[HH] Zur Repression gegen den 2. internationalen Austausch gegen Militärdienst und für die Verweigerung jedes Militarismus in Hamburg

(english below)

„Lieber sterbe ich als Löwin, als dass ich ein Leben als Hund führe“ – zur Repression gegen den 2. internationalen Austausch gegen Militärdienst und für die Verweigerung jedes Militarismus in Hamburg

„Ich würde lieber als Löwin sterben …“ Mit diesen Worten konfrontierte Emma Goldman 1917 den sich weltweit ausbreitenden Militarismus und sprach sich gegen die Wehrpflicht aus. Mehr als hundert Jahre später stehen wir vor einer weiteren Episode massiver Militarisierung, einhergehend mit neuen und andauernden Kriegen und Genoziden. Am vergangenen Wochenende, vom 14. bis 16. November 2025, trafen sich Anarchist*innen aus verschiedenen Ländern zum zweiten Mal zu einem internationalen Austausch, um antimilitaristische Kämpfe zu analysieren, zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Es wurden Beiträge von Mitstreiter*innen aus Großbritannien, Griechenland, Israel/Palästina, Italien, Frankreich, Finnland und Deutschland präsentiert, die vor Ort, per Video oder schriftlich eingereicht wurden. Wie wir uns leicht vorstellen können, sind die Feind*innen der Freiheit und ihre Hunde sicherlich nicht begeistert von einem internationalen Moment wie diesem. Abgesehen von der Überwachung rund um unser Treffen möchten wir einen Vorfall bekannt machen:

Am Freitagabend wurde eine Gruppe von fünf anarchistischen Mitstreiter*innen, die aus Mailand (Italien) am Flughafen Hamburg ankam, unmittelbar nach dem Verlassen des Flugzeugs von der deutschen Bundespolizei aufgehalten. Sie wurden kontrolliert und später versuchten die Hunde in Uniform sie zu verhören, indem sie ihnen Fragen über das Treffen und allgemeine Fragen zu ihren anarchistischen Aktivitäten stellten. Nachdem sie die Nichtkooperation unserer Mitstreiter*innen akzeptieren mussten und einige Stunden vergangen waren, wurde klar, dass ihnen die Einreise gemäß § 6 verweigert werden würde.
Nach einer Nacht auf der Polizeiwache änderte die Bundespolizei ihre Flugbuchung und buchte sie auf einen Flug am nächsten Morgen um. Ihre Papiere wurden der*dem Pilot*in ausgehändigt und sie wurden nach Italien zurückgeschickt, wo sie von der italienischen Polizei empfangen und anschließend freigelassen wurden. In den Papieren, die unseren Mitstreiter*innen ausgehändigt wurden, wurde der Austausch gegen den Militärdienst und die Verweigerung jedes Militarismus im letzten Jahr als Begründung für die Repression angegeben. Es hieß, dass es während der Tage des letzten Jahres zu einer wilden Demonstration gekommen sei, bei der ein Transparent mit der Aufschrift „Gegen Militarismus, keine Bundeswehr“ getragen, ein Büro der SPD zerstört, die Straße blockiert, Slogans gesprüht und ankommende Polizist*innen angegriffen worden seien.

Wir verstehen diese Repression als Botschaft an unsere internationale antimilitaristische Initiative und senden unsere Solidarität an die Mitstreiter*innen, die aufgehalten und an der Teilnahme am Austausch gehindert wurden. Unsere Kämpfe werden weder durch ihre Gesetze und Grenzen gestoppt werden, noch durch diejenigen – ob in Uniform oder ohne Uniform – die ein System verteidigen, das von Kriegen und Genoziden weltweit profitiert. Mit den bevorstehenden Kämpfen gegen die Militarisierung und die Wiedereinführung der Wehrpflicht wird es zu weiterer Repression kommen. Wir haben bereits von Schüler*innen gehört, die wegen ihres Widerstands gegen Bundeswehr-Propaganda in ihren Schulen verfolgt werden.

Mit diesen Worten möchten wir auch unsere Solidarität mit dem anarchistischen Mitstreiter Stecco in Italien ausdrücken, der sich dem Hungerstreik der Initiative „Prisoners for Palestine“ angeschlossen hat.

Freiheit für alle Gefangenen! Gegen jeden Militarismus!

Hamburg, November 2025
http://keinwehrdienst.noblogs.org

__________________________________________________________________________________________________________________

„I would rather die a lion than live the life of a dog“ – on the repression against the 2nd international exchange against military service and for the refusal of all militarism in Hamburg
„I’d rather die a lion…“ With these words, Emma Goldman in 1917 confronted the globally spreading militarism and spoke up against conscription. More than a hundred years later, we are facing another episode of massive militarization, hand in hand with new and ongoing wars and genocides.

Last weekend, 14th–16th November 2025, anarchists from different countries met for the second time for an international exchange to analyze, debate, and develop anti-militarist struggles. Contributions in person, via video, and in writing from comrades in the UK, Greece, Israel/Palestine, Italy, France, Finland, and Germany were presented. As we can easily understand, the enemies of freedom and their dogs are surely not fond of an international moment like this. Besides surveillance around our meeting, we want to make one incident known:

On Friday night, a group of five anarchist comrades arriving at the airport of Hamburg, coming from Milan, Italy, were stopped by the German federal police right after leaving the plane. They were controlled, and later on, the dogs in uniforms tried to interrogate them, asking about the meeting and general questions regarding their anarchist activities. After accepting the non-cooperation of our comrades and some hours of waiting, it became clear that they would be denied entry after §6. After a night in the police station, the federal police altered the reservation of their return flight and changed it to a morning flight. Their papers were given to the captain, and they were sent back to Italy, where the Italian police welcomed them and released them afterward.

In the papers given to our comrades, the exchange against military service and for the refusal of all militarism from last year was given as the excuse for the repression. It was stated that a wild demo occurred during the days of last year’s meeting, in which a banner was carried saying „Against militarism, no army,“ an office of the SPD (Social Democrats) was smashed, the street blocked, slogans were sprayed, and arriving cops were attacked.

We understand this repression as a message towards our international anti-militarist initiative, and we send our solidarity to the comrades who were stopped and denied entry and with this, also the participation in the meeting. Our struggles will not be stopped by their laws and borders, nor by those, in uniforms or without, who defend a system profiting from wars and genocides worldwide. With the upcoming struggles against militarization and the re-introduction of military service, more repression is expected. We have already heard of pupils being repressed for resisting military propaganda in their schools.

We want to send, with these words, also our solidarity to the anarchist comrade Stecco in Italy, who joined the hunger strike of the initiative of prisoners for Palestine.

Freedom for all prisoners! Against all militarism!

Hamburg, November 2025

signal-2025-11-05-213322.jpeg