Brandanschlag auf neue Parteizentrale: AfD leugnet Attacke in Berlin und widerspricht Polizei

Bereits in der Silvesternacht attackierten Unbekannte die Räumlichkeiten der neuen AfD-Bundesgeschäftsstelle in Wittenau. Die Partei selbst will das nicht wahrhaben.

Seit einigen Monaten ist bekannt, dass die Alternative für Deutschland umzieht. Von der Schillerstraße in Berlin-Tiergarten geht es für die Rechtspopulisten in den Nordwesten der Hauptstadt. In einem Industriegebiet des Reinickendorfer Ortsteils Wittenau ist die AfD nach jahrelanger Suche offenbar fündig geworden. Hier, in einem größtenteils leerstehenden Bürokomplex, soll die neue Zentrale der Bundespartei entstehen. Zuvor hatte es wiederholt Absagen für Räumlichkeiten gehagelt, an denen die AfD Interesse für ihre neue Bundesgeschäftsstelle bekundete.

Doch auch in Wittenau ist die AfD alles andere als willkommen. Seit Beginn der Medienberichterstattung über den geplanten Umzug regt sich in Reinickendorf Widerstand. So demonstrierten Ende November etwa hundert Menschen vor dem Bürokomplex gegen die neuen Nachbarn, darunter auch Reinickendorfs Bezirksbürgermeister Uwe Brockhausen (SPD).

Sehr viel rabiater gingen Unbekannte in der Silvesternacht gegen die zukünftige AfD-Zentrale vor. Polizei und Feuerwehr wurden gegen 00:50 Uhr zu einem Brand in dem Gebäudekomplex alarmiert. Der oder die Täter hatten dort offenbar Feuer gelegt. Außerdem wurden Rollladen heruntergerissen und Scheiben eingeschlagen. Die Ermittler werteten das als Tatvorbereitung, um Brandlegungsmittel im Gebäude zu verteilen. Vom Feuer selbst sollen dann insbesondere die Räumlichkeiten betroffen gewesen sein, die von der AfD genutzt werden sollen. Verletzt wurde niemand, die Polizei wertet die Tat nach ersten Ermittlungen als politisch motivierte Kriminalität. Dafür spricht auch, dass nach Tagesspiegel-Recherchen Twitter-Accounts der linksradikalen Szene Fotos des Brandanschlags verbreiteten.

„Es gab keinen Brandanschlag“

Lediglich die AfD möchte das offenbar nicht wahrhaben. Auf eine erste Anfrage dieser Zeitung hieß es knapp aus der Pressestelle, „es gab keinen Brandanschlag“. Auf erneute Nachfrage räumte die Partei dann schließlich ein, dass es in dem Objekt in Wittenau zu einem Vorfall von „Silvestervandalismus“ gekommen sei. Die Schuldigen sind für die Rechtspopulisten offenbar bereits gefunden. „Leider reiht sich dieser Vorfall in zahllose weitere Fälle von Silvestervandalismus und Attacken eines entfesselten Mobs mit überwiegend migrantischem Hintergrund auf polizeiliche und medizinische Helfer in der Silvesternacht in Berlin ein“, heißt es aus der Pressestelle.

Völlig ahnungslos zeigt man sich derweil weiterhin über die Tatsache eines wahrscheinlichen politischen Hintergrunds. „Ein von Ihnen vermuteter politischer Hintergrund ist uns nicht bekannt“, teilte ein Sprecher dazu mit. Nur „vermutet“ eben nicht der Tagesspiegel politisch motivierte Kriminalität, sondern in erster Linie die Polizei. Trotzdem wird die Annahme eines vorsätzlichen politischen Brandanschlags von der Partei als „nicht nachvollziehbar“ bezeichnet. Damit widersprechen die Rechtspopulisten erneut dem Ergebnis erster polizeilicher Ermittlungen in der Causa.

 

Von Julius Geiler und Lisa Erzsa Weil

Foto: Twitter, nicht Tagesspiegel

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passiert am 17.01.2023