Demonstranten in griechischer Botschaft: Darum ging es
Polizeimeldungen wie diese liest man auch in Berlin nicht jeden Tag. Am Montagmorgen sind 18 Personen in die griechische Botschaft in der Hiroshimastraße in Tiergarten eingedrungen. Hier sollen sie laut des Botschaftspersonals teils gewaltsam versucht haben, eine E-Mail vom Botschaftscomputer zu verschicken. In der E-Mail sollen sie wiederum die Freilassung von in Athen inhaftierten Personen gefordert haben, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Das Personal konnte ein Absenden allerdings verhindern.
Das Eindringen auf das Botschaftsgelände stand dabei in Zusammenhang mit einer Spontandemonstration mit etwa 20 Teilnehmern aus dem anarchistischen Spektrum, die parallel dazu vor dem Botschaftsgebäude stattfand. Die Polizei brachte die 18 Eindringlinge schließlich vom Botschaftsgelände und stellte ihre Personalien fest. Sie erhielten alle bis zum Abend einen Platzverweis. Die Botschaft hat mittlerweile Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattet.
Drei Personen wegen Terrorverdachts in Griechenland verhaftet
Doch worum ging es überhaupt? Polizeiangaben zufolge soll die Aktion mit einer Explosion Ende Oktober in Athen zusammenhängen. Laut griechischen Medienberichten handelte es sich dabei um das fehlgeschlagene Sprengstoffattentat eines 36-Jährigen, der bei der versehentlichen Detonation seiner eigenen Höllenmaschine ums Leben kam. Nach Angaben von Europol wies er Verbindungen in die anarchistische Szene Deutschlands auf und hatte hier in der Vergangenheit auch an Protestaktionen teilgenommen.
Die griechischen Behörden gehen davon aus, dass er mit Komplizen eine Bombe in der Athener Polizeizentrale oder im höchsten Landgericht zünden wollte. Nach seinem Tod wurden drei weitere mutmaßliche Mitwisserinnen von der Polizei verhaftet, darunter eine durch die Explosion schwerverletzte 31-Jährige. Verbindungen zu weiteren Terroranschlägen und zu Banküberfällen werden derzeit untersucht. Um das Freipressen genau dieser Häftlinge soll es den Demonstranten am Montagmorgen gegangen sein.
Angeblich anarchistische Aufrufe auf indymedia
Tatsächlich wurde erst vor wenigen Tagen eine Mitteilung auf Deutsch, Englisch, Griechisch und Türkisch auf der linken Plattform „indymedia Berlin“ veröffentlicht, in welcher zu Solidaritätsaktionen für die Inhaftierten und zum Gedenken an den Verstorbenen aufgerufen wird. „Sie waren und werden für immer Teil unserer Kämpfe und unserer Herzen sein“, heißt es dort. „Wir werden nicht schweigen, bis auch die letzten Gefangenen aus den Mauern der Knäste befreit sind.“ Die Vorwürfe der griechischen Behörden werden in der Mitteilung pauschal als „Lügen“ zurückgewiesen. Die Authentizität des Aufrufs ist unklar.
Interessanterweise hatte die Botschafterin die Eindringlinge am Montag zunächst geduldet und nicht sofort die Polizei gerufen, möglicherweise um die Situation nicht weiter zu eskalieren. „Erst als sie auf den Computer zugreifen wollten und ihren Anweisungen zum Verlassen nicht Folge leisteten, wurden wir gerufen“, so ein Polizeisprecher auf Nachfrage. „Ohne diese Zustimmung hätten wir das Botschaftsgelände auch gar nicht betreten dürfen.“
passiert am 11.11.2024