Communique zur Nacht vom 4. Mai, Bern

Warum wir Barrikaden auf den Strassen anzünden und Bullen angreiffen.

Am Samstag, den 4.Mai, haben wir für eine kurze Zeit den Raum um die Reitschule zum offensichtlichen Konflikfeld gemacht, das es eigentlich immer ist. Wir haben die Strasse gesperrt, wir haben die Bullen angegriffen und wir haben sie getroffen.

Politik und Medien sagen, die Aktion sei nicht nachvollziehbar und es sei sinnfreie Gewalt. Für uns liegen die Gründe auf der Hand. Jedoch nicht nur für uns, denn viele, die an diesem Abend bei der Reitschule waren, haben unser Vorgehen mit positiven Zurufen begleitet und die anrückende Polizei lauhalts angeschrien und beleidigt. Wären sie auf die Situation vorbereitet gewesen oder hätte die Aktion länger gedauert, hätten womöglich viel mehr Leute sich an der Aktion beteiligt.

Die Polizei belästigt und terrorisiert fast alltäglich Leute in und um die Reitschule. Jagt sie, wirft sie zu Boden, demütigt sie, verhaftet sie, sperrt sie ein. Die Reitschule war einmal ein autonomer Ort, der gegen die Angriffe der Bullen verteidigt wurde. Ein Ort, in dem Probleme gemeinsam und vernab von staatlichen Autoritäten gelöst wurden und vielleicht kann sie all das immer noch sein.

Es scheint einigen Menschen, die in der Reitschule ihrer Lohnarbeit nachgehen, gleichgültig zu sein, wenn Bullen die Reitschule stürmen und Menschen rauszerren. Dies trifft vor allem Menschen, die sich des Verbrechens schuldig machen, keinen Schweizer Pass zu besitzen. Trotz dieses Normalzustandes, der durch Staat und Polizei geschaffen wird, distanziert sich die Mediengruppe der Reitschule und findet, die letzten Jahre seien doch eine «ruhige Zeit» gewesen. Vielleicht für jene, denen es leicht fällt, diese Gewalt zu ignorieren. Vermutlich auch nur so lange sie nicht persönlich von dieser betroffen sind. Wir wissen, dass diese Aussagen nicht auf alle zutreffen. Auch wissen wir, dass die Probleme grösser sind als die Reitschule und die Politik der Stadt Bern. Es sind Grenzen und Staaten, es ist Rassismus, es ist Kapitalismus und Ausbeutung, es ist das Patriarchat, es ist der Scheisszustand dieser Welt.

Doch darin müssen alle die Entscheidung treffen, auf welcher Seite sie stehen.

Die Polizei ermordet aktiv immer wieder Menschen und lässt Menschen in Gefängniszellen sterben, was ebenfalls nicht weniger als Mord ist. Aus purem Rassismus. Aus Gleichgültigkeit. Und manchmal, weil in dieser Scheissgesellschaft Eigentum mehr Wert hat, als das Leben eines Menschen. Sie bleiben dabei meistens unbestraft, was uns nicht einmal schockieren sollte, denn sie sind als ausführender Arm des Gesetzes immer im Recht.

Doch unser Hass wächst.

Die Polizei ist die Macht, die uns immer im Weg steht, wenn wir etwas wirklich verändern wollen. Sie ist die Macht, welche den Staat und alles, wofür er steht, verteidigt.

Die Schweiz ist eines der reichsten Länder dieser Welt, doch dieser Reichtum ist gestohlen. Enstanden durch Ausbeutung und Unterdrückung in verschiedensten Teilen der Welt, ohne Rücksicht auf Menschen, andere Lebewesen und die Erde selbst. Mit Minen, Monokulturen, Ölraffinerien, Fabriken und vielem mehr.

Hier, in der Schweiz, werden Waffen produziert und an kriegtreibende Staaten verkauft. Unter anderem werden sie derzeit eingesetzt im Vernichtungskrieg in Palästina, wie auch Rojava.

Gleichzeitig schliesst die Schweiz in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union und Frontex die Grenzen, und verantwortet den Tod und das Leid unzähliger Menschen, die nach Europa migrieren wollen.

Wenn wir etwas gegen diese Institutionen und Unternehmen tun wollen, sind immer die Bullen da, um sie zu beschützen.

Und unsere Wut wächst.

Wir haben diese Aktion nicht gemacht, weil wir Gewalt geil finden. Wir haben gehandelt, obwohl wir uns auch gefürchtet haben vor möglichen Konsequenzen. Einfach, weil wir nicht weiter zuschauen und untätig bleiben können. Und wir alle wissen, dass Peditionen und andere parlamentarische Heucheleien nichts bringen.

Uns ist es wichtig, bei solchen Aktionen keine unbeteiligten Menschen zu verletzen. Wir wissen aber, dass es für einige Menschen heftig war und Leute teilweise sehr nahe von Bullen und Wurfgegenständen waren. Auch wurden Unbeteiligte von Gummischrot getroffen.

Wir sehen eine solche Praxis als notwendig an. Auch in dem Wissen, dass wir nicht alles perfekt gemacht haben und eine Praxis auf der Strasse ständiges reflektieren und lernen bedeutet. Trotzdem werden wir uns dieser gesamten Scheisse weiterhin in den Weg stellen. Das bedeutet auch, die Konfrontation mit dem Staat und seinen Marionetten aktiv zu suchen. Auf noch viele weitere Feuer in der Nacht, die unsere Herzen wärmen. Wir sehen uns hinter den Barrikeden.

In Solidarität mit allen Untergetauchten, die sich dem Zugriff durch die Polizei entziehen.

In Solidarität mit den Gefangenen,

im besonderem mit Francisco Solar, der in Santiago de Chile im Knast sitzt und dessen Strafmass von 86 Jahren Knast Ende März bestätigt wurde.

Mit Daniela Klette, ehemaliges RAF-Mitglied, nach Jahrzehnten im Untergrund gefasst aufgrund von Gesichtserkennungssoftwares und snitchenden Journalisten.

In Solidarität mit den Menschen in Palästina, denen die fliehen, denen die bleiben (müssen) und Widerstand leisten.

Free Palestine!

In Solidarität mit allen, die auf emanzipatorische Weise gegen Unterdrückung, Ausbeutung und die allgemeine Zerstörung dieser Welt kämpfen

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