Gefangene des Hauses H aus der JVA Bützow haben sich mit einem offenen Brief an das Justizministerium Mecklenburg Vorpommern gewandt. Dabei kritisieren sie vor allem die Hausleiterin Christiane Anischewsky:
Seit Jahren wird beobachtet, dass die zuständige Hausleiterin Christiane Anischewsky jegliche Kritik an Ihrem Führungsstil unterbindet. Sachbearbeiter, Psychologen und Bedienstete werden verbal durch die Hausleiterin Christiane Anischewsky angegriffen. Vollzugspläne oder auch interne Schriftsätze werden einfach von Ihr abgeändert, damit der Inhaftierte als „Bestie“ und als „Vollzugsresistent“ abgebildet wird. Mehrfach sind solche Schriftsätze von der Hausleiterin geändert und vorsätzlich gefälscht worden. Insbesondere auch gegenüber von Gerichten, was kein Einzelfall ist.
Die selbstverursachten Zustände sind unerträglich und sind unter den jetzigen Verhältnissen nicht mehr tragbar. Ihr Verhalten ist mit Hass gegen alles behaftet.
Außerdem kritisieren die Gefangenen die fehlende Maßnahmen zur Wiedereingliederung:
Die Inhaftierten der Vollzugsabteilung H bemängeln die fehlende Struktur der Wiedereingliederung und Resozialisierung. Maßnahmen des Vollzuges werden von der Hausleiterin erfunden, die aber im Vollzug nicht angeboten werden, um den Inhaftierten das Vollzugsleben zu erschweren. Inhaftierte die kurz vor ihrer Entlassung stehen, werden wichtige Eingliederungsmaßnahmen verwehrt. Einem Inhaftierten sagte sie wort-wörtlich ins Gesicht:
„Mir ist völlig egal wo sie unterkommen, am Ende sehen wir uns sowieso wieder hier, da wäre eine Eingliederung eh umsonst und bei ihnen“
Ihr Hass gegenüber uns Inhaftierten spiegelt sich in der gerichtlichen Antragsflut wieder. Vollzugspläne werden nicht rechtzeitig erstellt, Eingliederungsmaßnahmen unterlassen und wenn ein Inhaftierter Lockerungen beantragt, werden Beamte in dessen Haftraum geschickt und bereits vorher aufgetragen.
Das Justizministerium MV unterstellt der Gefangenenzeitung, „Der Lichtblick“ , welche das Schreiben weitergeleitet hatte, derweil, dass die im offenen Brief genannten Inhalte nicht wahr wären und drohen mit Repression:
„Soweit in diesem Schreiben Personen namentlich aufgeführt und offensichtlich wahrheitswidrige Vorwürfe erhoben werden, wird eine mögliche strafrechtliche Relevanz geprüft.“
Wieder einmal werden Gefangene, welche sich gegen die Zustände in Knästen wehren, versucht einzuschüchtern. Die Mittel, welche Gefangene nutzen, scheinen für Menschen außerhalb der Knastmauern eher unscheinbar – ein offener Brief an ein Ministerium jedenfalls wirkt zunächst wenig offensiv. Trotz dessen scheint sich der Knast bedroht zu fühlen und antwortet dementsprechend.
Hintergrund „Der Lichtblick vs. Knast Bützow“
Der Lichtblick [Gefangenenzeitschrift aus dem Knast Tegel, Berlin], berichtete in der Vergangenheit des Öfteren über die Zustände im Knast Bützow. Aktuell versucht der Knast herauszufinden, welche Quellen die Zeitung nutzt. Dafür schüchtert er Gefangene massiv ein und setzt sie unter Druck. Gleichzeitig wird versucht, die Kommunikation zwischen dem Lichtblick und den Gefangenen zu erschweren. Dieses Vorgehen kennen wir schon. 2019 wurde schon einmal Post aus der Redaktionsgemeinschaft als „gefährlich“ eingestuft und zurück geschickt.
Immer wieder versuchen sich Gefangene gegen Knäste zu wehren. Ihre Belange werden entweder seitens der Knäste ignoriert, wie es sich am Beispiel vom
Knast Zeithain zeigt, oder der kleinste Widerstand wird mitthilfe massiver Repression versucht im Keim zu ersticken.
Trotz dessen kämpfen viele Gefangene weiter und verfallen nicht in Ohnmacht – denn sie wissen: umso größer der Widerstand ist, desto mehr können Knäste in die Knie gezwungen werden. Dafür braucht es allerdings von außen solidarische Unterstützung. Deswegen wollen wir diesen Bericht mit einem Aufruf an Strukturen in Meck Pom verbinden: zeigt euch solidarisch mit den Gefangenen, zieht Verantwortliche zur Rechenschaft!
Nachtrag zu diesem Bericht von heute, 29.07.21: Mittlweile haben wir durch Gefangene die Mitteilung erhalten, das die Hausleiterin des Hauses H Christiane Anischewski, sowie die Sicherheitsleiterin Sandra Klingberg beurlaubt wurden. In diesem Fall hat die Aufmerksamkeit, welche die Gefangenen mit ihren Berichten im Lichtblick und Dienstaufsichtsbeschwerden generieren konnten, also zu verbesserten Haftumständen geführt. „Verbessert“ heißt aber nicht, dass es den Gefangenen nun generell gut geht und der Kampf vorbei ist – sondern dass wir gemeinsam anpacken müssen, bis alle frei sind.
passiert am 29.07.21