Radikale Aktivisten attackieren SUVs – auch E-Autos betroffen
Bei 100 Autos wurde die Luft aus den Reifen gelassen. In einem Autohaus brannten 25 Fahrzeuge und Aktivisten stören die Formel E.
Veröffentlicht: 24.04.2023, 16:00, Von: Philippe Debionne
Um die Welt vor der befürchteten Klimakatastrophe zu retten, attackieren Umweltschützer aus dem Umfeld der Letzten Generation jetzt zunehmend auch Elektroautos. Vor allem SUVs sind den Klimakämpfern dabei ein Dorn im Auge, egal ob sie mit einem klassischen Verbrennermotor oder elektrisch angetrieben werden.
„Mehrere autonome Kleingruppen haben im Rahmen der Spring Rebellion in Berlin die Verkehrswende selbst in die Hand genommen und fast 100 SUVs und Luxuskarren lahmgelegt‟, wird auf der linksradikalen Seite Indymedia mitgeteilt. In dem Bekennerschreiben heißt es weiter: „Wer die klimagerechte Transformation der Stadt selbst mit anpacken möchte, hier der Flyer und ein How-To!‟.
Wer auf den Link klickt, gelangt auf eine Seite mit akribischen Anleitungen und Erklärvideos, wie man schnell und unauffällig die Luft aus Autoreifen lassen kann – und warum man das machen sollte.
Hier folgt dann auch der explizite Hinweis auf E-Autos: „Hybrid- und Elektroautos sind ein legales Ziel. Wir können uns nicht durch Elektrifizierung aus der Klimakrise herauswinden – es gibt nicht genug Seltene Erden, um alle Autos zu ersetzen, und der Abbau dieser Metalle verursacht Leid.‟ Außerdem bleibt die Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer bestehen, ebenso wie die Luftverschmutzung. So werde gefährlicher Feinstaub mit dem Messwert PM 2,5 unabhängig von der Antriebsart „immer noch von Reifen und Bremsbelägen erzeugt.‟
25 Fahrzeuge bei Autohaus abgebrannt
Dazu bietet die Berliner Gruppe Flyer zum Download an, die den betroffenen Autobesitzern hinter den Scheibenwischer geklemmt werden sollen. Darauf steht:
Achtung! Diese dumme Karre bringt uns buchstäblich um. Wir haben bei einem oder mehreren Reifen die Luft abgelassen.
Nachricht an Autobesitzer
Und weiter: „Wir haben nichts gegen Sie persönlich, es geht um dieses Auto. SUV und Luxuskarren allgemein sind eine Gefahr im Straßenverkehr, nehmen wertvollen Platz in der Stadt ein, verschmutzen unverhältnismäßig die Luft und feuern die Klimakrise an.‟
An einem Reifen klebt eine Nachricht an den Autobesitzer.
Weil die Bundesregierung nicht handeln würde, nehme man die Sache nun „selbst in die Hand‟. Ziel sei, dass SUVs „von unseren Straßen verschwinden‟.
Vergangene Woche brannten auf dem Gelände eines Peugeot Autohauses an der Landsberger Allee in Berlin-Marzahn 25 Fahrzeuge ab.
In einem Bekennerschreiben, das auf einer Internetseite aufgetaucht ist, heißt es unter anderem: „Darunter fancy (schick, ausgefallen, modisch, Anm. d. Red.) Elektro-SUVs und mehrere Transporter (vermutlich Leasingfahrzeuge) der Sicherheitsfirma ISS. ISS ist nicht nur am Betrieb von Knästen beteiligt, sondern auch über eine Teilhabe an der Firma UNISON an der Zerstörung und Privatisierung von Parks in Athen.‟
Vonseiten der Berliner Polizei gibt es noch keine offizielle Mitteilung, ob das Bekennerschreiben als echt einzustufen ist. Auf Nachfrage teilte die Presseabteilung der Berliner Polizei mit, dass man Kenntnis von dem Schreiben hat. Ermittlungen zu dem Vorfall laufen noch und werden laut einer Pressemitteilung der Berliner Polizei vom Landeskriminalamt durchgeführt.
Letzte Generation: Gezielte Aktion gegen Formel E
Am Wochenende machte dann auch die Letzte Generation gezielt gegen E-Autos mobil. Mindestens sechs Personen versuchten, die Motorsportserie Formel E auf dem Areal des ehemaligen Flughafens Tempelhof zu blockieren, wurden aber von anwesenden Sicherheitsmitarbeitern schnell von der Strecke gezogen.
Klimaaktivisten der Letzten Generation sitzen vor den startbereiten Rennwagen auf der Strecke.
Die Gruppe teilte dazu später mit: „Die Seniorin in ihrer Tempelhofer Mietwohnung friert aufgrund ihrer berechtigten Angst vor der nächsten Stromrechnung den ganzen Winter lang und nur wenige Meter weiter verpufft unter unserem Jubel im Sekundentakt massenweise wertvolle Energie. Da können wir uns noch so sehr freuen, dass es jetzt E-Autos sind, die über die Strecke brettern, die Rechnung geht nicht auf!‟
Für diese wie für andere Aktionen bekommen die Männer und Frauen der Letzten Generation zunehmend Anerkennung von linksradikalen und militanten Gruppen. So findet sich auf der Indymedia-Seite mit Blick auf die Walpurgisnacht und den 1. Mai in wenigen Tagen ein Beitrag mit dem Titel „Berlin: Mehr als 48 Stunden Revolutionärer 1.Mai 2023‟ (https://de.indymedia.org/node/273900)
Unter den Stichworten „Militarismus‟ und „Soziale Kämpfe‟ werden hier allerlei Proteste und Demonstrationen angekündigt und beworben, darunter auch die berüchtigte „Revolutionäre 1. Mai Demonstration‟, bei der es seit Jahrzehnten zu teils schweren Ausschreitungen kommt.
Zudem werden Infos zu Aktionen der Antifa gegen das 1. Mai-Fest der AfD in Blankenburg veröffentlicht, das hier als „Schwurbel-Nazi-Zusammenrottung‟ eingestuft wird. Direkt darunter folgt dann der Hinweis: „Demonstrationen & Blockaden rund um die Uhr: Letzte Generation aktiv gegen Klimawandel.‟
Dobrindt: „Wir müssen verhindern, dass eine Klima-RAF entsteht‟
Ermittlungsbehörden wie der Verfassungsschutz schauen nach eigenen Angaben zwar „täglich genau hin, wie sich die Situation weiterentwickelt‟, sagte Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang kürzlich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Aber: „Aktuell sieht der Verfassungsschutz von Bund und Ländern keine hinreichenden Anhaltspunkte, um die Klimabewegung ‚Letzte Generation’ als extremistisch einzuschätzen.‟ Diese Einschätzung werde auch dadurch nicht geändert, dass Aktivisten der „Letzten Generation‟ teilweise kriminell agierten.
Alexander Dobrindt fürchtet eine Radikalisierung von Teilen der Klima-Bewegung.
In der Politik wird das teils anders gesehen. So sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt den Zeitungen der Funke Mediengruppe am vergangenen Wochenende: „Wir stellen eine zunehmende Radikalisierung in Teilen der Klima-Bewegung fest. Hier handeln Straftäter und keine Klimaaktivisten.‟
Die Aktivisten hätten bisher Straftaten wie Sachbeschädigung und Nötigung begangen. Das könne auch „in Ausübung von Gewalt“ enden. Deshalb, so Dobrindt weiter, bleibe er dabei: „Wir müssen verhindern, dass eine Klima-RAF entsteht.‟
SPD-Politiker: „Ähnlich wie die Taliban‟
Auch aus den Reihen der SPD kam zuletzt heftiger Gegenwind gegen die jüngsten Aktionen der Letzten Generation. So hatte eine Gruppe junger Menschen das als „Monument der Grundrechte‟ bekannte Kunstwerk vor dem Jakob-Kaiser-Haus in Berlin mit schwarzer Farbe beschmiert.
SPD-Politiker Michael Roth, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, hatte daraufhin mitgeteilt: „Was für eine billige, würdelose Aktion. Ihr scheißt auf die Grundrechte, zerstört Kunst ähnlich wie die Taliban und fühlt Euch noch als Heldinnen und Helden! Glaubt Ihr allen Ernstes, Ihr bringt damit den Klimaschutz voran?!‟
passiert am 24.04.2023