Lützerath-Protest: Vermummte ziehen randalierend durch Mitte
In der Nacht sind etwa 200 Vermummte durch Berlin-Mitte gezogen. Sie schmissen Steine und schmierten Lützerath-Parolen.
Berlin. Im Zusammenhang mit der Räumung des Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen ist es in der Nacht zu Freitag Ausschreitungen in Berlin gekommen. Wie die Polizei mitteilte, zogen bis zu 200 vermummte Personen im Bereich des Hackeschen Markts durch Mitte, warfen etliche Schaufenster von Geschäften ein, schmierten Parolen auf Hausfassaden, attackierten Parteibüros und eine Polizeidienststelle. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter aus der linksextremistischen Szene kommen.
Ein Sprecher der Polizei teilte am Vormittag auf Morgenpost-Nachfrage mit, dass gegen 1.15 Uhr erste Notrufe bei der Leitstelle eingegangen seien. Die Anrufer meldeten, dass Vermummte zunächst auf der Oranienburger Straße unterwegs seien und Mülltonnen angezündet hätten. Die etwa 200 Personen seien dann die Rosenthaler Straße Richtung Invalidenstraße entlanggezogen.
Lützerath-Randale in Berlin: 26 Geschäfte demoliert, Attacken auf Parteibüros und Polizeidienststelle.
Dabei hätten sie Kleinpflastersteine auf Ladengeschäfte geworfen und Schaufenster zerstört. Insgesamt 26 Läden seien von den Attacken betroffen, erklärte der Sprecher. Zudem hätten sie mit Farbe gefüllte Christbaumkugeln gegen Hausfassaden geworfen und Parolen wie „Lützibleibt“, „Lützilebt“ und „Fuck Grüne“ an Wände geschmiert.
An der Brunnenstraße sei eine Polizeidienststelle mit Pyrotechnik angegriffen worden, sagte der Sprecher weiter. In der Nähe seien im Zusammenhang mit den Randalen drei Personen festgenommen worden: zwei Männer im Alter von 23 und 34 Jahren und eine junge Frau im Alter von 18 Jahren. Sie seien in Polizeigewahrsam gebracht worden, das sie nach erkennungsdienstlicher Behandlung wieder verlassen konnten.
Gegen 2.45 Uhr sei ein Grünen-Parteibüro an der Wolliner Straße mit roter Farbe beschmiert worden, gegen 3.45 Uhr ein Büro der Grünen an der Münsterlandstraße in Berlin-Rummelsburg. Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen schweren Landfriedensbruchs übernommen.
Seit Mittwoch läuft die Räumung des Dorfes Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier. Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten hatten Lützerath besetzt, Polizei-Beamte treffen dort teilweise auf heftigen Widerstand. Der Energiekonzern RWE will die unter dem Ort liegende Braunkohle bauen.
Aber wieso gibt es die Wut auf die Grünen? Grünen-Ko-Chef Omid Nouripour hatte erst am Dienstag die Räumung von Lützerath noch mal verteidigt. Der Streit sei „ausgeurteilt durch alle Instanzen“, und der Energiekonzern RWE habe einen Rechtsanspruch auf das Abbaggern der unter Lützerath liegenden Kohle, sagte Nouripour. Dies sei Teil eines Kompromisses, der fünf andere Dörfer im rheinischen Braunkohlerevier bewahre und den Kohleausstieg in Westdeutschland „um acht Jahre vorgezogen“ habe.
Aber: An der Parteibasis der Grünen rumort es, wie ein offener Brief gegen die Räumung des Dorfes Lützerath belegt. Bis Freitagvormittag hatten ihn mehr als 2000 Grünen-Mitglieder unterzeichnet. Darin werden die Wirtschaftsministerin Nordrhein-Westfalens, Mona Neubaur, und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (beide Grüne) aufgefordert, die Räumung des Dorfes sofort zu stoppen.
Mit „Grüne Grundwerte nicht verraten: Lützerath muss bleiben“ ist der Brief überschrieben. Als Grünen-Mitglieder könne man die Räumung des Dorfes Lützerath weder verstehen noch hinnehmen.
https://www.morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article237358011/luetzerath-protest-randale-berlin-mitte.html
passiert am 13.01.2023