Charkow is calling…
Als Beitrag zur Debatte um die ACABB Bookfair (siehe z.B. https://kontrapolis.info/16782/ und https://knack.news/14152) hier zwei Interviews mit dem
anarchistischen Kollektivs Assembly aus Charkow die einen anarchistischen Pragmatismus aufzeigen. In beiden Beiträgen finden sich enorm viele Links, daher hier nur der Lesehinweis.
1.) Wir haben in diesem trostlosen Loch nichts zu verteidigen (2022)
https://communaut.org/de/wir-haben-diesem-trostlosen-loch-nichts-zu-verteidigen
2.) Sobald ich ein Loch im Zaun sehe verlasse ich das Land (2025)
https://communaut.org/de/sobald-ich-ein-loch-im-zaun-sehe-verlasse-ich-das-land
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Zwei Ausschnitte:
„Glücklicherweise oder unglücklicherweise sind wir das einzige anarchistische Kollektiv in der Ukraine, dessen Bekanntheitsgrad in diesen sechs schrecklichen Monaten deutlich zugenommen hat. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Arbeiter:innen bei uns nützliche Informationen hinsichtlich täglicher Konfrontationen mit Chefs oder Beamt:innen finden können. Außerdem verurteilen wir beide kriegführenden Staaten: der Aggressor begeht offenen Völkermord an allem Ukrainischen; das „kleine leidende demokratische Opfer“ hingegen hält den größten Teil der Bevölkerung als Geisel, um im Ausland noch blutigere Bilder zu zeigen und mehr Geld zu verlangen. Der ukrainische Staat raubt seine Leibeigenen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aus, während noch keine einzige russische Rakete ins Regierungsviertel geflogen ist. Diese Position unserer Gruppe wird von den Menschen geteilt, die in diesem trostlosen Loch ohne klare Zukunft nichts zu verteidigen haben. Das Hauptproblem ist, dass diese Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort bei den Leuten nicht den Wunsch wachsen lässt, mehr über den Anarchismus zu erfahren und seine Ideen zu verbreiten. Selbst Grassroot-Aktivist:innen und andere aktive Teile der Gesellschaft sind hier sehr unpolitisch.“
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„Wahrscheinlich wären viele Ukrainer:innen erfreut, wenn der Staat als Ergebnis einer Kampagne der internationalen anarchistischen Bewegung seinen Griff lockern würde.
Wenn die Antikriegserklärungen dieser Bewegung nicht nur Lippenbekenntnisse gewesen wären, hätten wir schon vor vielen Monaten große Demonstrationen vor den ukrainischen Botschaften für die Öffnung der Grenzen gesehen.“
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