Autoreifen platt gemacht, Fahrer als Bonzen beschimpft – Tatverdächtige im Visier

Die einen Umweltaktivisten blockieren seit Tagen Auf- und Abfahrten der Stadtautobahn, die anderen legen direkt an den Autos Hand an und bringen die Fahrer in Lebensgefahr.

Von Johannes Malinowski und Ole Kröning

Unbekannte haben seit Donnerstag aus zahlreichen Autoreifen die Luft rausgelassen. An mehreren Fahrzeugen wurden laut Polizei zudem Zettel mit „umweltpolitischem Bezug“ angebracht. Unter anderem stand dort „Fuck SUV“ und „Verkehrswende jetzt!“. Auf einem anderen Schreiben ist von „Bonzenkarre“ die Rede.

Laut Polizei wurden bislang fast 100 SUV mit platten Reifen gemeldet. Betroffene Bezirke: Mitte, Prenzlauer Berg, Charlottenburg, Steglitz-Zehlendorf und Spandau.

„Es gab einige Betroffene, die die Beschädigungen erst am Donnerstag im Laufe des Tages festgestellt haben“, so ein Polizeisprecher. Bei den meisten Autos wurde die Luft rausgelassen, bei zwei Fahrzeugen wurden die Reifen zerstochen.

Ein Reifenhändler aus dem Südwesten Berlins, der anonym bleiben möchte, spricht von drei Kunden, die Opfer der Aktivisten wurden. „Bei einem von ihnen steckten die Täter kleine Erbsen in die Ventilkappen und drehte sie wieder zu“, sagt er. „So entweicht die Luft nach und nach, vielleicht sogar auf der Autobahn. Das ist nichts anderes als ein versuchter Mordanschlag.“

Die Polizei hat zwei Tatverdächtige im Visier. Beide sind 28 Jahre alt und befinden sich auf freiem Fuß. Der für politisch motiviere Straftaten zuständige Staatsschutz ermittelt.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (44, FDP) verurteilte die Anschläge: „Gewalt gegen Personen oder Sachen sind in der politischen Auseinandersetzung inakzeptabel“, sagt er gegenüber der B.Z. „Der Schutz des Eigentums muss von den Sicherheitsbehörden gewährleistet werden.“ Kein noch so nobles Ziel berechtige zu einer Sachbeschädigung.

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passiert am 12.02.2022