Mietwucher im geräumten Haus „Liebig 34“

Die neuen Bewohner der Liebigstraße 14 berichten in der B.Z. von hohen Wohnkosten, defekten Heizungen und Müll, der sich im Innenhof stapelt.

Die „Liebig 34“ war eines der bekanntesten besetzten Häuser Berlins – bis im Oktober 2020 die Polizei mit Hundertschaften kam und dem Eigentümer Gijora Padovicz zu seinem Besitz verhalf. Was jedoch seitdem passierte, ist kaum zu glauben.

Die B.Z. bekam Hinweise aus Behördenkreisen, dass die Zustände im Haus katastrophal sind.

► Die Miete für eine Drei-Zimmer-Wohnung beträgt zum Beispiel rund 1200 Euro warm – dabei funktioniere die Heizung oft gar nicht. Viele Mieter würden versuchen, sich mit elektrischen Heizstrahlern zu helfen. Den Strom müssen sie selbst zahlen. Die Miete hingegen wird für die zumeist tschetschenischen Flüchtlinge vom Jobcenter bezahlt.

► In einer anderen Wohnung, in der eine Mutter mit ihren sieben Kindern wohnt, wurde die Tür aufgebrochen und seither nicht repariert.

► Und eine andere Bewohner sagt: „Der Müll wurde seit Monaten nicht abgeholt, weil der Verwalter die Gebühren nicht bezahlt hat.“

Vor dem Hausverwalter, Ruslan K., einem Tschetschenen, haben viele der Mieter Angst. Die B.Z. bat K. schriftlich um Stellungnahme zu den Missständen. Seine Reaktion kam am Telefon, wo er drohte: „Wenn Sie noch einmal kommen zu diese Haus, ich f**ke Deine …, hast Du verstanden, Schweine.“

Ein Anwalt von Padovicz erklärte gegenüber der B.Z., man habe keine andere Möglichkeit gehabt, als an die Firma von Ruslan K. zu verpachten: „Eine eigene Bewirtschaftung durch den Eigentümer war aus Sicherheitsgründen für Leib und Leben nicht realisierbar. Die Werttax Group GmbH war der einzige Bewerber für eine Verpachtung.“

Dem „RBB“ zufolge vermittelte K. auch Arbeiter auf Padovicz‘ Baustellen. Rulan K. wurde danach zu einem Jahr und sieben Monaten auf Bewährung verurteilt, weil er in 17 Fällen keinen Lohn zahlte. Die Bewährung läuft noch.

Der Anwalt des Hauseigentümers betont, man sei mittlerweile in einem Rechtsstreit mit der Firma von Ruslan K., der Pachtvertrag sei gekündigt worden: „Das Land Berlin hat die erbetene Hilfe bei der Nachnutzung verweigert“, so der Jurist. „Etwaige Mängel in der Immobilie Liebigstr. 34 werden kurzfristig beseitigt.“

Der Anwalt betont: „Da finden vermutlich Umgehungsgeschäfte eigener Art statt.“

 

Von Til Biermann
https://www.bz-berlin.de/berlin/friedrichshain-kreuzberg/mietwucher-im-geraeumten-haus-liebig-34

passiert am 23.10.2022