Kultureller Kolonialismus in Kreuzberg: Umbenennung des Heinrichplatz

Am Sonntag, 21. August soll es endlich soweit sein. Stellvertretend für die Grüne Partei der Rüstungslobbyisten, Kriegsverbrecher (Jugoslawien 1999, Afghanistan aka „Krieg gegen Terror“), Waldvernichter für den Autobahnbau, Häuserräumungen (Liebig34, Köpiplatz, Meuterei etc.) landen Staatsministerin Claudia Roth und Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann auf dem Heinrichplatz in Kreuzberg. Begleitet werden sie von ihren polizeilichen Personenschützer:innen, Streifenbullen, PMS Zivis und einigen Wannen. Den Bullen gehts gut, nach dem sie innerhalb weniger Tage in Frankfurt, Recklinghausen, Köln und Dortmund straffrei vier Menschen hingerichtet haben, werden sie sich am Heinrichplatz sicher fühlen.

Das war nicht immer so, früher sind hier Steine geflogen. Die Streifen sind dann ohne Scheiben durchgefahren, die Wannen haben auch oft das Weite gesucht und am 1. Mai hat so mancher auswärtige Bulle ein Nickerchen auf dem Asphalt der Kreuzung von Mariannen- und Oranienstraße gemacht. Aber da gabs auch krasse Hausbesetzer:innen (80er), Gangs (90er) oder Pop-Antifa Autonome (der letzte gute 1.Mai am Heini war 2003). Danach wurds etwas ruhiger und teurer. KgK zündete nicht mehr die Autos der Bonzen an und mit dem MyFest zelebrierten Bezirksamt und Bullen den kulturellen und sozialen Overkill im Kiez.

Heute fotografieren sich nur noch Touris beim Cocktail, hoffen zumindest die Grünen und ihr besinnungsloses Wahlklientel. Die Gunst der Stunde nutzend verdrehen sie in orwellscher Manier Rio Reiser. Der war bekanntlich kein Freund der Bullen, Investoren oder BVG und freute sich, wenn sich das Rauchhaus am Mariannenplatz militant verteidigte. Claudia Roth hängte sich seit dieser Zeit immer opportunistisch an alles dran, was Erfolg und Macht versprach.

Mit der Umbenennung des Heinrichplatz wird die Geschichte der Scherben, die Intention von Rio Reiser und der Mythos von Kreuzberg verfälscht in eine kommerzielle Partylocation. Um den Sieg derer, die den Weg durch die Institutionen gingen, endgültig in die Geschichtsbücher einzuschreiben. Sie glauben die autonome Szene sei nur noch bedeutungslose Folklore (womit sie vielleicht recht haben) und Kreuzberg, wie alle anderen Objekte ihrer Machtphantasien, wehrlos den Projekten der Investor:innen und Aufstandsbekämpfung ausgeliefert. In diesem Glauben mögen sie sich sonnen und erst erwachen, wenn der nächste Schlag ins Gesicht der Menschen hier Gestalt annimmt: die neue Bullenwache am Kotti wird nicht so leicht durchzusetzen sein, wie der Austausch eines Straßenschilds am Heinrichplatz.

Da Berlin kein Problem hat, Straßen nach den Schlächtern des Deutschen Kolonialismus oder pseudo intellektueller Antisemiten zu benennen, sich in wilhelminischem Größenwahn ein Stadtschloss wieder aufbaut und die Stadt weiterhin mit Denkmälern des Nationalismus vermüllt ist, kann das Event am nächsten Sonntag nur als weiterer aggressiver Affront der Herrschenden verstanden werden.

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