Bericht über Veranstaltung zu Krieg u. Widerstand von Soldat*innen am Beispiel des Vietnamkrieges. Kleines Fazit der spannenden Diskussion
Im Rahmen einer Veranstaltung vom „Provisorischen Anarchistischen Antikriegsrat“ zu den Möglichkeiten gegen jeden Krieg aktiv zu werden wurde der Film'“Sir! No. Sir!“ über den Widerstand der US Soldat*innen im Vietnamkrieg gezeigt.
Die anschließende Diskussion bzw. deren Fazit möchten wir hier gerne mit euch teilen, da wir denken, dass es durchaus Relevanz für die heutige Lage haben könnte. Unter den Teilnehmenden waren auch Personen mit aktuellem oder vergangenen Militärbezug – so auch ein ehemaliger Soldat aus dem Vietnamkrieg – die ihre Erfahrungen in der anschließenden Diskussion teilten und zur weiteren aktuellen Bezugnahme anregten.
Bericht über Veranstaltung in Berlin zu Krieg u. Widerstand von Soldat*innen am Beispiel des Vietnamkrieges. Kleines Fazit der spannenden Diskussion
Der Film zeigt, wie während des Vietnamkriegs zunächst individuell Widerstand von Soldaten geleistet wurde, der sich nach und nach vernetzte und dann zum kollektiven Widerstand wurde. Es gab Proteste und faktische Verweigerung, aber auch Sabotageaktionen. GI‘s führten die ersten Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg an.
Auch im Militärknast wurde der Kampf weiter geführt und kollektive Widerstandsformen entwickelt.
Außerdem kam es zu einer weitreichenden Solidarisierung der GI‘s mit den Gefangenen.
Letztlich ging es so weit, dass sich in Vietnam ganze Einheiten weigerten in den Kampf zu gehen und sinnlose, selbstmörderische Befehle auszuführen. Schwarze Soldaten organisierten sich zusammen mit weißen aber auch in eigenen Strukturen, erleben sie doch den Krieg auch im eigenen Land, zum Beispiel des FBI gegen die „Black Panther“.
Weiße Soldaten, zuständig für die Koordination von Bombenabwürfen, weigerten sich, die Koordinaten für die Abwurfstellen auf feindliche Stellungen durch zu geben.
Deutlich wurde, welche Macht die Soldat*innen hatten, wenn sie sich zusammen schlossen und es schafften, sich zu organisieren. Dann konnten sie auch im Anblick von Repression und Militärgerichtsbarkeit diese Kraft bewahren und Befehle verweigern.
Dies war einer der wichtigsten Gründe, warum dieser Krieg so nicht fortgeführt werden konnte.
Und da wird es aktuell für uns: Soldat*innen können in der Lage sein einen Krieg zu stoppen!
Menschen befolgen die Befehle nicht mehr. Daran kann ein Krieg zusammenbrechen.
Und das ist für heute z.B. im Kontext Ukraine/Russland relevant. Für uns heißt das: Augenmerk auf die Desertierenden und Kriegsdienstverweigernden zu legen und dafür zu sorgen, dass diese Menschen sicher sein können, solange Kriegsdienstverweigerung immer noch kein Grund für Asyl ist. Solange können ein anti-militaristisches Umfeld Desertierende aus der Gefahrenzone bringen, gemeinsam ein sicheres Umfeld schaffen und diese verstecken.
Der deutsche Staat verfolgt dagegen das alleinige Interesse, den Krieg am Laufen zu halten, Waffen zu exportieren und Desertierende auszuliefern. Wir aber müssen die Soldaten und Verweigerer aus Belarus, aus Russland und auch aus der Ukraine aus dem Krieg raus holen.
Nun fragten wir uns in der Diskussionsrunde in Bezug auf die Bundeswehr: Ist die heutige Situation vergleichbar mit der in Vietnam vor 50 Jahren?
Nein, in sofern, dass es hierzulande (unter anderem) nunmehr eine Freiwilligenarmee mit Soldat*innen gibt, die nicht zum Töten überredet werden mussten. Daher ist es heute schwieriger, im Militärapparat zu wirken, als damals, als es noch vielmehr Unmut und Unsicherheiten in den Reihen gab.
Das heißt aber nicht, dass auch die heutigen ihren Militärdienst aus freien Stücken wählenden Soldat*innen nicht in der Lage sein könnten, ihre Situation mit allen Folgen zu erkennen und zu begreifen und die entsprechenden Konsequenzen daraus zu ziehen. Das Fazit ist also: Auch unter ungemütlichen Umständen ist es jedoch trotzdem und zu jeder Zeit möglich, dass eine Person ihre Einstellung Haltung und ihr Verhalten ändert. Um das auf den Weg zu bringen ist es hilfreich, z.B. mit dem Mittel der anarchistischen und anti-militaristischen Propaganda, Soldat*innen mit dem, was sie faktisch tun oder zwangsläufig noch tun werden, dem direkten oder indirekten Morden, zu konfrontieren. Ihnen aber auch gleichzeitig einen Weg aufzuzeigen, wie sie diesem entkommen oder besser noch, wie sie diesem etwas entgegensetzen können. Das wird zwar kein unbedingt aussichtsreiches Unterfangen, ist aber andererseits auch nicht hoffnungslos und vielmehr einen unbedingten Versuch wert. Auch das Diskutieren mit Soldat*innen in Bus und Bahn könnte ein Mittel sein, um diese zumindest zum Nachdenken zu bewegen – auch wenn klar ist, dass mensch sich da keine Illusionen machen sollte. Aber: Auch im Vietnamkrieg haben „ganz normale“ unpolitische GI‘s gemerkt, dass sie diesen Krieg nicht mittragen wollen und haben sich verändert. Warum sollte dies nicht heute auch möglich sein?
Daher finden wir es sinnvoll, sich diesen Film diesbezüglich noch mal anzuschauen, dass nämlich Soldat*innen durchaus in der Lage waren, dem Soldat*innen – Dasein den Rücken zu kehren, in ihr Mensch-sein zurückzukehren und eine Entscheidung gegen das Töten zu treffen – mit allen Konsequenzen.
Der Film unter: