„Austesten jugendtypischer Grenzen“: Protest im Dannenröder Forst – Verfahren gegen Berlinerin eingestellt
Amtsgericht Tiergarten. Angeklagt: Felina D. (20). Öko-Landbau-Studentin aus Prenzlauer Berg. Vorwurf: tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Widerstand, Körperverletzung im Dannenröder Forst (Hessen).
Ein 250 Jahre alter Mischwald bei Marburg. Für den Autobahn-Ausbau sollen 27 Hektar gerodet werden. Protest ab Oktober 2019 (100 Besetzer, 400 Barrikaden, 100 Baumhäuser). Räumung ab 10. November 2020.
Am 19. November 2020 lag Felina D. dort angekettet im Schlafsack auf einer Holzbohle. Unter sich drei mit Beton gefüllte Reifen, ein Arm bis zum Ellenbogen in einer Röhre. Beim Auftrennen der Röhre wurden drei Polizeibeamte „mit dort allein zu diesem Zweck abgefüllten Fäkalien bespritzt“, laut Anklage. „Hierdurch verspürten sie Ekel und Übelkeit.“
Die Studentin: „Das war Bitumen. Riecht nicht lecker. War selber überrascht, dass es rauslief.“
Richter: „Versetzen Sie mal in die Beamten!“ Studentin (rotzig): „Kein Mensch muss Polizist werden.“ Richter: „Halten Sie Polizei für nicht notwendig?“ Studentin (trotzig): „Dazu sage ich nichts.“
Staatsanwalt: „Die Polizisten beschreiben eine bräunliche, schleimige Flüssigkeit, eindeutig Fäkalien. Ihr Kommentar damals: ‚Das ist meine besondere Überraschung für euch!’“
Studentin: „Nur so ein dummer Spruch. Dachten die ernsthaft, ich betoniere meine Hand in Fäkalien ein?“
Die Jugendgerichtshilfe hält das alles für ein „einmaliges Austesten jugendtypischer Grenzen“. 80 Stunden gemeinnützige Arbeit, Verfahren eingestellt. Aber die Kosten für den Polizeieinsatz bleiben an der Studentin hängen, sagt der Staatsanwalt: 4000 Euro.
passiert am 12.11.21