VV 25.07. – Aufruf zu einer regelmäßigen Vollversammlung

english below:

Wir laden alle Individuen und Gruppen ein, die ein Interesse an einem Austausch über unsere politischen Ideen, Kritik und Diskussion im Kontext eines unvermittelten horizontalen* emanzipatorischen Kampfes in der Metropole haben. Wir wollen in einem Prozess der Diskussion und Verbindung unserer Kämpfe auf dem Boden der Stadt und darüber hinaus zusammenkommen, auf der Suche nach einem umfassenden Verständnis, wie sich unsere individuellen Kämpfe überschneiden und voneinander abhängen, und Brücken zwischen ihnen bauen für unser ultimatives Ziel, uns selbst und die Gesellschaft von allen Formen von Herrschaft, Unterdrückung und Ausbeutung zu befreien, während wir Staat und Kapital und damit auch Patriarchat, Heteronormativität, Rassismus und Nationalismus zu Fall bringen.

Die fortschreitende Gentrifizierung der Stadt, ein historischer Prozess, der hier vor einigen Jahrzehnten im Zuge des Hauptstadtbeschlusses begann, zeigt immer sichtbarer die Zähne ihrer zerstörerischen Fratze. Tägliche Zwangsräumungen von Wohnräumen, Räumungen von politischen Räumen, Hausprojekten, Verdrängung der Ärmsten außerhalb des Rings, gleichzeitig ein Versprechen von Wohlstand durch die Entwicklungsprojekte, die die Verdrängung vorantreiben wie der Amazon Tower und eine Tesla-Fabrik. Wir sind mit der täglichen Entwertung unseres Lebens durch die steigenden Mieten, die Erhöhung der Lebenshaltungskosten, vor dem Hintergrund der pandemischen Krise und der daraus resultierenden Prekarität für viele migrantische und nicht migrantische Arbeiter und noch mehr Arbeitslose konfrontiert. Von den Menschen, die aus ihren Häusern geworfen werden, über die Häuser, die leer stehen, um damit zu spekulieren, bis hin zu den Hausprojekten, die geräumt werden, ist der von Staat und Polizei begünstigte Angriff auf die Stadt Teil des selben Prozesses, auch wenn er unterschiedliche Gruppen auf unterschiedliche Weise betrifft.

Die Themen, die in der von Interkiezionale für den 6. Juni einberufenen „Vollversammlung zur Intensivierung unserer Kämpfe“ (Link mit Fragen) im Mittelpunkt standen, boten eine Grundlage für weitere Diskussionen über unsere Zukunft und eröffneten einige interessante Fragen jenseits des Anti-Gentrifizierungs Fokus.

Berlin als Metropole ist und bleibt ein umkämpfter Raum, in dem die Definitionsmacht über ihn ständig umkämpft wird und erkämpft werden muss. Ein Raum, in dem auf der einen Seite Gemeinschaften und Menschen nach einer Möglichkeit suchen, zu leben und sich gegen die Mächte des Bestehenden zu wehren, und auf der anderen Seite Staat, Immobilien, Kapital und ihre Kollaborateure und Profiteure nach Kontrolle und Ausbeutung suchen. Alle Mächte, die in den herrschenden Status quo investiert sind, suchen ständig nach neuen Methoden und Technologien, um ihren Einfluss und ihre Macht über die Menschen und die Stadt aufrechtzuerhalten und den Widerstand dagegen zu brechen. Das bedeutet eine Situation des ständigen Angriffs auf diejenigen, die nicht in das gewünschte Profil passen oder passen wollen, mit allen verfügbaren, gesellschaftlich tolerierten Mitteln. Die rassistische, patriarchale und klassistische Struktur der Gesellschaft äußert sich inzwischen nicht nur in täglicher Gewalt, sondern ist auch ein willkommenes Werkzeug im Arsenal der Feinde unserer Befreiung. Ihre Abgrenzung und Individualisierung zu überwinden und auf Solidarität und ein Netzwerk gegenseitiger Hilfe und Selbstverteidigung zu bauen, ist unsere Perspektive für eine Chance, unsere kollektive Stärke in der Zukunft zu vergrößern. In Solidarität mit Menschen zu kämpfen, die mit Repression und Ausgrenzung konfrontiert sind und unsere unterschiedlichen Kämpfe und Lebensrealitäten überschneiden. In aktiver Solidarität miteinander zu stehen und horizontale unvermittelte intersektionale Kämpfe gegen alle Formen von Unterdrückung zu schaffen.

Die folgenden Fragen sind als Wiederaufnahme des Standes unserer Diskussionen gedacht, wir stellen sie als Input für diejenigen, die nicht an der letzten Vollversammlung teilgenommen haben und als Vorschlag für eine Fortsetzung. Wir sehen sie als einen einfachen Vorschlag, der offen für Veränderungen ist:

Können wir neue Strategien gegen die weitere Deformierung der Stadt durch Staat und Kapital finden? Gentrifizierung und die Kontrolle über die Stadt sind nicht nur ein Szenethema – Wenn wir unsere Kämpfe zusammenbringen, wie kann ein zukünftiger intersektionaler Kampf für die Stadt und unser Leben in ihr aussehen?

Wie interpretieren wir die Geschichte der Hausbesetzungsbewegung in Berlin in den 1980er Jahren und wie spiegeln sich die Strategien von damals in der Gegenwart wider?

Wie können wir starke politische Beziehungen aufbauen, die auf unseren Ideen und Positionen basieren und nicht auf dem neuesten Notstand? Können wir die existierende Dynamik nutzen, um uns über unsere Blasen hinaus zusammenzubringen und uns einer Bewegung anzunähern?

Wie können wir eine dauerhafte Kontinuität unserer Kämpfe erreichen und uns von der Fixierung auf von außen vorgegebene Termine lösen?

 

Die Interkiezionale als Struktur die zur letzten VV aufgerufen hatte hofft, dass dieses Treffen als tatsächliche Vollversammlung in den Händen aller Interessierter erkannt wird. Dennoch wurde dieser Aufruf in ihr besprochen und die Grundstruktur dort organisiert. Erreichbar ist die Interkiezionale zZ. auf Grund eines Problems nur hier : antirep-ik@riseup.net Es wird wie letztes mal Getränke und Snacks geben, beteiligt euch gerne auch dabei.

[Anmerkung: Originaltitel war zu lang:

Aufruf zu einer regelmäßigen Vollversammlung für eine solidarische gemeinsame Organisation und gelebte Verbindung unserer emanzipatorischen Aktivitäten und Teilbereichskämpfen.

25.7. 1400 Meringhof, Gneisenautraße 2 ]


Call for a regular open assembly for a solidaric common organization and lived intersectional connection of our emancipatory activities.

25.7. 1400 Mehringhof, Gneisenautraße 2

We invite all individuals and groups that have an interest in an exchange on our political ideas, critique and discussion in the context of an unmediated horizontal* emancipatory struggle in the metropolis. We want to come together in a process of discussion and connection of our struggles on city ground and beyond, in search of a comprehensive understanding of how our individualized struggles intersect and depend on eachother and building bridges between them for our ultimate goal of freeing ourselves and society from all forms of domination, oppression and exploitation while taking down state and capital and with it patriarchy, heteronormativity, racism and nationalism.

The ongoing gentrification of the city, a historical process that started dozens of years ago in extension of the expansion and reinvestment of the city, is showing its teeth more and more visibly. Daily forced evictions of livingspaces, evictions of political spaces, houseprojects, dicplacement of the poorest outside of the ring, weilding at the same time a promise of prosperity with the development projects that drive the displacement like the Amazon Tower and a Tesla factory. We are facing the daily devaluation of our lives through the increasing of rents, the increase in the cost of living, against the backdrop of the pandemic crisis and the resulting precarity for many migrant and non migrant workers and even more unemployed. From the people being thrown out of their homes, the houses being left empty to keep rental values high, to the houseprojects being evacuated, real estate’s attack, facilitated by state and police, while affecting different groups in different ways, is part of the same process.

The topics centered in the „general assembly for the intensification of our struggles“(link with questions) called by Interkiezionale for the 6th of June gave base for further discussion on our future and opened some interesting questions beyond the anti-gentrification focus.

Berlin as a metropolis has and allways will be a contested space where the power of definition over it is and has to be perpetually fought over. A space where on one hand communities and people search for a way to live and fight the powers of the existing and on the other, state, real estate, capital and its collaborators and profiteers search to control and exploit. All powers invested in the prevailing status quo are in constant exploration of new methods and technology to uphold their influence and power over people and the city and breaking the resistance. This means a situation of constant attack on those not fitting or willing to fit into the desired profile with all available socially tolerated means. Meanwhile society’s racist, patriarcal and classist structure express themselves not only in daily violence but are a welcome tool in the staple of the enemies of our liberation. To overcome their separation and individualization and build on solidarity and a network of mutual aid and self-defense is our perspective for a chance to grow our collective strength in the future. Fighting in solidarity with people that face repression and exclusion and intersect our different struggles and lived realities. To stand in active solidarity with each other and create horizontal unmediated intersectional struggles against all forms of oppresion.

The following questions are thought to resume the state of our discussions, we put them forward as input for those that did not assist the last general assembly and a proposal for continuation.  We see them as a simple proposal open for change :

Can we find new strategies against further deformation of the city by state and capital? Gentrification and the control over the city are not only a scene topic – If we bring our struggles together how can a future intersectional fight for the city and our lives in it look like?

​​​​​​​How do we interpret the history of the squatting movement in Berlin in the 1980s and how do the strategies of that time reflect in the present?

How can we build strong political relationships based on our ideas and positions instead of the latest emergency ? Can we use the exisiting dynamics to bring us together beyond our bubbles and closer to a movement ?

How can we build a continuity in our activities and mobilization and get away from the focus on fixed dates?

Interkiezionale as a structure that called for the previous VV hopes this meeting will be recognized as an actual general assembly in the hands of all those interested. Still, this call and the basic structure was prepared from there. Due to a problem Interkiezionale can at the moment only be reached here: antirep-ik@riseup.net . Like last time there will be drinks and snacks, feel free to participate by bringing something aswell.


* ie. autonom | autonomous

 

To fuel our discussions here are a few futher textsuggestions – Um unsere Diskussionen zu befeuern und voranzubringen hier einige weitere Textvorschläge

 

Fire to the Houseprojects (en)    Hausprojeckte abfackeln (de)

AD NAUSEAM – against the political ghetto

Class struggle and not struggling for a class: an anti-colonial critique of the May Day organizers.
 
 Intersectional struggles-Combahee River Collective – How we get Free
 
 The housing monster (2012)
 
Sustainable Activism (en|de)
 
„we don’t want just one cake, we want the whole fuckin‘ bakery!“ autonomy meets repression and institutionalisation

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