sie, ein Gefährte wird getötet. Gruppen von Gefährten errichten Barrikaden, reißen Straßenschilder um, plündern Geschäfte und greifen das Rathaus und das Polizeipräsidium an.

September

13. Neapel: Eine Gruppe von arbeitslosen Arbeitern wird von der Polizei angegriffen, 30 Menschen werden verwundet und zahlreiche Verhaftungen werden durchgeführt.

Oktober

8. Arese: Wilder Streik im Alfa-Romeo-Werk gegen die von der Regierung vorgeschlagenen Steuererhöhungen und die Verteuerung des Benzins. FIAT-OM-Arbeiter blockieren den Verkehr auf der Hauptstraße. Weitere spontane Aktionen finden in allen größeren Städten statt. Die Gewerkschafts- Syndikatsbürokraten sind gezwungen, einen Generalstreik auszurufen.

November

30. Turin: 23 Gefährten werden nach einem Angriff auf die Räumlichkeiten der rechtsgerichteten katholischen Organisation Comunione e Liberazione verhaftet.

Dezember

7. Mailand: Die Stadt befindet sich seit den frühen Morgenstunden im Belagerungszustand, mit Tausenden von Polizisten und Carabinieri, da die Gefährten planen, die Premiere der Scala zu sabotieren. Im gesamten Stadtzentrum kommt es zu stundenlangen Zusammenstößen. Geschäfte werden verwüstet, Busse und Autos in Brand gesetzt und Barrikaden errichtet. 33 Verhaftungen. Zwei Gefährten werden schwer verwundet.

20. Cagliari: Über tausend Menschen demonstrieren aus Protest gegen die Tötung des 17-jährigen Wilson Spiga. Der Junge war über eine rote Ampel gefahren und wurde von einem Polizisten in Zivil erschossen.

1977

Januar

14. Rom: Die Buchhandlung Maraldi wird während einer Demonstration aus Protest gegen die faschistische Versammlung in der Stadt in Brand gesetzt. Außerdem werden Molotows gegen ein christdemokratisches Lokal geworfen.

30. Neapel: Die Polizei provoziert Gefährten, die ein Konzert verlassen. 37 Personen werden angegriffen, verprügelt und verhaftet, ohne einen anderen Grund als den, dass sie linke Militante sind.

Februar

2. Rom: Ein Protestmarsch gegen die Ermordung des Gefährten Bellachioma durch einen Faschisten wird mit Maschinengewehrfeuer angegriffen. Die ersten, die schossen, waren zwei Polizisten in Zivil; andere folgen ihrem Beispiel und verletzen zwei Menschen.

2. Turin: Die faschistische Buchhandlung Fogola und ein Café, Treffpunkt für Faschisten und Heroindealer, werden in Brand gesetzt.

3. Pisa: Das Geschäft eines berüchtigten Faschisten wird verwüstet. Die Polizei greift ein und macht eine Verhaftung.

16. In ganz Italien: Universitäten werden besetzt. Die Besetzungen, die im Zusammenhang mit der Malfatti-Reform stehen, entwickeln sich zu einer allgemeinen Kritik an allen Formen der Entfremdung. Sie werden zur Ablehnung von Autoritäten, Bürokraten, Parteien und Gewerkschaften/Syndikaten.

18. Rom: Der Gewerkschafts- Syndikatsanführer (CGIL) Lama versucht, eine Versammlung in der besetzten Universität abzuhalten. Er und seine Gorillas werden von Tausenden von Studenten verjagt, die die Plattform, auf der er steht, zerstören. Die KP ruft zum Polizeieinsatz gegen Studenten auf, die die Universität verwüsten, bevor sie sie den Ordnungskräften überlassen.

März

4. Rom: Nach der Verurteilung von Fabrizio Panzieri zu neun Jahren Haft wegen der Ereignisse, die zum Tod des faschistischen Mantakas geführt haben, werden Carabinieri in den Gängen des Obersten Gerichts von der Öffentlichkeit angegriffen. Viele Gefährten werden durch Schlagstöcke und Tränengas verwundet.

5. Rom: Zwanzigtausend versammeln sich aus Protest gegen Panzieris Urteil. Nach einem Moment der Verwirrung verteidigen sie sich und sind stundenlang der Polizei voraus. Autos und Busse werden als Barrikaden benutzt. Sieben Gefährten werden verhaftet.

8. Palermo: Die Polizei greift eine Gruppe von Gefährten an, die beschlossen haben, die Eintrittspreise bei einem Konzert zu senken. Es kommt zu schweren Zusammenstößen, bei denen von der Polizei Schüsse in die Menge abgegeben werden.

11. Bologna: Tausende von Gefährten gehen auf die Straße, nachdem der Gefährten von Lotta Continua, Franco Lo Russo, an der Universität ermordet wurde. Eine christdemokratische Buchhandlung wird in Brand gesetzt, Geschäfte werden geplündert, das Rathaus wird angegriffen und der Bahnhof besetzt. Der Bürgermeister der Kommunistischen Partei ruft die Armee herbei.

12. Rom, Bologna, Turin, Padua, Lecce, Messina usw.: Bewaffnete Gefährten stoßen mit der Polizei zusammen und greifen Parteigebäude und Geschäfte an. Die Wut von Tausenden breitet sich auf den Straßen aus, angefacht durch die Ermordung von Franco Lo Russo und die Verurteilung Panzieris zu einer Gefängnisstrafe, durch die wachsende Emargination10 und die verkommenen Spiele der Macht. Waffenlager werden geplündert und Pistolen und Gewehre unter den Demonstranten in Rom und Bologna verteilt. Faschistische Treffpunkte, Autos, Busse, Geschäfte, Restaurants und Büros gehen in Flammen auf.

18. Mailand: Bewaffnete Gefährten brechen von einem Marsch aus und dringen in die Zentrale der Firma Marelli ein. Sie nehmen den Anwesenden die Brieftaschen mit den Personalausweisen usw. ab und setzen das Gebäude in Brand. Zehn Minuten später werden weitere Büros angegriffen. Um 12 Uhr nimmt ein Kommando Pistolen und Munition aus einem Waffenlager mit. Um 13 Uhr wird das Büro einer Firma, die für ihre Ausbeutung von Jugendlichen bekannt ist, mit Molotows angegriffen.

April

1. Venedig: Gewaltsame Zusammenstöße zwischen der Polizei und Demonstranten, die versuchen, mit selbst ermäßigten Eintrittskarten in das Melibran-Theater zu gelangen.

21. Rom: Schlacht an der Universität zwischen Hunderten von Gefährten und Polizeieinheiten. Die „Autonomen“ antworten mit Waffen. Ein Polizist wird getötet, ein weiterer verwundet.

Mai

14. Mailand: Bei einem Zusammenstoß zwischen „Autonomen“ und Polizei während einer Demonstration wird einem Carabinieri-Sergeant in die Stirn geschossen und er stirbt einige Tage später.

19. Mestre: Eine Gruppe von Gefährten befreit zwei Feministinnen, die von der Polizei verhaftet wurden, nachdem sie die Scheibe eines Kinos eingeschlagen hatten, um ein Plakat für eine Striptease-Show herunterzureißen.

19. Mehrere Orte: Obwohl die Regierung so weit gegangen ist, nicht nur Tausende von Polizisten, Sonderstaffeln und Carabinieri zu mobilisieren, sondern auch Parkwächter und Forstwächter bewaffnet hat, finden in vielen Städten weiterhin Demonstrationen statt. In Rom nehmen Tausende von Studenten an einer Versammlung an der Universität teil, die von der Armee umstellt wird. In Mailand explodieren zwei Bomben in einer U-Bahn-Station und verhindern den Zugverkehr. Die Verantwortung für die Aktion wird von Prima Linea übernommen, die schreiben: „die Sabotage in der U-Bahn an diesem Arbeitstag und somit Tag des Profits für die Bosse, ist mit anderen Formen der Massenillegalität verbunden“. In Padua ist die Universität voll mit Gefährten, die den Ordnungskräften den Kampf ansagen. 15 Autos werden verbrannt, ein weiteres Dutzend wird umgeworfen und als Barrikade benutzt, und Panzer werden mit Molotows angegriffen. In Genua besetzen Hunderte von Jugendlichen die Straßen und Seitenstraßen des Stadtzentrums, liefern sich eine heftige Straßenschlacht mit der Polizei und ziehen sich dann in ihre „Stützpunkte“11 zurück.

Juni

10. Turin: Während die Diskussionen mit den Gewerkschaften/Syndikaten weitergehen, werden die Arbeiter bei FIAT-Mirafiori des Wartens müde und beschädigen ein Bürogebäude, halten eine Demonstration ab und gehen in kurzen, ungeordneten Streiks auf die Straße.

30. Syrakus: 25 Arbeiter werden angeklagt, weil sie im Februar nach der Vergiftung von 18 Männern und Frauen vor den Toren der ISAB-Fabrik die Straße und den Bahnhof blockiert hatten.

Juli

5. Rom: Etwa hundert Barackenbewohner demonstrieren vor einem städtischen Gebäude, in dem gerade eine Stadtratssitzung stattfindet, gegen ihre Lebensbedingungen. Sie werden von der Polizei angegriffen und zwei Demonstranten werden verhaftet.

10. Melilli: Ein paar Dutzend Männer, Frauen und Kinder besetzen das Rathaus. Sie wollen in ein Gebiet verlegt werden, das sicher vor den giftigen Abwässern der Industriebetriebe um Syrakus ist.

15. Rom: Nach einer Denunziation durch Mitglieder der Kommunistischen Partei und der Comunione e Liberazione führen 400 Polizisten eine Razzia in einem Studentenwohnheim durch. Das ganze Haus wird in echter Gestapo-Manier durchsucht. Sieben Studenten landen im Gefängnis.

15. Rom: Proletarier blockieren den Zugang zu ihrem Viertel aus Protest gegen Polizeirazzien, bei denen die Polizei unter dem Vorwand, nach einem Maschinengewehr zu suchen, Frauen und Kinder misshandelt hatte. Diese Art von Erfahrung ist nicht neu in der Gegend. Unnötig zu erwähnen, dass kein Maschinengewehr gefunden wurde.

21. Mailand: Zweitausend von Entlassung bedrohte Arbeiter einer Papierfabrik errichten entschlossen Straßensperren auf dem Weg zum Flughafen. Sie versuchen auch, auf die Landebahnen vorzudringen, werden aber von der Polizei daran gehindert.

23. Cagliari: Der kommunistische Bürgermeister und zwei Funktionäre der Sozialistischen Partei werden von 150 Bergarbeitern und Sympathisanten im Rathaus eingeschlossen, weil sie seit 50 Monaten keine Sozialleistungen erhalten haben und weil sie seit einem Jahr vergeblich für lebenswichtige Reparaturen in der Mine kämpfen, in der sie arbeiten.

24. Ravenna: Arbeiter der Maraldi-Gruppe, die seit Monaten nicht bezahlt werden, blockieren den Hafen mit einem stählernen Schiffsrumpf. In Varese blockieren mehr als 300 Arbeiter der Siai Marchetti den Bahnhof. Zur gleichen Zeit blockieren weitere 400 Arbeiter die Sempione-Straße an zwei Stellen.

29. Neapel: 140 Hafenarbeiter, die seit zwei Monaten entlassen sind, stellen Lastwagen vor die Tore und blockieren so den Hafenbetrieb.

29. Reggio Calabria: Dort besetzen 450 Arbeiter der Firma Andreae Knitwear, die seit Monaten entlassen sind, für einige Stunden den Bahnhof.

September

7. Neapel: Demonstrierende ESSO-Arbeiter klettern auf das Dach eines Lagerhauses und drohen damit, den Tank in Brand zu setzen. In Mailand besetzen etwa hundert Familien, die in einem Hausbesetzerkomitee organisiert sind, seit fünf Tagen die ersten neun Stockwerke des Wohnungsamtes.

23. Neapel: Etwa 80 Arbeiter der Strumpffabrik OMSA besetzen stundenlang die Bahngleise an einer Stelle, an der Schnellzüge passieren müssen. Der Protest richtet sich gegen die geplante Schließung der Fabrik.

29. Bozen: Die Bewohner des Viertels S. Giacomo besetzen eine der Hauptstraßen der Stadt und halten sie 4 Stunden lang besetzt. Der Grund ist, dass die Straße für Kinder gefährlich ist und kürzlich vier verletzt wurden. In Florenz besetzen Studenten, Angestellte und Arbeitslose drei stillgelegte Hotels. Die Aktion richtet sich gegen hohe Mieten und dafür, „ein Haus zu haben, in dem man mit Würde leben kann“.

30. Mailand: In der Nacht erreicht die Nachricht über die Ermordung von Walter Rossi Mailand. Die ganze Nacht hindurch finden große Demonstrationen statt, bei denen eine Reihe von Autos in der Stadt beschädigt werden.

Oktober

1. Rom: Proteste gegen die Ermordung von Rossi. Eine große spontane Demonstration versammelt sich. Drei faschistische Treffpunkte werden niedergebrannt. Autos und Busse werden eingesetzt, um Straßen zu blockieren. Die Polizei geht wiederholt mit Tränengas gegen Demonstranten vor. In Bologna kommt es während einer Demonstration zu Zwischenfällen. Eine Bar wird angezündet und viele Autos werden zerstört. In der Nacht wird ein Autohaus in Brand gesetzt. In Florenz erweitert sich die Hotelbesetzung um den Protest gegen das Rossi-Attentat. Einige Geschäfte werden beschädigt. In Catanzaro kommt es zu Zusammenstößen zwischen Gefährten und Faschisten und mit der Polizei. In Brescia kommt es zu Demonstrationen mit Angriffen auf verschiedene Symbole der Macht. Ein Geschäft von Luisa Spagnola wird niedergebrannt. In Padua werden zwei Bars angezündet und eine Bank angegriffen. In Varese Demonstration mit Molotows gegen ausgewählte Ziele. In Verona Zusammenstöße mit der Polizei, Molotows gegen Geschäfte. In Mailand große Demonstration, Molotows gegen eine Kirche und ein Café, das von Faschisten besucht wird.

3. Rom: Gewaltsame Zusammenstöße mit der Polizei usw. Während der Beerdigung von Walter Rossi rebellieren die Gefährten gegen die Atmosphäre der offiziellen Trauer in Anwesenheit von Vertretern der Stadtverwaltung, und an einem Punkt, an dem sich einer der faschistischen Treffpunkte befindet, wird die Beerdigung zu einer Demonstration. Es kommt sofort zu Zusammenstößen mit den Carabinieri. Ein faschistischer Treffpunkt wird in Brand gesteckt, ebenso ein MSI-Parteilokal, ein Polizeiauto und ein Lastwagen.

7. Mailand: Protest gegen die Erhöhung der Busfahrpreise. Ein Bus wird von Gefährten übernommen und mit Parolen beschmiert. Er wird dann als Spitze der Demo gegen die Fahrpreiserhöhung genutzt.

9. Mailand: Anarchistische Gefährten besetzen einen unterirdischen Bahnhof, verriegeln die Tore und lassen die Fahrgäste frei hinein. Es werden Slogans an die Wände geschrieben und Flugblätter gegen Preiserhöhungen und für einen kostenlosen Service verteilt.

14. Rom: Während einer antifaschistischen Demonstration bricht ein großer Teil des Marsches aus und greift mit Molotowcocktails einige der wichtigsten Punkte der Repression an. Geschäfte werden geplündert und die Räumlichkeiten der Christdemokraten angegriffen. Einige Gefährten, die von der Polizei festgenommen werden, werden von anderen befreit. Die Polizei findet 187 zurückgelassene Molotowcocktails.

17. Mailand: Die Polizei greift eine Demonstration gegen Fahrpreiserhöhungen an. Das Ergebnis: einige Verletzte, Hunderte von Millionen Lire Schaden am Eigentum der Verkehrsbetriebe (ATM), an Autos, Fahrkartenautomaten, Kontrolllinien, Signalen.

18. Rom: Nach den Massakern von Stammheim und Mogadischu zieht eine Demonstration in Richtung der Bonner Botschaft. Die Polizei blockiert die Straße, so dass die Demonstranten stattdessen zur amerikanischen Botschaft gehen. Die Polizei stürmt den Marsch, zwei Gefährten werden verwundet.

20. Rom: Die Proteste gegen Stammheim und Mogadischu gehen weiter. Eine geplante Demonstration zum deutschen Konsulat wird von allen Kräften der Macht in der Stadt abgewehrt. Es kommt zu gewalttätigen Zusammenstößen mit der Polizei. 20 Gefährten werden verhaftet, vier Polizisten werden verwundet.

21. Mailand: In der Stadt werden Barrikaden gegen die Polizei errichtet.

27. Palermo: Gefährten blockieren Straßen im Stadtzentrum. In Oristano wird das ganze Dorf Samugneo von seinen 4.000 Einwohnern blockiert, weil es an Kanalisation, Wasserversorgung, Straßen usw. fehlt.

29. Mailand: Im anhaltenden Kampf gegen Fahrpreiserhöhungen werden in verschiedenen U-Bahn-Stationen Züge (des Unternehmens ATM) und Kioske angegriffen.

November

7. Vercelli: Die Arbeiter von Montefibre besetzen und halten drei Stunden lang den Bahnhof, um gegen Entlassungen und die Schließung zahlreicher Unternehmen in der Gegend zu protestieren.

11. Bologna: Der deutsche Christdemokrat Günther Müller und der englische Labour-Minister Thomas Urwin kommen, um Andreotti die Ehrenfahne des Europarates zu überreichen, als Anerkennung für die Entwicklung der europäischen Beziehungen. Gefährten besetzen die Fakultät für Architektur – sie wollen Müller zu den Morden in Stammheim befragen; sie wollen, dass zwei im März in Bologna verhaftete Gefährten freigelassen werden. Patrouillen von Gefährten durchstreifen die Stadt. Es kommt zu Zusammenstößen mit der Polizei.

11. Mailand: Zusammenstöße zwischen Gefährten und der Polizei im Stadtteil Sempione während eines Protestmarsches gegen den Anschlag mit Molotows auf das Haus eines Gefährten in der Nacht zuvor. Die Polizei feuert Pistolenschüsse und Tränengas. Die Gefährten schlagen mit Molotows, Schraubenschlüsseln, Steinen, Steinschleudern und allem anderen, was sie finden können, zurück.

12. Rom: Trotz des Demonstrationsverbots versammeln sich die Gefährten zum Protestmarsch gegen die Schließung der Räumlichkeiten der autonomen Gruppen. Es kommt zu einer mehr als vierstündigen Schlacht mit der Polizei. Es kommt zu 20 Verhaftungen. In Mailand kommt es aus dem gleichen Grund zu Zusammenstößen und eine große Gruppe bricht in das Polizeibüro eines Bahnhofs ein.

12. Lecce: Zusammenstöße zwischen Gefährten und der Polizei. Ein Gefährten wird schwer an den Beinen verletzt.

15. Nationaler Streik: In Padua, Turin, Trient, Bologna, Bari: Zusammenstöße zwischen der Polizei, die von CGIL-Gorillas unterstützt wird, und Gefährten, die die konservative und repressive Rolle der Gewerkschaften/Syndikate in jeder Hinsicht kritisieren. Die neue und alte Polizei greift die Gefährten an, die mit Steinen und Molotows antworten.

16. Genua: Die Bewohner der im Vorjahr von Überschwemmungen betroffenen Region im Landesinneren sind wütend über die unterlassene Hilfeleistung der Regierung. Sie besetzen und blockieren die Autobahn Genua/Alessandria.

18. Mailand: Die Arbeiter von Unidal blockieren einen Hauptboulevard aus Protest gegen den Plan des Unternehmens, 5.000 Arbeiter zu entlassen.

29. Bari: Demonstrationen und Zusammenstöße mit der Polizei aus Protest gegen die Ermordung des jungen Gefährten Petrone am Vortag. Das Cisnal-Gelände wird gestürmt und zerstört. Ein Fernsehkameramann filmt Polizisten, die wild um sich schießen und einen, der auf den Knien liegt und vorsichtig zielt. Weitere Vorfälle in Bologna, Catania, L’Aquila und Mailand.

Dezember

8. Cagliari: Demonstration gegen die Krisensituation. Zusammenstöße mit der Polizei. Molotows/Tränengas.

8. Alghero: Spontane Demonstration aus Protest gegen die Tötung eines 16-jährigen Jungen durch die Polizei, der beim Stehlen von Schuhen erwischt wurde. Zusammenstöße mit der Polizei. Viele Schaufenster werden eingeworfen.

12. Rom: Trotz Verbots findet eine Demonstration zum Gedenken an das Massaker auf der Piazza Fontana statt (eine von Faschisten und dem italienischen Geheimdienst in der Banca dell’Agricoltura in Mailand platzierte Bombe, die 1969 27 Menschen tötete und als Schlag gegen die anarchistische Bewegung verwendet wurde). Molotows gegen FIAT-Autohaus und die SIP. Viele Autos werden verbrannt, Scheiben und Ampeln eingeschlagen.

16. Genua: Bei Zusammenstößen im Stadtzentrum zwischen Polizei und Demonstranten werden Räumlichkeiten der Associazione Cattolica (A.d.Ü., katholischen Vereinigung) angegriffen.

17. Mailand: Während einer antifaschistischen Demonstration gelingt es vielen Gefährten, in die Zentrale der Italienischen Vereinigung der Monarchisten einzudringen und einen Schaden von mehr als 50 Millionen Lire zu verursachen.

1978

Januar

17. (A.d.Ü., Ort unbekannt): 3.000 Arbeiter, die von einer Vertragsfirma um Lohn und Urlaubsgeld betrogen wurden, organisieren eine Reihe von Straßenblockaden und gehen dann zum Firmengebäude, wo sie einen Schaden von über 200 Millionen Lire verursachen.

30. Rom: Die Polizei verhindert eine Protestdemonstration gegen die Verlegung von Gefährten in Gefängnisse auf Inseln. Trotzdem gehen die Gefährten auf die Straße, und der Morgen wird mit dem Kampf gegen die Polizei verbracht. 79 Personen werden verhaftet und später wieder freigelassen. 7 Polizisten werden verwundet.

Februar

10. Rom: Es kommt zu gewaltsamen Zusammenstößen, als die Polizei versucht, eine Demonstration gegen die Pläne zur Abschiebung von Gefährten aufzulösen. Es kommt zu 14 Verhaftungen.

6. Cagliari: Schwere Zusammenstöße bei der RAI (Fernsehsender) zwischen Polizei und Demonstranten, die gegen die Verhaftung von sechs Gefährten protestieren, die in der Gegend wohnen. Sie werden beschuldigt, einer bewaffneten Organisation anzugehören.

9. Cagliari: Während der Demonstration, zu der die Gewerkschaften/Syndikate gegen Entlassungen bei der Firma Ruminaca aufgerufen haben, zerschlagen Gruppen von Demonstranten Schaufenster und den RAI-Fernsehwagen, von dem aus die Vorfälle gefilmt wurden.

18. Turin: Gruppen von „selbst-reduzierenden“ Fahrgästen greifen 25 AMT-Waggons an und zerstören Fahrkartenautomaten.

19. Tivoli: Eine KP-Versammlung wird von Gruppen von Gefährten gestört, die gegen den Beschluss protestieren, revolutionäre Militante abzuschieben.

25. Rom: Während einer Demonstration für die „politische 6“ (Kampf in den Sekundarschulen gegen die Prüfungen, bei denen die Schüler den automatischen Übergang zum Gymnasium fordern, was normalerweise ein Bestehen von mindestens 60 Prozent erfordert) werden ein christdemokratisches und ein MSI-Lokal mit Molotows angegriffen. 32 Gefährten werden verhaftet. In der Nacht finden zahlreiche Angriffe auf christdemokratische Lokale und Polizeistationen statt.

März

7. Neapel: Eine Demonstration arbeitsloser Arbeiter legt den Ostteil der Stadt lahm. Am Abend gehen Verkäufer von Schmuggelware auf die Straße mit der Parole „wenn ihr den Schmuggel stoppen wollt, müsst ihr uns Arbeit geben“.

21. Cagliari: Arbeiter der Firma Selpa, die seit vier Jahren für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze kämpfen, besetzen vier Stunden lang die Villa von zwei SIR-Direktoren.

22. Mailand: Während der Beerdigung von Fausto und Lorenzo (siehe „Opfer der Repression“) versuchen anarchistische Gefährten, die Räumlichkeiten der Gewerkschafts- Syndikatsdelegierten zu stürmen, und es kommt zu Kämpfen mit den dort verbarrikadierten konföderalen Amtsträgern12.

April

18. Cosenza: Am Ende einer Gewerkschafts-Syndikatsversammlung zur Organisation eines Generalstreiks auf Provinzebene stürmt die Polizei Arbeiter, die versuchen, in die Gebäude der Stadt einzubrechen. Die Zusammenstöße breiten sich über den gesamten Hauptplatz aus, wobei viele Menschen verletzt werden.

21. Bologna: Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten. Drei Gefährten werden verhaftet.

Juni

5. Rom: Es kommt zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Gruppen von Gefährten, die eine Versammlung der Democrazia Nazionale anfechten wollten. Ein Buchladen der Comunione e Liberazione wird mit Molotows angegriffen.

Juli

11. Rom: Eine Gruppe von Obdachlosen sprengt das Büro des städtischen Assessors/Gutachters in die Luft und widmet die Aktion dem KP-Bürokraten.

August

16. Insel Capo Rizzuto: Eine Anti-Terror-Operation dringt in das Ferienlager La Comune ein und sucht nach gesuchten „Terroristen“. Es kommt zu Zusammenstößen zwischen Hunderten von jungen Campern und der Polizei. Nicht der Schatten eines Terroristen ist zu finden.

Oktober

20. Florenz: Demonstration von 10.000 Krankenhausarbeitern aus der ganzen Toskana, die selbstverwaltete Bewegung breitet sich auf alle anderen italienischen Städte aus. In einigen Städten wird die Armee hinzugezogen.

23. Rom: Die Polizei bricht in ein Krankenhaus ein und löst eine Versammlung von Krankenschwestern auf. Es kommt zu Zusammenstößen mit Verletzten auf beiden Seiten, und es werden sechs Personen verhaftet.

30. Neapel: Zusammenstöße zwischen der Polizei und arbeitslosen Arbeitern der Firma Hidropress, die Straßensperren in der Stadt errichtet hatten.

KNASTREVOLTEN

1976

März

5. Neapel: Gefängnis Poggioreale: 9 Gefangene, die alle der NAP (Nuclei Armati Proletari) angehören, versuchen zu fliehen. Sie werden entdeckt, nachdem sie einen Schließer als Geisel genommen haben, und verbarrikadieren sich im „Transit“-Trakt. Sie kommen erst heraus, nachdem ein Kommuniqué im Radio und Fernsehen verlesen wurde und ihnen Verlegungen in andere Gefängnisse versprochen werden.

Mai

6. Turin: Die Gitterstäbe des neuen Gefängnisses werden durchgesägt und ein Fluchtversuch von drei Mitgliedern der Roten Brigaden und zwei weiteren Gefangenen wird vereitelt.

August

12. Catania: Vorfälle im Jugendgefängnis. Wildes Abfeuern von Maschinengewehren gegen junge Gefangene, die gegen die Haftbedingungen und das Essen protestieren, eine Frau mit Kind auf der Straße draußen wird verwundet.

14. Turin: Im neuen Gefängnis weigern sich Gefangene, nach dem Sport in ihre Zellen zurückzukehren. Die Schließer eröffnen das Feuer, um sie einzuschüchtern. Auch in Poggioreale protestieren Gefangene in Solidarität und fordern die sofortige Umsetzung von Gefängnisreformen.

16. Nuoro: Rebellion im Gefängnis, wo Gefangene die Aussetzung einer an einem ihrer Gefährten verhängten Strafe fordern. Möbel und Einrichtungsgegenstände werden in Brand gesteckt. Das Gefängnis wird verwüstet. Der Aufstand/Insurrektion wird nach stundenlangen Kämpfen niedergeschlagen, bei denen 20 Gefangene verwundet werden.

18. Mailand, Rimini, Augusta, Salerno, Rom: Gefangene demonstrieren gegen das Gefängnisregime. In Perugia weigern sich Gefangene gewaltsam, in andere Gefängnisse verlegt zu werden.

20. Lecce: Massenausbruch aus dem Gefängnis, bei dem elf Gefangene die Schließer bewegungsunfähig machen und sie zwingen, die Gefängnistore zu öffnen. Vier werden wenige Stunden später gefangen genommen. Die anderen bleiben trotz massiver Polizeieinsätze in der Umgebung in Freiheit.

26. Bologna: Fluchtversuch von drei Gefährten wird vereitelt – drei Bügelsägen werden beschlagnahmt.

30. S. Vittore: Ein Gefährten wird in Einzelhaft gesteckt und andere Insassen seines Flügels fordern seine Freilassung. Dies wird abgelehnt und es folgt ein Protest auf dem Dach, der erst endet, als er in seine Zelle zurückgebracht wird.

31. Turin: Alle Gefangenen gehen auf das Dach und fordern die Umsetzung der neuen Gefängnisreformen. Nach 50 Stunden schreitet die Polizei mit Gewalt ein. Die Gefangenen wehren sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln/Objekten, und außerhalb des Gefängnisses kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Gruppen von Sympathisanten und der Polizei.

September

15. Reggio Calabria: Die Polizei wird mit Hunden eingesetzt, um eine Revolte im Gefängnis niederzuschlagen. Ein Gefangener, ein NAP-Gefährte, wird von einem der Hunde zerfleischt.

30. Campobasso: Nachdem ihr Fluchtversuch entdeckt wird, verbarrikadieren sich vier Gefangene und zwei Schließer in einer Zelle. Sie kommen erst 24 Stunden später nach einer Pressekonferenz heraus, auf der sie die unmenschlichen Bedingungen im Gefängnis preisgeben.

Oktober

6. Catania: Revolte im Gefängnis, die zur Zerstörung eines Drittels des Gefängnisses führt. Nachdem die Polizei die Kontrolle wiedererlangt hat, werden zwei Gefangene mit Messerstichen tot aufgefunden, zwei weitere werden verwundet.

8. Favignana: Ein Richter wird von einem Gefangenen als Geisel genommen, der erklärt, seine Aktion richte sich gegen die „brutale staatliche Repression, die auf die physische Beseitigung der Kämpfer im Gefängnis abzielt“.

November

25. Mailand, S. Vittore: eine Dachdemonstration von 250 Gefangenen wird im Morgengrauen von der Polizei angegriffen. Ein ganzer Trakt wird verwüstet.

Dezember

10. Palermo: Ucciardone-Gefängnis: Ein Aufstand/Insurrektion bricht aus und dauert 22 Stunden lang an. Die Gefangenen fordern die Entlassung des Gouverneurs. Die Polizei setzt Autogenschneidgeräte ein, um die Absperrungen zu durchschneiden. Es kommt zu heftigen Nahkämpfen mit vielen Verwundeten auf beiden Seiten.

13. Florenz: 15 Gefangene im Murate-Gefängnis nehmen einen Offizier und sechs Schließer als Geiseln. Sie geben erst auf, nachdem sie in Gefängnisse ihrer Wahl verlegt wurden.

1977

Januar

1. Piacenza: Revolte im Gefängnis. Die Polizei schreitet sofort mit Maschinengewehren ein. Ein Gefangener wird getötet, bevor die Revolte niedergeschlagen wird.

2. Treviso: 13 Gefangene entreißen den Schließern Maschinengewehre und fliehen.

3. Venedig: Gefangene in einem Flügel des S. Maggiore-Gefängnisses geraten mit Schließern und Polizei aneinander, was zur Zerstörung des gesamten Flügels führt.

5. Fossombrone: Sechs Gefangene versuchen zu fliehen, vier schaffen es, aber die anderen beiden werden am Tor gefasst. Beide werden von Schließern brutal zusammengeschlagen. Einer erleidet eine Hirnblutung und stirbt.

22. Possuoli: Maria Pia Vianali und Franca Salerno, die beschuldigt werden, Mitglieder der NAP zu sein, werden aus dem Gefängnis befreit. Die in Neapel vor Gericht stehenden NAP-Mitglieder bekennen sich im Gerichtssaal zur Verantwortung der Organisation (A.d.Ü., für diese Aktion).

Februar

21. Saluzzo: Ein Fluchtversuch von drei Gefährten wird von Wachen entdeckt, die das Feuer eröffnen und sie verletzen. Zwei werden sofort wieder gefangen genommen, der andere flüchtet in ein Haus, das dann von der Polizei umstellt wird. Um seine Sicherheit zu gewährleisten, nehmen andere im Gefängnis einen Schließer und drei faschistische Gefangene als Geiseln. Sie werden erst freigelassen, als allen Beteiligten die Verlegung gewährt wird.

23. Cuneo: 6 Gefangene entkommen über Dächer.

April

11. Perugia: Nach einem gescheiterten Fluchtversuch verbarrikadieren sich 14 Gefangene zusammen mit 4 Schließern in einer Zelle. Sie kommen heraus, nachdem ihnen eine sichere Verlegung in andere Knäste zugesichert wird.

17. Catania: 15 Gefangene halten eineinhalb Stunden lang einen Protest auf dem Dach ab. In Brescia veranstalten 200 Gefangene eine 16 Stunden dauernde Demonstration.

18. Viterbo: 4 Stunden Revolte. Gefangene verbarrikadieren sich in den Gefängnisbüros, zerschlagen Fenster, Türen und Schreibtische. Einigen Gefährten gelingt es, eine Wand einzureißen und Verstärkung aus einem anderen Trakt zu holen.

Mai

7. Mailand: 160 Gefangene in S. Vittore weigern sich, nach der Sportstunde in ihre Zellen zurückzukehren. Sie machen sich auf den Weg zum Dach und vier Kompanien der Bereitschaftspolizei werden herbeigeholt. Zwei Stunden lang schießen sie in die Luft und werfen Tränengaskanister.

8. Ravenna: 5 Gefangene entkommen. Pianosa (Inselgefängnis): 3 Gefangene entkommen. Zwei werden von der Küstenwache gefasst, der andere entkommt in einem aufblasbaren Kanu.

Juni

2. Forli: Neun Gefangene feiern den Tag der Republik, indem sie aus dem Gefängnis fliehen.

4. Insel Pianosa: Fünf Gefangene entkommen aus dem Inselgefängnis in einem Schlauchboot.

9. Spoleto: Im Gefängnis bricht eine Revolte aus: Einige Gefährten der Roten Brigaden und der NAP sowie einige andere Gefangene nehmen während der Sportstunde 12 Schließer als Geiseln.

Juli

5. Ort Unbekannt: Fünf Kriegsdienstverweigerer in einem Militärgefängnis, wo sie ihren „Nationaldienst“ ableisten, beginnen einen Hungerstreik, um das Klima der Repression anzuzeigen, das die Militärhierarchie in den letzten Monaten geschaffen hat.

27. Turin: Eine Revolte im Jugendgefängnis Ferranti Aporti dauert drei Stunden lang an.

September

13. Rom: Familien und Freunde von Gefangenen in den Super-Gefängnissen Favignana, Cuneo, Trani, Asinara und Fossombrone reichen eine formelle Beschwerde an den Justizminister sowie an die Gefängnisdirektoren und Schließer wegen der unmenschlichen Behandlung in diesen Konzentrationslagern ein.

November

15. Turin: Eine Gruppe von Gefangenen im Gefängnis Le Nuove weigert sich, nach dem Ende der Sportstunde in ihre Zellen zurückzukehren. Der Protest richtet sich gegen das nicht funktionierende Abwassersystem in den Isolierzellen, in denen etwa 120 Gefangene inmitten von Scheiße leben.

Dezember

12. Turin: Seit drei Tagen befinden sich 300 Gefangene im Nuove-Gefängnis im Hungerstreik, um gegen die Super-Gefängnisse zu protestieren. Sie fordern die Entmilitarisierung der Gefängnisschließer und „humanere Strafen“.

16. Nuoro: Zwei Gefangene fliehen aus der Strafkolonie Mamone.

1978

Januar

20. Florenz: Einer Gruppe von fünf Personen gelingt es, in das Gefängnis Murate einzudringen, mit der Absicht, Gefährten zu befreien, die beschuldigt werden, der Unità Combattente Comuniste anzugehören. Die Aktion scheitert, als ein Passant den vor dem Gefängnis geparkten Lieferwagen als den am Vortag gestohlenen erkennt. Beim Eintreffen eines Sondereinsatzkommandos der Polizei kommt es zu einem Kreuzfeuer, bei dem ein PS-Beamter13 getötet und ein weiterer verletzt wird.

Februar

5. Parma: Drei Gefangene versuchen zu fliehen. Als sie entdeckt werden, nehmen sie den Gefängnisdirektor und einige Schließer als Geiseln und lassen sie erst frei, nachdem ihnen eine sichere Verlegung in andere Gefängnisse zugesichert wird.

27. Arezzo: Gefangene im örtlichen Gefängnis beginnen einen Hungerstreik in Solidarität mit denen, die dasselbe in Padua tun.

März

26. Mailand: Fünf Gefangene fliehen aus dem Jugendgefängnis Beccaria, nachdem sie zwei Schließer als Geiseln genommen haben.

Juli

(Datum unbekannt) Salerno: Vier Gefangene nehmen acht Schließer als Geiseln, um ihre Freiheit wiederzuerlangen. Am Ende müssen sie sich mit der Verlegung in andere Gefängnisse zufrieden stellen.

August

19. Asinara: Revolte im Super-Gefängnis. Fünf Gefangene zerstören den Besuchsraum und verteilen Flugblätter an Gefangene. Gefangene auf ihrem Hofgang, bei dem sie Sport betreiben, werden von Schließern angegriffen, und es kommt zu schweren Zusammenstößen. Viele Gefangene werden schwer verprügelt, und ein anarchistischer Gefährte, Horst Fantazzini14, der sich bei früheren Gelegenheiten auf wundersame Weise von Polizeikugeln erholt hat, wurde in einem halbkomatösen Zustand ins Krankenhaus gebracht.

23. Pavia: Drei Gefangene schlitzen sich die Pulsadern auf und verletzen sich an verschiedenen Körperteilen, um gegen die Weigerung des Richters zu protestieren, ihnen Besuche ihrer Familien zu gestatten.

29. Mailand: Drei achtzehnjährige Gefangene fliehen aus dem Jugendgefängnis und nehmen einen Schließer mit, bis sie die Außentore erreichen. Zwei werden am nächsten Tag verhaftet.

September

9. Cuneo: Der Gefährte Giuliano Isa zerstört fünf Gegensprechanlagen in der Besuchshalle des örtlichen Super-Gefängnisses. Eine ähnliche Aktion wird von fünf Gefährten im KZ von Favignana durchgeführt.

12. Novara: Der Besuchsraum des Super-Gefängnisses wird in der Nacht beschädigt.

15. Messina: Die Gefangenen des weiblichen Hochsicherheitstraktes zerstören die Sprechanlagen im Besuchsraum und übernehmen die Verantwortung für die Aktion in einem Kommuniqué, in dem sie Forderungen nach interner und externer Isolierung stellen.

20. Latina: Der mutmaßliche NAP-Militante Silvano Innocenti flieht mit einem Motorboot von der Insel Ponza, wo er einen erzwungenen Aufenthalt hatte (A.d.Ü., Hausarrest).

23. Asinara: Die Gefangenen des Fornelli-Trakts brechen während einer Revolte, die organisiert wurde, um die Abschaffung der Super-Gefängnisse zu fordern, die Trennwände zwischen den Zellen ein. Der Trakt wird evakuiert und die Gefangenen in andere Teile der Insel verlegt.

24. Genua: Protest im Marassi-Gefängnis, wo sich die Gefangenen weigern, nach dem Hofgang wieder in ihre Zellen zu gehen. Carabinieri und PS-Einheiten15 werden hinzugezogen, um zu intervenieren.

25. Nuoro: Ein Gefangener flieht aus der Strafkolonie Mamone.

Oktober

10. Cagliari: Ein Gefangener, der vier Jahre wegen Raubes verbüßt, bricht aus dem Gefangenenlager aus.

13. Ort unbekannt: Sechs junge Gefangene, die erst 1981 entlassen werden sollten, brechen aus der Erziehungsanstalt aus.

November

17. Favignana: Zwischenfälle im Super-Gefängnis, wo sich sechs Gefangene gegen Wärter auflehnen, die sie zwingen wollen, ihre Zellen wieder zu betreten.

KNÄSTE, GERICHTE UND DIE LEGALE HIERARCHIE

1976

Januar

28. Rom: Sechs Pistolenschüsse werden auf den Berufungsgerichtsberater Pietro Margariti abgefeuert. Die Verantwortung für die Aktion wird von der Kern Sergio Romeo übernommen. Die NAP gibt ein Bulletin heraus: „Der Berater des Berufungsgerichts, Pietro Margariti, ist verantwortlich für die Misshandlungen, Verfolgungen und Verlegungen, denen die gefangenen Gefährten unterworfen sind. Er ist verantwortlich für das Massaker an den proletarischen Gefangenen in Rebibbia während der Revolte im August 1975 und für die Verlegungen in die widerlichsten Gefängnisse Italiens, sowie für Schläge, Provokationen usw.“

April

22. Mailand: Eine Zelle der Roten Brigaden/NAP dringt in die Büros der regionalen Gefängnisinspektion ein und nimmt verschiedene Papiere mit. Ein Flugblatt wird hinterlassen: „Gefängnisse sind das letzte Glied in der Kette der antiproletarischen Repression…“

Mai

5. Rom: Vier Pistolenschüsse werden auf den stellvertretenden Staatsanwalt der Republik, Paolino dell’Anno, abgefeuert. Die Verantwortung für die Aktion wird von der NAP übernommen.

Juni

8. Genua: Der Generalprokurator, Francesco Coco, und seine Eskorte von zwei Carabinieri werden getötet. Die Verantwortung für die Aktion wird von den Roten Brigaden in einem Flugblatt und in einer Erklärung einiger ihrer Mitglieder vor dem Gericht in Turin übernommen.

November

1. Florenz: Das Auto des stellvertretenden Prokurators der Republik und Staatsanwalts wird im Prozess gegen die NAP wird angezündet.

1977

Januar

28. Rom: Das Auto eines Richters des Obersten Gerichtshofs wird angezündet. Die Verantwortung für die Aktion wird von der NAP übernommen.

Februar

13. Bergamo: Fünf Sprengladungen explodieren und zerstören zwei im Bau befindliche Gefängnisgebäude.

März

14. Avellino: Brandvorrichtungen zerstören ein Auto und einen Transporter, die für den Transport von Gefangenen benutzt wurden.

20. Augusta: Brandstiftung in einem Knastlagerhaus verursacht einen Millionenschaden.

30. Pisa: Alberto Mammoli, der Gefängnisarzt, der zusammen mit anderen für den Tod des anarchistischen Gefährten Franco Serantini verantwortlich war, wird durch drei Pistolenschüsse schwer verletzt. Die Verantwortung für die Aktion wird von der Azione Rivoluzionaria übernommen.

April

28. Turin: Eine Zelle der Roten Brigaden tötet den Rechtsanwalt Fulvio Croce, Präsident der Turiner Anwaltskammer. Die Aktion findet am Vorabend des Prozesses gegen die Roten Brigaden statt, mit dem Ziel, diesen zu verschieben.

Mai

4. Brescia: Das Haus des Gefängnisarztes wird mit Brandbomben in Brand gesetzt.

16. Ercolano: Zwei Sprengsätze gehen auf einer Villa hoch, die als Ausbildungsstätte für das Gefängnispersonal genutzt wird.

Mai

19. Bologna: Das Auto des stellvertretenden Prokurators der Republik brennt.

Juni

19. Turin: Bei einer Razzia im Atelier eines Architekten werden Dokumente über den Bau des neuen Gefängnisses Valette entwendet. Der Inhalt der Dokumente soll von den Gefährten veröffentlicht werden.

30. Spoleto: Die Roten Brigaden lassen eine Bombe an den Gefängnismauern explodieren.

Juli

17. Florenz: Eine Reihe von Explosionen verursacht erhebliche Schäden am im Bau befindlichen neuen Gefängnis in Sollicciano. Die Verantwortung für die Aktion wird von einer bewaffneten Kern der Azione Rivoluzionaria übernommen.

17. Leghorn: Der Motor eines Krans und Bauarbeiterhütten auf dem Gelände des im Bau befindlichen Gefängnisses in der Via Padula werden in die Luft gesprengt. Die Verantwortung dafür wird von der Azione Rivoluzionaria übernommen.

Oktober

9. Como: Brandflaschen werden gegen die Gefängnistore geworfen und setzen diese in Brand. Die Verantwortung für die Aktion wird von der Unità Combattenti Comuniste übernommen.

15. L’Aquila: Gerichtsgebäude wird in Brand gesetzt. Großer Schaden. Die Verantwortung für die Aktion wird von der Unità di Lotta Armata per il Comunismo übernommen.

November

19. Turin: Das regionale Aufsichtsbehörde/Kontrollgremium für Gefängnisstrafen wird in die Luft gesprengt.

Dezember:

Datum unbekannt, Turin: Prima Linea übernimmt die Verantwortung für den mit 400 Stangen Sprengstoff ausgeführten Bombenanschlag auf das im Bau befindliche neue Gefängnis. Um die Wachen auszutricksen, kommen die Gefährten als Polizisten verkleidet und setzen sie dann außer Gefecht.

Datum unbekannt, Sassari: Fünf Sprengsätze werden vor dem Haus des stellvertretenden Prokurators der Republik platziert, aber der Zünder erlischt aufgrund eines technischen Fehlers.

Januar

2. Palermo: Auto des örtlichen Richters des Obersten Gerichts verbrannt.

30. Spoleto: Acht TNT-Ladungen verursachen einen Schaden von einer halben Milliarde Lire am Fundament des neuen Gefängnisses Maiano.

Februar

7. Vibo Valentia: Pistolenschüsse werden auf das Haus des Gefängnisdirektors abgefeuert.

14. Rom: Der am Gefängnisbau beteiligte Richter, unter dessen Leitung die Spezialgefängnisse gebaut wurden, wird von den Roten Brigaden hingerichtet.

März

5. Turin: Bombenanschlag, zu dem sich die Roten Brigaden in einem Telefonanruf bekennen, auf das Haus des Anwalts Manni, Präsident der Anwaltskammer. Das Attentat findet drei Tage vor dem Beginn des Superprozesses gegen den „historischen Kern“ der Roten Brigaden statt.

27. Nuoro: Ein zum Transport von Gefangenen benutzter Lieferwagen wird von der Gruppe Barbagia Rossa in Brand gesetzt.

April

Datum unbekannt, Catania: Zwei vermummte Männer verletzen den obersten Gefängniswärter an den Beinen.

11. Turin: Eine Zelle der Roten Brigaden überfällt einen Gefängniswärter vor dessen Haus. Der Wärter schlägt zurück, verwundet einen der Gefährten und wird dann von den anderen Mitgliedern der Zelle getötet.

19. Mailand: Der stellvertretende Gouverneur des Gefängnisses San Vittore wird von der Walter-Alasia-Kolonne der Roten Brigaden getötet.

Mai

6. Novara: Der Gefängnisarzt wird durch zwei Pistolenschüsse einer Gruppe Proletari Armati per il Comunismo verwundet.

24. Rom: Bombenanschlag auf die Büros des Justizministeriums.

24. Cagliari: Das Auto eines Schließers des Gefängnisses Buoncammino wird durch Feuer zerstört.

Juni

3. Nuoro: Bomben gegen Autos von zwei Gefängnisschließer.

6. Udine: Proletari Armati per il Comunismo erschießen den Oberschließer des örtlichen Gefängnisses.

Juli

17. Tivoli: Eine Bombe explodiert an der Tür des Jugendgefängnisses Tommaseo.

August

14. Tropea: Eine Sprengladung wird vor dem örtlichen Gefängnis platziert und sprengt das Auto eines Schließers in die Luft.

19. Bergamo: Pistolenschüsse und Maschinengewehrfeuer aus einem Auto treffen einen Gefängnisschließer und ein vorbeifahrendes Polizeiauto.

24. Bergamo: In der Nacht werden Schüsse auf einen Gefängnisschließer abgegeben.

24. Verona: Ein örtlicher Gefängnisschließer wird von Proletari Armati per il Comunismo zum Krüppel gemacht.

Oktober

10. Rom: Richter Girolamo Tartaglione, der durch seine Stellung im Justizministerium für die Verfolgung vieler Gefährten verantwortlich ist, wird selbst von einer Zelle der Roten Brigaden zur Rechenschaft gezogen.

11. Neapel: Alfredo Paolella, Universitätsdozent und Kollaborateur am Plan zur Umstrukturierung der Gefängnisse sowie Leiter des Zentrums für kriminologische Beobachtung im Gefängnis Poggioreale, wird von Prima Linea zur Rechenschaft gezogen.

November

3. Genua: Rote Brigaden verbrennen die Autos von zwei Gefängnisschließern, die für das Verprügeln von Gefangenen bekannt sind.

8. Patrica: Ein Kommando der Formazione Comuniste Combattenti überfällt den Oberstaatsanwalt von Frosinone, Calvosi, und seine Polizeieskorte. Einer der Gefährten, Roberto Capone, wird bei der Aktion getötet.

13. Mailand: Dem Gesundheitsinspektor des Gefängnisses San Vittore wird von Reparti Comunisti d’Attacco in die Beine geschossen.

15. Florenz: Der Gefängnisarzt des Murate entkommt unverletzt, als sein Auto beim Drehen des Zündschlüssels explodiert. Die Verantwortung für die Aktion wird von den Roten Brigaden übernommen.

17. Turin: Squadre Armate Proletarie brechen in das Büro des Architekten ein, der für die Umwandlung der Polizeistation La Marmora in einen Bunker für die Inhaftierung von Mitgliedern der Roten Brigaden, die auf ihren Prozess warten, verantwortlich ist. Sie feuern vier Schüsse in seine Arme und Beine.

28. Neapel: Der Direktor des Gefängnisses S. Maria Caputa Vetere wird in die Schulter geschossen.

EXPROPRIATIONEN (ENTEIGNUNGEN)

1976

März

15. Mailand: Ein Milchlaster wird überfallen und Milch umsonst verteilt.

28. Monte Cassino: Proletarisches Einkaufen im FIAT Cassino. Die Kantinenläden werden unter dem Ruf „Arbeiter, helft euch selbst“ geplündert, während Rechenmaschinen und Schreibmaschinen zerstört werden. Die Szenerie bewegt sich zu den Bürogebäuden, wo das Gleiche geschieht. Während Gewerkschafts- Syndikatsfunktionäre und Werksleiter eine Untersuchung vor Ort durchführen, werden die Läden endgültig ausgeräumt, wobei der Schaden auf über 15 Millionen Lire geschätzt wird.

Mai

27. Turin: Rote Brigaden enteignen 60 Millionen Lire aus dem Polytechnikum.

31. Noale (Venedig): Raubüberfall von den Roten Brigaden in einer Filiale einer Sparkasse.

Juni

14. Rom: Ein Fleischgroßhändler wird von der Unità Combattente Comuniste entführt und aufgefordert, große Mengen erstklassigen Fleisches an 71 Metzgereien in 23 Gebieten zu liefern, um es zum politischen Preis von 1.500 Lire (etwa 90 Pence) pro Kilo zu verkaufen. Leider wurde er von der Polizei gefunden, bevor die Forderungen erfüllt waren.

15. Pegli: Die NAP übernimmt in einem Telefonanruf die Verantwortung für einen Raubüberfall: „Heute Morgen haben wir im Namen des Proletariats 5 Millionen Lire von der Banca Popolare di Novara enteignet.“

27. Mailand: Im Parco Lambra plündern die Gefährten während des Festes der Proletariato Giovanile eine Bar. Das Gleiche geschieht mit zwei Lastwagenladungen Lebensmittel. Das junge Proletariat ist nicht mehr bereit, Spekulanten zu mästen, egal wie sie sich tarnen.

Juli

27. Ravenna: Requisition in einem Supermarkt: Obst, Kleidung und Lebensmittel.

September

15. Brescia: Vier Personen rauben aus der Credito Agrario Bank 50 Millionen Lire. Beim Weggehen erklären sie, dass sie zu den Roten Brigaden gehören.

26. Mailand: Enteignung in der eleganten Konditorei Motta. Nahezu alle ausgestellten Waren werden mitgenommen.

Oktober

21. Mailand: Enteignung in einem der bekanntesten Buchläden der Stadt. Die Gefährten leeren die Kasse und nehmen Bücher im Wert von einer halben Million Lire weg.

November

7. Mailand: Dreitausend Gefährten brechen in 5 Luxuskinos der Stadt ein und zwingen die Manager, die Eintrittskarten auf je 500 Lire zu reduzieren.

30. Venedig: Die Roten Brigaden überfallen eine Bank in der Stadt und erbeuten 80 Millionen Lire.

Dezember

3. Mailand: Etwa hundert Personen plündern einen Supermarkt und erbeuten Waren im Wert von mehreren Millionen Lire.

1977

Februar

22. Neapel: Nach einer offenen Gewerkschafts- Syndikatsversammlung werden zahlreiche Luxusgeschäfte geplündert.

März

13. Catanzaro: Proletarische Enteignung in einer örtlichen Bank, die 40 Millionen Lire einbringt.

28. Rom: Ein Brotwagen wird von bewaffneten Jugendlichen gekapert, die das Brot unter den Passanten verteilen.

April

3. Genua: Der 80 Tage zuvor von den Roten Brigaden entführte Rüstungsunternehmer Piero Costa wird gegen Zahlung von eineinhalb Milliarden Lire freigelassen.

Juni

8. Bologna: Prozessbeginn gegen 22 Studenten und eine 66-jährige Frau, die beschuldigt werden, Servietten, Tischtücher, Besteck, Lebensmittel usw. aus einem Restaurant gestohlen zu haben, das von der örtlichen Bourgeoisie frequentiert wurde und ein üblicher Treffpunkt der Kommunistischen Partei der für … für Geschäftsessen war.

September

25. Bologna: Enteignungen in vielen Geschäften während des dreitägigen Treffens zur Repression.

November

15. Mailand: Demonstration mit anschließender proletarischer Enteignung in einem Geschäft im Corso Italia.

1978

Februar

10. Prato: Bei einem Enteignungsversuch müssen drei Gefährten der Lotta Armata per il Comunismo einen Notar töten, dem das Geld offenbar wichtiger war als sein Leben.

19. Mailand: Aus der Garderobe eines Privatclubs werden 12 Pelzmäntel gestohlen. Sie haben einen Gesamtwert von 60 Millionen Lire. An ihrer Stelle wird ein Zettel gefunden, der an die „gnädige Aufmerksamkeit der Bourgeoisie“ adressiert und mit Nucleo Anarchici Proletari unterzeichnet ist.

April

17. Bologna: Gefährten brechen in ein Optikergeschäft und ein Geschäft für Elektrohaushaltsgeräte ein und nehmen einen Großteil der Waren mit.

Mai

27. Bologna: Ronde Proletarie di Combattimento leeren die Kasse eines Schuhladens und setzen ihn dann in Brand, wobei sie an den Wänden die Aufschrift hinterlassen: „Feuer an diejenigen, die die MSI finanzieren“.

Juli

20. Castiglione del Lago: Eine Gruppe junger Leute, die sich zu den Umbria-Jazzkonzerten versammelt hat, plündert einen Coop-Supermarkt.

Oktober

19. Padua: Nachdem die Essenspreise in der Mensa in der Universität immer weiter „selbst“-reduziert wurden, wurde die Mensa in Brand gesteckt.

OPFER DER REPRESSION

1976

März

14. Rom: Nach einem Molotow-Anschlag auf die spanische Botschaft aus Protest gegen die Erschießung von sieben Menschen in den Straßen Spaniens macht die Polizei Jagd auf eine Gruppe von etwa zwanzig Gefährten. An einem Punkt eröffnen drei Polizisten das Feuer auf eine Gruppe junger Leute, die sie in einem Teil der Stadt, weit entfernt von der Botschaft, rennen sehen. Sie sagen, sie hätten in die Luft geschossen, um sie einzuschüchtern, aber die Leiche des Gefährten Luigi De Angelis, der durch einen Schuss in die Wade getötet wurde, erzählt eine andere Geschichte.

April

7. Monticelli: Sechs Molotows werden gegen den Eingang des Justizministeriums geworfen, nachdem die Verurteilung des anarchistischen Gefährten Giovanni Marini zu neun Jahren Haft bestätigt wurde, weil er sich gegen einen Angriff von Faschisten verteidigt und einen von ihnen getötet hatte. Die Polizisten beginnen eine wilde Verfolgungsjagd, und mindestens 180 Meter vom Ministerium entfernt wird ein junger Gefährte in das Genick geschossen. Der übliche Schrei der legitimen Verteidigung wird von den Attentätern dahingerotzt, aber es wurde keine Waffe in der Hand von Mario Salvi gefunden, und sie erschien auch auf keinem der Polizeifotos.

28. Mailand: Gaetano Amoroso, Luigi Spera und Carlo Palma, drei Mitglieder des Antifaschistischen Komitees, werden von einer Gruppe von Faschisten abgestochen. Die drei werden in schwerverletzt ins Krankenhaus gebracht, und Gaetano Amoroso stirbt drei Tage später.

Mai

28. Sezze Romano: Nach einem MSI-Treffen schießt eine faschistische Bande, angeführt von dem ehrenwerten Saccucci und dem SID-Inspektor Troccia, wiederholt auf das ganze Dorf. Ein junges KP-Mitglied wird getötet und ein Militanter der Lotta Continua verletzt. Die Polizei hätte Saccucci zum Zeitpunkt der Schießerei festnehmen können, aber er darf das Land verlassen.

1977

Januar

12. Cagliari: Ein fünfzehnjähriger Junge wird von der Polizei getötet. Er hatte versucht, ein Auto zu stehlen und wurde durch eine Salve von Maschinengewehrfeuer ermordet – wie immer bei proletarischen Opfern geschah dies „aus Versehen“.

März

11. Bologna: Nach Zusammenstößen an der Universität zwischen Gefährten und Mitgliedern der Comunione e Liberazione eröffnen Carabinieri das Feuer und töten Francesco Lo Russo, einen Militanten der Lotta Continua. Die Reaktion von Tausenden von Proletariern erfolgt sofort.

17. Turin: Der Student Bruno Cecchetti wird durch Maschinengewehrfeuer einer Carabinieri-Staffel getötet, als er nach Hause geht. Die Carabinieri behaupten, die Schießerei sei ein Unfall gewesen, nachdem ihre erste Behauptung, Cecchetti habe sie mit einer Pistole bedroht, nicht bewiesen werden konnte.

April

28. Agrigento: Ein 46-jähriger Mann, Vincenzio Ponzio, „im Gefängnis wegen Beleidigung eines Beamtens“, wird erhängt in seiner Zelle aufgefunden.

Mai

12. Rom: Die Regierung verbietet die Demonstration der Radikalen in der Stadt und ruft die Polizei hinzu. Diese schießen in die Menge und töten eine 19-jährige, Giorgiana Masi.

Juni

8. Mailand: Ein 27-jähriger Arbeiter, Orazio Gilardoni, fällt vom Dach eines Bahnhofsgebäudes und stirbt dadurch. Ein weiterer „Arbeitsunfall“.

16. Reggio Emilia: Ein weiterer Todesfall an der Ausbeutungsfront. Ein 68 Jahre alter Arbeiter, Aldo Tonelli, reinigte zusammen mit anderen Arbeitskollegen einen Bewässerungskanal, als er von einem Erdrutsch begraben wurde und starb.

24. Mailand: Eine 39-jährige Frau aus Kalabrien, verheiratet mit einem arbeitslosen Gastarbeiter, stirbt an Unterernährung.

Juli

11. Cassino: Sieben Arbeiter werden bei einer Gasexplosion am Arbeitsplatz verletzt.

15. Latina: Ein Arbeiter stürzt bei der Kabelgesellschaft Fulgor Cavi von einer wackeligen Leiter in den Tod. Er bleibt stundenlang unbemerkt, bevor seine Leiche gefunden wird. Einer der Firmenleiter versucht die Tatsache zu vertuschen, dass die Leiter defekt war.

18. Alessandria: Der 53-jährige Bauer Giuseppe Squarise war dabei, Zementrohre in ein 15 Fuß tiefes Loch zu verlegen, als er von herabfallender Erde niedergeschlagen und getötet wurde.

22. Milan: Die Prima Linea verteilt ein Flugblatt, in dem sie über die Enteignung von Waffen, die von drei ihrer Mitglieder am 19. Mai durchgeführt wurde, bekannt machen, bei der Aktion wurde ein Gefährte, Romano Tognini, „Valerio“, getötet.

22. Milan: Ein 32-jähriger Vater von drei Kindern stirbt nach 9 Stunden Todeskampf infolge einer Explosion in der SECI-Fabrik Quarto Oggiaro.

26. La Spezia: Ein 44-jähriger Arbeiter, Silvano Petacco, stirbt, nachdem er einige Tage zuvor beim Reinigen eines Abflusses von einer Ratte gebissen wurde.

30. Gela: Explosion in der Nacht in der ANIC-Fabrik, bei der ein Arbeiter im Alter von 28 Jahren getötet wird. Zwei weitere, 24 und 39 Jahre alt, sterben einige Tage später.

August

3. Udine: Ennio Mian, 17 Jahre alt, bringt sich um, weil er keine Arbeit findet.

7. Neapel: Luigi Muioi, 25 Jahre alt und dreifacher Familienvater, stirbt an einem Stromschlag bei der Arbeit an einer Maschine in einer Gummifabrik.

8. Triest: Ein 37-jähriger Arbeiter, der bei der Wartung einer Verbrennungsanlage beschäftigt ist, stürzt, schlägt mit dem Kopf auf den Boden der Brennkammer des Ofens auf und ist sofort tot.

8. Terlano: Sergio Petri, 25 Jahre alt, stirbt nach einem Sturz von einem Baugerüst.

8. Spinetta: Ein 15-jähriger Junge arbeitet mit seinem Vater bei Malerarbeiten für Michelin, als er von einem Gerüst fällt und stirbt.

9. Nocera Inferiore: Ein 22-jähriger Arbeiter stirbt und sein Bruder wird schwer verletzt, als der Balkon, auf dem sie arbeiten, einstürzt.

9. Viccini: Ein 21-jähriger Arbeiter stürzt von einem Gerüst im dritten Stock eines Gebäudes, an dem er arbeitet, und ist sofort tot.

12. Ravenna: Edoardo Minguzzi, 54 Jahre alt, stirbt bei Arbeiten in einem Getreidespeicher unter Tonnen von Getreide begraben.

15. Porto Empedocle: Ein Arbeiter stirbt in einem der Montedison-Werke, er wird von einem Förderband zermalmt.

19. Turin: Giuseppe Ferrari, ein 59-jähriger Arbeiter, wird bei Arbeiten an einer elektrischen Verteilerdose durch einen Stromschlag getötet.

19. Moggio Udinese: Ein weiterer Arbeiter wird durch einen Stromschlag getötet, diesmal bei der Arbeit auf einer Baustelle. Er war 23 Jahre alt.

19. Ampezzo: Ein 33-jähriger Arbeiter stirbt nach einem Sturz von einem Baugerüst.

28. Bozen: Ein Koch stirbt, nachdem er in der Küche, in der er beschäftigt war, verbrannt ist.

31. Agrigento: Drei Arbeiter sterben, nachdem sie beim Bau eines Viadukts von einem Kran zermalmt wurden.

September

1. Turin: Ein Arbeiter wird in der Aluminiumfabrik Alcan von einer mechanischen Säge zermalmt und stirbt.

7. Brescia: Luciano Pitossi, 27 Jahre alt, wird durch Maschinengewehrfeuer aus einem Polizeistreifenwagen getötet. In der Vergangenheit hatte er ein Auto gestohlen, nun bezahlt er dafür mit seinem Leben.

13. Neapel: Der 23-jährige Gerardo Fioravanti, der des bewaffneten Raubüberfalls verdächtigt wird, wird von zwei Polizisten erschossen. Wie immer werden die Namen der Polizisten nicht bekannt gegeben.

13. Mailand: ein 46-jähriger Arbeiter gibt seinen Arm an die Bosse von SALCIM ab. Er wurde ihm von einer Lithographie-Maschine abgerissen, während er an ihr arbeitete.

14. Nocera Inferiore: Anna Maria, 29 Jahre alt, kommt ins Krankenhaus, um behandelt zu werden, stirbt aber, und niemand weiß warum.

14. Neapel: Der Kapitän der Küstenwache gibt den Befehl, das Feuer auf ein griechisches Schiff zu eröffnen, weil es nicht am Zoll anhält. Ergebnis: ein Toter, ein 25-jähriger Seemann. Grund für die Schießerei? Verdacht auf Schmuggel.

14. Roviga: Die Lagerhalle einer Feuerwerksfabrik explodiert und tötet einen der Arbeiter.

17. Pescara: William Marinelli, 16 Jahre alt, wird von der Polizei erschossen. Er hatte ein Auto gestohlen.

19. Bergamo: Nachdem sie 15 Jahre lang gefoltert und von einer Anstalt in die andere transportiert wurde, wird Palmira Valle, 29 Jahre alt, tot an ein Bett gefesselt in einer psychiatrischen Klinik aufgefunden. Die Todesursache war Erstickung durch das Laken, mit dem sie gefesselt war.

21. Florenz: Ein weiterer Todesfall bei der Arbeit aufgrund eines Stromschlags. Diesmal war das Opfer 32 Jahre alt und arbeitete bei den Eisenbahnen.

22. Neapel: Sieben Direktoren der Montefibre-Fabrik werden bei einer Untersuchung wegen des Todes von drei Arbeitern angeklagt.

22. Cavarzere: Ein junger Soldat, der Militärdienst leistet, wird beim Betreten der Kaserne von einem diensthabenden Wachmann erschossen, weil er das Passwort nicht angegeben hat.

23. Cagliari: Eine Krankenschwester erhängt sich aus Angst, entlassen zu werden. Sie war seit einigen Monaten krankgeschrieben und hatte einen Brief von der Krankenhausleitung erhalten, in dem ihr die Wahrscheinlichkeit einer Suspendierung von der Arbeit mitgeteilt wurde.

28. Caltanissetta: Die Zahl der Todesfälle durch Typhus unter der armen Bevölkerung des Dorfes erreicht 143.

28. Cuneo: Zwei Arbeiter werden getötet, als der Kessel, an dem sie arbeiten, explodiert.

30. Rom: Walter Rossi, ein Militanter von Lotta Continua, wird von Faschisten getötet, als er Flugblätter verteilte, die die Erschießung von Elena Paccinelli durch vier Faschisten am Donnerstag zuvor verurteilten. Ein Tankwart an einer nahegelegenen Tankstelle wird ebenfalls verwundet.

Oktober

4. Alghero: Ein 88-jähriger Mann stürzt sich von 45 Fuß Höhe von einem Felsen. Er hat sich umgebracht, weil er keine Töchter mehr hatte und seine Söhne ihn in ein staatlich geführtes Altersheim stecken wollten.

4. L’Aquila: Eine weitere Frau, die in der ACE-Fabrik beschäftigt war, stirbt an Krebs. Sie war 42 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern. Zwei andere, die kürzlich starben, waren 34 und 42 Jahre alt. Alle drei Arbeiterinnen waren mit giftigen Substanzen in Berührung gekommen, die sich als krebserregend erwiesen hatten.

13. Neapel: Ein 32-jähriger Mann stirbt in der psychiatrischen Klinik Nocera Inferiore an einem gutartigen Gehirntumor. Obwohl er in den letzten zehn Jahren Symptome eines Hirntumors gezeigt hatte, hatten die Ärzte der Anstalt, in der er eingesperrt war, ihn mit Antiepileptika vollgepumpt und ihn erst ins Krankenhaus geschickt, als er bereits im Koma lag.

15. Chieti: Ein weiteres Opfer der Arbeit. Ein 44-jähriger Arbeiter stürzt aus dem siebten Stock eines Gebäudes, das er abreißen wollte. Fünf weitere Kinder finden sich vaterlos wieder.

21. Trient: Ein Holzarbeiter stirbt, er wird von einem Baumstamm zermalmt. Ein weiterer Arbeiter stirbt, nachdem er von einem riesigen Telegrafenkabel aus Stahl getroffen wurde.

November

4. Ort Unbekannt: Drei weitere Arbeiter sterben für die Bosse: In Ascoli Piceno wird ein 27-jähriger Arbeiter bei Elettro-Carbonium von einer riesigen Elektrode aus amorphem Kohlenstoff zermalmt. In Troina werden zwei Arbeiter, einer 32, der andere 14 Jahre alt, bei der Arbeit auf einer Baustelle von einem Aufzug zerfetzt. Der erste stirbt, der zweite wird schwer verletzt.

8. Rom: Ein junger Autodieb wird von der Stadtpolizei zum Tode verurteilt, die ihn verfolgt und daraufhin erschoss.

15. Porto Marghera, Venedig: Drei Arbeiter der Montedison-Fabrik werden Opfer eines Arbeitsunfalls. Sie erleiden schwere Verbrennungen durch Flammen aus einem Gastank.

15. Mailand: Ein mit Benzin gefüllter Tank explodiert, tötet eine Person und hinterlässt zwei Schwerverletzte.

21. November: Ein unbekannter Mann erfriert. Er wurde tot aufgefunden, wegen der Kälte in seinem Haus, in dem er lebte, die Straße.

24. Turin: Todesstrafe für den 22-jährigen Antonio Torchia. Er war wegen Diebstahls und Raubes vorbestraft und wurde schließlich von einer Carabinieri-Patrouille in den Rücken geschossen.

28. Bari: Zwei junge Kommunisten, Benedetto Petrone und Francesco Intrano, werden von Faschisten überfallen. Petrone wird getötet, Intrano schwer verwundet.

Dezember

4. Olgiate: Eine weitere Hinrichtung durch die Hände der Carabinieri. Ein junger Mann, der des Betrugs beschuldigt wurde, hielt nicht bei einem Haltesignal an, woraufhin der Henker ihm in den Rücken und in das Genick schoss und ihn tötete.

8. Alghero: Ein 16-jähriger Junge wird vom Sicherheitsdienst beim Diebstahl eines Paares Schuhe in einer Boutique getötet. Eine sofortige Protestdemonstration wird von Gefährten organisiert, was zu Zusammenstößen mit der Polizei und dem Einschlagen von Schaufenstern führt.

8. Brindisi: Drei bei der Arbeit getötete und 52 verletzte Arbeiter in der Montedison-Fabrik.

8. Mailand: Clarice Anceschi, 93 Jahre alt, begeht Selbstmord, indem sie sich aus einem Fenster im vierten Stock stürzt. Sie war Internierte in einem Hospiz für alte Menschen.

11. Catania: Ein privater Wachmann in einem Orangenhain tötet einen 30-jährigen Mann, weil er eine Kiste Orangen gestohlen hat.

11. Lodi: Noch ein Leben für die Bosse: Ein 20-jähriger Bauarbeiter stürzt durch ein Dach in den Tod.

25. Sassari: Ein 21-jähriger Gefangener stirbt. Die offizielle Version ist, dass er seinen Kopf gegen die Wand geschlagen hat, während er mit seinen Zellengenossen herumspielte.

26. Mailand: Mauro Larghi, ein Gefährte der Autonomia Operaia, der vor 10 Tagen verhaftet wurde, weil er einen Nachtwächter entwaffnet hatte, stirbt an den Folgen der Schläge, die er bei seiner Verhaftung erhalten hatte.

1978

Januar

5. Rom: Der 20-jährige drogenabhängige Bruno Santini stirbt im medizinischen Bereich des Gefängnisses, während er auf seinen Prozess wartet.

6. Florenz: Ein 68-jähriger Gefangener bringt sich um, indem er sich aus einem Fenster im dritten Stock stürzt.

15. Ravenna: Ein 73-jähriger Mann, der wegen Diebstahls einer Tafel Schokolade verhaftet wurde, erhängt sich vier Stunden nach seiner Verhaftung in einer Isolationszelle.

17. Afragola: Eine Polizeistreife tötet den 20-jährigen Giovanni D’Ambra mit Maschinengewehrfeuer, als er aus dem Gefängnis fliehen will.

25. Lucca: Zwei Arbeiter werden getötet und fünf verletzt, als die Maschine, die sie testen, explodiert.

Februar

21. Padua: Sergio Secchi, 26 Jahre alt und Gefangener im Castello-Gefängnis, tötet sich mit einer Camping-Gasflasche.

März

7. Venedig: Ein dreiunddreißigjähriger Pförtner, der von der Polizei wegen Trunkenheit aufgegriffen wurde, erhängt sich in einer Polizeizelle.

10. Rom: Ein 38-jähriger Gefangener, der wegen Diebstahls verurteilt wurde, erhängt sich in seiner Zelle. Ein ähnlicher Vorfall ereignet sich im Gefängnis von Vercelli, wo sich ein 56-jähriger Gefangener das Leben nimmt.

17. San Donato Milanese: Ein 17-jähriger Junge wird von der Polizei an einer Straßensperre in den Rücken geschossen.

18. Mailand: Zwei junge anarchistische Gefährten, Lorenzo Ianucci und Fausto Tinelli, werden unter mysteriösen Umständen erschossen. Die Polizei versucht, eine verworrene Drogengeschichte um den Fall herum zu konstruieren, aber die politischen Motive für die Morde sind nur allzu offensichtlich.

April

7. Bozen: Ein Mann wird verhaftet, weil er beim Hören von Moros Tod gejubelt hat.

9. Imperia: Ein 17-jähriger Junge stirbt, als er gegen einen Lastwagen gequetscht wird, als er versucht, einer Straßensperre auszuweichen, weil er ein Auto ohne Führerschein fuhr.

11. Neapel: Ein 22-jähriger Gefangener begeht Selbstmord, indem er sich an den Gitterstäben seiner Zelle erhängt.

11. Torreannunziata: Ein 14-jähriger Junge wird an einer Straßensperre durch Maschinengewehrfeuer von Carabinieri tödlich verwundet.

Mai

4. Bologna: Bei einer Schießerei mit der Polizei nach einem Raubüberfall wird der 21-jährige revolutionäre Militante Roberto Rigobello durch Maschinengewehrfeuer getötet. Marco Tirabovi wird verhaftet.

9. Palermo: Der Gefährte der Democrazia Proletaria, Giuseppe Impastato, wird von der örtlichen Mafia ermordet, gegen die er einen mutigen Kampf geführt hatte. Sie sprengten eine Ladung TNT gegen ihn, so dass in Polizeiberichten von Selbstmord oder einem missglückten Bombenanschlag die Rede war.

12. Venedig: Nach einem bewaffneten Raubüberfall tötet die Polizei Silvano Maestrello, der für seine vielen Ausbrüche bekannt war. Er hatte es mindestens sieben Mal geschafft, seine Freiheit wiederzuerlangen.

20. Neapel: Ein 45-jähriger Gefangener, der auf seinen Prozess wartet, begeht im Gefängnis Selbstmord.

Juni

1. Rom: Ein 25-jähriger Gefanger in Untersuchungshaft erhängt sich im Gefängnis von Rebibbia.

3. Grosseto: Ein 33-jähriger Marokkaner wird unter ungeklärten Umständen in der Carabinieri-Kaserne durch eine Salve aus Maschinengewehrfeuer getötet.

7. Cagliari: Ein Gefangener, der auf seine Verlegung aus einer Haftanstalt wartet, erhängt sich in seiner Zelle.

11. Venedig: Ein Polizist tötet einen 19-Jährigen, der in der Nähe eines Autos herumlungerte.

29. Mailand: Ein 33-jähriger Gefangener erhängt sich in seiner Zelle.

Juli

31. Bergamo: Ein 21-jähriger junger Mann erhängt sich in einer Zelle der Carabinieri-Kaserne, nachdem er wegen versuchten Diebstahls festgenommen wurde.

August

(Datum unbekannt) Neapel: Ein 17-jähriger Gefangener, der auf seinen Prozess wegen Diebstahls von 50.000 Lire (ca. 25 Pfund) wartet, erhängt sich im Badezimmer des Jugendgefängnisses, in dem er festgehalten wird.

31. Saluzzo: Ein 45-jähriger Gefangener, der am Vortag wegen Ladendiebstahls verhaftet wurde, erhängt sich.

September

19. Genua: Eine giftige Schwefelwolke tötet in wenigen Sekunden drei Arbeiter in einer Gerberei, vergiftet viele andere und breitet sich über das ganze Gebiet aus. Der Lkw-Fahrer, der beim Abladen seines Tanks einen Fehler gemacht hat, sitzt im Gefängnis; die Fabrikchefs laufen dagegen frei herum.

Oktober

6. Ravenna: Ein 20-jähriger Heroinabhängiger stirbt im Gefängnis.

November

Florenz: Eine 22-jährige Frau stirbt nach einer Abtreibung auf einer Seitenstraße.

DRECKSARBEIT16

1977

März

24. Mailand: Eine „Patrouille gegen Drecksarbeit“ bricht bei der Genossenschaft Dusmet ein. Bevor sie gehen, verwüsten sie die Räumlichkeiten und nehmen Geld und verschiedene Gegenstände mit.

April

2. Ort Unbekannt: Ein bewaffnetes Kommando von fünf Personen dringt in das Büro der Firma Maros ein. Sie verwüsten das Büro und erbeuten zwei Millionen Lire.

29. Mailand: Ein bewaffneter Kern bricht in das Depot einer von Tür zu Tür arbeitenden Kosmetikfirma ein. Sie hinterlassen ein Flugblatt: „…Die Drecksarbeit der Arbeitskraft ist der Hauptweg, den der multinationale Kapitalismus heute wählt, um seine beiden grundlegenden Ziele zu verwirklichen: die Erzielung höherer Profite durch die Umgestaltung der Produktivität und die Wiedererrichtung einer globalen Herrschaft über das Proletariat durch die Einschränkung der Lohnsklaverei“.

Mai

10. Mailand: Eine „bewaffnete Bande junger Proletarier“ bricht in das Büro des Rizzoli-Verlages ein. Die Gesichter mit Sturmhauben vermummt und die Waffen in der Hand, sperren sie die Angestellten und Kunden in einem Raum ein und legen im Büro des Herausgebers Brandsätze, die gleichzeitig explodieren. An den Wänden: „Die Höhlen der Drecksarbeit werden durch Feuer geschlossen“.

Juni

30. Mailand: Zwei Bomben gegen Jugendarbeitsämter. Ein Flugblatt wird von Nuclei Armati Rivoluzionari hinterlassen, das die Ausbeutung der jungen Arbeitskräfte anprangert.

Juli

4. Porto Marghera: In einer Fabrik, die optische Linsen herstellt, bricht ein Feuer aus, das 600 Millionen Lire Schaden verursacht. Für die Aktion machen sich die Roten Brigaden/NAP verantwortlich.

1978

Januar

26. Bologna: Nuclei combattenti comunisti verwüsten den Drecksarbeits-Laden Mary Johns.

Februar

4. La Spezia: „Luisa Spagnoli zieht ihre Profite aus der Spekulation auf dem Rücken von proletarischen Gefangenen. Deshalb wurde einer ihrer Schlupfwinkel geschlossen“. Dies ist ein Flugblatt, das von der Azione Rivoluzionaria am Ort des Angriffs auf einen der Kleiderläden der Luisa-Spagnoli-Kette in Cagliari hinterlassen wurde: Lotta Femminista übernimmt die Verantwortung für einen Brand im Rinascente-Supermarkt.

10. Cagliari: Lotta Femminista übernehmen die Verantwortung eines Brandanschlages auf einen Laden von Rinascente.

18. Vicenza: Organizzazione operaia per il comunismo übernimmt die Verantwortung für eine Aktion gegen eine Pförtnergenossenschaft und reiht es in den Kampf gegen die Drecksarbeit ein.

26. Rom: Ronde femministe di quartiere sprengen eine Babysitter-Agentur und bekennen sich in einem Flugblatt zu der Aktion: „Wir werden die Erpressung durch Drecksarbeit nicht länger akzeptieren“.

März

12. Varese: Das neue Lager von Bassani Ticino, einer Firma, die sich durch die Ausbeutung von Gefangenen bereichert hat, wird bei einem Brand, zu dem sich die Unità Combattenti Comuniste bekennt, völlig zerstört.

Mai

12. Zane: Eine Gruppe von Gefährten der Autonomia Operaia verwüstet die Büroräume einer Vertragsfirma, die Drecksarbeit ausbeutet.

November

21. Turin: Squadre Armate Combattente brechen in die Büroräume einer Agentur für Hausarbeit ein, setzen die Angestellten und die verantwortlichen Frauen fest und hinterlassen an den Wänden: „Greift die Höhlen der Drecksarbeit an“.

POLITIKER UND PARTEIZENTRALEN

1976

März

6. Mailand: Zwei bewaffnete Gruppen brechen in den Verlag Jaca Book und die Redaktionsräume von Supermilano ein, beide verbunden mit Comunione e Liberazione. Beide Orte werden verwüstet.

15. Mailand: Während einer Demonstration aus Protest gegen die Inhaftierung von vier Gefährten werden drei faschistische Treffpunkte in Brand gesteckt.

20. Mailand: Molotows werden gegen ein Lokal der christdemokratischen Partei und ein vor einer Kirche geparktes Auto geworfen.

27. Rom: Sieben Personen brechen in das von Christdemokraten und Comunione e Liberazione betriebene Kulturzentrum ein. Das Zentrum wird verwüstet. Die Verantwortung für die Aktion wird von Lotta Armata per il Comunismo übernommen.

31. Mailand: Ein Kern von Gefährten stürmt eine Pizzeria, in der sich Hardcore-Faschisten der Gegend versammeln und wo einige der Aktionen der Schläger koordiniert werden. Die Pizzeria wird völlig zerstört und einige ihrer Stammkunden werden verletzt.

April

4. Turin: Ein faschistischer Treffpunkt, die Bar Sergio, wird verwüstet.

25. Salerno: Gefährten brechen in das Theater Augusto ein, wo die Kommunistische Partei und die Christdemokraten gemeinsam den Jahrestag des Widerstands feiern. Die Christdemokraten werden angegangen und ihre Fahne angezündet.

29. Mailand: Der MSI-Provinzabgeordnete Enrico Pedinovi wird mit fünf Pistolenschüssen zur Strecke gebracht.

30. Rom: Die Bibliothek der antiken spanischen Geschichte wird in Brand gesteckt. Für die Aktion übernimmt ein Kern, der sich als „Internationale Brigade Paeredes Manot“ bezeichnet, die Verantwortung. Auf einem Flugblatt, das in einer nahegelegenen Telefonzelle hinterlassen wurde, steht: „Die franquistische Höhle Villalbani ist zerstört worden. Getarnt als spanische Bibliothek, verbarg dieser Ort viele Verbindungsaktivitäten zwischen den neofaschistischen Organisationen Mitteleuropas, ein Umschlagplatz für die klandestinen Aktivitäten der vielen italienischen Faschisten, die in den Borghese-Putsch17 verwickelt waren, und die Bombenanschläge der Avanguardia Nazionale“.

Juni

6. Rom: Das Kino Barberini wird vor einer faschistischen Versammlung in Brand gesteckt.

9. Padua: Kurz vor einem MSI-Treffen verwüstet eine Gruppe von Gefährten einen faschistischen Treffpunkt und setzt ihn in Brand, um ihn vollständig zu zerstören.

17. Mailand: Gefährten beenden den Wahlkampf. Nach einem MSI-Treffen wird ein Lastwagen der Firma verbrannt, die die Bühne aufgebaut hatte, auf der die Faschisten sprachen. Das Gleiche geschieht mit dem Treffpunkt Alternativa der Nazigruppe und den Räumen der MSI im Corso Genova. Die Feierlichkeiten enden mit der Verbrennung einer Pizzeria, die der Treffpunkt der Faschisten in dieser Gegend war.

26. Ort unbekannt: Das Auto eines christdemokratischen Mitglieds wird verbrannt. Die Verantwortung dafür wird von Lotta armata per il comunismo übernommen.

September

27. Padova: Drei Personen brechen in die Räumlichkeiten von Mondo Libero, einer faschistischen Zeitung, ein. Die Anwesenden werden gefesselt, und die drei nehmen verschiedene Dokumente mit. Das Emblem der Roten Brigaden wird an die Wand gemalt.

Oktober

2. Mailand: Nachdem sie die Wand mit einer Spitzhacke eingeschlagen haben, brechen die Gefährten in das faschistische Gebäude in der Viale Murillo ein. Sie zerstören die Büros vollständig und verbrennen Möbel und Dokumente auf der Straße.

5. Candoglia: Unità Comuniste Combattente macht sich für einen Angriff auf die Räumlichkeiten der Christdemokraten verantwortlich.

13. Varese: Zwei Molotows und ein Kugelhagel gegen die Räume der Christdemokraten.

20. Carrara: Christdemokratische Räume verwüstet und in Brand gesetzt.

30. Florenz: Christdemokratische Räume verbrannt. Weitere Angriffe auf eine Sparkasse und Carabinieri-Kasernen.

November

10. Ort unbekannt: Unità Combattente Comuniste dringen in die Wohnung des PSDI-Abgeordneten ein, fesseln ihn, durchsuchen das Haus und nehmen das gefundene Geld mit.

Dezember

1. Mailand: Eine Zelle der Roten Brigaden bricht in die Büros der Democrazia Nuova ein. Die Anwesenden werden gefesselt und eine Million Lire enteignet.

14. Vicenza: In das Hauptquartier des Centro Cristiano Lavoratori (Zentrum für christliche Arbeiter) wird eingebrochen und Dokumente werden entwendet. Lotta armata per il comunismo.

15. Taranto: Das Hauptquartier der PLI wird verwüstet. In Neapel wird ein Gebäude der Christdemokraten angezündet. In Rom wird das MSI-Hauptquartier durch eine Explosion beschädigt, und die Räumlichkeiten von Comunione e Liberazione werden angegriffen.

1977

Januar

10. Rom: Der EUR-Kongresspalast wird zum Ziel von Explosionen, die in der Eingangshalle hochgehen und die Durchführung einer MSI-Sitzung verhindern. Für die Aktion machen sich die „neuen Partisanen“ verantwortlich.

24. Turin: Drei Autos der Christdemokraten werden angezündet.

Februar

6. Rom: Die Gruppo Guerriglieri Maria Cagol verübt eine Reihe von Anschlägen, darunter die Zerstörung eines Autos, das einem berüchtigten Faschisten gehört.

10. Bologna: Sieben Molotows werden gegen das Lokal von Comunione e Liberazione geworfen, weitere gegen ein christdemokratisches Lokal. Später am Tag werden ein christdemokratischer und ein faschistischer Treffpunkt in Brand gesetzt.

13. Bari: MSI– und christdemokratische Lokale werden angezündet, ebenso das Auto eines faschistischen Gemeinderatsmitglieds.

22. Neapel: Faschistischer Treffpunkt Contro Corrente wird nach einem Gewerkschafts- Syndikatstreffen in Brand gesetzt.

24. Bologna: Zwei Autos von christdemokratischen Stadträten werden angezündet.

März

3. Florenz: Reparti Comunisti di Combattimento machen sich für drei Aktionen gegen örtliche Christdemokraten verantwortlich, alles Bombenanschläge auf Räumlichkeiten.

7. Rom: Im Privatbüro von Innenminister Cossiga explodiert ein Sprengsatz. Lotta Armata per il Comunismo macht sich für die Aktion verantwortlich.

19. Genua: Eine Zelle der Roten Brigaden verbrennt vier Autos: zwei von Industriellen und zwei von christdemokratischen Stadträten.

20. Turin: Zehn Pistolenschüsse werden von einem Kommando auf einen christdemokratischen Stadtrat abgefeuert, aber die Schüsse verfehlen ihr Ziel.

21. Spoleto: MSI-Räume werden durch ein mit Molotows verursachtes Feuer zerstört.

28. Mailand: Das Auto eines Regionalrats wird angezündet – eine Aktion, für die sich die Roten Brigaden verantwortlich machen.

Mai

1. Verona: Molotows werden gegen christdemokratische Räumlichkeiten geworfen.

4. San Benedetto del Trento: Eine Zelle der Roten Brigaden übernimmt die Verantwortung, das Auto eines Regionalabgeordneten angezündet zu haben.

27. Mailand: Drei Autos von Comunione e Liberazione-Mitgliedern werden von „einer Gruppe von Gefährten“ verbrannt.

Juni

20. Cagliari: Eine Gruppe von Gefährten der „Autonomen“ verprügelt einige KP-Reaktionäre vor der Universität.

30. Rom: Die Häuser von zwei Faschisten sind das Ziel von Mollis, die in der Nacht geworfen werden. Auch das Auto des Finanzministers geht in Flammen auf. Ein Flugblatt, das die Verantwortung für diese Aktionen übernimmt, ist von „jungen Proletariern“ unterzeichnet.

Juli

11. Genua: Eine der wichtigsten Figuren der örtlichen Christdemokraten wird von den Roten Brigaden in die Arme und Beine geschossen.

11. Rom: Marlo Perlini von Comunione e Liberazione erhält von den Roten Brigaden drei Pistolenschüsse in die Beine.

13. Turin: Ein christdemokratisches Ratsmitglied wird von den Roten Brigaden in die Beine geschossen.

Oktober

5. Nuoro: In der Nacht wird in das Rathaus eingebrochen und ein Esel, der aus einem benachbarten Hof gestohlen wurde, an den Schreibtisch des Bürgermeisters gebunden.

13. Rom: Eine Gruppe von Gefährten bricht in ein Lokal der christdemokratischen Partei ein und entwendet Akten und andere Papiere.

23. Mailand: Ein christdemokratischer Stadtrat wird von den Roten Brigaden zum Krüppel gemacht. Die Verantwortung für die Aktion wird im Namen der RAF-Gefährten übernommen.

24. Triest: Angriffe auf christdemokratische Räume und auf die Wohnung eines faschistischen Ratsmitglieds, für die Aktion macht sich die Ronda Proletaria verantwortlich.

25. Turin: Ein weiterer christdemokratischer Würdenträger wird von den Roten Brigaden zum Krüppel gemacht.

26. Massa: Das Auto eines christdemokratischen Funktionärs wird verbrannt.

26. Rom: Autos von verschiedenen Christdemokraten in der Stadt verbrannt.

27. Genua: Weitere fünf Autos von Christdemokraten werden verbrannt.

November

2. Rom: Ein christdemokratischer Direktor und Befürworter der „eisernen Faust“ gegen den „Terrorismus“ wird durch dreizehn Schüsse der Roten Brigaden getötet

12. Aquila: Die Unità Comunista schließt einen Treffpunkt der Christdemokraten durch Brand.

14. Rom: Molotow-Anschlag auf eine faschistische Treffpunkt im Appio-Viertel.

Dezember

6. Bergamo: Squadre Operaie Armate bekennen sich zu Anschlägen auf die Euroschool und ein christdemokratisches Lokal.

12. Rom: Eine Bombe verwüstet einen Treffpunkt von Faschisten der Democrazia Nazionale.

12. Trient: Bombenanschlag gegen Tecnofin, Treffpunkt für Mitglieder der Christdemokraten und der Kommunistischen Partei. Für die Aktion macht sich Prima Linea verantwortlich.

17. Reggio Emilia: Bombenanschlag auf Räumlichkeiten der Christdemokraten. Die Polizei verhaftet ein Mitglied des Gymnasio Nihilista.

20. Rom: Nuclei Armate Territoriale zerstören das leistungsstarke Motorrad eines Mitglieds der KP-Schlägertrupps.

21. Rom: Die Autos von drei Mitgliedern der Christdemokraten gehen in Flammen auf, die Verantwortung wird von den Roten Brigaden per Telefonat übernommen.

25. Como: Eine Bombe explodiert in der Nacht vor MSI-Räumlichkeiten.

31. Bozen: Provinzhauptquartiere der Christdemokraten werden in Brand gesetzt.

1978

Januar

1. Trient: Ronde Proletarie machen sich für den Bombenanschlag auf den Provinzverband der Kommunistischen Partei verantwortlich.

1. Lamezia Terme: Das Auto eines MSI-Provinzrats geht in Flammen auf. Mittels eines Flugblatts übernehmen die Roten Brigaden mit einer Unterschrift die Verantwortung für die Aktion.

3. Padova: Organizzazione Operaia per il Comunismo greifen sieben Lokale der Christdemokraten an, um gegen die Verurteilung von zwei Gefährten durch Gerichte in Padova zu protestieren.

5. Cagliari: Ein Molotow wird gegen ein christdemokratisches Lokal geworfen.

7. Rom: Viele Gefährten werden von Faschisten angegriffen und verwundet, die wie immer von der Polizei geschützt werden. An diesem Abend bringt eine Gruppe von Gefährten zwei faschistische Schläger zur Rechenschaft, die mit Waffen in der Hand ihren Treffpunkt verlassen wollten, um neue Angriffe zu starten. Ein dritter Faschist wird von Carabinieri im Kreuzfeuer vor demselben Treffpunkt getötet. Die Verantwortung für die Hinrichtung der beiden Faschisten wird von Nuclei Armati per il Contropotere Territoriale übernommen.

8. Bari: Versuche, zwei MSI-Räumlichkeiten anzuzünden.

10. Luras: Das Auto des christdemokratischen Bürgermeisters explodiert.

10. Trieste: Zwei Molotows fliegen gegen das Hauptquartier der Christdemokraten in der Provinz und zünden. Ein Gefährte wird verhaftet, aber andere schaffen es, ihn zu befreien.

12. Cagliari: Explosion vor dem christdemokratischen Hauptquartier – Ronda Proletaria.

12. Potenza: Das Hauptquartier des christdemokratischen Provinzkomitees wird geplündert und in Brand gesteckt.

12. Neapel: Eine selbstgebastelte Bombe explodiert vor dem MSI-Gebäude.

18. Genua: Eine Zelle der Roten Brigaden verwundet das Mitglied des KP-Provinzkomitees und Direktor einer Wirtschaftsschule, Professor Filippo Peschiera, an den Beinen.

28. Rom: Nuclei Combattenti Territoriali verbrennen das Auto eines KP-Anwalts, der für seine Arbeit am Dossier der Partei gegen politische Gewalt bekannt ist.

30. Neapel: Bombenanschläge auf drei Lokale der Christdemokraten.

Februar

12. Enna: Drei Molotows gehen am Tag nach dem Besuch von Almirante gegen das MSI-Gebäude hoch.

16. Portici: Das Auto des christdemokratischen Polizeichefs wird durch Molotows zerstört.

24. Rom: Räumlichkeiten der Christdemokraten werden niedergebrannt.

26. Brescia: Rivoluzionari Anti-Imperialisti Comunisti greifen das Gebäude an, in dem sich die Büros eines christdemokratischen Senators und des Provinzsekretärs der gleichen Partei befinden.

26. Ostia: Das Auto eines bekannten lokalen Faschisten geht in der Nacht in Flammen auf.

28. Bologna: In der Nacht werden fünf christdemokratische Bezirksbüros und eine Buchhandlung von Comunione e Liberazione angezündet.

März

3. Cerignola: Explosion in einer Villa, die von einem lokalen christdemokratischen Parteifunktionär gebaut wird.

5. Rom: Das Auto eines Magistrats und Präsidenten des Technischen Instituts wird angezündet.

5. Ribera: Bombenanschlag auf ein MSI-Gebäude.

6. Cinciello: Organizzazione Proletaria per il Comunismo greift den Sprecher von Comunione e Liberazione an.

7. Arluno: Haus und Auto eines Kinderarztes, einer der Protagonisten der berüchtigten Anti-Abtreibungsbewegung, werden angezündet.

8. Cavarzere: Brandanschlag gegen das Hauptquartier der Christdemokraten.

10. Rom: Zwei Bomben in der Nacht – die erste in der Sporthalle der Italienischen Vereinigung, die andere in einem Parteibüro der Christdemokraten.

10. Rom: Nucleo Comunista Armato – Francesco Lo Russo sprengt zwei christdemokratische Lokale und zwei Carabinieri-Kasernen in die Luft.

10. Ravenna: Gescheiterter Bombenanschlag auf ein Parteibüro der Christdemokraten.

10. Messina: Ein Molotow wird gegen ein christdemokratisches Lokal geworfen.

14. Mailand: Brandanschlag auf das Kulturzentrum Don Minzoni.

14. San Benedetto del Trento: Eine Bar, die einem christdemokratischen Ratsmitglied gehört, wird in Brand gesetzt.

16. Rom: Um 9.30 Uhr greift eine Kolonne der Roten Brigaden in der Via Fani die Autoeskorte des christdemokratischen Parteichefs Aldo Moro an. Sie eliminieren fünf Polizisten und entführen den christdemokratischen Parteichef. Am selben Morgen bildet das Parlament die erste Regierung mit Stimmen der Kommunistischen Partei.

April

7. Rom: In der Nacht finden TNT-Explosionen vor zwei christdemokratischen Lokalen statt.

7. Turin: Autos von zwei christdemokratischen Politikern werden angezündet – eine Aktion, zu der sich die Roten Brigaden bekennen.

14. Venedig: TNT gegen zwei christdemokratische Parteibüros und Pistolenschüsse gegen die Wohnung eines christdemokratischen Provinzratsmitglied, zu der Aktion bekennen sich die Proletari Comunisti Organizzati.

15. Genua: Rote Brigaden bekennen sich zum Brand von drei Autos, die christdemokratischen Mitgliedern gehören.

22. Orani: Das Auto eines christdemokratischen Ratsmitglieds wird in die Luft gesprengt.

25. Rom: Ein führender christdemokratischer Stadtrat, der in Mafia-Affären verwickelt ist, wird von den Roten Brigaden in die Beine geschossen.

25. Cormano: Parteiräume der Christdemokraten werden durch eine Explosion fast vollständig zerstört.

29. Cagliari: Bombenanschlag in der Nacht auf christdemokratische Räume.

Mai

1. Ostia: Autos von zwei lokalen Faschisten werden verbrannt.

1. Sassari: Bombenanschlag auf die Provinzzentrale der Liberalen Partei Italiens.

4. Rom: Formazioni Proletarie Armate plündern ein von Christdemokraten geführtes „Zentrum für soziale Förderung“.

9. Rom: Um 13.30 Uhr wird wenige Meter von den Büros der Christdemokraten und der Kommunistischen Partei in der Via Caetani die Leiche von Aldo Moro im Kofferraum eines Renault gefunden, nachdem dies über ein Telefon mitgeteilt wurde. Auf ihn war elf Mal geschossen worden. Die Gewerkschaften/Syndikate rufen einen weiteren Generalstreik aus. Die Familie lehnt ein Staatsbegräbnis ab.

10. Santa Sofia: Nach einem Bombenanschlag auf ein Büro der Christdemokraten wird ein Gefährte verhaftet.

10. Trapani: Die Wohnung des christdemokratischen Parteivorsitzenden für öffentliche Arbeiten wird angezündet.

12. Mailand: Die Rote Brigaden – Walter Alasia Kolonne machen einen christdemokratischen Direktor zum Krüppel.

12. Pisa: Eine Brandbombe explodiert unter dem Auto des christdemokratischen Provinzsekretärs.

13. Ravenna: Räumlichkeiten der Christdemokraten und ein katholischer Radiosender werden durch Feuer zerstört.

21. Asti: Formazioni Combattenti Comuniste – Prima Linea übernehmen die Verantwortung für einen Bombenanschlag gegen die Provinzzentrale der Christdemokraten.

21. Ostia: Bombenanschlag auf das örtliche Parteibüro der MSI.

27. Rom: Explosion in einem Zentrum der Christdemokraten, die Verantwortung übernimmt die Formazioni Armate Proletarie.

Juni

2. Rom: Bombenanschlag auf drei christdemokratische Parteibüros.

3. Venedig: Proletari Comunisti Organizzati übernehmen die Verantwortung für die Sprengung der Wohnungen von drei Faschisten, Mitgliedern der Fronte della Gioventu.

8. Turin: Squadre Proletarie di Combattimento verwunden den Arzt Giacomo Ferrero mit Pistolenschüssen. Er ist ein bekannter Faschist, der in der Vergangenheit wegen Wucherei verurteilt worden ist.

16. Palermo: Bombe gegen das ACLI-Hauptquartier.

16. Bologna: Cellule Comuniste Combattenti zünden zwei Autos von Christdemokraten an.

18. Rozzano: Gescheiterter Brandanschlag auf ein Gebäude der Christdemokraten.

19. Aosta: Ein Kern für direkte Angriffe der Azione Rivoluzionaria zündet eine Bombe in den regionalen Büros der Christdemokraten.

25. Tempio Pausania: Anschlag mit Dynamit gegen das Haus des christdemokratischen Bürgermeisters von Aglientu.

25. Triest: Bombenanschlag auf das Haus des christdemokratischen Vizepräsidenten der Regionaljunta. Nuclei Comunisti per Contropotere übernimmt die Verantwortung.

29. Mailand: Das Kino Fontana wird niedergebrannt. Es diente als Versammlungsort für Comunione e Liberazione.

Juli

1. Venedig: Ein Brandanschlag verwüstet das Hauptquartier von Acli di Mirano, einer Organisation, die sich für den Abbau von Arbeitsplätzen in Krankenhäusern einsetzt.

15. Turin: Das Rechenzentrum der Region Piemont wird von Prima Linea in Brand gesetzt, die Computer werden zerstört.

15. Padua: Ronde Armate Proletarie zerstören das Auto des Universitätsdozenten Pietro Dlogu.

15. Treviso: Ronde Armate Proletarie brennen die Tür des Hauses eines Universitätsprofessors nieder.

19. Rom: Auto eines christdemokratischen Ratsmitglieds wird verbrannt.

28. Rom: Anschlag mit Dynamit auf Parteiräume der Christdemokraten.

September

26. Rom: Anschlag auf zwei berüchtigte faschistische Treffpunkte mit Bomben: das Restaurant Il Fungo und das Hotel Satellite in Ostia.

Oktober

7. Trient: Brandanschlag auf das Büro eines christdemokratischen Abgeordneten und Vizepräsidenten einer Parlamentskommission.

12. Rom: Auf drei MSI-Parteiräume werden Bombenanschläge verübt, ebenso auf das Geschäft eines bekannten Faschisten.

14. Lucca: Lotta Armata per il Comunismo übernimmt die Verantwortung für den Anschlag mit Dynamit auf die Villa eines christdemokratischen Abgeordneten.

14. Marano Vicentino: Molotows fliegen gegen die örtliche christdemokratische Zentrale.

20. Padova: Ein Stadtrat der Sozialistischen Partei und Universitätsdirektor wird durch Schüsse von zwei Gefährten der Fronte Combattente Comunista verwundet.

26. Bologna: Nuclei Sconvolti per la Sovversione Urbana zünden zwei Bomben beim Haus des Bürgermeisters Zangheri.

27. Neapel: Eine Gruppe „organisierter Arbeitsloser“ besetzt das Parteibüro der Kommunistischen Partei aus Protest gegen die Politik der linken Junta.

COMUNIONE E LIBERAZIONE ist eine katholisch-faschistische Organisation, die sich vorwiegend aus Studenten und jungen Katholiken zusammensetzt. Obwohl sie keine Partei ist, ist ihre Organisationsform die des straff zentralisierten stalinistischen Typs.

DEMOCRAZIA CRISTIANA (Christdemokraten) ist eine katholisch inspirierte Zentrumspartei. Sie hat bei den letzten Wahlen ihren Platz als größte Partei in Italien bestätigt.

PARTITO COMUNISTA (Kommunistische Partei) ist die größte kommunistische Partei in Westeuropa. Im März 1978 unterstützte sie mit ihren Stimmen im Parlament die Christdemokraten in der Regierung, heute hat die Kommunistische Partei mit ihrer Repressionspolitik die Christdemokraten längst überholt. Diese Partei ist ein wichtiges Instrument für den Übergang des italienischen Kapitalismus zu einem sozialdemokratischen Modell. Allerdings hat sie bei den letzten Wahlen erhebliche Stimmenverluste hinnehmen müssen.

MSI – MOVIMENTO SOCIALE ITALIANO Rechtsgerichtete Partei, die weiterhin an die faschistische Tradition festhält.

PLI – PARTITO LIBERALE ITALIANO Italienische Liberale Partei, gemäßigte Rechtspartei.

ACLI – ASSOCIAZIONE CATTOLICA LAVORATORE ITALIANE Katholische Arbeitervereinigung.

PSDI – PARTITO SOCIALISTA DEMOCRATICA ITALIANO Gemäßigte Linkspartei, eine Abspaltung von der Sozialistischen Partei.

CGIL: CONFEDERAZIONE GENERALE ITALIANA DEL LAVORO (Allgemeine Italienische Konföderation der Arbeit), linke Gewerkschaft/Syndikat, dominiert von der Kommunistischen Partei, mit einer sozialistischen Minderheit.

CISL: CONFEDERAZIONE ITALIANA SINDACATI LAVORATORI (Italienische Konföderation der Arbeitersyndikate, -gewerkschaften), von den Christdemokraten dominiert.

UIL: UNIONE ITALIANA LAVORATORI (Italienische Arbeiterverenigung), kleinster der drei größten Gewerkschaften/Syndikate, dominiert von den Sozialisten.

CISNAL: Vierte Konföderation nach der CGIL, CISL und UIL. Hat eine öffentlich betonte Affinität zur neofaschistischen nationalen Partei, der MSI.

GEWERKSCHAFTEN/SYNDIKATE

1976

März

17. Turin: Bei FIAT werden die Sabotageakte der Arbeiter in der Lackierabteilung (siehe Nr. 1) von den Gewerkschafts-, Syndikatsbürokraten als das Werk von „Provokateuren“ abgetan. Der Gebietssekretär der CGIL muss sich 10.000 Arbeitern stellen, die ihm Beleidigungen zuschreien und zu direkten Aktionen aufrufen.

April

26. Cassino: Die FIAT-Arbeiter weigern sich, bis 1978 zu warten, um eine halbe Stunde Mittagspause zu haben, und nehmen sich diese direkt. Sie verkürzen den Arbeitstag selbst um eine halbe Stunde und „wenn der Busfahrer sich weigert zu fahren, werden wir seinen Platz einnehmen, wenn niemand in der Lage ist, den Bus zu fahren, werden wir ihn auseinandernehmen“.

28. Genua: Rote Brigaden brechen in die Büros von Intersind (Syndikalistische-Gewerkschaftskonföderation) ein, ketten die Mitarbeiter an und nehmen Akten mit.

Mai

3. Turin: Zorn gegen den Vertrag der Gewerkschaften/Syndikate. Arbeiter in der FIAT-Lackiererei Rivalta und Mirafiori verlassen die Arbeit eine halbe Stunde früher.

5. Turin: Der Gewerkschafts-, Syndikatsbürokrat, der gekommen ist, um über den bei Mirafiori und Trentin erzielten Vertrag zu sprechen, wird mit Orangen und Bolzen angegriffen. Nur 500-600 von 20.000 Arbeitern erscheinen zu der Versammlung.

Juni

4. Cassino: Nach der Verwundung eines FIAT-Managers wurde ein nicht unterschriebenes Flugblatt gefunden: „Mit der heutigen Warnung wollen wir diese Persönlichkeiten an einige Tatsachen erinnern, die die Arbeiter alle sorgfältig zur Kenntnis genommen haben: Pettinotti (das Opfer) kontrolliert das Netzwerk der Faschisten der CISNAL, die immer aktiv sind, um die Gefährten auszuspionieren, die in der vordersten Linie des Kampfes stehen…“

November

16. Sassari: Zwei Gefährten werden verhaftet und beschuldigt, Molotows gegen die Büros der CISNAL geworfen zu haben.

1977

Juni

30. Palermo: Intersind-Büros werden von vier Gefährten aufgebrochen. Sie sperren die Angestellten in der Toilette ein und legen eine Bombe, die die Büros zerstört. Für die Aktion machen sich die Unità Combattenti Comunisti verantwortlich.

Dezember

24. Sanremo: Während einer Anti-Weihnachtsdemonstration verwüsten die Gefährten das Hauptquartier der CISNAL und werfen Möbel und Dokumente auf die Straße. 15 Personen werden verhaftet.

17. Oktober: Wilde Streiks in den italienischen Krankenhäusern gegen die Verwaltung der Verträge durch die Gewerkschaften/Syndikate und zur Durchsetzung ihrer eigenen Forderungen. In Neapel, Florenz, Palermo und Mailand kämpfen die Krankenhausarbeiter seit Tagen. Im Polyclinico in Rom wird die Armee eingesetzt, um die Mahlzeiten der Patienten zu servieren.

November

30. Mailand: Eine Gruppe von Arbeitern des Comitato di lotta dell’Unidal (autonome Gruppe in der Kuchenfabrik Motta/Allemagna) platzt in ein Treffen zwischen Gewerkschafts-, Syndikatsanführern und Direktoren hinein, verprügelt einen CGIL-Bürokraten und einen der Fabrikdirektoren. Die Polizei greift ein und die Arbeiter aller Abteilungen treten in den Streik.

FABRIKEN UND DIE INDUSTRIELLE HIERARCHIE

1976

März

11. Turin: Sabotage durch Arbeiter bei FIAT, wo sie die Lackfarben verwechseln und dadurch Schäden und Zeitverluste verursachen. Versuche der Gewerkschafts-, Syndikatsbürokraten, dies als einfachen „Fehler“ abzutun, werden von den Arbeitern öffentlich angeprangert.

26. Bergamo: Drei Personen erschießen den Philco-Bosch-Manager vor der Fabrik und hinterlassen ein Kommuniqué, in dem sie seine Rolle bei der Umstrukturierung der Fabrik anprangern – sowie die Entlassung von Militanten und die Erhöhung der Ausbeutung. Die Verantwortung für die Aktion wird von Lotta Armata per il Comunismo übernommen.

26. Genua: Ein Lager des Supermarktes Standa wird nach telefonischer Warnung durch Feuer zerstört.

26. Rivalat: FIAT-Arbeiter blockieren Tore und verweigern den Zutritt für Waren und Manager. Drei Autos der Vorarbeiter brennen in der Nacht.

27. Turin: Sabotage in der Polsterei bei FIAT Mirafiori. Material, das für die Fließbänder bereitsteht, ist verbrannt.

April

2. Crescenzago: Dem obersten Wachmann von Magneti Marelli wird in die Beine geschossen, weil er Arbeiter bespitzelt und denunziert hat. Ein Kommuniqué wird von einem bewaffneten kommunistischen Kommando hinterlassen.

3. Turin: Eine Werkstatt bei FIAT Mirafiori wird durch ein Feuer völlig zerstört. „Ein bewaffneter Kern hat einen Teil des Profits von Agnellis imperialistischem multinationalen Unternehmen zerstört. Das ist erst der Anfang“, heißt es in einem telefonischen Kommuniqué an die Nachrichtenagentur ANSA.

8. Mailand: Ein Gebäude der Kuchenfabrik Motta wird durch Feuer zerstört.

10. Turin: Zwei Standa-Lagerhäuser und ein großes Lager für Klamotten brennen.

11. Turin: FIAT Mirafiori – ein Auto wird im Tunnel, wo diese geschmiert werden, in Brand gesetzt, wodurch andere Autos und der Tunnel selbst beschädigt werden.

13. Turin: Acht Schüsse auf einen FIAT-Vorarbeiter werden von Roten Brigaden abgegeben, die auch die Autos von zwei anderen zerstören.

14. Rivalta: Feuer im FIAT-Reifendepot. Die Aktion wird von den Roten Brigaden kritisiert, die eine Erklärung herausgeben, dass sie gegen die Zerstörung von Waren sind.

14. Florenz: Zwei Texaco-Büros brennen – die Verantwortung für die Aktion übernehmen die Formazione Comuniste Armate.

16. Porto Marghera: Rote Brigaden übernehmen die Verantwortung für die Zerstörung des Autos eines Montedison-Technikers.

16. Rom: Ein Standa-Depot wird angezündet, für die Aktion übernimmt die Squadra d’Azione Cagol die Verantwortung.

21. Rom: Präsident eines Öltankunternehmens wird von Formazione Comuniste Armate in die Beine geschossen.

21. Brescia: Rote Brigaden stürmen das Hauptquartier des Industrieverbands und nehmen Akten mit.

Mai

7. Turin: Ein FIAT-Warenhaus wird niedergebrannt.

10. Rom: Explosion vor einem deutschen Reisebüro, die Aktion steht mit dem Mord an Ulrike Meinhof in ihrer Gefängniszelle in Verbindung.

Juli

20. Rom: Durch eine Explosion zerstörte Büros einer syrischen Fluggesellschaft: Die Aktion steht in Verbindung zu den Massakern, die von dieser Regierung im Libanon verübt wurden.

September

11. Rom: Bombenanschlag auf brasilianische Fluggesellschaft. Molotows werden auf die amerikanischen Honeywell-Büros und ein israelisches Reisebüro geworfen.

11. Turin: Zwei Filialen der Banca Commerciale werden von Combattenti Armati per il Comunismo aus Protest gegen deren Verwicklung in das Pinochet-Regime angegriffen.

22. Rom: Zwei Explosionen: eine beschädigt das Geschäft eines Iraners mit CIA-Verbindungen, die andere richtet sich gegen den amerikanischen Industriekonzern Westinghouse.

26. Rom: Zionistische und amerikanische Ziele werden vor und nach einer Demonstration in Solidarität mit dem palästinensischen Widerstand im Libanon getroffen. Eine Explosion zerstört das Warendepot des israelischen Ex-Botschafters in Italien; Molotows gegen American Joint; zwei Filialen der Banks of America werden mit Molotows angegriffen und ein Warendepot der ITT-Tochterfirma Avis wird in die Luft gejagt.

Oktober

1. Mailand: Eine große Gruppe von Gefährten dringt in das südafrikanische Konsulat ein und verwüstet es.

6. Turin: Einbruch in Italian International Computers durch drei bewaffnete Männer und eine Frau. Sie setzen die Büros in Brand, nachdem sie die Mitarbeiter dazu gebracht haben, das Gebäude zu verlassen.

15. Mailand: Arbeiter der Motta-Kuchenfabrik, denen 2.800 Entlassungen bevorstehen, jagen den für die Umstrukturierung verantwortlichen Direktor aus der Fabrik.

20. Mailand: Upim-Laden wird geplündert; das pharmazeutische Institut De Angeli wird angegriffen und viele Maschinen zerstört.

22. Turin: Vier Aufseher bei FIAT finden ihre Autos verbrannt auf der Straße.

25. Genua: Rote Brigaden übernehmen die Verantwortung für das Anzünden von Autos der Direktoren von Asgen, Intersider und Ansaldo.

27. Avellino: Zwei bewaffnete Zellen greifen die Zentrale der Unione Industriale Irpini an und zerstören sie.

November

8. Neapel: Das Auto des Vorarbeiters von Italsider wird verbrannt.

12. Mailand: Überfall auf den Firmensitz der Assofarma (Pharmazeutischer Industrieverband) durch die Unità Comuniste Combattente, die den Karteien-Index, Geld und die Brieftasche des Direktors mitnimmt.

16. Sesto San Giovanni: Eine Zelle der Roten Brigaden bricht in den Parkplatz der Direktoren ein, zerstört zwei Autos und beschädigt 15 weitere.

30. Turin: Ein Prima Linea – Kommando bricht in die Büros der Direktoren der FIAT-Gruppe in Turin ein. Geheime Akten und Index von Karteien werden mitgenommen.

Dezember

3. Monzesi: Bei der Eröffnung des Sitzes der Industrievereinigung bricht ein Prima Linea – Kommando ein und legt ein Feuer, das drei Büros zerstört.

15. Florenz: Sechs Hausvermietungsbüros werden durch Explosionen getroffen, zu denen sich die Reparti Comunisti di Combattimento bekennen.

19. Mailand: Formazione Combattente brechen in Montedison-Büros ein, setzen Mitarbeiter außer Gefecht und beschädigen elektronische Geräte.

22. Rom: Elf zentrale Telefonleitungen in Wohngebieten brennen im Zusammenhang mit den jüngsten Gebührenerhöhungen.

1977

Januar

20. Genua: Zwei Autos von örtlichen Industriellen werden durch Feuer zerstört, die Verantwortung für die Aktionen wird von den Roten Brigaden übernommen.

29. Mailand: Einbruch in eine Firma für Elektrohaushaltsgeräte und Verwüstung durch Molotowcocktails. Die Verantwortung für die Aktion wird von einer „Gruppe junger Proletarier“, die gegen die Ausbeutung der jungen Arbeiterschaft für billige Arbeitskräfte protestiert, übernommen.

Februar

1. Turin: Der im Bau befindliche Hauptsitz von Face Standard (ITT-Tochterfirma) wird durch Sprengstoff beschädigt.

4. Turin: Ein Kommando der Prima Linea stürmt die Büros des Verbandes der Leichtindustrie und zündet sie anschließend an.

4. Mailand: Eine „bewaffnete Gruppe von Arbeitern“ bricht in die Büroräume von Pubblilabor (Arbeitsagentur) ein, setzt die Mitarbeiter fest und nimmt Akten und Geld mit.

8. Turin: Autos der Direktoren von Aeritalia (Fluggesellschaft) werden durch Feuer zerstört.

10. Rom: Electrolux und Standa-Lager geplündert.

Februar

18. Turin: Zwei FIAT-Manager werden von einem Kommando der Roten Brigaden in die Beine geschossen.

März

2. Turin: Dutzende Millionen Lire Schaden durch Feuer in der Mirafiori FIAT.

10. Reggio Calabria: Das Kommando der Unità Combattenti Comuniste bricht in die Zentrale des Industrieverbands von Reggio ein und entwendet Dokumente.

11. Bologna: Zelle der Roten Brigaden bricht in das Büro der Agentur Gabetti (Baufirma) ein und entwendet Akten und Dokumente.

18. Mailand: Einbruch in die Marelli-Zentrale durch elf Gefährten, die sich von einem Demonstrationszug abgesetzt haben. Sie nehmen den Anwesenden die Brieftaschen ab und setzen das Gebäude in Brand.

24. Piedimonte S. Gennaro: Stromgenerator für FIAT-Versorgung durch Bombe zerstört.

29. Rom: Generaldirektor des Poligrafico di Stato (Staatsdruckerei, druckt Banknoten) in die Beine geschossen.

April

15. Reggio Calabria: Ein Kommando bricht in eine Flüssigchemiefabrik ein, setzt Wachen außer Gefecht, beschädigt einen Computer und die Abteilung, die Bioproteine herstellt. Flugblatt der Unità Comuniste Combattente wird hinterlassen.

19. Genua: Eine Zelle der Roten Brigaden verbrennt vier Autos, die Industriellen und christdemokratischen Politikern gehören.

21. Mailand: Zerstörung eines Computers durch eine Zelle der Gruppo Combattente Comuniste in der Universität Bocconi. Die Universität ist eines der fortschrittlichsten Zentren in der Vorbereitung von Techniken/Maßnahmen gegen Arbeiter.

22. Turin: FIAT-Vorarbeiter wird von einem Kommando der Roten Brigaden in die Beine geschossen.

30. Turin: Um 2 Uhr explodiert eine Bombe in der Bekleidungsfabrik Facis, um 5 Uhr explodiert eine weitere vor Michelin, dann vor den Arbeitsämtern und der Telefonzentrale, und schließlich wird ein Brandsatz gegen die Heizungsanlage einer Fabrik geworfen, die berüchtigt ist für die Ausbeutung von Frauen und Kindern bei der Produktion von Kugelschreibern.

30. Padua: Die Fernsehgesellschaft RTR und Pinton Industrial Electror werden von Molotows getroffen und Autos in Brand gesetzt.

30. Genua: Die Entführer des Präsidenten von FIAT-France fordern 25 Milliarden Lire und die Freilassung politischer Gefangener.

Mai

16. Palermo: Dynamitanschlag auf die Büros der SIP (Telefongesellschaft).

18. Bologna: Der Vizepräsident des Industrieverbands findet sein Auto niedergebrannt vor.

18. Alcamo: Bei einem FIAT-Autohaus werden zwei Transporter und eine Reihe von Autos beschädigt.

18. Syrakus: Das Auto eines lokalen Industriellen wird verbrannt.

18. Palermo: Die Villa eines Bauunternehmers wird durch Dynamit teilweise zerstört.

18. Mailand: Einbruch in den Firmensitz der ISEO (Gesellschaft für Managerausbildung) durch ein Kommando der Prima Linea.

19. Turin: Explosion im Firmensitz der Pia S. Paolo (Vatikan-Verlag).

19. Florenz: Ein Kern von vier Gefährten verwüstet die Büros der Unternehmensberatung Cicasc.

26. Florenz: Eine „proletarische kämpfende Zelle“ bricht in einen Elektrowarenladen ein und beschädigt ihn.

Juni

8. Mailand: BMW-Autohaus wird mit Molotows angegriffen, die Gruppe Ulrike Meinhof übernimmt die Verantwortung.

9. Mailand: Ein Vorarbeiter der Rüstungsfabrik Breda wird vom Kommando der Roten Brigaden „Walter Alasia“ in die Beine geschossen.

10. Rom: Drei Männer und eine Frau zerstören den Computer der Fakultätskoordinierungsstelle der städtischen Universität vollständig.

13. Mailand: Ein Kommando der Prima Linea bricht in den Verband der Industrieverwaltung ein und entwendet dort Dokumente.

17. Genua: Ein Transporter der IMPA (eine Fabrik, die Verpackungsmaterial herstellt und gerade die Hälfte ihrer Mitarbeiter entlassen hat) wird durch ein Feuer zerstört.

19. Mailand: Eine Zelle der Prima Linea bekennt sich zu Anschlägen gegen die multinationalen Unternehmen SIT Siemens und Magneti Marelli.

20. Prato: Etwa zwanzig zerstörte und ebenso viele beschädigte Autos durch Prima Linea.

21. Rom: Ein Kommando von drei Frauen erschießt den Präsidenten der Fakultät für Betriebswirtschaft. Die Roten Brigaden übernehmen die Verantwortung.

22. Pistoia: Ein Breda-Manager wird von Prima Linea in die Beine geschossen.

27. Pomilliano: „Kämpfende Arbeiter für den Kommunismus“ schießen einem Vorarbeiter von Alfa Romeo in die Beine.

28. Genua: Die Roten Brigaden feuern vier Schüsse in die Beine eines Ansaldo-Ingenieurs.

30. Turin: Ein FIAT-Manager wird in die Beine und in die Brust geschossen – eine Aktion, für die die Roten Brigaden die Verantwortung übernehmen.

30. Mailand: Ein Manager von OM (Transporteure) wird von den Roten Brigaden in die Beine geschossen.

30. Pordenone: Drei Eisenbahnwaggons mit Zanussi-Haushaltsgeräten werden gesprengt. Die Verantwortung für diese Aktion übernimmt Prima Linea. Die Gewerkschaften/Syndikate rufen einen Streik aus Solidarität mit den Bossen auf.

30. Bologna: Eine nicht explodierte Bombe wird am Eingang zu den Büros des Industrieverbands gefunden.

Juli

29. Mailand: Die Büros der Swissair werden durch eine Explosion schwer beschädigt. Es wird ein von Prima Linea unterzeichnetes Flugblatt hinterlassen, in dem die Gastfreundschaft dieses Landes gegenüber den multinationalen Konzernen der Ausbeutung und des Todes sowie die Inhaftierung der Gefährtin Petra Krause angeprangert werden.

August

2. Turin: Die Farbstofffabrik Ipca, berüchtigt für die Anzahl ihrer Arbeiter, die an Blasenkrebs gestorben sind, wird durch zwei Bomben beschädigt, die Verantwortung übernimmt die „Bewaffneter Kern für revolutionäre Aktion“.

6. Mailand: Die Büros der ANIC werden von einer Explosion getroffen, zu der sich „revolutionäre proletarische Banden“ bekennen, nachdem zwei Arbeiter dort gestorben sind.

28. Neapel: Drei Bomben explodieren vor der Firma Roche Pharmaceuticals. Für die Aktion übernehmen die Unità Comunista Territoriale die Verantwortung.

September

14. Novara: Ein 41-jähriger Arbeiter sticht seinem Chef in den Rücken und verschwindet.

19. Taranto: Über 80 Milliarden Lire Schaden an einem Italsider-Ofen wird von Arbeitern verursacht.

19. Mailand: In einer Propagandaaktion gegen die steigenden Lebenshaltungskosten verteilt eine libertäre Gruppe Flugblätter und zerschlägt Fahrkartenautomaten in 77 Bussen. Die Fahrgäste unterstützen die Aktion.

22. Turin: Brand bei FIAT Mirafiori, für den die Arbeiterzelle Tonino Micciche die Verantwortung übernimmt, ein Gefährte von Lotta Continua wurde dort vor einiger Zeit von einem Nachtwächter getötet.

25. Bologna: Am letzten Abend eines massiven „Treffens gegen die Repression“, zu dem sich etwa 50.000 Gefährten aus ganz Italien versammelt haben, beschädigt eine Explosion das Fenster eines Autohauses von Volkswagen. Die Verantwortung für die Aktion wird von der Azione Rivoluzionaria übernommen.

29. Florenz: Super, Galardi und American Agency (alles Immobilienspekulanten) werden überfallen und verbrannt. Die Verantwortung für die Aktion übernimmt Squadre Proletari Combattenti.

Oktober

18. Turin: Prima Linea überfallen den Verband der Industriedirektoren und nehmen Dokumente und Akten mit. Bevor sie gehen, lassen sie zwei Molotows hochgehen.

18. Florenz: Prima Linea bricht in die Büros der Gewerkschaft/Syndikats der Region ein und erbeutet Akten über die Beschäftigten.

20. An mehreren Orten: Aus Protest gegen die Morde in Stammheim und Mogadischu kommt es in vielen Städten zu Bombenanschlägen auf deutsche Autohäuser und TIR-LKWs.

21. Trient: An den Wänden „10, 100, 1.000 Schleyers“; Barrikaden in Mailand gegen die Polizei; Molotowcocktails in Vicenza gegen deutsche Autohändler. Anschläge in verschiedenen anderen Städten.

22. Mailand, Diano Marina, Imperia, Bozen, Cagliari, Sassari, Reggio Emilia, Neapel: das sind einige der Orte, an denen die Aktionen gegen deutsche Autohäuser und andere Einrichtungen weitergehen.

22. Mailand: Molotows gegen den Mercedes des Konsuls und gegen das Konsulat von Ecuador, um auf die Aberdutzenden von Arbeitern aufmerksam zu machen, die von der Armee dieses Landes ermordet wurden. ATM und TWA werden ebenfalls getroffen.

23. Brescia: Ein Polizist wird verwundet, als er versucht, einen Mercedes-Händler vor einem Angriff zu retten. Weitere Aktionen gegen deutsche Interessen gehen in anderen Städten weiter.

24. Palermo: Bei Protestdemonstrationen aufgrund der Morde in Stammheim und Mogadischu werden ein Volkswagen-Autohaus und ein sizilianisches Zementwerk in die Luft gesprengt.

25. An mehreren Orten: Ein weiterer Tag mit Aktionen gegen deutsche Interessen (Unternehmen) in vielen Städten.

26. Rom: Opel-, General Motors– und Siemens-Einrichtungen werden in der Nacht in die Luft gesprengt.

26. Pistoia: Bombenanschlag auf einen BMW-Autohaus.

29. Brescia: Ream und eine Filiale von AEG-Telefunken mit einer Bombe in die Luft gejagt.

30. Turin: „Revolutionäre Gruppe Andreas Baader“ übernimmt die Verantwortung für einen Bombenanschlag auf ein Mercedes-Autohaus.

30. Mailand: Zwei Molotows fliegen gegen ein Mercedes-Autohaus.

November

4. Padua: Die Hausvermietungsagentur Stima wird durch einen Bombenanschlag zerstört.

8. Mailand: Ein Manager in der Montageabteilung von Alfa Romeo wird von den Roten Brigaden zum Krüppel gemacht.

8. Florenz: Bombenanschlag auf das Pharmaunternehmen Hoechst Italia (Tochtergesellschaft eines deutschen Unternehmens).

8. Cagliari: Angriffe auf Volkswagen, Auto Union und Porsche.

10. Turin: Ein Angestellter in einem Büro für Arbeitsstudien wird von den Roten Brigaden zum Krüppel gemacht.

12. Bologna, Cagliari und Turin: Weitere Anschläge gegen deutsche Unternehmen.

14. Genua: Ronda Proletaria übernimmt die Verantwortung für einen Bombenanschlag auf einen Opel-Firmensitz.

16. S. Benedetto del Trento: Lotta Armata per il Comunismo übernimmt die Verantwortung für einen Anschlag auf BMW.

17. Genua: Ein Ansaldo-Manager wird von sieben Kugeln getroffen, die Verantwortung wird von den Roten Brigaden übernommen.

29. Genua: Autos von zwei Direktoren von Italsider werden angezündet, die Verantwortung für die Aktion übernehmen die Roten Brigaden.

Dezember

5. Turin: Eine „bewaffnete kommunistische Zelle“ sprengt die Polsterabteilung von FIAT Mirafiori.

5. Genua: Eine „bewaffnete kommunistische Zelle“ übernimmt die Verantwortung einer Aktion gegen das deutsche Handelszentrum.

6. Bergamo: Squadre Armate Operaie übernehmen die Verantwortung eines Anschlags auf die Euroschool.

12. Mailand: Prima Linea übernimmt die Verantwortung für einen nächtlichen Dynamitanschlag auf die Credito S. Paolo Bank (Bank des Vatikans).

17. Turin: Explosion im Autohaus von Alfa Romeo. Viele Autos werden beschädigt.

1978

Januar

4. Cassino: Der Chef der Privatpolizei bei FIAT wird von Operaie Armate per il Comunismo seiner gerechten Strafe zugeführt: Ein weiterer Polizist von Agnelli wird zur gleichen Zeit verwundet. Die Gewerkschaften/Syndikate rufen den üblichen Streik gegen den Terrorismus aus – 2,35 Prozent gehen hin, d.h. 30 von 1.500 Arbeitern.

9. Taranto: Sabotage bei Italsider. In den Lastwagen, die das Zentrum mit dem Hafen verbinden, werden Spuren von explosivem Material gefunden.

10. Turin: Unità Comuniste Combattenti zündet eine Bombe vor dem Haus des zweiten Verantwortlichen für den Sicherheitsdienst der FIAT-OM. Ein Kommando der Roten Brigaden verwundet einen Vorarbeiter von FIAT-Mirafiori an den Beinen und am Arm.

10. Zingonia: Squadre Operaie Armate zünden das Warenlager von Comet-Haushaltsgeräten „gegen politische Entlassungen und Umstrukturierungen bei Philco Ritalco“ an.

10. Imperia: 12 Molotows werden gegen die luxuriöse Villa eines örtlichen Industriellen geworfen.

13. Rom: Die Roten Brigaden schießen den Gebietsleiter der SIP in die Knie.

24. Mailand: Der Leiter der Gewerkschafts-, Syndikatsbeziehungen des SIT-Siemens wird von den Roten Brigaden verwundet.

24. Lambrate: Der Generaldirektor von Nuova Innocenti richtet eine Waffe auf eine Gruppe von Arbeitern, die in sein Büro einbrechen. Die Männer entwaffnen ihn und erteilen ihm eine Lektion, obwohl Mitglieder des Betriebsrats versuchen, ihn zu schützen.

28. Turin: Die Arbeiter, die die Accarini-Fabrik besetzen und zuvor von der Polizei vertrieben worden waren, gehen zu direkten Aktionen über. In der Nacht ertönen Pistolenschüsse auf das Haus eines Vorarbeiters. Am nächsten Tag wird einer der Vorarbeiter eingekesselt und erst wieder freigelassen, nachdem ihm eine Lektion erteilt worden ist.

30. Turin: Brand in der CEAT (Reifenfabrik), der Millionen Lire Schaden verursacht.

31. Padua: Die Organizzazione Operaia per il Comunismo übernimmt die Verantwortung für zahlreiche Explosionen in der Region gegen Fabriken und Häuser von Industriellen.

31. Mailand: Squadre Armate Operaie schießen dem Besitzer einer Druckerei in die Beine. Er war für die Erschießung eines Gewerkschafters/Syndikalisten 5 Jahre zuvor verantwortlich.

Februar

1. Bologna: Squadre Armate Operaie übernehmen die Verantwortung für einen Angriff auf das Haus eines Kleinindustriellen.

1. Sassari: Millionenschaden an einer FIAT-Tochtergesellschaft durch vier Molotowcocktails.

2. Cosenza: Eine Gruppe von Lotta Armata per il Comunismo bricht in das Computerzentrum der Sparkasse (Cassa di Risparmio) ein und zündet eine Sprengladung, die irreparable Schäden an Maschinen und Bandarchiven verursacht.

16. Mailand: Reparti Operai Combattenti Comunisti verletzen einen Manager von Alfa Romeo an den Beinen. Er war zuständig für die Beschäftigung von Behinderten und Invaliden.

16. Rom: „Staatliche Einrichtungen angreifen heißt den Staat angreifen“ – schreiben Ronde Proletarie in einem Flugblatt, das die Verantwortung für eine Explosion gegen das technische Büro der SIP (Telefon) übernimmt.

19. Turin: Anschlag mit Plastiksprengstoff auf einen FIAT-Vertreter.

21. Turin: Eine Bombe explodiert in der FIAT in Carmagnola.

24. Triest: Eine Gruppe von vier Gefährten überfällt den Sitz des Industrieverbands und ein Immobilienbüro. „Die Häuser denen, die drin wohnen“.

27. Neapel: 10 Molotows werden gegen die Büros der Iran Air geworfen.

März

1. Turin: Ein Stromkabel, das die FIAT Mirafiori versorgt, wird von zwei Sprengladungen getroffen.

1. Mailand: Das elektronische Zentrum von SPED wird von vier Gefährten außer Betrieb gesetzt, die die Maschinen mit Schwefelsäure übergießen.

5. Modena: In den Büros der SPE (Werbeagentur) explodiert eine Bombe.

7. Mailand: Brandbombe gegen die Nuova Innocenti, Nuclei Operai Armati übernimmt die Verantwortung für diese Aktion.

12. Siena: Gruppi Armati per il Comunismo übernehmen die Verantwortung für einen Anschlag auf die Unipol-Versicherung. Organizazzioni Operaie per il Comunismo greifen die Wohnungen des Direktors und einer Führungskraft der Pelzfabrik Eurofur an.

22. Modena, Parma, Reggio Emilia: Verschiedene Bombenanschläge, zu denen sich die Nuclei Armati delle Cellule Combattenti bekennen.

22. Mailand: Brandanschlag auf zwei SIP-Transporter.

22. Turin: Die Nuclei Proletari Comunisti zerstören das Auto des Direktors von Accarini. Das Unternehmen steht im Mittelpunkt eines harten Kampfes gegen Entlassungen.

April

6. Rom: Eine Reihe von Bombenanschlägen auf ein BMW-Autohaus, ein Simca-Autohaus und eine Filiale der Banco di Roma.

7. Genua: Rote Brigaden schießen dem Präsidenten der örtlichen Industrie in die Beine.

11. Siena: Ein Nucleo Armato Comunista verursacht einen Schaden in Höhe von mehreren hundert Millionen Lire, indem er einen UPIM-Supermarkt in Brand setzt.

13. Rom: Neun Molotows werden gegen den Sitz des nationalen Verbandes der Bauunternehmer geworfen.

19. Turin: Brand in der Polsterabteilung von FIAT Mirafiori, der einen Schaden von mehreren Millionen Lire verursacht.

21. Mailand: Prima Linea überfällt die Agentur eines Unternehmensberaters.

22. Padua: Ein Universitätsdozent, der auch Präsident des Verlags Gazzetino und Direktor einer Bank ist, wird von Nucleo Combattenti per il Comunismo in die Beine geschossen.

23. Mailand: Proletari Comunisti per il Contropotere reagieren auf die Einführung der Samstagsarbeit bei Alfa Romeo mit der Sprengung von 5 Autohäusern, es werden zahlreiche Autos beschädigt.

27. Turin: Einer der Manager von FIAT Mirafiori wird von einem Kern der Roten Brigaden zum Krüppel gemacht.

29. Arezzo: In einer Abteilung des Standa-Geschäfts wird ein Feuer gelegt.

29. Rom: Zwei Brandbomben gehen in den Büros der Firma Sarom (Öl-Unternehmen) und in der Kantine des Feder-Konsortiums hoch.

30. An mehreren Orten: Als Antwort auf die Überstunden am Samstag bei Alfa Romeo finden folgende Aktionen statt, Rom: Squadre Armate Operaie sprengen die Fenster (A.d.Ü., wahrscheinlich die Fassade der Gebäude gemeint) von vier Autohäuser in die Luft; Neapel: Unità Comuniste Armate setzen mehrere Autos bei Alfa Romeo in Brand; Turin: Nuclei Operai Comunisti greifen drei Autohäuser an; Padua: Brandschaden in der Ersatzteilabteilung von Alfa Romeo durch Proletari Comunisti Organizzati.

Mai

1. Padova: Gruppo Comunista Organizzato übernimmt die Verantwortung für drei Bombenanschläge in der Provinz, einen auf das Auto eines Industriellen, einen auf ein Warenlager und einen auf die Wohnung eines Faschisten.

3. Padua: Squadre Comuniste per il Contropotere verbrennen das Auto des Präsidenten des ITI Gramsci und eines Funktionärs der Kommunistischen Partei.

3. Florenz: Prima Linea zerstört eine große Anzahl von Computern in der Datenverwaltung.

4. Mailand: Squadre Armate Operaie übernehmen die Verantwortung für eine schwere Explosion, die einen Alfa-Transporter und 35 Autos zerstört. Ein Auto des Managers wird ebenfalls zerstört. Die Roten Brigaden verwunden einen der SIT-Siemens-Manager mit 9 Pistolenschüssen.

4. Genua: Die Roten Brigaden machen einen Personalchef von Italsider zum Krüppel.

6. Varese: Mit Molotows wird das Autohaus von Alfa Romeo in Brand gesetzt.

7. Trient: Ein Hubschrauber, der für die Suche nach Uran eingesetzt wird, wird sabotiert.

8. Mailand: Rote Brigaden zerstören ein Auto der Gewerkschaft/Syndikats und der Kommunistischen Partei bei SIT Siemens.

10. Mailand: Für drei Pistolenschüsse in die Beine eines Montedison-Beamten übernimmt Prima Linea die Verantwortung.

11. Mailand: Ein Direktor der Chemical Bank wird von Prima Linea an den Beinen verwundet.

11. Bologna: Bombenanschlag auf das Autohaus von Alfa Romeo.

12. Segnate: Formazione Comuniste Combattenti und Prima Linea zündet ein Lager für Computerteile des multinationalen Unternehmens Honeywell an – zwei Milliarden Lire Schaden.

13. Mailand: Proletari Comuniste per il Contropotere sprengen ein Stromkabel das Alfa Romeo versorgt.

13. Rho (Lombardei): Bombenanschlag in einem Autohaus von Alfa Romeo.

14. Avellino: Bombenanschlag auf eine Firma, die Ersatzteile für Alfa Romeo liefert.

15. Bologna: Der Leiter der Personalabteilung von Menarini wird an verschiedenen Stellen des Körpers verwundet. Die Verantwortung wird von Prima Linea übernommen.

18. Marghera: Organizzazione Operaia per il Comunismo und Proletari Comunisti Organizzati übernehmen die Verantwortung für den Bombenanschlag auf ein Alfa Romeo Autohaus.

19. Trient: Pistolenschüsse gegen ein Alfa Romeo Autohaus werden abgefeuert.

19. Turin: Anschlag auf ein FIAT-Autohaus.

20. Mailand: Vier Gefährten brechen in ein Autohaus von Alfa Romeo ein, setzen den Wachmann außer Gefecht und lassen eine große Menge an Molotowcocktails hochgehen. Weitere Anschläge auf Alfa-Autohäuser in Rom und Bassano Del Grappa.

22. Florenz: Linea d’Azione Comuniste brechen in eine Wohnungsvermietungsagentur ein und erbeuten Dokumente.

25. Padua: Ein Molotow wird von einem Motorrad aus gegen eine Regionalbankfiliale geworfen.

30. Mestre: Eine Bombe beschädigt ausgestellte Autos in einem FIAT-Autohaus.

Juni

2. Varese: Das Stromkabel, das Alfa Romeo versorgt, wird gekappt. Die Verantwortung für die Aktion wird von Proletari per il Contropotere übernommen.

3. Rom: Zwei Anschläge in der Nacht: einer zerstört das Auto des Präsidenten von ITI Fremi, der andere beschädigt das Verlagshaus Rizzoli.

10. Bologna: Bombenanschlag in der Nacht auf die Banca del Monte.

13. Carbonia: Ein Molotow wird in einen Standort von ITI Anioy geworfen.

15. Saronno: Das Auto des Direktors von Motori Breda wird von der Squadre Combattenti Comuniste in Brand gesetzt.

22. Pomigliano: Squadre Operaie macht einen Alfa Romeo Vorarbeiter zum Krüppel.

23. Pomigliano: Sabotage in der Lackiererei von Alfa Romeo.

26. Florenz: Squadre Proletarie überfallen und zünden die Geldverleihfirma CEVA an.

27. Cassino: Squadra Armata Operaia sprengen Stromleitungen zur FIAT und blockieren damit die Produktion.

28. Mailand: Molotows werden auf ein Alfa Romeo Autohaus geworfen.

30. Orbassano: Ein Nucleo Operai Comunisti zündet ein Lager von FIAT-Transportern an.

30. Monza: Brandanschlag auf ein Alfa Romeo-Autohaus.

Juli

3. Turin: Prima Linea bricht in die Finanzbüros der Regionalverwaltung ein und setzt sie in Brand.

8. Varese: Kappung der Stromzufuhr.

11. Ort unbekannt: Bombenanschlag auf vier FIAT-Autohäuser: Nulcei Operai Comunisti.

12. Mailand: Proletari Comunisti per il Contropotere sprengen zwei FIAT-Autohäuser.

18. Turin: Nuclei Operai Comunisti setzen einen Zug18 in Brand, der für den Transport von Autos innerhalb des FIAT-Unternehmen per Schiff verwendet wird.

19. Grugliasco: Ein Kern der Prima Linea bricht in ein Versicherungsbüro ein und verwundet eine Führungsperson an den Beinen.

20. Mailand: Ein Jahr nach dem Tod einer ihrer Militanten, Romano Tognini, der bei einer Waffenenteignung getötet wurde, sprengt Prima Linea 8 kg TNT in der Gewerkschaft/Syndikat der Händler.

22. Trient: Die Brigate Comuniste zerstören ein Auto der Gewerkschaft/Syndikat der Händler.

27. Trient: Die Brigade Ulrike Meinhof der Nuclei Comunisti Combattenti zündet ein Holzlager an, das dem Vorsitzenden der Gewerkschaft/Syndikat der Händler gehört.

August

27. Tarent: Die Nuclei Comunisti Combattenti übernehmen die Verantwortung für die Sabotage bei Italsider, wo die Schalttafel eines Hochofens in Brand gesetzt wird, wodurch ein Schaden von 2 Milliarden Lire entsteht. 15 Tage zuvor waren im selben Gebäude drei Arbeiter ums Leben gekommen.

September

8. Rom: Die Ronde Comuniste di Contropotere sprengen den Sitz dreier Wohnungsbaugesellschaften in die Luft, die für die desolate Wohnsituation in der Stadt verantwortlich sind.

28. Turin: Der Produktionsleiter der Lackierabteilung von Lancia wird von einer Kolonne der Roten Brigaden getötet.

28. Mailand: Azione Rivoluzionari sprengen eine Straßenbahnlinie und ein ENEL-Stromkabel, das das Straßenbahnnetz versorgt, in die Luft, um „den Lohnsklaven, die jeden Morgen aufstehen, um zu ihren Ausbeutungsstätten zu gehen“, einen zusätzlichen Urlaubstag zu gewähren.

29. Mailand: Der Direktor von Alfa Romeo wird von einem Kommando der Roten Brigaden überrumpelt. Sie fesseln ihn im Inneren seiner Garage, fotografieren ihn und schießen vier Mal in seine Beine.

Oktober

23. Mailand: Durch Sabotage an den Telefonleitungen mittels ätzender Säure werden mehr als 2.000 Telefonanschlüsse im Wohngebiet Rogoredo stillgelegt.

25. Rom: Auf ein Opel-Autohaus wird ein Bombenanschlag verübt.

26. Rom: Explosionen gegen ein Volkswagen-Autohaus und ein Stromkabel.

27. Padua: Proletari Comunisti Organizzati übernehmen die Verantwortung für acht Explosionen: gegen das staatliche Wohnungsamt, die SIP-Telefonzentrale, den Sitz der Versicherungsgesellschaft Alleanza, das Rathaus, die Wohnung des Universitätspräsidenten, die eines SIP-Direktors und des stellvertretenden christdemokratischen Bürgermeisters. Zugleich werden 2.000 Telefone stilgelegt.

28. Mailand: Nuclei Armati Antisfratto übernehmen die Verantwortung für eine Explosion gegen die Büros der RAS-Versicherung, die Dutzende von Wohnungen besitzt.

November

1. Bergamo: Proletarie Combattenti per il Comunismo übernehmen die Verantwortung für Explosionen gegen zwei Boutiquen in der Stadt.

14. Mailand: Eine nicht explodierte Bombe wird auf dem Parkplatz der SIP gefunden.

16. Genua: Die Roten Brigaden zünden die Autos von drei Managern von Italsider und Ansaldo an.

21. Bologna: Doppelaktion gegen Visplant, einen Hersteller von Insektiziden, der bereits von Anwohnern angefeindet wird. Die Verwaltungsbüros werden gestürmt und das Stromkabel, das die Fabrik versorgt, wird gesprengt. Die Verantwortung für die Aktion wird von der Unità Territoriale Comuniste übernommen.

30. Bologna: Squadre Proletarie Combattenti sprengen mit einem halben Kilo TNT die IBM-Zentrale in die Luft.

STAATSBÜROS

1976

März

25. Mailand: Das Büro des Steuereintreibers wird niedergebrannt.

26. Bergamo: Gewalttätige Zusammenstöße vor dem Rathaus, das anschließend verwüstet und niedergebrannt wird. Dies ist der Tag des von den Gewerkschaften/Syndikaten ausgerufenen Generalstreiks.

Juli

13. Mailand: Eine Gruppe von Gefährten bricht in die Büros der Ärztekammer ein. Angestellte und Ärzte werden gefesselt und verschiedene Dokumente und Goldmünzen entwendet. Die Verantwortung wird von Volante Rossa übernommen.

September

11. Rom: Die Internationalistische Brigade Che Guevera übernimmt die Verantwortung für drei Aktionen in Erinnerung an den chilenischen Staatsstreich: Explosion in der chilenischen Botschaft, in der Amerikanischen Bibliothek und in der brasilianischen Fluggesellschaft Varig.

Oktober

14. Ancona: Die Roten Brigaden erstatten dem Verband der Leichtindustrie einen Besuch ab. Fünf bewaffnete Personen fesseln die Anwesenden und nehmen ihnen Dokumente ab.

November

11. Florenz: Studenten verwüsten das Universitätsbüro, das für die schlechten Bedingungen in der Mensa verantwortlich ist. Vier Gefährten werden verhaftet, nachdem sie von Mitgliedern der „kommunistischen“ Partei festgehalten wurden.

Dezember

6. Mailand: Prima Linea stürmt die Krankenkassenvereinigung und nimmt Geld und Akten mit.

1977

Januar

6. Rom: Um Mitternacht werden zehn Brandbomben auf den Parkplatz des Innenministeriums geworfen.

März

29. Rom: Dem Generaldirektor des Poligrafico di Stato (Staatliches Druckereiamt) wird in die Beine geschossen.

Mai

18. Genua: Ein Sprengsatz wird im Auto des leitenden Gynäkologen des Krankenhauses San Martino gefunden.

19. Seveso: Drei junge Leute brechen in das Büro des Gesundheitsinspektors ein. Sie durchsuchen die Räumlichkeiten und schießen dann dem zuständigen Arzt in die Beine. Ihm wird, sogar von den Gewerkschaften/Syndikaten, vorgeworfen, im Fall der industriellen Vergiftungen in der Region zu nachlässig zu sein.

19. Bologna: Das Arbeitsamt wird von Jugendlichen gestürmt, die die Wände mit Parolen gegen Drecksarbeit beschriften.

Juni

2. Turin: Prima Linea versucht, den Verkehr in der Provinz mit Aktionen gegen einen Busbahnhof und wichtige Punkte des städtischen Netzes lahm zu legen, um die Menschen daran zu hindern, an einem abgeschafften Feiertag zur Arbeit zu fahren.

6. Rom: Rote Brigaden verbrennen Register und Dossiers in der Schule Duca d’Aosta.

24. Mailand: Eine bewaffnete Zelle der Prima Linea erschießt den Arzt Roberto Anzalone, als er seine Praxisräume verlässt. In einem Flugblatt erklären sie, dass er in seiner Funktion als Präsident der Ärztevereinigung des Gesundheitswesens und als Sekretär der Ärztekammer für Angriffe auf die Arbeiter verantwortlich sei.

Juli

13. Rom: Eine Brandbombe zerstört fast die Fakultät für Architektur. Die Verantwortung wird von Studenti Proletari Comunisti übernommen.

13. Triest: Etwa 100 feministische Gefährtinnen besetzen das regionale Gesundheitsamt, um gegen die Art und Weise der Anwendung des Abtreibungsgesetzes zu protestieren.

20. Rom: Zwei Kilo Sprengstoff sprengen die Tür des Rathauses in die Luft.

21. Rom: Eine „kommunistische Studentengruppe zur Begleichung offener Rechnungen“ versucht, den Rektor der Universität zu verletzen, indem sie auf ihn schießt, verfehlt aber ihr Ziel.

22. Turin: Squadre di Donne Comuniste (eine feministische Zelle) zünden das Auto eines Gynäkologen, der sich weigert, Abtreibungen vorzunehmen, an und zerstören es.

27. Montano: Squadre Armate Proletarie brechen in das Rathaus ein. Sie fesseln die Angestellten, erbeuten 300.000 Lire und werfen einen Molotow in die Räumlichkeiten.

August

7. Rimini: Eine Gruppe von „jungen organisierten Proletariern“ wirft zwei Molotows gegen ein Franziskanerkloster.

September

1. Turin: Eine Gruppe „kommunistischer Studenten“ zündet den Eingang der Volta-Schule an, um gegen die Leistungsgruppen zu protestieren.

Oktober

27. Venedig: Bombenanschlag auf die Büros des Wohnungsamtes und vier weitere staatliche Einrichtungen in der Stadt. Proletari Comunisti Organizzati.

27. Rovigo: Pistolenschüsse und Molotows gegen das Haus des Leiters der städtischen Verkehrsgesellschaft und des Direktors des örtlichen Wohnungsamtes.

November

5. Rom: Zwei Frauen werfen Molotows gegen das Arbeitszimmer eines Gynäkologen.

14. Florenz: Mehrere Bombenanschläge in der Nacht – gegen das Finanzamt, das Wohnungsamt, das Stadtplanungsamt, den Studiendirektor und weitere ähnliche Anschläge in Pisa und Prato. Die Verantwortung wird in einem Telefonanruf von den Squadre Proletarie di Combattimento übernommen.

26. Bergamo: Nucleo Armato Proletario per il Comunismo übernimmt die Verantwortung für eine Bombe gegen das Wohnungsamt.

1978

Januar

23. Bologna: Eine Gruppe Gefährten bricht in die Handelskammer, das Büro des Rektors der Universität und den Sitz der RAI (Radio- und Fernsehgesellschaft) ein, als Teil der Kampagne in Bezug auf den Prozess wegen der Ereignisse vom März.

29. Rom: Eine Bombe explodiert am Gebäude der Ärztekammer.

Februar

7. Venedig: Nuclei Armati Comunisti stürmen das Arbeitszimmer des Verwaltungsdirektors der Universität und setzen es in Brand.

Datum unbekannt, Mailand: Die Tore des städtischen Straßenbahndepots werden im Rahmen des Kampfes gegen die Erhöhung der Fahrpreise im vorherigen Monat gesprengt.

März

3. Turin: Brandanschlag auf das Hauptquartier des Geographischen Instituts (ein Büro der Armee, das Karten zusammenstellt).

4. Turin: Bombenanschlag auf das Haus von Manni, Rechtsanwalt und Präsident der Anwaltskammer. Die Verantwortung übernehmen die Roten Brigaden drei Tage vor der Eröffnung des Prozesses gegen ihren „historischen Kern“ (Curcio, Franceschini, etc.)

8. Bologna: Ein bewaffneter feministischer Kern platziert eine Bombe in einem Standesamt.

13. Rom: Lotta Armata per il Potere Proletario verursacht eine Explosion am Sitz der Ärztekammer, die einen Schaden von mehreren Millionen Lire verursacht.

17. Florenz: Vier Gefährten stürmen die Büros des Wohnungsamtes. Die Verantwortung übernimmt Azione Proletaria. Zwei Molotows werden gegen das Gerichtsgebäude geworfen.

April

10. Turin: Squadre Proletarie di Combattimento dringen in das Sprechzimmer eines Gynäkologen ein, der von der Frauenbewegung beschuldigt wird, für den Tod einer seiner Patientinnen verantwortlich zu sein, ketten ihn an den Heizkörper und schießen ihm in die Beine.

19. Florenz: Einbruch in den Hauptsitz der Gewerkschaft/Syndikat der Händler durch Prima Linea, die das Gebäude in Brand setzen.

25. Trient: Volante Rossa zünden das Auto des leitenden Gynäkologen des Krankenhauses Santa Chiara an.

Mai

8. Mailand: Dem ärztlichen Direktor der INAM (Krankenkassenverband) wird von Proletari Armati per il Comunismo in die Beine geschossen.

19. Pavia: Bombenanschlag auf das Rathaus.

19. Bologna: Bombenanschlag auf eine Schule.

23. Rom: Ronde Comuniste per il Contropotere Territoriale beschädigen das italienische Kulturzentrum mit einer Bombe.

Juni

17. Trient: Anschlag auf den Bildungsdirektor mit einer Bombe, die aus einem Campinggasbehälter hergestellt wurde.

Juli

1. Rom: Die Polizei räumt einen Teil eines Krankenhauses, das von einer Gruppe von Gefährten besetzt ist, die legale Abtreibungen durchführen, die in allen anderen römischen Krankenhäusern wegen der „Barone“ unmöglich sind. (In Italien steht jede Krankenhausabteilung unter der Leitung eines Universitätsprofessors auf eben jenem Gebiet. Dies hat zu einer fast feudalen Situation geführt, daher der Begriff baroni).

2. Bologna: „Ökologische Aktion Kern Robin Hood“ befreit die Vögel, die in den Käfigen des Parks Villa Chigi gefangen sind.

3. Imperia: Das Arbeitszimmer des Präsidenten der Ärztekammer wird in Brand gesteckt.

9. Padua: Proletari Comunisti übernehmen die Verantwortung für eine Bombe gegen die Fakultät für Politikwissenschaft, die vom Präsidenten als Antwort auf den Kampf gegen die Selektionsmaßnahmen19 geschlossen wurde.

9. Pisa: Talpe Rosse Organizzate (organisierte rote Maulwürfe) übernehmen die Verantwortung für einen Anschlag auf die staatliche Einrichtung, die für die Studentenwohnheime und Mensen zuständig ist.

HEROIN DEALER

1978

Juni

18. Rom: Ein berüchtigter Faschist, der der berüchtigten Di Luia-Bande angehört und Chef des Heroinhandels ist, wird mit drei Pistolenschüssen getötet. Die Verantwortung für die Aktion wird in einem Telefonanruf an Lotta Continua vom Movimento Proletaria di Resistenza Offensivo Nucleo Antieroina übernommen.

November

1. Mailand: Die Proletari Armati übernehmen die Verantwortung für die Ermordung von Giampiero Grandi, Ladenbesitzer, der einer Organisation angehört, die den Heroinhandel und die Ausbeutung von Prostituierten kontrolliert. Bombenanschlag auf das Zentrum für seelische Hygiene in der Via Pancrazi und auf eine Bar in der Via Degli Apuli.

6. Mailand: Bombe in einer Bar in der Via Arsia, dem Zentrum des Heroinhandels in dieser Gegend.

27. Rom: Guerriglia Comunista überfallen zwei Heroindealer; einer wird getötet, der andere verwundet.

WIR übernehmen die Verantwortung für die Hinrichtung des Heroinhändlers und Mafioso Grandi Giampiero und die Bombenanschläge auf das Zentrum für seelische Hygiene in der Via Pancrazi, den Unterschlupf der Dealer in der Via Degli Apuli am 01.11.78 und die Bar in der Via Arsia, Zentrum des Heroinhandels im Viertel Quarto Oggiaro, am 06.11.78.

Die Kommunisten sind nicht generell gegen die „Drogenabhängigen“ wie die Bourgeoisie und die Repressionskräfte, sondern gegen diejenigen, die mit deren Haut spekulieren. Wir wissen, dass Heroin eine, wenn auch illusorische und ekelhafte, Antwort auf ein reales Bedürfnis nach Veränderung der Lebensqualität ist. Heroin ist das schönste der falschen Konsumprodukte, die das Kapital erfunden hat, um die Realität der proletarischen Bedürfnisse zu verschleiern. Der Kampf gegen die Heroindealer ist für jeden Heroinsüchtigen der Kampf gegen diejenigen, die ihm die einzige Möglichkeit zum Leben und Überleben zu geben scheinen.

Es würde nicht zur Gewohnheit werden, wenn das tägliche Leben nicht beschissen wäre. Staat und Gott, Arbeit und Familie sind abweichende Ideologien, die dazu dienen, eine unnatürliche, lausige, kriminelle Gesellschaftsordnung aufrechtzuerhalten und zu verbergen, die in all ihren Beziehungen die Legitimität der natürlichen Bedürfnisse des Menschen leugnet und sein Verhältnis zur Realität stört. Zerstörung der Natur (Seveso ist nur ein kleines Beispiel für kapitalistische Kriminalität), Zerstörung des Menschen als natürliches Wesen.

Was das Kapital nicht ausbeuten kann, zerstört es.

Mit der Verbreitung von Heroin und anderen Drogen (psychosomatische), welche psychische Prozesse beeinflussen, planen sie die Zerstörung ganzer Generationen. Sie zerstören im Sinne des Profits als einzige Möglichkeit der Einschätzung den Wunsch zu leben, gesund zu sein, die Kreativität auszudrücken, deren Träger die jungen Proletarier sind.

Anstelle der erzwungenen Selbstmorde des chilenischen Typs bringt das Kapital den freiwilligen Selbstmord zum allgemeinen Gebrauch auf den Markt.

Das Heroin an sich ist ein falsches Problem: Es ist ein Konsumprodukt, das erfunden wurde, um das wirkliche Bedürfnis nach einer Veränderung der Lebensqualität zu ersticken; das wirkliche Problem ist die Existenz der kapitalistischen Gesellschaftsorganisation, weil sie sich dem Tod und der Zerstörung alles Menschlichen zuneigt. Der Drogenabhängige wird an der Menge des konsumierten Heroins oder an der Zahl der Diebstähle gemessen, die er begeht, und nicht daran, dass er ein Mensch ist, der wie andere versucht, sein Recht auf Existenz zu behaupten. Es ist sinnlos, von Heroin zu sprechen, wenn man nicht gleichzeitig damit beginnt, die proletarische Kraft zu organisieren, um den gegenwärtigen Zustand zu zerstören. Die proletarische Revolution, die Überwindung der bestehenden Gesellschaftsordnung, ist kein abstrakt zu definierendes Projekt, sondern beginnt in der Praxis mit der Zerstörung der kapitalistischen Gesellschaft.

All diejenigen, die die Liberalisierung des Heroinmarktes unterstützen, ohne sich die Frage zu stellen, wie die Realität des proletarischen Lebens in den kapitalistischen Metropolen verändert werden kann, sind dumme Opportunisten.

Die bewaffnete Kraft des Proletariats muss darauf abzielen, sich als konkretes Element durchzusetzen, das in der Lage ist, die gesellschaftliche Realität in ihrer Komplexität selbst zu bestimmen.

Die Einheit des Proletariats im Kampf aufbauen, die politische Legitimität der Revolutionäre im Proletariat herstellen und entwickeln, den Raum für den Aufbau der realen Macht des bewaffneten Proletariats erweitern.

Die bewaffnete Kraft des Proletariats im Kampf ist das einzige praktische Instrument der Befreiung von der kapitalistischen Herrschaft.

Das Dealen mit Heroin, die Ausbeutung der Prostitution, die Hehlerei bei kleinen Diebstählen sind Aktivitäten, die nur dem Gesetz der kapitalistischen Akkumulation entsprechen. Kommunisten sind nicht gegen illegale Aktivitäten, die den bourgeoisen Schichten schaden: Sie sind gegen alle diese abscheulichen Aktivitäten der proletarischen Ausbeutung. Es ist richtig, Banken auszurauben, die bourgeoise Schicht zu erpressen, aber genug Opportunismus! Wer sich durch die Schädigung anderer Proletarier bereichert, gilt als schändlicher Verräter!

Niederträchtig ist der Dealer, der seinen Lebensunterhalt durch den Tod anderer verdient. Niederträchtig ist der Zuhälter, der den Körper der Frauen als Instrument für seinen eigenen Profit benutzt. Niederträchtig ist der Hehler, der die Drecksarbeit junger Proletarier ausnutzt, wenn sie gezwungen sind, eine Stereoanlage oder Ersatzreifen zu stehlen. All diese, vor allem auf großer Ebene, sind Freunde der Polizei und der Carabinieri und Feinde des Proletariats. Sie erkaufen sich die Freiheit, ihre abscheulichen Aktivitäten fortzusetzen, im Austausch gegen Hinweise und Gefängnis für andere Proletarier. Die Carabinieri benutzen sie als Informanten, und sie benutzen die Carabinieri, um diejenigen loszuwerden, die ihnen im Weg stehen. Die Operationen der Drogenfahndung gegen die Dealer sind also letztlich nichts anderes als Operationen zur Kontrolle des Marktes zugunsten derer, die den Heroinhandel wirklich zentralisieren.

Wer die Einheit des Proletariats bricht, wer das Proletariat selbst ausbeutet und beraubt, muss als Feind und Verräter betrachtet werden: keine Solidarität in der Aufteilung der subversiven Arbeit unter allen Proletariern, für die Zerstörung der kapitalistischen Gesellschaft.

Vertreibt die Feinde des Proletariats, die Spione und Verräter, ob sie nun Heroindealer oder Gewerkschafts-, Syndikatsbosse sind, um die Einheit des Proletariats im Kampf aufzubauen.

Heroin ist ein Instrument der sozialen Kontrolle, das der Macht passt. Neben den Dealern und den Repressionskräften gibt es eine weitere Hierarchie der Kontrolle über das Proletariat: die medizinisch-psychiatrische. Die Dezentralisierung des Gesundheitswesens, die Eröffnung von Zentren für die seelische und psychische Gesundheit in allen Bereichen sind die neuen Instrumente, die das Kapital einsetzt, um die Widersprüche der kapitalistischen Metropole unter Kontrolle zu halten, um die Kräfte der proletarischen Revolution zu verdummen und zu betäuben. Wer über die Herrschaft des Staates, der Arbeit, der Familie hinausgeht, ist „verrückt“, kann von Kindesbeinen an als abweichend abgestempelt werden. Als solcher weist ihm das Kapital ein Ghetto zu, gibt ihm mehr Heroin kostenlos, stopft ihn von Anfang an mit Drogen (psychosomatische) voll, damit er das reguläre Funktionieren der Gesellschaftsordnung nicht stört.

Ärzte und Psychiater, die solchen Mist verabreichen, vor allem an Jugendliche und Frauen, sind wahnsinnige Kriminelle, die Antagonismus und proletarische Rebellion als „soziale Abweichung“ abstempeln. Neurotische und psychopathische Subjekte nur deshalb, weil sie die Widerwärtigkeit der kapitalistischen Gesellschaft nicht ertragen können. Was weiß ein Psychiater, der studieren konnte, ohne einen Finger zu rühren, bis er seinen Abschluss hat, vom proletarischen Leben in den Ghettos?

Worum wir kämpfen, ist das grundlegende Selbstbestimmungsrecht des Proletariats. Das Proletariat muss selbst entscheiden, wie, wo und warum es leben will. Die Psychiater, die Kriminologen, die Priester, die Gewerkschafts-, Syndikatsbosse in ihrer Position als soziale Kontrolleure des Proletariats sind Feinde und müssen als solche niedergeschlagen werden.

Greift die Kräfte der Unterdrückung, die Carabinieri und die Polizei an. Vertreibt und schlagt ihre Freunde, die Verräter, die Spitzel, die Spione, aus den Fabriken, aus den proletarischen Gebieten.

Greift die Hierarchie der medizinisch-psychiatrischen Kontrolle an.

Zerschlagt die interne Hierarchie der Kontrolle innerhalb des Proletariats, die Dealer und die Dreckshehler.

Baut die Macht des bewaffneten Proletariats auf.

(Nov. ’78)

ANGRIFFE GEGEN DIE POLIZEI

1976

Februar

9. Rom: Die NAP übernimmt die Verantwortung für eine Aktion, bei der ein Unteroffizier der Anti-Terror-Brigade verletzt wird, der für die Ermordung von Anna Maria Mantini verantwortlich ist.

März

2. Genua, Neapel, Mailand, Rho, Pisa, Florenz: Die NAP und die Roten Brigaden bekennen sich gemeinsam zu sechs Bombenanschlägen auf Carabinieri-Kasernen in der Nacht.

16. Bologna: Zwei Bombenanschläge auf Carabinieri-Kasernen.

Mai

10. Genua: Die Roten Brigaden setzen das Auto eines Carabinieri-Hauptmanns in Brand.

September

1. Biella: Der Polizeichef wird von den Roten Brigaden erschossen.

9. Turin: Molotows und Maschinengewehrfeuer gegen Carabinieri-Kaserne Nucleo Armato Comunista.

Oktober

25. Bologna: Ein Fiat 500 explodiert vor einem Kommandoposten der Carabinieri. Nucleo Armato Bruno Valli.

Dezember

6. Rom: Ein NAP-Kommando versucht, den Chef des italienischen Geheimdienstes SDS, Alfonso Noce, zu töten, der auch für die Koordinierung der Polizeiaktion verantwortlich ist, die zur Ermordung der Gefährtin Anna Maria Mantini führte. Anna Maria, eine Militante der NAP, wird von der Polizei erschossen, als sie die Tür ihrer Wohnung öffnet.

15. Mailand: Um 5.30 Uhr morgens brechen drei Mitglieder des SDS in die Wohnung des 20-jährigen Walter Alasia ein, der verdächtigt wird, den Roten Brigaden anzugehören. Alasia versucht zu fliehen, und bei der anschließenden Schießerei werden ein Polizeikommissar und ein Polizei-Sergeant getötet. Alasia wird verwundet und dann aus nächster Nähe erschossen.

1977

Februar

21. Ort unbekannt: Zwei Gefährten werden von einer Polizeistreife zum Anhalten aufgefordert. Einer von ihnen versucht zu fliehen und erwidert das Feuer, tötet einen Polizisten und verwundet einen weiteren.

März

2. Florenz: Ein Sprengsatz wird gegen die Kaserne der Carabinieri geworfen.

12. Turin: Ein Sergeant der politischen Polizei wird von einem Kommando der Brigate Combattente getötet.

19. Bari, Lucca: In beiden Städten werden Carabinieri-Kasernen mit Bomben angegriffen.

22. Rom: Maria Pia Vianale von der NAP wird von einem Polizisten in einem Bus erkannt. Bei dem Versuch, sie und die begleitende Person festzunehmen, wird er erschossen. Bei der anschließenden Verfolgungsjagd wird ein bewaffneter Parkwächter, der den Helden spielen wollte, von der Polizei mit einem anderen NAP-Mitglied verwechselt und erschossen.

April

1. Turin, Mailand, Florenz: Bombenanschläge auf Kasernen der Carabinieri in diesen Städten, zu denen sich die Prima Linea bekennt.

14. Perugia: Unità Comuniste Combattenti übernimmt die Verantwortung für eine Explosion gegen das Polizeipräsidium der Stadt.

30. Florenz: Starke Explosion in einer PS-Kaserne20. Prima Linea.

30. Genua: Ein mit TNT gefüllter Druckkochtopf wird vor dem Parkplatz für die Streifenwagen der Carabinieri abgestellt, bleibt aber explodiert nicht.

Mai

15. Genua: Brandsätze gegen ein Polizeibüro.

19. Cantu: Bombenanschlag auf Carabinieri-Kaserne.

Juni

30. Catania: Pistolenschüsse auf die Carabinieri-Kaserne, die NAP übernimmt die Verantwortung.

30. Bologna: Eine Bombe explodiert am Eingang eines Polizeibüros.

Juli

6. Leghorn: Bombenanschlag auf die Carabinieri-Kaserne im Zusammenhang mit der Hinrichtung des Gefährten Franco Lo Muscio in Rom. Gruppo Combattenti Comunisti.

8. Rom: Combattenti Comunisti übernehmen die Verantwortung für eine Aktion, die auf die Ermordung eines Polizisten abzielt, der wegen der Ermordung des Gefährten Mario Salvi freigesprochen wurde. Der Versuch, ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen, fand in einem Restaurant statt, in dem er den Ausgang seines Prozesses feierte. Die Gefährten verfehlten ihr Ziel und töteten stattdessen einen seiner Gäste.

Dezember

18. Neapel: Eine Bombe explodiert vor der Polizeistation von Monte Calvario. Vier Gefährten der Prima Linea werden kurz darauf verhaftet, weil sie einen ähnlichen Anschlag vorbereitet haben sollen.

20. Turin: Rote Brigaden greifen Kasernen mit Schüssen an und lassen Bomben an den Toren explodieren.

21. Turin: In einer ähnlichen Taktik wie in der Nacht zuvor greifen die Prima Linea eine weitere Carabinieri-Kaserne an.

31. Nuoro: Der stellvertretende Polizeipräsident und ein Inspektor werden beim Verlassen des Gefängnisses angegriffen, nachdem sie den Wärtern ihre Neujahrsgrüße übermittelt haben. Die Gefährten einer Zelle der Nuclei Armati Combattenti per il Comunismo begrüßen sie im Namen der Gefangenen mit einem Kugelhagel.

1978

Januar

3. Padua: 3 Carabinieri-Kasernen werden in der Nacht von der Organizzazione Operaia per il Comunismo gesprengt, um gegen die hohen Strafen zu protestieren, die gegen zwei Gefährten verhängt wurden.

8. Nuoro: Auto eines Inspektors der Spezialeinheit wird angezündet.

18. Novara: Ein Nucleo delle Formazione Combattenti Comuniste schießt in der Nähe eines Spezialgefängnisses auf wachhabende Carabinieri.

26. Mailand: Nuclei Armati Comunisti übernehmen die Verantwortung für eine Explosion, die die Hälfte der Fassade der Polizeikaserne zerstört.

29. Rom: Bombenanschlag auf eine Kaserne der Carabinieri.

Februar

Nuoro: Brandsatz gegen die Carabinieri-Kaserne in Olliena.

17. Florenz: Zwei Autos der Kriminalpolizei brennen. Squadre Proletari di Combattimento.

24. Rom: Lotta Armata per il Comunismo zerstört einen Bus der Carabinieri und ein Polizeifahrzeug.

25. Mailand: Squadre Operaie Armate zerstören ein Polizeiauto und zwei Motorräder.

März

10. Turin: Die Rote Brigade tötet einen Anti-Terror-Inspektor, der an der Verhaftung zahlreicher Gefährten der Roten Brigaden und der NAP beteiligt war.

10. Mailand: Eine Bombe explodiert im Hof einer Polizeistation, zerstört einen Lieferwagen und beschädigt weitere Fahrzeuge.

10. Florenz: Der Haupteingang der städtischen Polizeistation wird angezündet.

13. Rom: Eine Carabinieri-Kaserne wird in der Nacht gesprengt.

13. Nuoro: Eine rudimentäre Bombe explodiert in einer Carabinieri-Kaserne.

15. Florenz: Squadre Proletarie di Combattimento zünden eine Bombe vor einer Polizeistation.

19. Mailand: Ein Polizist wird während einer Demonstration umzingelt und entwaffnet.

April

7. Bologna: Ein Nucleo Comunista Armato überfällt einen Polizeiposten und erbeutet eine Pistole und andere Gegenstände.

7. Rom: TNT gegen Carabinieri-Kaserne. Das Auto eines Polizeisergeanten wird verbrannt. Rote Brigaden.

10. Salerno: Bombe explodiert vor einer Carabinieri-Kaserne.

12. Tarent: Explosion in einer Carabinieri-Kaserne. Die Verantwortung übernehmen die Gruppo Combattente.

14. Padua: Autos von zwei Zeugen der Anklage im Prozess gegen die „Autonomen“ und das des DIGOS-Chefs werden von Comunisti Organizzati und Organizzazione Operaia per il Comunismo verbrannt.

17. Triest: Molotows gegen das Polizeipräsidium, die Verantwortung übernehmen die Nuclei Proletari Organizzati.

19. Rom: Die Roten Brigaden greifen Carabinieri-Kasernen mit Handgranaten und Maschinengewehren an. Die Kaserne beherbergt den berüchtigten General Dalla Chiesa, verantwortlich für die Supergefängnisse und die Blitzaktionen gegen die Gefährten in ganz Italien.

21. Ostia: Das Auto eines Polizeibeamten wird verbrannt.

24. Venedig: In einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur ANSA übernehmen Gefährten die Verantwortung dafür, dass ein Carabinieri-Offizier und ein Freund von ihm bei einer Explosion ums Leben gekommen sind.

29. Bologna: Squadre Armate Proletarie verüben einen Anschlag auf ein Polizeibüro.

Mai

1. Rom: „Heute hat eine bewaffnete proletarische Formation die Kaserne der Carabinieri angegriffen. Dies ist zweifellos die beste Art und Weise, den 1. Mai zu feiern. Schafft, organisiert eine bewaffnete Gegenmacht. Freiheit für alle kommunistischen Gefangenen“.

1. Insel Caporizzuto: Explosion unter dem Fenster der örtlichen Carabinieri-Kaserne.

2. Turin: Die im Bau befindliche neue Carabinieri-Kaserne wird gesprengt.

3. Turin: Zwei patrouillierende Carabinieri fordern ein Auto zum Anhalten auf. Zwei junge Männer steigen aus, halten die beiden verunsicherten Polizisten fest, legen ihnen Handschellen an und erleichtern sie um ihre Pistolen.

4. Mailand: Squadre Armate Proletarie entwaffnen zwei Polizisten und setzen den Streifenwagen in Brand.

11. Turin: Pistolenschüsse und Explosion in der Kaserne der Carabinieri.

15. Rom: Das Hauptquartier der Stadtpolizei wird von Formazioni Proletari Armate gesprengt.

22. Mailand: Im Laufe des Nachmittags werden fünf Sicherheitsbeamte vor den Banken, in denen sie Dienst tun, entwaffnet.

23. Rom: Brandanschlag auf die Firma Carabelli, die Ausrüstung für die Carabinieri herstellt.

24. Cagliari: Das Auto eines Gefängniswärters wird durch Flammen zerstört.

27. Mailand: Brandanschlag auf einen Parkplatz der Stadtpolizei, zu dem sich die Guardie Proletarie Territoriali bekennen.

27. Rom: Auto eines Polizeibeamten verbrannt.

28. Quartu S. Elena: Drei Autos von deutschen Soldaten auf dem örtlichen Armeestützpunkt brennen.

Juni

2. Rom: Brandanschlag auf das Auto eines diensthabenden PS-Inspektors des Innenministeriums.

3. Bergamo: Squadre Armate Operaia überfallen eine Polizeistation, setzen die Anwesenden außer Gefecht, entwaffnen sie und zerstören die Räumlichkeiten durch Feuer.

3. Rom: Azione Rivoluzionaria übernehmen die Verantwortung für einen Angriff auf eine Carabinieri-Kaserne.

9. Bologna: Eine Gruppo Comunista del Movimento übernimmt die Verantwortung für eine Explosion in den Büros eines privaten Sicherheitsdienstes namens La Patria.

15. Saronno: Sprengladung beschädigt örtliche Carabinieri-Station.

21. Uzulei: Pistolenschüsse gegen das Haus des örtlichen Carabinieri-Hauptmanns, der mit zwölf Pistolenschüssen zur Rechenschaft gezogen wird, während er in einem Bus auf dem Weg zur „Arbeit“ ist.

21. Turin: Rote Brigaden greifen eine Polizeistation mit Molotowcocktails und Pistolenschüssen an.

22. Laveno: Die Gruppo Contropotere Territoriale zerstört sieben Boote, darunter eine motorisierte Barkasse, die den Carabinieri gehört.

26. Mailand: Zwei Pistolenschüsse verfehlen einen Sicherheitsbeamten, der vor einer Bank Dienst hat.

27. Avellino: Eine Bombe explodiert vor einer Kaserne der Armee.

28. Florenz: Reparti Comunisti Combattenti brechen in eine Polizeistation ein, legen den beiden anwesenden Polizisten Handschellen an und erbeuten Geld und Pistolen.

Juli

1. Rom: Dynamitanschlag auf das Polizeipräsidium.

10. Caglari: Ein in Decimomannu stationierter deutscher Offizier findet sein Auto verbrannt vor.

12. Padua: Organizzazione Operaia per il Comunismo und Proletari Armati per il Comunismo bekennen sich zu den nächtlichen Bombenanschlägen auf Carabinieri und Polizeikasernen sowie auf den Knast und die Schließer.

15. Rom: Prima Linea stürmt eine Polizeistation, fesselt und entwaffnet die anwesenden Polizisten.

26. Mailand: Squadre Armate rufen die Polizei am frühen Morgen mit einer Bombe an.

27. Monza: TNT-Anschlag auf eine im Bau befindliche Kaserne der Carabinieri.

28. Bologna: Anschlag auf das Polizeipräsidium, die Verantwortung übernimmt die Squadro Armate Proleltarie.

August

2. Bologna: Drei Gefährten der Squadre Armate Proletarie brechen in eine Polizeistation ein und entwaffnen drei Polizisten.

9. Bergamo: Squadre Operaia Armate und Proletari Armati per il Comunismo übernehmen gemeinsam die Verantwortung für Angriffe auf drei Carabinieri-Kasernen in der Stadt.

September

7. Turin: Ein Auto eines Carabinieri-Obersts wird angezündet.

26. Saronno: Eine Bombe explodiert vor einer Carabinieri-Kaserne.

26. Venedig: Anschlag auf einen Polizeiposten.

29. Varese: Squadre Armate Combattente Comuniste bekennen sich zu einem Angriff auf eine Carabinieri-Kaserne.

Oktober

4. Bologna: Pistolenschüsse und Molotowcocktails gegen eine Polizeistation.

22. Mailand: Proletari Armati per il Comunismo übernehmen die Verantwortung für eine starke Explosion in einer Polizeistation.

24. Rom: Eine Kolonne der Roten Brigaden überfällt eine Polizeistreife, wirft Molotows auf das Auto und verwundet einen Polizisten mit Maschinengewehrfeuer.

29. Rom: Dynamitanschlag auf eine Kaserne der Carabinieri.

31. Padua: Drei Autos des Leiters der Spezialeinheit der Polizei und zweier weiterer Beamter werden angezündet.

November

2. Turin: Squadre Armate Proletarie überfallen eine Spezialeinheit der Polizei und versuchen, sie in eine Falle zu locken, die mit einem Brandsatz verkabelt ist. Einer der Offiziere bemerkt den Hinterhalt und kann die Explosion abwenden.

3. Oristano: Drei Gefährten der Barbagia Rossa brechen in eine Kaserne der Armee ein, entwaffnen die Wachen und erbeuten vier Garand-Gewehre, Munition und eine Handgranate.

3. Genua: Rote Brigaden zünden die Autos von zwei Schließern an, die für das Verprügeln von Gefangenen bekannt sind, sowie das eines Carabinieri-Sergeants.

5. Rom: Rote Brigaden übernehmen die Verantwortung für das Legen eines Feuers, das das Auto eines Polizisten zerstört hat.

19. Oristano: Das zentrale Funkgerät der USAFE, eines amerikanischen Militärunternehmens, wird nach Protesten der Einwohner gegen seine Installation angegriffen und verwüstet.

22. Rom: Zwei Gefährten der Roten Brigaden überraschen und entwaffnen einen Polizisten und fesseln ihn dann mit Handschellen an das Geländer seines Hauses.

25. Nuoro: Eine Dynamitladung zerstört ein Auto der Carabinieri.

RESTRUKTURIERUNG DER REPRESSION

1) Vigili Urbani (Stadtpolizei), Guardia di Finanza (Zollbeamte), Guardia Forestale (Försterbullen): abgesehen von der Stadtpolizei, die seit den ersten Kämpfen der Bewegung 1977 im Dienst der öffentlichen Ordnung eingesetzt wurde (in Rom schossen mit Maschinengewehren bewaffnete Stadtpolizisten in eine Demonstration), hat diese Einheit mit der Moro-Entführung zunehmend die Merkmale einer Sonderpolizei angenommen und Funktionen öffentlichen Ursprungs entwickelt. Die Zollbeamten waren während der gesamten Moro-Operation an Straßensperren präsent, und in drei italienischen Zentren (Mailand, Rom, Ancona) wurden ebenso viele Anti-Guerilla-Zentren direkt vom Zoll eingerichtet. Die Försterbullen hingegen sind seit dem Fall Moro auf den Plätzen der Städte zu sehen und wurden mit dem Schutz der NATO-Einrichtungen beauftragt. Der Minister Marcora hat eine bewaffnete Eskorte von einem Dutzend Försterbullen, die in Castro Pretoria ausgebildet wurden.

2) Guardie Giurate (Privatpolizei, privater Sicherheitsdienst): sie sind die wahren Wachhunde der Bourgeoisie. Sie haben in letzter Zeit stark zugenommen, sie arbeiten oft in „Service“-Kooperativen für Banken und Handelsunternehmen, aber es scheint, dass sie sich amüsieren, indem sie Gefährten jagen, die Flugblätter verteilen oder auf Demonstrationen schießen. Insgesamt waren nach der letzten Volkszählung 21.675 Personen in 520 Überwachungsinstituten tätig; 3.042 gehörten Eigentümerverbänden an, 56.359 waren in Fabriken oder öffentlichen Einrichtungen beschäftigt, und dazu kamen noch 1.385 Privatdetektive. Insgesamt ergibt dies eine echte Armee mit 82.000 bewaffneten Personen, so groß wie die PS selbst (Quelle: Quale Difesa, Nr. 4, Jahr 1977).

3) Carabinieri (CC) und Pubblica Sicurezza (PS): Die Carabinieri sind seit jeher die Spezialeinheit im Dienste des Kapitals. Durch Dalla Chiesa sind sie in der Praxis vom Präsidenten des Staatsrates, Andreotti, abhängig. Eine ihrer Hauptaufgaben ist, neben der Durchführung von geheimdienstlichen Aktionen, die direkte Überwachung der Sondergefängnisse.

Es ist geplant, in den nächsten drei Jahren weitere 6.000 Personen zu rekrutieren.

Gegenwärtig verfügen die Carabinieri über etwa 90.000 Mann, die über das gesamte Staatsgebiet verteilt sind, mit drei Divisionen, die jeweils nach geografischen Gebieten gegliedert sind, 9 Brigaden, die in den großen Städten stationiert sind, und 24 Legionen in den wichtigsten Provinzen. Die kapillare Kontrolle wird von über 5.000 Carabinieri-Kasernen durchgeführt, selbst in den abgelegensten Städten.

ANTI-INSTITUTIONELLE BEWEGUNG, REVOLUTIONÄRE GEWALT, BEWAFFNETER KAMPF. EINIGE REFLEXIONEN.

Um jegliche Unklarheit zu beseitigen, die entstehen könnte, möchte ich klarstellen, dass ich mich, wenn ich von bewaffnetem Kampf spreche, nicht auf künstliche Unterscheidungen stütze, die von bourgeoisen Gesetzen auferlegt werden, wo das Werfen von Dutzenden von Molotowcocktails das Risiko birgt, von einigen Gefährten nicht als Situation des bewaffneten Kampfes angesehen zu werden.

Es ist nicht das technische Instrument, das wir verwenden, das eine Aktion als gewalttätig oder nicht qualifiziert, sondern vielmehr ihre Perspektive in der Konfrontation mit dem Klassenfeind. Die Anwendung des bewaffneten Kampfes bedeutet im Wesentlichen, bereit zu sein, die staatliche Gewalt und Ausbeutung auf jeder Ebene auf jeder Art zu beantworten. Es bedeutet, von der reinen Verteidigungsphase in eine Angriffsphase überzugehen, um die Zentren der Organisation und der Repression des Feindes zu treffen. Gleichzeitig muss sie in der Lage sein, allen Ausgebeuteten zu zeigen, wo sich der wahre Feind verbirgt, und dass es möglich ist, ihn zu treffen, dass er wahrnehmbar und verwundbar ist. Letzteres ist in einer fortgeschrittenen Phase der Sozialdemokratie um so wichtiger. Hier versucht der Staat, das Proletariat in seine eigene Logik hineinzuziehen, um es durch den Mechanismus des Konsenses und der Mit-Verwaltung der Ausbeutung dazu zu bringen, sich mit dem Gegner zu identifizieren, und gleichzeitig Terror einzusetzen, indem er einen starken Kriminalisierungs- und Repressionsapparat aufbaut. Diese Situation ist heute nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch in Italien und allen anderen Gebieten des fortgeschrittenen Kapitalismus zu beobachten.

Innerhalb des revolutionären Kampfes kann es natürlich verschiedene Methoden und Entscheidungen geben, die nicht alle von einem anarchistischen Standpunkt aus geteilt werden können, aber darauf werde ich später eingehen.

Ich hoffe auch, die Zweideutigkeit bestimmter Positionen zu vermeiden, die, nachdem sie behauptet haben, dass sie die Frage des bewaffneten Kampfes an sich nicht ablehnen, die Frage mit Aussagen wie: „Die gegenwärtige Situation (…) erzwingt nicht die Notwendigkeit eines klandestinen bewaffneten Kampfes, der unweigerlich dazu führt, dass alle Energien der beteiligten Militanten beansprucht werden.“ verwirren. (Rivista Anarchica, März, 1977, S. 12)

Ich möchte vor allem noch einmal darauf hinweisen, wie die ganze Frage durch solche Überlegungen abstrakt wird. Der bewaffnete Kampf wird als etwas vom Rest der revolutionären Aktivität Abgeschnittenes gesehen, als eine separate, rein „technische“ und militärische Phase, die Zeit und Energie rauben würde von… man weiß nicht, was der Rest ist. Außerdem scheint mir, dass solche Argumente das Problem verzerren, indem sie den bewaffneten Kampf mit dem Adjektiv „klandestin“ in einer Weise qualifizieren, die unvermeidlich, negativ und degenerierend erscheint. In Anbetracht der Tatsache, dass der bewaffnete Kampf an sich immer illegal ist, scheint es mir nicht so, dass die Klandestinität ausschließlich mit der eigenen Entscheidung übereinstimmen kann, sondern dass sie eine Möglichkeit ist, die man in Betracht ziehen muss und die nicht fatalerweise die Schaffung eines Verhältnisses zwischen Avantgarde und Masse im leninistischen Sinne impliziert. Andererseits, um auf die gegenwärtige Situation zurückzukommen, wer kann sagen, dass die Gefährten, die eine bestimmte Art von Aktion durchführen (z.B. der Hinterhalt in Pisa auf den Arzt, der für die Ermordung des Gefährten Serantini verantwortlich ist), die sicherlich als klandestin definiert werden kann, selbst „klandestin“ sind und im Gegenteil nicht eine normale offene Praxis der Militanz ausüben?

Warum Gewalt?

Die große Mehrheit der Gefährten scheint sich über einige grundlegende Probleme einig zu sein: dass die Gewalt nicht der spontane Ausdruck unseres freien Willens ist, sondern die wissenschaftlich organisierte Gewalt der Unterdrückung und Ausbeutung durch den Staat, die uns als Revolutionäre dazu zwingt, mit einer entgegengesetzten, befreienden Gewalt zu antworten, wenn wir uns nicht den Schlägen unserer Arbeitgeber beugen wollen. Die unsere ist also immer eine defensive Gewalt, was nicht bedeutet, dass sie sich darauf beschränkt, die Schläge des Feindes abzuwehren.

Wenn das, was ich soeben gesagt habe, wahr ist, dann scheint mir klar zu sein, dass das Problem, wann eine bewaffnete Antwort gerechtfertigt oder unvermeidlich ist, in Wirklichkeit nicht existiert. Wir wären kurzsichtig oder opportunistisch, wenn wir nicht hinter die mehr oder weniger demokratische und freizügige Fassade blicken könnten, mit der die Macht ihr mörderisches Wesen verdeckt. Die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, in welcher Form auch immer, verdient immer eine Antwort in der Perspektive ihrer gewaltsamen Zerstörung. Es geht nicht darum, zu entscheiden, wer „zuerst geschossen“ hat, um zu wissen, ob unsere Verteidigung „legitim“ ist oder nicht: Seit Jahrhunderten hat der Staat „zuerst geschossen“, und unser Tod findet nicht nur auf den Straßen unter den Kugeln der Polizei statt, sondern auch in den Fabriken, den Gefängnissen, den Irrenhäusern, den Ghettos, den Elendsvierteln, den klandestinen Abtreibungskliniken und den Bergwerken in aller Welt. Wenn es sich um ein moralisches Problem handeln würde, bräuchte man angesichts der Hunderte von Gefährten, von Ausgebeuteten, die täglich ermordet werden und deren Blut unser Gewissen zur Rache aufruft, nicht einmal eine Minute zu diskutieren.

Aber das Problem ist nicht nur ein moralisches. Unsere Wut, unser revolutionärer Wille muss immer von einer klaren Argumentation begleitet sein, die es uns erlaubt, den Kampf so konsequent und wirksam wie möglich zu führen. Das heißt nicht, dass es der revolutionären Sache dienlich ist, sich auf dem Altar des Märtyrers abschlachten zu lassen. Der revolutionäre Akt ist, wie wir alle wissen, ein kollektiver Akt, der ein hohes Maß an Verallgemeinerung des Bewusstseins und den Willen zur radikalen Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse in eine kommunistische Richtung voraussetzt. Und genau darauf zielen die meisten Kritiken der Gefährten gegen die Praxis des bewaffneten Kampfes heute ab. Sie sagen: wir leben nicht in einer prä-insurrektionellen Situation; die Massen werden von den Reformisten kontrolliert und bestimmte Aktionen werden nicht verstanden.

Auf diesen Einwand könnte man erwidern, dass sich die revolutionäre Bewegung nicht immer darauf beschränken sollte, den „populären Willen“ zu verwirklichen, der oft Gefahr läuft, sich in etwas nicht greifbares oder eine zweifelhafte Interpretation zu verwandeln. Neben der „kulturellen“ Arbeit der Propaganda und der Verbreitung der revolutionären Perspektive sollte die antistaatliche Bewegung auch wissen, wie sie ihre Affirmationen in die Praxis umsetzen kann, insbesondere in einer Situation, in der die ideologische Hegemonie der reformistischen Kräfte das Bewusstsein und den Willen des populären Kampfes eingelullt hat oder in der sie durch staatliche Repression erstickt wurden. Ideologische Dissertationen und theoretische Propaganda reichen nicht aus, um die real existierenden Machtverhältnisse zu verändern. Sie müssen sich in Aktionen ausdrücken, in denen immer breitere Schichten der Klasse der Unterdrückten ihre eigenen realen Bedürfnisse erkennen können.

Diese Perspektive könnte bis an die Grenze mit der so genannten exemplarischen Tat identifiziert werden, die sicherlich ein sorgfältiges Nachdenken über das Verhältnis zwischen aktiver Minderheit und sozialer Situation sowie über die Wahl des Ziels erfordert. Aber dies, so scheint mir, kann nicht darauf reduziert werden, sich auf eine „glorreiche“ historische Vergangenheit zu berufen, zu der wir beitragen wollen.

Angesichts der gegenwärtigen Situation scheint mir das Argument der beispielhaften Tat einschränkend und unzureichend zu sein. Es scheint mir, dass wir vor etwas qualitativ anderem stehen. Bestimmte Aktionen werden heute von mehr oder weniger spezialisierten und entsprechend organisierten Minderheiten durchgeführt, aber sie sind Ausdruck einer Bewegung, die man nicht einfach als minoritär abtun kann, wenn man sie nur mathematisch berechnet. Damit meinen wir nicht nur Situationen wie die vom 11. und 12. März in Bologna und Rom, wo es zu bewaffneten Aktionen kam, gewisse „klandestine“ Aktionen, die von Organisationen durchgeführt wurden und die auch jene Organisationen für sich beansprucht haben, die sich erklärtermaßen für den bewaffneten Kampf entschieden haben, wie z.B. die Roten Brigaden, die NAP oder die vielen neuen Namen, die jeden Tag auftauchen.

Die anti-institutionelle Bewegung und die Gewalt

In der heutigen Situation ist es nicht mehr möglich zu sagen, dass Aktionen wie bewaffnete Zusammenstöße mit der Polizei, Angriffe auf die Zentren der Ausbeutung oder der Angriff auf die physischen Personen einiger der bekanntesten Verfolger der revolutionären Militanten nur der Wille und die Frucht der sorgfältigen Bemühungen einer Handvoll Theoretiker der Profis der Klandestinität, getrennt von der Masse, sind.

Wenn heute die Elektronikfabrik Montedison oder die Geschäfte von Luisa Spagnoli oder der Arzt, der die Ermordung von Serantini gebilligt hat, getroffen werden, dann erhöht dies nur die Forderungen und das Bewusstsein einer Bewegung, die mehr ist als eine einfache Ansammlung von Gruppen, Kollektiven oder kleinen Parteien. Es handelt sich um eine Bewegung, die große Teile der an den Rand der Gesellschaft Marginalisierten einschließt, „nicht abgesicherte“ Studenten, Frauen, Menschen in unsicheren Arbeitsverhältnissen und weniger zahlreich, aber nicht weniger wichtig, Sektoren/Bereiche von Industriearbeitern, Dienstleistungsarbeitern und Technikern, usw. Eine Bewegung, die, vielleicht instinktiv, vielleicht nicht klar in ihrer Komplexität, aber auf jeden Fall präzise, den Feind ausgemacht hat, der nicht nur im Repressionsapparat des Staates und in den Herrschenden/Regierende, die am deutlichsten in Erscheinung treten, sondern auch in den neuen reformistischen Bossen der Gewerkschaften/Syndikate zu finden ist.

Die Linie der Verweigerung und des Widerstands gegen den Kapitalismus und die reformistische Lüge wird durch bestimmte Aktionen, die das Erbe der Bewegung sind, konkret. Sie geht aus Kämpfen hervor, die zwar nicht von der Mehrheit ausgetragen werden, aber sicherlich nicht von der Masse zu trennen sind.

Viele von uns, die seit Jahren daran gewöhnt sind, in einer Bewegung, die versucht, über die Ebene der „Meinung“ hinauszugehen, mit einer Praxis der Ohnmacht rechnen zu müssen, die für eine bewusste Minderheit typisch ist, die mehr oder weniger von der realen Bewegung isoliert ist, fühlen sich in dieser Situation unwohl. Das erklärt die offensichtliche Schwierigkeit, sich auf die wirklichen Probleme zu konzentrieren, und die Tendenz, sich in ziemlich nebensächlichen Forschungen zu verlieren, die bereits von der realen Ebene des Kampfes überholt worden sind.

Zum Beispiel die Schwierigkeit, die durch die Wiederholung der offensichtlichen, aber nutzlosen ideologischen „Unterscheidung“ auftritt, die auf dem klassischen Argument beruht: die Roten Brigaden sind marxistisch-leninistisch und wir sind Anarchisten, deshalb gibt es unüberwindbare Unterschiede zwischen uns. Diese Frage könnte sogar zum Kern des Problems vordringen, wenn sie nicht in der abstrakten Anfechtung der beiden als statisch und dogmatisch angesehenen Tendenzen verharren würde, anstatt das konkrete Problem der Umsetzung dieser theoretischen Entscheidungen in die Praxis zu analysieren.

Und hier könnten wir das Problem betrachten, wie sich die marxistisch-leninistische (aber vielleicht eher castroistische21 als leninistische) Konzeption der bewaffneten Partei in eine Praxis von im Voraus ausgewählten Profis der Klandestinität übersetzt, was die Hauptkritik ist, die ich an den Roten Brigaden üben muss.

Die Entscheidung, dass bestimmte Gefährten den bewaffneten Flügel der Klasse bilden sollen, schafft wieder eine Situation der Trennung, die zur Hauptursache für die Fehleinschätzungen derjenigen Gefährten werden kann, die in der Logik der spezialisierten Minderheit verhaftet sind und denen es oft schwer fällt, ihre eigenen Aktionen mit der politischen Ebene und den Bedürfnissen der Bewegung zu verbinden. Es ist eine Sache, wenn ein Kern von Arbeitern die Bestrafung eines Vorarbeiters, eines Faschisten oder die Sabotage eines Werks beschließt und die Ausführung einer begrenzten Anzahl von Gefährten anvertraut (aus offensichtlichen Gründen der Sicherheit, Effizienz usw.). Etwas völlig anderes ist es, wenn eine begrenzte Anzahl von Gefährten, die nicht in der Situation sind und wenig oder gar keine Verbindung zu ihr haben, beschließt, dieselbe Aktion durchzuführen.

Außerdem bilden sich solche bewaffneten Gruppen in der Logik der letzteren nicht auf der Grundlage eines natürlichen Prozesses der „Destillation“, bei dem die politisch reiferen und aktionsfähigeren Personen in die fortgeschritteneren Kämpfe einbezogen werden. Stattdessen beruht dies auf einer ganz persönlichen idealistischen Wahl, eine Methode, die mir nicht richtig erscheint, selbst innerhalb einer avantgardistischen Logik, die ich im Übrigen nicht teile.

Der richtige Weg ist daher meiner Meinung nach nicht die bewaffnete Partei der Militärspezialisten22, sondern sollte vielmehr der sein, das Gebiet des revolutionären Kampfes gegen den Staat zu erweitern. Dies ist so, nicht weil es von einer Handvoll Intellektueller beschlossen wurde, sondern weil sich die entstandene anti-institutionelle Bewegung nicht zurückziehen oder auf bereits eroberten Positionen ausharren kann, um auf bessere Zeiten zu warten, sondern versuchen muss, voranzugehen. Die Erfahrung zeigt, dass der faschistische sozialdemokratische Staat nicht bereit ist, das Minimum an Raum zuzugestehen, das ihm nicht mit Gewalt entrissen wird.

Warum die Bewegung vorwärts geht

An diesem Punkt besteht das Problem nicht so sehr darin, die Aktionen des bewaffneten Kampfes für die Bewegung „verständlich“ zu machen, sondern vielmehr in der Beziehung zwischen der revolutionären Bewegung, die überall im Lande zu entstehen beginnt (und die, gerade weil sie revolutionär ist, Widersprüche enthält, denen man sich ungehindert stellen muss), und dem Rest der proletarischen Bewegung, in der es den Reformisten noch gelingt, ihre eigene Hegemonie auszuüben. Es geht vor allem um die Arbeiter, denen die Kämpfe von 1968 usw. ein relatives Wohlergehen garantiert haben, das durch ihre Einbindung in die Logik der Arbeit, der Ausbeutung und des Staates bezahlt wurde, und die jetzt eine kritische Zeit durchleben.

Die kapitalistische Krise, auf Weltebene, hat einerseits die Rekuperation des Systems eliminiert und die Gewerkschaften/Syndikate daran gehindert, die Rolle der Eindämmung und des Wiederaufsaugens von Kämpfen zu spielen, wie es ihnen in den Jahren ’68/’69 zugedacht war. Damals manifestierten sich die revolutionären Tendenzen in einer Periode, die noch von Expansion geprägt war und in der das Kapital noch Verhandlungsspielräume hatte. Heute hat das System den Lohnabhängigen im Gegenzug für ihre Beteiligung am Prozess der Faschisierung der Gesellschaft nur noch wenig zuzugestehen.

In der reformistisch kontrollierten Arbeiterbewegung haben sich Risse aufgetan. Eine gewisse Orientierungslosigkeit hat sich breit gemacht, eine allgemeine Unzufriedenheit, der es jedoch schwer fällt, sich in den Willen zum sozialen Wandel zu verwandeln oder den Feind klar zu identifizieren. Es hat sich ein prekäres Gleichgewicht zwischen den Arbeitern und ihren Managern eingestellt, wo der Versuch gemacht werden muss, es zu durchbrechen. Wir wissen, dass die Marginalisierten und die „Garantierten“ in Wirklichkeit einen gemeinsamen Feind haben, aber den Letzteren fehlt es an Bewusstsein um zu wissen, wer dieser Feind ist.

Die Bewegung muss voranschreiten, um das reformistische Gleichgewicht zu zerbrechen. Sie muss mit ihren Kämpfen zeigen, dass es einen Pol der antikapitalistischen und staatsfeindlichen Ansammlung gibt, der zu einem Bezugspunkt werden kann auch für jene, denen nichts garantiert ist, außer der Ausbeutung.

Übersetzt aus „Anarchismo“

ZUR VERALLGEMEINERUNG DES BEWAFFNETEN KAMPFES

Die allgemeinen Lebensbedingungen in diesem Land sind besonders verzweifelt. Eine engmaschige Kampagne der Kollaboration mit den Regierungskräften ermöglicht es den Medien, weiterhin ein erträgliches/tolerierbares Bild zu vermitteln. Jedes Anzeichen von Unzufriedenheit/Unduldsamkeit in der Masse wird sofort mit größter Aufmerksamkeit umschrieben. Die Weigerung der Arbeiter in Turin, als Antwort auf die Ermordung eines Journalisten zu streiken, löste eine Flut von Interpretationen und Untersuchungen aus. Berühmte Soziologen kamen zusammen, um die Analysen zu liefern, die der Staat in seinen brutalsten Zwangsformen (Polizei, Justiz, Gefängnisse) braucht. Gleichzeitig fabrizieren sie Beschönigungsmittel wie das Arbeitslosengesetz, die Mietgesetze, die Steuerreformen – alles lächerliche Versuche, eine Lawine mit einem Stück Papier aufzuhalten.

Die Arbeitslosigkeit nimmt zu, die privaten Investitionen gehen zurück (die Kapitalisten ziehen es vor, ihr Geld im Ausland in Sicherheit zu bringen), die Arbeitslage muss mit dem geringsten Schaden für den Staat behoben werden, indem man auf das öffentliche Defizit zurückgreift. Dies beeinträchtigt unsere internationale ökonomische Glaubwürdigkeit, die wir durch politische Glaubwürdigkeit ersetzen müssen. Mit anderen Worten: Wenn wir deutsches und amerikanisches Geld wollen, müssen wir ihnen unsere Bereitschaft zeigen, jede Form von revolutionärem Dissens, der sich in unserem Land entwickeln könnte, zu unterdrücken. Wir müssen zeigen, dass es diese Formen nicht mehr geben wird, sobald die Dinge endgültig organisiert sind, mit dem Groschen der imperialistischen Giganten und dem Einverständnis der Kommunistischen Partei.

Die reaktionäre Garantie dieser Partei ist aus verschiedenen Gründen notwendig. Zunächst einmal sind ihre ideologische Vergangenheit, die Fähigkeit, die Ausgebeuteten zu verwirren, die fortschrittliche Fassade, nichts anderes als der Versuch eines „ruhigen“ Übergangs zu einem sozialdemokratischen Kapitalismus mit breiter staatlicher Beteiligung.

Diese Garantie wäre in einer anderen internationalen Perspektive, in der die UdSSR in einem realeren Kontrast zu den Interessen der Vereinigten Staaten steht, unmöglich gewesen. Ein italienischer oder europäischer Weg zum Sozialismus ist absurd. Die Kommunistische Partei Italiens steht nur deshalb für Gespräche mit allen reaktionären Kräften zur Verfügung, weil die UdSSR seit einiger Zeit so gesonnen war.

All dies sollte uns helfen zu verstehen, dass die Identifizierung der Klassenfront nicht mehr durch ideologische Faktoren erfolgen kann, sondern durch die produktive Situation zustande kommen muss. Die Arbeiter sind bereit, die Kräfte der Ausbeutung am Ort der Ausbeutung selbst anzugreifen, sobald die ideologischen Deckmäntel, die so lange ein Hindernis für ihr Verständnis waren, zerbrochen sind. Diese Bereitschaft wird noch deutlicher und akuter in einer Situation, die durch den Mangel an Arbeit verschärft wird. In der letzten Analyse sind die arbeitslosen Arbeiter noch ausgebeuteter und elender als die beschäftigten Arbeiter.

Die Kampfbereitschaft der Ausgebeuteten ist nicht nur proportional zur Ausbeutung, sondern auch von der Wirksamkeit der ideologischen Instrumente. Je klarer und durchschaubarer diese zu sein scheinen, desto mehr werden sie zu großen Kreuzzügen gegen das Nichts, und die Ausbeutung bleibt intakt. Je schwächer sie sind, desto weniger sind sie in der Lage, die Massen „anzuführen“, die den Weg des Kampfes, des Klassenzusammenhalts und der Ziele des Konflikts selbst finden.

Das Niveau des Konflikts

Dies kann als die Gesamtheit der Bedingungen definiert werden, die den Klassenkonflikt charakterisieren. Diese Bedingungen zu kennen ist sehr wichtig, weil man oft aus verschiedenen Gründen dazu gebracht wird, einige für wichtiger zu halten als andere, mit der offensichtlichen Schlussfolgerung, dass diejenigen, die dieselben Bedingungen nicht akzeptieren, als konterrevolutionär bezeichnet werden.

Es ist nicht möglich, eine Verdienstskala für die Bedingungen festzulegen, die das Niveau des Kampfes bestimmen. Es wäre in der Tat unangebracht, die ökonomischen Bedingungen zu überschätzen und z.B. die ideologischen Bedingungen zu unterschätzen, die, gerade weil sie zusammenbrechen, bestimmte Folgen haben und andere nicht.

Verschärfung des Konfliktniveaus

Jeder historische Moment hat sein eigenes Konfliktniveau. In gewissem Sinne ist die Geschichte Geschichte, weil sie es schafft, diese Niveaus nachzuzeichnen und über die Bedingungen zu berichten, die sie verursacht haben.

Veränderungen des Konfliktniveaus sind normale Ereignisse, die oft in „Wellen“ auftreten, die sich um eine Achse bewegen, die auch bei ständigem Wandel stabil zu bleiben scheint. Dieses Etwas ist die ideologische Struktur der Macht oder, wenn wir es vorziehen, die ideologische Struktur selbst, da die Revolution keine ideologische Struktur hat, bis sie die konkrete Form der Konterrevolution annimmt.

Den Konflikt auf die fiktive Ebene der Ideologie zu verlagern, bedeutet oft, den konkreten Boden des Kampfes zu verlieren, den einzigen Boden, auf dem jede theoretische Überlegung gültig ist.

Es besteht kein Zweifel daran, dass Revolutionäre ein Interesse daran haben, das Bewusstseinsniveau zu heben, aber es besteht auch kein Zweifel daran, dass es kein Interesse daran geben kann, eine ideologische Perfektion zu erreichen, da diese früher oder später nur für die Wieder-Herstellung der Macht funktional werden würde. Im konkreten Fall der Ideologie der Gewalt, die heute in Italien diskutiert wird, wird diese für den Staat funktional, indem sie die Schwankungen zulässt, die es ihm erlauben, in einem Moment paternalistisch offen für Diskussionen zu sein (siehe das Treffen in Bologna, das von sechstausend Polizisten umgeben war), um im nächsten Moment rigide zu starken Mitteln wie Sondergefängnissen, polizeilicher Einschüchterung, Sondergesetzen und Tribunalen zu greifen.

Es sind nicht die Diskussionen über Gewalt, die das Konfliktniveau anheben, noch die Debatte darüber, welche Art von Gewalt akzeptabel ist und welche abgelehnt werden sollte, die die Ausgebeuteten zu ihrer Befreiung drängen. Niemand kann denjenigen, die seit Jahrhunderten unter jeder Art von Unterdrückung leiden, mit diesem Argument etwas beibringen. Der ideologische Vorhang fällt, und die Bühne bleibt in ihrer nackten Realität, der des Klassenkampfes, mit den Ausgebeuteten auf der einen Seite und den Dienern der Ausbeuter auf der anderen Seite, die ihren Chefs auf den Fersen sind.

Wenn wir von der Notwendigkeit von Gewalt sprechen, dann tun wir das sicher nicht, um die Ausgebeuteten zu überzeugen. Sie wissen das selbst sehr gut und setzen es bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln in die Tat um. Wir sprechen von der Notwendigkeit der Gewalt, um den Feind deutlicher zu machen, einen Feind, der sich selbst in der Gestalt des Bruders/ der Schwester oder des Gefährten zu verbergen versucht.

Die Diskussion über die Gewalt ist auch ein sehr wichtiges Element, um all jene zu erkennen, die in der Zeit der Worte so geschickt waren, Haare zu spalten und den Massen Modelle der „richtigen Art von Gewalt“ vorzuschlagen, die auf ihren ideologischen Urteilen basieren. Wenn sich das Niveau des Konflikts aus den von uns genannten Gründen verschärft, werden alle diese Diskurse nutzlos und bestimmend. Sie sind nutzlos, weil die reale Konfrontation sie veraltet und sinnlos macht; sie sind bestimmend, weil sie die letzten Illusionen wegfegen und die unfruchtbaren Versuche der Rekuperation anprangern.

Als Anarchisten sind wir für die soziale Revolution, das heißt, wir sind für den sofortigen und endgültigen Sturz des Staates. Wir sind für die revolutionäre Logik, die vor allem eine zerstörerische Logik ist.

Wir sind für die Zerstörung des Staates, das heißt, wir sind für die physische (nicht verbale) Zerstörung der Institutionen und Personen, die den Staat repräsentieren und herbeiführen. Wir sind gegen die Polizei, die Richter, die Bürokraten, die Gewerkschafts-, Syndikatsanführer und die Bosse. Nicht nur gegen die Polizeikontrolle, die bourgeoise Justiz, die Techno-Bürokratie, Syndikalismus (Trade-Unionismus) und den Kapitalismus; wir sind konkret gegen die Menschen, die diese ideologischen Formen im Alltag umsetzen und sie zu Instrumenten der Repression machen. Und dieses Dagegensein muss sich in konkreten Angriffsaktionen niederschlagen. Wenn wir gegen die Polizei sind, dürfen wir nicht in die ideologische Falle derjenigen tappen, die im Namen eines falsch verstandenen Pluralismus oder einer rückwärtsgewandten Aufklärung dem Feind Raum und Machbarkeit geben und behaupten, dass jeder das Recht hat, sich zu äußern, also auch die Polizei – die, wenn sie sich äußert, dies mit Schlagstöcken tut. Wenn wir gegen alle Richter und Bürokraten, alle Bosse und die Gewerkschaften/Syndikate in ihrem Dienst sind, dürfen wir nicht darauf warten, dass uns jemand sagt: „Dieser Chef hat ein bestimmtes Unrecht begangen oder dieser Gewerkschafts-, Syndikatsanführer ist schuldig an diesem und jenem, dieser Richter ist besonders reaktionär“. Nein! Alle, ohne ideologische Unterscheidung, alle Polizisten, alle Richter, alle Bürokraten und alle Gewerkschafts-, Syndikatsanführer, alle Bosse und alle, die in ihren Diensten stehen, sind schuldig und müssen mit allen möglichen Mitteln, zu jedem Zeitpunkt und um jeden Preis angegriffen werden.

Die moralische Rechtfertigung ist in der Tatsache der Ausbeutung selbst zu finden. Wer jahrhundertelang dem monströsen Druck der Arbeit ausgesetzt war, wer am Aufbau der Welt mitgewirkt hat, wohl wissend, dass er oder sie nie etwas davon genießen kann, braucht nicht auf ein besonderes Zeichen der Bosheit der anderen Seite zu warten. Er oder sie ist autorisiert, anzugreifen, zuzuschlagen und zu töten, so wie die Bosse und ihre Diener jederzeit angreifen, zuschlagen und töten können, wenn sie wollen.

Das Problem der Strategie

Die Tatsache, dass es möglich ist, über die Methoden und die besten Formen der Durchführung dieses Angriffs zu diskutieren, ist ein Problem, das nichts mit der moralischen Grundlage zu tun hat, die den Angriff selbst rechtfertigt.

Eine solche Diskussion muss daher eine Diskussion über Strategie, über die Bewertung der Mittel und die Erreichung der Ziele werden. Man kann zum Beispiel nicht sagen: „Anarchisten tun bestimmte Dinge nicht, weil…“. Dieses Argument ergibt keinen Sinn. Was Anarchisten als solche tun, muss in der Realität bewertet werden, nicht in der Abstraktion der Theorie, sonst würde der Anarchismus keinen Sinn ergeben und zu einer mystifizierenden Ideologie wie jede andere werden.

Sicherlich sind die strategischen Entscheidungen nicht von der grundlegenden anarchistischen Analyse zu trennen, die, wenn sie in die Realität umgesetzt wird, zu einem unverzichtbaren Bestandteil der revolutionären Intervention wird. Aber wenn dieselbe Analyse von der Realität des Kampfes abgekoppelt und zum Produkt eines erleuchteten Geistes wird und sich in einen Katechismus der Militanten verwandelt, würde sie einfach in den Bereich der Ideologie übergehen und für die Macht, die sie anzugreifen vorgibt, funktional werden.

Wenn Anarchisten die angebliche revolutionäre Rolle der bewaffneten militärischen Parteien wie der Roten Brigaden, der NAP oder anderer neuerer Formationen kritisieren und angreifen, tun sie dies deshalb ausgehend von einer anarchistischen Analyse, die jedoch die realen Bedingungen des heutigen Klassenkonflikts in Italien berücksichtigt. Es handelt sich nicht um eine anarchistische Analyse, die in den vagen Gefilden der Ideologie angesiedelt ist und sich verpflichtet fühlt, über Dinge zu urteilen, die ihr nicht nur fremd, sondern auch feindlich gesinnt sind. Es reicht nicht aus, Anarchist zu sein, um zu sagen, was in Bezug auf den Kampf, der sich gerade entwickelt, richtig ist. Es ist notwendig, sich in einer konkreten Perspektive zu befinden, um für die revolutionäre Konfrontation zur Verfügung zu stehen, um gut bewertet zu haben, was all das für jeden von uns auf persönlicher Ebene und auf globaler Ebene für die gesamte anarchistische Bewegung bedeutet.

Wir haben oft die Dokumente der Organisationen des bewaffneten Kampfes, die in unserem Land tätig sind, veröffentlicht. Manchmal haben wir auf diesen Seiten auch die wesentlichen Linien einer Kritik an der geschlossenen militärischen Partei nachgezeichnet. Aber wir haben nicht dies beansprucht, als diese Gefährten verfolgt und verjagt wurden, um die Distanz zu messen, die sie von uns trennt. Der Grund dafür ist, dass die Distanz, die zweifellos vorhanden und bedeutsam war, nur auf dem Papier hätte festgehalten werden können und somit zu einer banalen ideologischen Frage geführt hätte. Dies hat zu einem gewissen Missverständnis anderer Gefährten in Bezug auf unsere Position geführt und ein künstliches Argument angeheizt, das keinen Grund gehabt hätte, zu existieren, wenn diese Gefährten es für zweckmäßiger gehalten hätten, sich in der ersten Person zu engagieren, um diese Unterschiede zu unterstreichen, die sie nur auf einer ideologischen Ebene identifiziert haben.

Nun aber haben sich die Dinge geändert, und es ist an der Zeit, unsere Stimmen laut und deutlich zu erheben, damit auch die Gehörlosen/Tauben uns hören können und diejenigen, die vorgeben, taub zu sein, sich vor den ernsthaften Gefährten wiederfinden, die wirklich für die Befreiung aller Ausgebeuteten und für die Anarchie kämpfen wollen.

Der Grund, warum wir dem Phänomen des bewaffneten Kampfes in den letzten Jahren Raum gegeben und die Notwendigkeit unterstützt haben, diese Punkte zu verteidigen, wie widersprüchlich und gefährlich sie auch sein mögen, war, dass wir den eingeschlagenen Weg für wichtig hielten. Wir waren der Meinung, dass dieser Weg in eine andere Richtung führen könnte – was ja auch geschehen ist -, nämlich in den bewaffneten Kampf der Massen, in eine allgemeine Illegalität, die die Bedingungen des ursprünglichen klandestinen Kampfes, der sich auf die geschlossene militärischen Partei stützte, leugnen und schließlich beseitigen könnte. Sich von Anfang an gegen dieses Verhalten zu stellen, wie es so viele getan haben, wäre ein Beitrag zur staatlichen Repression gegen sie gewesen und hätte jede Entwicklung in eine libertäre Richtung verhindert, die wir von Anfang an für möglich hielten. Damit meinen wir nicht eine libertäre Entwicklung in geschlossenen militärischen Parteien, sondern die Entwicklung des bewaffneten Kampfes im Allgemeinen und aller Gefährten, die in dieser Richtung arbeiten.

Die Enttäuschung treibt viele Menschen zu einer Praxis der allgemeinen Illegalität. Dieses Verhalten zeigt sich entweder am Arbeitsplatz oder im Bereich der Arbeitslosigkeit und Kriminalisierung. Dieses Phänomen geht weit über die strategischen Perspektiven einer geschlossenen militärischen Partei hinaus, ganz gleich wie groß und effektiv sie auch sein mag. Die Roten Brigaden, NAP, Prima Linea und viele andere Organisationen haben außer ihrer eigenen Selbstkritik nichts mehr zu sagen. Entweder sie integrieren ihre Aktionen in den Plan des allgemeinen bewaffneten Konflikts, was langsam geschieht, oder sie werden zum Aussterben verurteilt sein.

Das ist auch unsere Aufgabe. So wie wir dazu beigetragen haben, die dummen und böswilligen Kritiken einzudämmen und die vom Staat erhoffte globale Repressionstaktik zu verhindern, müssen wir heute als Anarchisten weiterhin unseren Beitrag zur Klärung dieses Prozesses des allgemeinen bewaffneten Konflikts leisten, indem wir jeden Versuch – egal woher er kommt – herausgreifen, kritisieren und angreifen, strategische und politische Modelle durchzusetzen, die die tägliche Kampfpraxis für überholt erklärt hat.

Insurrektion/Aufstand

In der Perspektive der Verallgemeinerung des bewaffneten Kampfes der Massen erhält der Aufstand/die Insurrektion eine libertäre Bedeutung und stellt die endgültige Kritik an jedem „geschlossenen“ Versuch dar, der Verwaltung des Klassenkonflikts zu organisieren.

Die Verallgemeinerung des bewaffneten Kampfes ist die natürliche Folge einer Situation, die sich von Tag zu Tag verschlimmert. Die Ausgebeuteten beginnen, diese Notwendigkeit in einer Reihe von anti-institutionellen Aktionen, die sich immer weiter ausbreiten, deutlich zu machen. Die vereinzelten Strafmaßnahmen, die von klandestinen Gruppen, die in der Minderheit sind, gegen einige der für die Ausbeutung Verantwortlichen durchgeführt werden, werden von der Masse mit Genugtuung aufgenommen und gebilligt. Die Versuche der Gewerkschaften/Syndikate, Proteststreiks gegen solche Aktionen zu organisieren, hatten, wie z.B. bei der FIAT, eine sehr geringe Teilnehmerzahl.

Es besteht kein Zweifel, dass die Bewegung der Ausgebeuteten in ihren verschiedenen Formen und all ihren Widersprüchen heute in der Lage ist, das Kapital und die staatlichen Strukturen, die es verteidigen, anzugreifen. Es besteht kein Zweifel daran, dass dieser Angriff tatsächlich stattfindet. Das einzige, was uns seltsam erscheint, ist, dass an diesem Punkt des Kampfes Rückschritte gemacht werden, die sich in der Beharrlichkeit zeigen, Instrumente (wie die bewaffnete Partei) zu benutzen, die zwar gestern in gewisser Weise wirksam waren, heute aber anachronistisch sind und drohen, nach innen gerichtet zu werden.

Als anarchistische Revolutionäre wissen wir sehr gut, dass in dieser Phase der Klassenkonfrontation klandestine Formen des Widerstands weiterhin notwendig sind. Wir wissen aber auch, dass dies gleichzeitig negative Aspekte mit sich bringt, d.h. dass sie Gefahr laufen, autoritär zu werden.

Es ist unsere Aufgabe, darauf zu achten, diese Entwicklung zu stoppen, dafür zu kämpfen, dass die Konfrontation in ihrer aufständischen/insurrektionalistischen Form verallgemeinert wird, was sie nicht nur als anarchistische Strategie, sondern auch als libertäre Perspektive garantiert.

Wenn von Aufständen/Insurrektionen in der Vergangenheit die Rede ist, bringen viele Gefährten sofort historische Beispiele: die Matese-Bande, die Pontelungo-Verschwörung und andere derartige Ereignisse und werfen uns „revolutionäre Romantik“ oder „Idealisten“ oder „objektiv gefährlich“ vor. Für uns ist das alles lächerlich.

Aufstand/Insurrektion ist der Versuch, der mit Blick auf die Revolution unternommen wird. Als Anarchisten bleibt der Aufstand/Insurrektion unser privilegiertes Element, aber dieser Aufstand/Insurrektion muss verallgemeinert werden, zumindest auf die Ebene einer möglichst breiten Praxis illegalen Verhaltens. Das ist es, was tatsächlich geschieht. Worüber sollten wir uns schuldig fühlen? Vielleicht sollten wir uns darüber beklagen, dass die Widersprüche des Kapitals und die revolutionären Forderungen der Ausgebeuteten uns daran hindern, unsere süßen Träume zu verwirklichen?

Lasst uns Mut fassen. Wenn uns harte Zeiten bevorstehen, wissen wir, wie wir ihnen begegnen werden. Gerade in diesen Zeiten werfen die Schafe den Wolfspelz ab, und es ist an der Zeit, das Gerede beiseite zu legen und zu kämpfen. Fassen wir Mut und gehen wir voran. Und da die beste Verteidigung immer der Angriff ist, sollten wir zuerst angreifen. An Zielen mangelt es nicht. Mögen die Bosse und ihre Diener spüren, wie schwer es werden kann, ihre Arbeit als Ausbeuter fortzusetzen.

Anarchismo

ZUM PROBLEM DES BEWAFFNETEN KAMPFES

Ein wichtiges Element, das in den Analysen der Anarchisten zum bewaffneten Kampf immer wieder auftaucht, ist das folgende: Da der bewaffnete Kampf der Höhepunkt der Revolution ist, müssen wir, bevor wir ihn führen, sicher sein, dass die Phase, die wir durchlaufen, zumindest eine prä-revolutionäre ist. Im gegenteiligen Fall würden wir von der Repression und allem anderen zerschlagen werden, und die politische Arbeit, die die Bewegung immer geleistet hat, wie Gegeninformation und Propaganda, würde zerstört werden.

Wir halten es für wichtig, diesen Standpunkt zu verdeutlichen und dabei einige Punkte hervorzuheben:

a) Die Analysen beruhen auf den persönlichen Positionen der Gefährten, die sie ausarbeiten, und das könnte auch anders sein;

b) die Positionen der Organisationen, denen diese Gefährten angehören, wirken sich auf die Analysen selbst aus, auch wenn dies nicht offiziell erscheint;

c) es ist ein logischer Fehler, zu behaupten, dass der bewaffnete Kampf die prä-revolutionäre Phase abwarten muss, da er auch eine Rolle bei der Schaffung dieser Phase spielt;

d) es kann keine einheitliche/einzige Definition der prä-revolutionären Phase geben.

…Die ersten beiden Punkte sind zu bedenken, da viele der heute vorgetragenen Analysen von älteren Gefährten stammen, deren politisches Bewusstsein aus einer anderen Phase des Klassenkampfes stammt. Jüngere Gefährten, deren Alltag oft antiautoritärer ist als der derjenigen, die die Analysen verfassen, weigern sich oft, diese Art von Arbeit zu leisten, oder sie finden, dass ihnen aufgrund der Liberalisierung der Schulbildung die Instrumente dazu fehlen. Die Analysen, die diese Gefährten vorlegen, sind also ihr eigenes Handeln, und ihr Verhalten hat viele Organisationsstrukturen in die Krise gebracht.

Es ist nicht mehr in Mode, im Namen einer Organisation zu sprechen, aber das bedeutet nicht, dass Analysen die Ideen des einzelnen Gefährten widerspiegeln, der sie geschrieben hat. Sie können die strategischen Positionen von Organisationen widerspiegeln, auf die sich diese Gefährten in der Theorie oder in der Praxis ständig beziehen. Je länger die Organisation zögert, desto weiter ist die „prä-revolutionäre Phase“ entfernt.

Wir kommen zum dritten Punkt: die Aussage, dass der bewaffnete Kampf eine prä-revolutionäre Phase voraussetzt, enthält einen logischen Widerspruch. Diese Aussage impliziert eine Überbewertung der Organisation des militärischen Typs im Vergleich zu anderen Formen der bewaffneten Intervention gegen die Repression. Angesichts des gegenwärtigen Konfliktniveaus liegt es im Interesse der Repression, die Ausbreitung bewaffneter Aktionen einzuschränken und gleichzeitig auf eine bestimmte Organisation verweisen zu können, die das Phänomen in seiner Gesamtheit repräsentiert. Dies kann dann auf spektakulärer Ebene zur Rechtfertigung von Repressionen herangezogen werden.

Im Grunde genommen gibt es keinen Grund, diese von der politischen Polizei vertretene Interpretation zu akzeptieren. Die Aktionen der so genannten historischen bewaffneten Organisationen sind nur ein minimaler Teil des Phänomens des bewaffneten Kampfes, auch wenn sie es schaffen, die spektakulärste Aktion zu sein. In Wirklichkeit besteht dieses Phänomen aus einem weiten Bogen illegalen und antiautoritären Verhaltens, das sich unkontrolliert auszubreiten droht. Der Staat weiß das sehr gut, ebenso wie die politischen und pseudorevolutionären (aber im Grunde konterrevolutionären) Gruppen, die versuchen, auf den Zug aufzuspringen. Das Problem des bewaffneten Kampfes in Italien heute auf das zu reduzieren, was von Gruppen wie den Roten Brigaden getan wird, wäre absurd. Das hieße, mit dem ganzen Gewicht der revolutionären Analyse die Argumentationsschemata zu wiederholen, die dem Kapitalismus so nützlich sind. Es ist dieses antiautoritäre, illegale Verhalten, das das signalisiert, was die prä-revolutionäre Phase definiert, und nicht, wie manche behaupten, dass es diese Phase ist, die ein solches Verhalten rational macht.

Es sollte auch etwas zu dem Problem gesagt werden, dass eine einzige Definition der prä-revolutionären Phase nicht möglich ist. Einige Gefährten sind der Meinung, dass sie immer den Bedingungen des Sturms auf den Winterpalast ähneln muss, und alles andere kann nur aus einer sich verschärfenden Krise der kapitalistischen Verwaltung der Ökonomie entstehen. Andere meinen, dass sich zuerst ein Ungleichgewicht auf internationaler Ebene entwickeln muss oder dass es eine Veränderung der Interessen in den Gebieten geben muss, in die die Welt aufgeteilt ist. All diese Punkte haben ihre Berechtigung, aber für sich genommen können sie nicht die Tatsache in Frage stellen, dass unsere revolutionäre Aufgabe darin besteht, die Ausgebeuteten zur Rebellion und zum Kampf gegen die Ausbeuter zu drängen, und nicht darin, von der Möglichkeit des Sieges unserer Organisationen im Falle eines Konfliktes zu tagträumen. Möglicherweise hat man noch nicht verstanden, worin die revolutionäre Aufgabe der Anarchisten bestehen soll. Wie kommt es, dass einige immer noch in Begriffen des Namens, der Organisation denken, wobei die Azione Rivoluzionaria, allein durch die Tatsache, dass sie einen schönen Satz von Durruti an den Anfang ihres wichtigsten Dokuments gestellt hat, sich als die einzig mögliche Alternative zu den Roten Brigaden betrachten sollte? Vielleicht hat man nicht verstanden, dass die einzige Alternative der verallgemeinerte bewaffnete Kampf ist, der auf ein aufständisches/insurrektionalistisches Niveau getrieben wird, etwas, das weitaus bedeutungsvoller ist als die größten Taten der historischen Organisationen.

VORWÄRTS, GEFÄHRTEN!

Die Revolte ist eine Tatsache, die Individuen und Organisationen betrifft. Sie ist nicht die Revolution, sondern macht die Revolution erst möglich. Ohne die ständige Revolte bewusster Individuen wird es nichts geben als die verräterische Revolution der Neo-Bosse, die sich der Organe des Klassenkampfes bedienen. Und die Revolte ist das Bewusstsein über sich selbst, die eigene Beteiligung, die Opfer, zu denen man fähig sein muss, die Hoffnungen, die Freuden, die Fortschritte und die möglichen Gefahren. Die Revolte ist das, was das Leben eines jeden von uns kennzeichnet.

In Momenten großer sozialer Spannungen, wenn die Widersprüche der kapitalistischen Struktur explodieren, zeigen sich die Folgen der kleinen Kompromisse und Schwächen, die wir in der Zeit, in der nichts passierte, akzeptiert haben. Es ist der Opportunismus, der sich seinen Weg unter uns gebahnt hat, der Opportunismus, der listige Worte findet, um sich zu tarnen, um sich als raffinierte revolutionäre Taktik einzuschmuggeln.

Vorwärts, Gefährten! Lasst uns beginnen, das aufzurufen, was in uns steckt, in unseren Beziehungen zu den uns nahestehenden Gefährten, in unseren Beziehungen zu den Organisationen, denen wir angehören.

Das ist gar nicht so schwer. Der Feind, der uns gegenübersteht, tut dies mit einer solchen Härte, dass es nicht schwer ist, ihn zu erkennen, und wenn wir ihn erkennen, müssen wir zuschlagen, und wenn wir zuschlagen, müssen wir bereit sein, die Konsequenzen unseres Handelns zu tragen. Das sind die Aufgaben, die auf uns warten.

Mögen unsere Diskurse Aktion sein, und mögen andere Gefährten lernen, uns für das zu schätzen, was wir tun, und nicht für das, was wir als Tradition repräsentieren, und möge der Staat wieder lernen, Anarchisten zu fürchten, nicht als Erben von Ravachol oder Henry, Durruti oder Makhno, sondern weil sie in der Lage sind, Organisationen des Angriffs mit Leben zu erfüllen, und nicht nur Gruppen von Sozialwissenschaftlern sind, die brillante Analysen über die Probleme des Augenblicks produzieren.

Heute haben wir einige Möglichkeiten an der vordersten Front der revolutionären Konflikte. Wir haben in der jüngsten Vergangenheit keine gravierenden Fehler gemacht, die uns in den Augen der Ausgebeuteten in ein schlechtes Licht rücken.

Vielleicht liegt das daran, dass unsere Taten zu unbedeutend waren, um Raum für schwerwiegende Fehler zu lassen, aber wir haben trotzdem keine gemacht. Gegenwärtig können wir immer noch ein Bezugspunkt sein, ein Sammelpunkt sowohl für die Ausgebeuteten als auch für viele militante Revolutionäre, die aus autoritären Organisationen kommen und das große Trauma der Fehler dieser Organisationen durchlebt haben. Wir werden die Fehler, die wir 1968 gemacht haben, nicht wiederholen. Wir akzeptieren keine Konfrontation auf der abstrakten Basis von endlosen theoretischen Diskussionen. Wir messen uns im konkreten Aktionsfeld.

Wir zeigen nicht die Angst, die uns normalerweise dazu bringt, uns zu verschließen, weil mit den Autoritären, den Marxisten, nichts zu machen ist. Die letzten Monate haben gezeigt, dass sich ein starkes antiautoritäres Bewusstsein in vielen Gruppen von Militanten entwickelt hat, ebenso wie in einigen Schichten der Ausgebeuteten, insbesondere bei denjenigen, die von Kriminalisierungsprozessen betroffen sind: Wir tragen nicht dazu bei, dieses Bewusstsein auszulöschen.

Lasst uns auf alle möglichen Beziehungen vorbereitet sein. Wir sind Anarchisten und als solche für die antiautoritäre Aktion. Aber wir glauben an die Notwendigkeit, die Macht sofort anzugreifen, auf allen Ebenen und mit allen möglichen Mitteln. Hier können wir uns messen und einen möglichen Punkt der Zusammenarbeit finden.

Die jüngsten Erfahrungen, die sich aus dem Niveau der sozialen Konflikten in Italien ergeben, zeigen uns, dass die autoritäre Strategie auf verlorenem Posten steht. Diese Erfahrungen waren nicht nur für uns, sondern auch für viele andere Gefährten ein Anhaltspunkt. Jetzt ist nicht die Zeit für theoretische Debatten, sondern es ist an der Zeit, die anzugreifenden Ziele der großen konterrevolutionären Bündnisse zu benennen.

Anarchismo

1A.d.Ü., von Dissociato: Der Losgesagte, „Abschwörer“; jemand, der dem bewaffneten Kampf abschwört, sich als von seiner Geschichte und Praxis im bewaffneten Kampf lossagt und für die Distanzierung Strafnachlässe erhält.

2A.d.Ü., Absentismus, Abwesenheit von der Arbeitsstelle, Blaumachen.

3A.d.Ü., retrograd, rückläufig.

4A.d.Ü., gauchisme, die Linke des Kapitals im Allgemeinen.

5A.d.Ü., nucleu/nucleus

6A.d.Ü., Revolverhelden.

7A.d.Ü., hierbei handelt es sich um eine faschistische Partei.

8A.d.Ü., mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um den Streik am 03. März 1976 in Vitoria-Gasteiz.

9A.d.Ü., gemeint sind Politiker oder in diesem Falle jene, die Politik machen, um Politiker zu werden und um Macht auszuüben.

10A.d.Ü., Ausgrenzung

11A.d.Ü., gemeint sind die Stadtviertel, die von den Jugendlichen kontrolliert werden.

12A.d.Ü., gemeint sind die von der CGIL, eine Gewerkschaft/Syndikat, die damals der Kommunistischen Partei nahe stand.

13A.d.Ü., Pubblica sicurezza, Öffentliche Sicherheit, gemeint sind die Sicherheitskräfte des kapitalistischen Staates.

14A.dÜ., Horst Fantazzini, geboren am 04. März 1939 in Altenkessel und gestorben am 24. Dezember 2001, war ein aus Deutschland stammender Anarchist, der bekannt für zahlreiche Banküberfalle wurde. Er verfasste das Buch Ormai è fatta! indem er seine Lebensgeschichte schildert.

15A.d.Ü., siehe Fußnote Nr. 13.

16A.d.Ü., sweat labour, ein Begriff aus dem Englischen der für schwere Arbeit steht, die sehr schlecht bezahlt wird.

17Der Borghese-Putsch war ein erfolgloser Staatsstreich in Italien, der für die Nacht vom 07. auf den 08. Dezember 1970 geplant wurde.

18A.d.Ü., ein sogenannter Boat train.

19A.d.Ü., wir gehen davon aus, dass es sich hier um die Aufnahmeprüfungen handeln könnte.

20A.d.Ü., siehe Fußnote Nr. 13.

21A.d.Ü., bezieht sich auf Fidel Castro, damit ist der Guerillakampf nach kubanischen Vorbild gemeint.

22A.d.Ü., oder auch verstanden als der militarisierten Spezialisten.

passiert am 15.05.22