Frankreich: Unbekannte durchtrennen Glasfaser-Backbones​

Nach einem Angriff auf die Netzinfrastruktur zweier französischer Provider in der Nacht zum Mittwoch ermittelt nun die Pariser Staatsanwaltschaft.

In der Nacht zum Mittwoch haben Unbekannte in Frankreich mehrere Glasfaserkabel durchtrennt und damit massive Störungen verursacht. Die offenbar gezielten Angriffe gegen die Infrastruktur führten zu Einschränkungen des Netzverkehrs und Ausfällen von Internet- und Telefonanschlüssen in mehreren französischen Regionen.

Französischen Medienberichten zufolge haben die unbekannten Täter gezielt drei Backbone-Strecken unterbrochen, die von der Hauptstadt Paris nach Lyon, Rouen und Straßburg führen. Infolge der Unterbrechungen kam es in zahlreichen Städten entlang der Strecken zu Störungen bei Festnetz und Mobilfunk. Der maßgeblich betroffene Provider Free sprach von Störungen bei rund einem Prozent seiner Kunden. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge 6,9 Millionen Festnetzkunden und 13,6 Millionen Mobilfunkkunden.
Angriff bei Paris und Lyon

Die Kabel gehören dem Netzbetreiber SFR und werden von Free gemietet. Nach Angaben der Unternehmen ereigneten sich die Vorfälle in der Nacht zum Mittwoch zwischen zwei und vier Uhr. Betroffen seien Festnetz- und auch Mobilfunkkunden. Free habe sofort reagiert und die Lage noch am Mittwochvormittag weitgehend in den Griff bekommen, teilte das Unternehmen mit.

Die Täter schlugen offenbar an verschiedenen Punkten zu. Der fürs Digitale zuständige Staatsminister Cedric O bestätigte den Angriff auf das Kabelnetz im Großraum Paris (Île-de-France). Nach Angaben der Netzbetreiber wurden Kabel auch in der Umgebung von Lyon durchtrennt. Die Pariser Staatsanwaltschaft hat noch am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

„Nicht mit der Schere“

Der Chef des französischen Netzbetreiberverbands FFT sprach gegenüber der Wirtschaftszeitung Les Echos von einer „neuen Qualität“ des Angriffs. Netzbetreiber seien an Vandalismus gewöhnt, aber dieser Angriff sei etwas anderes. Die unbekannten Täter hätten offenbar genau gewusst, wie sie vorgehen müssen: „Die sind nicht mit der Schere gekommen.“

Kleinere Anschläge auf Netzinfrastruktur sind auch deutschen Netzbetreibern nicht unbekannt. Mobilfunkanlagen sind sporadisch von allgemeinem Vandalismus betroffen, ein ernsthaftes Problem wollen die Netzbetreiber aber nicht erkennen und sprechen von Einzelfällen. Mutwillige Unterbrechungen von Festnetzleitungen sind wegen der teilweise leicht zugänglichen Infrastruktur etwas häufiger zu beobachten. Im Berlin etwa hatte der Brandanschlag einer linken Gruppe 2018 für die Unterbrechung eines Glasfaserrings und einen Stromausfall in tausenden Haushalten gesorgt.

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