Neuer Standort von Tesla in Köpenick: Geheimnis wohl gelüftet

Berlin. Der Autohersteller will ein Entwicklungszentrum eröffnen und ist an der Friedrichshagener Straße gegenüber dem Kabelwerk Köpenick aktiv.

Am 3. September wurde öffentlich bekannt, dass der US-Elektroautohersteller sein lang geplantes Entwicklungszentrum in Köpenick eröffnen will. Nur um den genauen Standort wird seitdem ein Geheimnis gemacht. Auch Politiker, die mit Tesla seit Oktober 2024 die Verhandlungen führten, halten sich bislang bedeckt. Sie haben mit Tesla Stillschweigen vereinbart und wollen die Verkündung dem Unternehmen selbst überlassen. Obwohl Tesla bis jetzt – fünf Wochen später – den Standort noch immer nicht genannt hat, scheint nun jedoch Klarheit zu herrschen.

Bereits bei der Ankündigung, dass Tesla für sein Entwicklungszentrum keinen Neubau plant, sondern eine alte Fabrikanlage in Köpenick mit einer Fläche von rund 20.000 Quadratmetern renovieren will, schien die Beschreibung eigentlich nur auf ein Areal zu passen. Es handelt sich dabei um das Gelände an der Friedrichshagener Straße 29-36 direkt gegenüber dem früheren Kabelwerk Köpenick, wo seit längerer Zeit Abrissarbeiten laufen und ein neues Stadtquartier der Deutschen Wohnen geplant ist. Dort befindet sich eine alte Halle, in der bis Ende 2023 die Draka Comteq Berlin GmbH & Co. KG aktiv war.

Bei dem Draka-Werk handelt es sich um einen Nachfolgebetrieb des Kabelwerks Köpenick, das Anfang der 90er-Jahre geschlossen und danach zu einem Lost Place wurde. 2011 wurden die Prysmian- und Draka-Werke zur italienischen Prysmian Group zusammengeführt. Zuletzt hatten am Standort in Köpenick noch 70 Mitarbeiter gearbeitet und dort kunststoffisolierte Kabel und Leitungen zur Übertragung von elektrischer Energie und von Steuersignalen produziert. Wer sich den Standort bei Google Earth ansieht, findet dort noch eine alte Aufnahme, auf der zahlreiche Kabeltrommeln auf dem Gelände zu sehen sind.

Seit der Schließung ist es auf dem Grundstück jedoch ruhig geworden – bis vor wenigen Wochen dort plötzlich wieder Aktivität festzustellen war. Wie die Berliner Morgenpost bei einem Vor-Ort-Besuch am Mittwoch beobachten konnte, sind auf dem weitläufigen Gelände drei solarbetriebene, mobile Videoüberwachungstürme aufgestellt worden. Auf ihnen ist deutlich das Firmenlogo von Tesla erkennbar. Außerdem waren wie schon in den Wochen zuvor mehrere Firmenwagen des Unternehmens auf dem Gelände geparkt.

Graffito an der Friedrichshagener Straße mit eindeutiger Botschaft gegen Elon Musk

Die „Berliner Zeitung“ und der „Berliner Kurier“ berichteten zudem bereits von Wachleuten, die Basecaps mit der Aufschrift „Tesla Security“ tragen und dort seit einigen Tagen im Einsatz sein sollen. Diese waren am Mittwoch am Pförtnerhäuschen und der Sicherheitsschranke zum Gelände zwar nicht zu sehen. Dafür aber fiel ein Graffito an der Fassade direkt daneben auf. Mit schwarzer Farbe hat dort jemand „Elon Fuck Off“ (deutsch: „Elon verpiss dich“) aufgesprüht.

Offenbar hat sich die Präsenz von Tesla-Mitarbeitern auf dem Gelände bereits herumgesprochen – und nicht alle scheinen davon begeistert zu sein. In der Tat gilt Tesla-Chef und Multimilliardär Elon Musk aufgrund seiner politischen Ansichten als äußert umstritten. Scharfe Kritik zog er auch mit einer Geste auf sich, die er Anfang des Jahres bei einer Rede machte und die stark an den Hitlergruß erinnerte, der in Deutschland als strafbare Handlung gilt und verboten ist.

Treptow-Köpenick: Bürgermeister Oliver Igel freut sich über die Ansiedlung

Treptow-Köpenicks Bürgermeister Oliver Igel (SPD) ist hingegen begeistert, dass Tesla von einem Standort in Köpenick überzeugt werden konnte. „Der Standort Köpenick bietet ideale Voraussetzungen: die gute Verkehrsanbindung an Grünheide, die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Nachbarkommunen sowie die enge Vernetzung von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Das stärkt nicht nur unseren Bezirk, sondern auch den Produktionsstandort Grünheide. Gleichzeitig machen wir Treptow-Köpenick für andere innovative Unternehmen noch attraktiver“, hatte er in einer Mitteilung betont.

Laut den Plänen, die bereits bekannt wurden, sollen in das Entwicklungszentrum nach Köpenick zunächst rund 130 Ingenieure umziehen, die bisher in der Gigafactory in Grünheide sowie an kleineren Standorten in Berlin arbeiten. In den kommenden Jahren soll die Zahl der Beschäftigten dann auf rund 250 anwachsen. Tesla plant dabei einen zügigen Bauablauf. Sollte der Baustart im Jahr 2026 erfolgen, könnte das Zentrum bereits ein Jahr später in Betrieb gehen.

Wie Tesla-Manager Lars Moravy Anfang September ankündigte, soll sich der Standort unter anderem auf Materialforschung sowie die Fahrzeug- und Antriebsentwicklung fokussieren. Neu sind diese Pläne nicht. Ein europäisches Entwicklungszentrum hatte Tesla bereits bei der Ankündigung des Neubaus seiner Gigafactory in Grünheide in Aussicht gestellt.

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passiert am 08.10.2025