Facebook schaltet die Gesichtserkennung aus und löscht die Erkennungsmerkmale von mehr als einer Milliarde Nutzern
In den «kommenden Wochen» will Facebook die automatische Gesichtserkennung ausschalten. Dies gab der Meta-Konzern am Dienstag in einem Blogpost von Jerome Pesenti, dem Leiter der KI-Abteilung, bekannt.
Als Gründe für die Massnahme nennt Pesenti, dass es «viele Bedenken über den Platz von Technologien zur Gesichtserkennung in der Gesellschaft» gebe. Meta sehe die automatische Erkennung zwar nach wie vor als «mächtiges Instrument» an, allerdings könne sie – wie jede andere Technologie auch – für Gutes oder für «Bedenkliches» verwendet werden. «Wir möchten die richtige Balance finden.»
Mit der Entscheidung sistiert Facebook nun ein Programm namens DeepFace, das im Dezember 2010 eingeführt wurde. Fotos von Nutzerinnen und Nutzer, die dem zugestimmt haben, wurden mit DeepFace automatisch darauf überprüft, ob sich noch andere Personen auf dem Bild befinden. Falls ja, schlug das Feature die Namen der Personen vor. Die Nutzer konnten ihre Freunde so schneller taggen. Weiter wurden sie benachrichtigt, wenn jemand ein Foto von ihnen auf die Plattform lud.
Eine der weltweit grössten Gesichtsdatenbanken
Facebook schaltet die Gesichtserkennung aus und löscht die Erkennungsmerkmale von mehr als einer Milliarde Nutzern
Vor elf Jahren führte Facebook eine Software ein, die Nutzerinnen und Nutzer auf Bildern automatisch erkannten. Nun will die Firma diese Möglichkeit ausschalten, um die «richtige Balance» mit der Gesichtserkennung zu finden.
Rund ein Drittel der aktiven Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer verwendeten das Feature. Ausserdem wurde es dazu benutzt, Konten von Personen zu finden, die vorgaben, jemand anderes zu sein. Nun will die Firma laut eigenen Angaben mehr als eine Milliarde Gesichtsscans löschen.
Allerdings will Facebook DeepFace nicht einstellen und schliesst auch nicht aus, die Gesichtserkennung in künftigen Produkten wieder einzuführen. Es handelt sich also eher um eine Sistierung der Technologie, nicht um einen kompletten Rückzug.
DeepFace machte 2014 Schlagzeilen. Schon damals verfügte Facebook über eine der weltweit grössten Gesichtsdatenbanken. Beobachterinnen gingen davon aus, dass der Facebook-Algorithmus besser darin ist, Menschen auf Fotos zu erkennen, als das FBI mit seinen Systemen. Tatsächlich erkennt DeepFace die Personen mit einer Wahrscheinlichkeit von über 97 Prozent, sofern genügend Trainingsdaten vorhanden sind.
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