Hörspiel: Nathalie & Louise

Als vor 151 Jahren die Kommunarden Paris übernahmen, ging die Macht in die Hände von Gemeinderäten über. In den wenigen Wochen ihres Bestehens zeigte die Kommune, dass eine andere soziale Ordnung möglich war. Doch der Traum von Gleichheit und Freiheit, der auf den Barrikaden begann wurde vom Staat im Blut ertränkt. Insbesondere die Pariser Frauen, die sich mit der ersten feministischen Massenorganisation eine neue Emanzipation erkämpften, verloren diese Freiheiten sofort wieder. Doch die Ideen der Kommune überlebten das Massaker.

Unser neues Hörspiel folgt zwei revolutionären Frauen aus dieser Zeit. Eine davon ist bekannter und wird gerne herausgestellt als die kämpfende Frau der Kommune – Louise Michel. Dabei gab es neben ihr noch unzählige andere, die Teil der sozialrevolutionären Bewegung waren und auf den Barrikaden gekämpft hatten, wie z.B. Nathalie Lemel. Sie wurde nach der Zerschlagung der Kommune genau wie Louise verurteilt und in die Strafkolonie Neukaledonien verbannt. Nathalie ist in Deutschland recht unbekannt. Wir sind auf ihren Namen gestoßen als wir Louises Beschreibung der vier Monate auf der Überfahrt nach Neukaledonien lasen. Sie schreibt, dass die langen Gespräche mit Nathalie, in denen sie die Kommunezeit reflektierten, sie erst zur Anarchistin werden ließen. Nathalie Lemel muss also eine große Rolle gespielt haben bei Louises politischer Entwicklung. Wir haben uns gefragt, wer war diese Frau – wer war Nathalie Lemel? Wir haben uns auf die Suche gemacht nach Informationen zu ihrem Leben.

Es ist nicht ganz klar, ob die beiden sich erst auf dem Schiff kennengelernt haben oder ob sie sich nicht schon bei politischen Versammlungen getroffen hatten oder gar auf den Barrikaden Seite an Seite kämpften. Wir finden es spannend, uns die Lebenswege der beiden anzuschauen, denn so gloreich die Kommune war, dauerte sie nur 72 Tage und die zwei Frauen waren zu dem Zeitpunkt schon Anfang vierzig und hatten ein bewegtes Leben hinter sich.

Wir haben uns dazu entschieden, zwei Personen vorzustellen, da niemand ohne ein Kollektiv im Rücken zum Revolutionär wird. Ereignisse und Personen stehen nicht für sich allein, sondern es gibt immer einen Austausch und Reflexion mit anderen Personen und erst dadurch werden wir zum dem, was wir sind und entwickeln uns weiter. Anstatt in der Geschichte immer wieder Väter zu kreieren, sollten wir lieber nach ideengeschichtlichen Familien suchen. Wir fragen uns, wie sind die beiden aufgewachsen, wie haben sie sich politisiert, welche Erfahrungen haben sie beeinflusst und geprägt und wie ist ihre politische Entwicklung abgelaufen.

Wir haben uns überlegt, euch diese Fragen nicht durch eine (Nach-)Erzählung ihrer Lebenswege näher zu bringen, sondern durch einen Dialog, in dem wir die beiden selbst sprechen und sich kennenlernen lassen. Viele der Aussagen basieren dabei auf Texten, Biographien und anderen Quellen der Zeit. Wir stellen uns vor, worüber Louise und Nathalie wohl gesprochen haben, als sie auf dem Schiff aufeinander trafen und nehmen euch mit in unsere und ihre Gedankenwelt.

Das Höspiel findet ihr unter: https://sabot44.org/2022/05/05/horspiel-nathalie-louise/

Vive la Commune!
Sabot44

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