Linksextreme attackieren Straßenbahn in Prenzlauer Berg

Berlin. Am Ende dauerte die Attacke auf die Straßenbahn der Linie M10, eine von Berlins meistgenutzten Tramlinien, wohl nur wenige Sekunden. Bei den Fahrgästen und der Fahrerin wird sie aber wohl für einen Schock gesorgt haben. Gegen 5.10 Uhr am Freitagmorgen stiegen laut Polizei an der Haltestelle Winsstraße in Prenzlauer Berg drei Personen in die Straßenbahn ein und begannen, Graffitis zu sprühen.

Die 50 Jahre alte Fahrerin habe das durch eine Kamera gesehen und das Trio angesprochen. Dann seien fünf weitere Menschen dazu gekommen und hätten die Straßenbahn mit Nothämmern und Sprühdosen attackiert.

Die Angreifer stammen offensichtlich aus dem linksextremen Milieu. Laut eines Polizeisprechers wurden ein Anarchiezeichen sowie Schriftzüge wie „R94“ oder „ACAB“ auf die Tram geschmiert. Ersteres steht für das von Linksautonomen teilbesetzte Haus an der Rigaer Straße 94 in Friedrichshain, zweites ist eine Abkürzung für eine in linksextremen Kreisen gängige Beleidigungsformel, die alle Polizisten abwertet.

Die acht Angreifer flüchteten nach der Attacke in einen nahen Park. Dabei gelang es der Tramfahrerin, einer der Personen eine am Kopf befestigte Kamera zu entreißen, deren Inhalt nun vom Staatsschutz der Berliner Polizei ausgewertet wird.

BVG-Chefin Kreienkramp spricht von „Akt sinnloser Gewalt“

„Dieser Akt sinnloser Gewalt ist abscheulich“, sagte BVG-Chefin Eva Kreienkamp am Freitag. Im Namen aller Beschäftigten des Unternehmens verurteile sie die Tat aufs Schärfste. „Hier wurde nicht nur ein Fahrzeug schwer beschädigt. Auch die Gesundheit der Fahrgäste und einer BVG-Kollegin wurden mutwillig gefährdet. Wir wenden uns entschieden gegen diese und jede andere Form von Gewalt und werden die polizeilichen Ermittlungen natürlich mit allen Mitteln unterstützen.“ Der betroffenen Kollegin wünsche sie, dass sie sich möglichst schnell vom Schock erhole.

Ähnliche Worte kommen auch von Berlins Wirtschaftssenatorin und BVG-Aufsichtsratschefin Ramona Pop (Grüne). „Diese Attacke macht mich fassungslos. Hier wurde die Gefährdung der Fahrgäste und der Fahrerin billigend in Kauf genommen, das ist unfassbar“, so die Grünen-Politikerin. „Der öffentliche Nahverkehr ist kein rechtsfreier Raum. Es kann nicht sein, dass diejenigen, die uns Tag und Nacht sicher durch die Stadt bringen, zur Zielscheibe von feigen Angriffen werden.“

Linksextremisten greifen immer wieder Infrastruktur an

Laut dem jüngst vorgestellten Jahresbericht des Berliner Verfassungsschutzes sind in der Hauptstadt 980 Mitglieder der linksextremen Szene gewaltbereit. Dass sie die öffentliche Infrastruktur angreifen, ist dabei nicht neu. So wurde im vergangenen Oktober ein Brandanschlag auf einen Kabelschacht zwischen den S-Bahnhöfen Ostkreuz und Treptower Park verübt, was mehr als eine Woche lang zu Einschränkungen führte.

Der Anschlag hatte sich gegen die Räumung des von Linksautonomen besetzten Hauses an der Liebigstraße 34 am 9. Oktober gerichtet. Unweit davon liegt das Haus an der Rigaer Straße 94, wo am 17. Juni eine Brandschutzbegehung stattfinden soll. Außerdem müssen sich Gerichte bald mit einer Räumungsklage gegen eine Kneipe im Seitenflügel des Gebäudes befassen, die keine Genehmigung hat.

https://www.morgenpost.de/bezirke/pankow/article232458149/Linke-Attacke-auf-Tramlinie-M10.html