Hubschrauber, Plakate, Zielfahnder: So läuft die Suche nach den zwei RAF-Männern

Nach der Festnahme von Daniela Klette fahnden Ermittler intensiviert nach den früheren RAF-Terroristen Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg. So gehen sie dabei vor.

Europaweit wird nach ihnen gesucht, doch auch vier Tage nach der Verhaftung der früheren RAF-Frau Daniela Klette vermuten die Fahnder ihre beiden Komplizen im Großraum Berlin. Der 69-jährige Ernst-Volker Staub, der 55-jährige Burkhard Garweg und die 65 Jahre alte Klette sollen in den vergangenen 25 Jahren Raubüberfällen begangenen haben. Womöglich sind die beiden Männer bewaffnet.

Offiziell äußern sich die beteiligten Behörden nicht zu Einzelheiten der Fahndung, nach Tagesspiegel-Informationen aber werden diverse Instrumente genutzt. Beteiligt sind federführend das Bundeskriminalamt (wobei es zwischen der Hauptstadt-Polizei und deren Kollegen aus dem Bund und aus Hannover zuletzt Unstimmigkeiten gab.), das Landeskriminalamt Niedersachsen, weil die meisten der Taten, derentwegen die Männer gesucht werden, dort verübt wurden. Das LKA Berlin hilft bei der Fahndung.

Zielfahnder

Bereits seit Wochen waren die niedersächsischen Zielfahnder bereits in Berlin unterwegs, um Klette zu finden. Der entscheidende Hinweis erreichte das LKA Niedersachsen im November 2023. Vieles deutet darauf hin, dass die Ermittler sich in einer Wohnung in Sebastianstraße in Kreuzberg einquartierten oder Überwachungstechnik installierten – direkt gegenüber von Klettes Wohnung. Ob die Zielfahnder auch Staub und Garweg dicht auf der Spur sind, darüber schweigen die Behörden. Auch in anderen Städten, insbesondere Norddeutschlands, sind zudem verdeckte Suchmaßnahmen verschärft worden. Die Zielfahnder führten nun „Ermittlungen zu dem Kontaktumfeld“ von Daniela Klette durch, erklärte das LKA Niedersachsen.

Hubschrauber und Plakate

Die Festnahme ihrer Komplizin muss Staub und Garweg aufgeschreckt haben. Davon gehen die Ermittler fest aus. Sie setzen darauf, dass die beiden früheren RAF-Terroristen nun einen Fehler machen, auf der Flucht aus der Deckung kommen. So kreiste am Donnerstag und am Freitag ein Hubschrauber über Berlin, der womöglich zur Unterstützung der Fahnder am Boden diente. Offiziell gibt es keine Auskünfte darüber, ob er wegen der gesuchten Männer im Einsatz war. In der Berliner Innenstadt wurden neue Fahndungsplakate mit Bildern der Gesuchten aufgehängt. Auf dem Bahnhof Friedrichstraße erscheinen auf den Werbe-Bildschirmen die Bilder der Gesuchten.

Gesichtserkennung

Inwiefern Digitaltechnik zum Einsatz kommt, ist unklar. Verwundert waren Kenner, weil die Ermittler offenbar nicht vollumfänglich Software zur Gesichtserkennung genutzt hatten: Obwohl Klette seit fast 35 Jahren gesucht wurde, hatten weder BKA noch LKA Niedersachsen die Fotos der früheren RAF-Frau bei einem Berliner Capoeira-Studio entdeckt, obwohl dies einem ARD-Podcast-Team im Herbst gelang.
Bei den Behörden gibt es jedoch Hürden, Grund ist der Datenschutz. Das LKA Niedersachsen nutze „grundsätzlich verschiedene Anwendungen und Software-Tools“, hieß es. Doch dafür müsse es eine Rechtsgrundlage geben – und die richte sich nach der „Zielrichtung der Maßnahme im Einzelfall“. Aber ein Richterbeschluss sei für die Recherche in öffentlich zugänglichen Bereichen des Internets meist nicht erforderlich.

Untersuchung der Waffen

Auch am Freitag waren vermummte Entschärfer der Berliner Polizei in Klettes Wohnung. „Sehr intensiv und sehr behutsam“ werde die Wohnung von Experten durchsucht, hieß es. Im Labor werden noch die in Klettes Wohnung gefundenen Waffen untersucht: Eine Panzerfaustgranate, Munition, ein Maschinengewehr der Marke Kalaschnikow, eine Maschinenpistole und eine Pistole samt Munition. Das Material wird waffentechnisch geprüft, gesucht werden aber auch Fingerabdrücke oder DNA-Spuren. Die Ermittler haben „umfangreiches Material sichergestellt“, hieß es. Geklärt wird auch, ob das Trio bereits einen neuen Raubüberfall geplant hat. Denn die Ermittler fragen sich, warum die Waffen nicht in einem Depot abseits der Wohnung gelagert waren.

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passiert am 01.03.2024