Schon wieder
Am ersten Aprilwochenende 2021 hat ein Typ eine Frau verprügelt, hart verprügelt, nur mit Glück ist sie aus der Situation heraus gekommen. Dieser Akt ist keine „bloße Prügelei“ oder „Beziehungstat“ gewesen, das Problem hat einen Namen, das Problem heißt Patriarchat. Cis-Männer wachsen so auf, dass sie denken, sie könnten über Frauen* entscheiden und ihre Entscheidungen, sich beispielsweise zu trennen und den gemeinsamen Wohnort zu verlassen, nicht anerkennen.
Neben all der Tragik, die ohnehin darin steckt, macht der Typ seit Jahren antifachistische Politik in Kreuzberg, sitzt in Bündnissen und hält sich für einen Menschen mit antisexistischer und patriarchatskritischer Haltung.
A.W. 361 hat frauen*verachtend gehandelt und widerspricht damit den Ansätzen eines solidarischen Miteinanders. Wir fordern daher alle auf, die mit ihm Politik machen, sich zu positionieren ergo zu distanzieren. Wir dulden keinen Täterschutz, es gibt keine Ausrede für das Geschehene! Wir wollen nicht wissen, wer den ersten Stein geworfen hat, wer wie betrunken war. In diesem System, in dem wir leben, gibt es ansozialisierte Machtgefälle und wenn sich cis-Männer solidarisch und antisexistisch nennen, dann müssen sie sich in all ihrem Tun und Handeln reflektieren und entgegen dem Gelernten verhalten.
Wir fordern auch seinen Wohnzusammenhang auf, sich ernsthaft Gedanken zu machen und mit dem Geschehenen auseinander zu setzen. Freundschaftliche Verbindungen hin oder her, Schuldeingeständnisse hin oder her, Lippenbekenntnisse zur Besserung hin oder her. Auch das Umfeld trägt eine Mitverantwortung. „Ach, der ist eigentlich ganz nett“ oder „die private (Liebes-) Beziehung geht uns nichts an“, das sind Ausreden. Es ist viel einfacher, das System zu kritisieren und „da draußen“ gegen sexistische Zustände zu kämpfen, anstatt direkt um sich herum zu sehen, was alles schief läuft und Leute anzusprechen und Scheißverhalten zu benennen. Auch das gibt (potentiell) Betroffenen das Gefühl, nichts sagen zu dürfen.
Wenn Gewalt im Privaten unsichtbar bleibt (oder weiterhin unsichtbar gemacht wird), werden wir es nie schaffen, die gefährlichen Ist-Zustände zu ändern. Nur eine klare rote Linie kann den Handlungsbedarf ersichtlich machen, ein Rückzug ins beschützte Schneckenhaus, Zuspruch von friends nach dem Motto: „wir wissen, dass du nicht so bist“ verstärken Handlungsmuster und senden an alle (potentiell) Betroffenen die falschen Signale.
Im vergangenen Jahr sind mehrere erschreckende Outings passiert. Und das liegt einzig und allein daran, dass wir feministische Strukturen haben, die das alles nicht mehr hinnehmen wollen! Wir können keine Politik mit Typen machen, vor denen wir Angst haben müssen, dass sie ihre gesellschaftlichen Positionen nutzen, um uns zu verprügeln, zu bedrängen, psychisch zu manipulieren, mit KO-Tropfen gefügig zu machen und zu vergewaltigen!
Was soll noch passieren? Wie sollen wir FLINTA*-Personen Typen noch vertrauen, wenn sogar die guten zuhauen? Wie sollen wir dann noch gemeinsam für ein anderes System kämpfen?!
Körperliche Übergriffe stehen in einer Reihe gewaltvoller Kommunikation, die es zu unterbrechen gilt. Das wäre gelebte Soldarität!