Europäisches Entwicklungszentrum in Berlin: Tesla zieht ans Kabelwerk Köpenick
15. September 2025
Presseartikel

Die Entscheidung von Tesla, nach einem Standort für ein Entwicklungszentrum in Berlin zu suchen, fiel schon Ende 2024. Danach rotierten die Behördenapparate in einem selten hohen Tempo. Nun gibt es einen Standort.
Ein Entwicklungszentrum für Tesla war schon im Gespräch, als der Autobauer in Grünheide noch gar nicht mit dem Bau der Gigafabrik angefangen hatte. Diesmal gab es aber keinen Hubschrauberflug über Seen und Wälder südöstlich Berlins, um den richtigen Standort zu finden, sondern einen längeren Auswahlprozess, wie Stefan Franzke erklärt. Er ist Geschäftsführer der Berliner Wirtschaftsförderung „Berlin Partner“.
Ab Ende 2024 wurde es ernst. „Wir haben Grundstücke gesucht und waren die Schnittstelle zwischen Verwaltung und Tesla“, sagt Franzke. Es habe für das weltweit bekannte Unternehmen zwar keine Sonderbehandlung gegeben, dennoch löste der Name Tesla offenbar einen gewissen Handlungsdruck aus. „Für ein Projekt dieser Größenordnung waren wir sehr schnell. Auch die Verwaltung war sehr schnell.“ Senat und Bezirksebene hätten gut zusammengearbeitet.
Nach Tagesspiegel-Informationen hat sich Tesla für ein Industriegebäude auf dem Gelände des ehemaligen Kabelwerks Köpenick an der Friedrichshagener Straße entschieden. Eine Bestätigung von offizieller Seite gibt es nicht. Alle Beteiligten haben sich zum strikten Stillschweigen verpflichtet.
Die Entscheidung Teslas, eine bestehende Industriehalle zu nutzen, erklärt Franzke so: „Elon Musk hat Tesla gegründet, um Mobilität nachhaltig zu machen, und eine bestehende Halle ist nachhaltiger als ein Neubau.“ Weitere Kriterien waren die Versorgung mit einer ausreichenden Stromkapazität und die Nähe zu einem Bahnanschluss.
Dennoch überrascht die Standortentscheidung. Das Gelände des Kabelwerks war bislang eigentlich für Wohnungsbau vorgesehen. Außerdem liegt es abseits der Forschungs- und Technologiezentren des Bezirks wie Adlershof und Oberschöneweide. Aber immerhin nahe am Wasser.
Die verlangten Kriterien wie Bahnanschluss und Stromversorgung wären auch in den ehemaligen Rathenau-Hallen in Oberschöneweide gegeben. Auf dem Gelände der alten AEG-Werke hatte der Immobilienentwickler Basecamp vor einigen Jahren Bürohäuser und Studentenapartments geplant, das Vorhaben hat sich allerdings zerschlagen. In der Nähe steht auch ein ehemaliges Drehstromkraftwerk leer, ebenfalls eine wuchtige, denkmalgeschützte Industriehalle mit einem riesigen Raumvolumen.
Große Flächen und alte Werkshallen gibt es auch auf dem Areal des ehemaligen Betonwerks Köpenick, aber die abgelegene Gegend eignet sich eher nicht als attraktiver Standort für 250 gut ausgebildete Ingenieure. Außerdem fehlt die Nähe zu einer passenden Hochschule.
Projekt Entwicklungszentrum war schon eingeschlafen
Das Projekt eines europäischen Entwicklungszentrums war im Laufe der Jahre eingeschlafen, Tesla konzentrierte sich ganz auf die Fabrik in Grünheide. Und als die Verkaufszahlen wegen der irritierenden Auftritte von Firmengründer Elon Musk im US-Wahlkampf einbrachen, schien das Projekt in weite Ferne gerückt.
Man habe aber immer den Kontakt zu Tesla gehalten und ab und zu nachgefragt, ob es noch Interesse gebe, sagt Franzke. Ende 2024 sei dann ein „dynamischer Prozess“ in Gang gekommen, unter Beteiligung des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU), der Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), diverser Staatssekretäre und schließlich dem Bezirk Treptow-Köpenick im Südosten, der wegen der Nähe zu Grünheide und dem Angebot diverser leerstehender Industrieflächen am ehesten infrage kam.
„Dass die Vertraulichkeit stets gewahrt wurde, war womöglich einer der Gründe, dass sich Tesla neben anderen Standortmöglichkeiten für uns entschieden hat – und auch das Vertrauen hat, dass eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit unserem Bezirksamt möglich ist“, sagte Oliver Igel (SPD), Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick.
Bau könnte schon 2026 beginnen
Auf jeden Fall sei die Freude groß, dass Tesla sich am Ende doch für Berlin entschieden hat. „Mit dem neuen Center bekommt unsere internationale Forschungs- und Entwicklungslandschaft einen neuen Leuchtturm“, sagt Wirtschaftssenatorin Giffey. „Wir freuen uns auf die Impulse, die vom European Engineering Center in die Stadt, die Region und ganz Europa ausgehen werden“.
Igel rechnet damit, dass Tesla schnell mit dem Bau des Entwicklungszentrums beginnen wird. „Tesla will – wie erwartet – schnell bauen und schnell eröffnen. Bei einem Baustart 2026 könnte womöglich innerhalb eines Jahres eröffnet werden.“
Im Entwicklungszentrum wird es nicht nur um das Design der Fahrzeuge gehen, sondern auch um Batterietechnik, wie Franzke bestätigte. Zum Testen der Batterien würden Laborflächen und erhebliche Mengen Strom benötigt.
In Oberschöneweide ist mit BAE ein klassischer Produzent von Batterien ansässig, allerdings eher für stationäre Anwendungen. Im Technologiepark Adlershof auf der anderen Spreeseite sind mehrere Start-ups und Forschungsinstitute mit Batterieforschung beschäftigt.
passiert am 13.09.2025