Angriffe auf SPD-nahe Gebäude in Tiergarten

Am Freitag wurde der linksautonome „Köpi-Platz“ geräumt. In der Nacht zuvor kam es zu Angriffen auf Gebäude, die in Verbindung mit der SPD stehen. In Tiergarten mussten Mitarbeiter ihre Büros verlassen.

In der Nacht zu Freitag haben Unbekannte Angriffe auf mehrere SPD-nahe Gebäude in Berlin verübt. Im Bezirk Tiergarten wurden Scheiben der Friedrich-Ebert-Stiftung mit Steinwürfen beschädigt, zudem fanden Mitarbeiter dort den aufgesprayten Schriftzug „Köpi bleibt“ vor. Wie t-online aus Kreisen der Stiftung erfuhr, wurden die Mitarbeiter am Mittag „aus Sicherheitsgründen“ nachhause geschickt.

Vor dem Paul-Singer-Haus in der Stresemannstraße hatten in der Nacht zu Freitag zudem zwei Mülltonnen gebrannt. Dort sitzt der Verlag „Vorwärts“, der die Parteizeitung der SPD herausgibt. Ein Brandkommissariat prüft nun, ob es einen politischen Hintergrund für die Tat geben könnte. Ein Polizeisprecher erklärte am Freitagmorgen, dass ein Zusammenhang mit der Räumung des „Köpi-Platzes“ nicht ausgeschlossen, aber auch nicht bestätigt werden kann.

Hunderte Polizisten haben am Freitagvormittag mit der Räumung des linken Wagencamps „Köpi“ im Berliner Bezirk Mitte begonnen. Beamte rückten mit schwerem Gerät auf das Gelände an der Köpenicker Straße vor. Ein Räumpanzer riss ein Stück Zaun nieder, hinter dem sich die Bewohner verschanzt hatten. Diese hatten Widerstand angekündigt. Laut Polizei wurden Beamte mit Gegenständen beworfen und mit Feuerlöschern angegriffen. Das Camp gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linken Szene in Berlin. Die Räumung hatte der Grundstückseigentümer vor Gericht erstritten.

Auf hohen Bäumen auf dem sogenannten Köpi-Platz waren vor der Räumung Personen zu sehen. Eine Sprecherin des Projekts rief per Megafon, ein Vormarsch auf das Gelände würde Menschenleben gefährden. Man lasse sich „das nicht gefallen“, sagte sie und beschimpfte die Polizei. Vom Gelände stieg Rauch auf. Es flogen Gegenstände nach draußen. Die Umgebung war von der Polizei abgeriegelt.

Vor Absperrungen versammelten sich Gegendemonstranten zu drei angemeldeten Kundgebungen. Reporter vor Ort beobachteten, wie Beamte und Unterstützer des Projekts aneinander gerieten. Die Polizei hatte in Seitenstraßen Hunderte Beamte und Räumgerät zusammengezogen. 2.000 Beamte waren für den Einsatz eingeplant, 700 von ihnen von außerhalb.

Auf dem rund 2.600 Quadratmeter großen Grundstück neben einem 1990 besetzten Haus am ehemaligen Mauerstreifen wohnen etwa 30 Menschen in Bauwagen. Einen Eilantrag der Bewohner zum Stopp der Zwangsvollstreckung wies das Berliner Kammergericht am Mittwoch ab.

Bis zuletzt gab es Bemühungen, die Räumung abzuwenden. Die Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus teilte mit, der Eigentümer habe das Grundstück über Makler zum Verkauf angeboten und sich in Verhandlungen bereit gezeigt, es an die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft zu verkaufen. Kaufpreis, Kaufvertrag und Notartermin hätten bereits festgestanden. „Dann ließ der Eigentümer die Verhandlungen platzen“, hieß es in einer Mitteilung der Linken vom Donnerstag.

 

Foto: Einsatzkräfte am Paul-Singer-Haus: In der Nacht zu Freitag wurden Mülltonnen in Brand gesetzt. (Quelle: Morris Pudwell/t-online)

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passiert am 15.10.2021