Hilfssheriff des Tages: Verdi-Zentrale Berlin

Am Freitag steht Berlin ein größerer Polizeieinsatz bevor – der »Köpi«-Wagenplatz soll geräumt werden. Der »Gemeingebrauch von öffentlichen Flächen und die Versammlungsfreiheit« wird schon ab Donnerstag weiträumig eingeschränkt, so die Polizei am Dienstag. Der Platz »gilt als eines der letzten Symbolprojekte der linksradikalen Szene«, frohlockt die B. Z. Bald soll auch dieses der Vergangenheit angehören.

Während die Mietpreise explodieren und sich Spekulanten die wenigen verbliebenen Flächen unter den Nagel reißen, werden die letzten Freiräume vernichtet. Der Sprecher der DGB-Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro, sagte am Dienstag, dass er mit einem schwierigen Einsatz rechne: »Klar ist auch, dass man nicht mal eben hereingeht, die Menschen einen friedlich herausbegleiten.« Na klar – wer marschiert schon freiwillig in die Obdachlosigkeit?

Gewalt ist daher vonnöten. Das scheint auch der Verdi-Bundesverwaltung einzuleuchten. Sie hat ihre Zentrale in der Köpenicker Straße, in direkter Nachbarschaft zum Platz. In einer »Personalinfo« vom 8. Oktober teilte die Gewerkschaft mit, dass »der Zugang in und aus der Tiefgarage im o. g. Zeitraum nicht möglich ist«, daher gelte »für alle Beschäftigten der Bundesverwaltung, die an diesem Tag in den Büroräumen der Bundesverwaltung arbeiten«, der »Annahme­verzug«. »Diese Beschäftigten sind von der Arbeitsleistung (Arbeitsverpflichtung) unter Fortzahlung der Vergütung freigestellt.«

Mit Arbeiter- und Angestelltengroschen wird der Polizei das Handwerk erleichtert: Auf jW-Anfrage teilte die Verdi-Pressestelle am Montag mit, dass der Arbeitsausfall dem Senat nicht in Rechnung gestellt wird. So viel volksgemeinschaftliche Einmütigkeit kostet – bei zirka 500 Angestellten in der Verdi-Bundes- und Landesverwaltung – die Mitgliedschaft ungefähr einen sechsstelligen Betrag.

passiert am 13.10.2021