Was bedeutet Mittelmeer für Dich?

Was ist Deine Antwort auf die Frage? Woran denkst Du, wenn Du das Plakat betrachtest? Was kommt Dir in den Kopf?

Urlaub am weißen Sandstrand, der Geruch nach Sonnencreme und flimmernder Hitze oder Menschen auf ihrer lebensbedrohlichen Überfahrt nach Europa in völlig überfüllten wackeligen Schlauchbooten, die bei der kleinsten Welle zu kippen drohen?

Was hat Dich letztendlich dazu gebracht, Dein Handy rauszuholen und den QR-Code zu scannen? Interesse? Fragen? Das Ohnmachtsgefühl gegenüber der aktuellen Situation an den europäischen Außengrenzen?

Das Mittelmeer ist die derzeit tödlichste Grenze der Welt. Zu viele Menschen schauen weg und verschließen ihre Augen vor der humanitären Notlage an den EU-Außengrenzen. Dort betreibt die EU eine Politik der Abschottung: Sie investiert in “Grenzschutz”, baut Frontex weiter aus und finanziert Diktatoren, Pushbacks und lebensbedrohliche Lager. Sie schließt Verträge mit der Türkei, Libyen und weiteren afrikanischen Staaten, die sicherstellen sollen, dass Schutzsuchende das europäische Festland niemals erreichen. Die Unannehmlichkeiten des Grenzschutzes – die Missachtung von Menschenrechten – hat die EU outgesourced: Von der EU finanzierte und ausgebildete libysche Grenzpatrouillen zerren flüchtende Menschen auf hoher See aus ihren Schlauchbooten und schiffen sie gegen ihren Willen zurück. Wieder angekommen in Libyen werden die Flüchtenden in Gefängnisse gesteckt, aus denen sie sich freikaufen müssen, in denen sie Gewalt und Folter ausgesetzt sind. Auch auf europäischem Boden ist die Situation hoch prekär: Nach wie vor harren über 40.000 Geflüchtete, unter ihnen mehr als 4.100 unbegleitete Minderjährige, unter katastrophalen Bedingungen in Lagern auf den griechischen Inseln aus.

Die europäischen Staaten verletzen nicht nur ihre Pflicht zur Seenotrettung, sie kriminalisieren und verunmöglichen aktiv zivile Seenotrettungs-Organisationen. Schiffe von Sea Watch, Sea Eye oder Mare Liberum werden unter fadenscheinigen Vorwänden wochenlang in Häfen festgehalten und blockiert. Gelingt es ihnen auszulaufen und Menschenleben zu retten, bekommen sie oft keine Anlegeerlaubnis – trotz medizinischer Notfälle an Bord. Auch Deutschland beteiligt sich an der Kriminalisierung der Seenotrettung. Im März diesen Jahres hat das Bundesverkehrsministerium (BMVI) unter Leitung von Andreas Scheuer die Schiffssicherheitsverordnung so geändert, dass in Deutschland registrierte zivile Rettungs- und Beobachtungsschiffe nicht mehr legal auslaufen können.

Wir, die SEEBRÜCKE, haben die Plakate überall in der Stadt aufgehängt um Deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Seebrücke ist eine Bewegung, die sich seit 2018, inzwischen bundesweit, für Seenotrettung im Mittelmeer und die Aufnahme geflüchteter Menschen einsetzt. Denn: Flucht ist kein Verbrechen! Seenotrettung ist kein Verbrechen! Aber es ist ein Verbrechen, Menschen sehenden Auges ertrinken zu lassen und in lebensbedrohliche Lager zu sperren! Wir setzen in unserer Arbeit auf kommunale Verankerung und lokale Initiativen und fordern Städte und Kommunen in ganz Deutschland dazu auf, sich zum “Sicheren Hafen” zu erklären und für eine menschliche Migrationspolitik zu streiten. Bereits 169 Kommunen haben sich zum Sicheren Hafen erklärt und sind damit bereit, mehr Geflüchtete aufzunehmen, als ihnen durch die Verteilungsquoten zugewiesen werden. Denn: Wir haben Platz! Wir wollen Menschen aufnehmen! Der Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat Horst Seehofer hindert uns allerdings mit seiner rassistischen Abschottungspolitik daran. Mit seinem Nein zum Landesaufnahmeprogramm stellt er sich gegen den demokratischen Willen der Bundesländer Berlin und Thüringen. Wenn Platz da ist, sich Gemeinschaften dazu entscheiden diesen zur humanitären Hilfe zu nutzen, warum sollte dies dann nicht umgesetzt werden?

Das macht uns sauer! Dich auch? Was kommt Dir nun in den Kopf, wenn Du an das Mittelmeer denkst?

Werde aktiv und mach bei uns mit! Schreib uns eine Mail an berlin-info@seebruecke.org und komm zum nächsten Plenum!

Wir fordern: 

  • die Entkriminalisierung der zivilen Seenotrettung. Wir fordern konkret den Aufbau eines europäischen Seenotrettungsprogramms!
  • Die sofortige Evakuierung aller geflüchteten Menschen aus den europäischen Lagern und eine gerechte Umverteilung auf alle europäischen Mitgliedstaaten!
  • Eine radikale Wende in der europäischen Grenz- und Außenpolitik. Wir wollen um Europa keine Mauer. Die europäische Abschottung muss enden!
  • #DefundFrontex! Entzieht dem menschenverachtenden Grenzschutzheer Frontex die Gelder!
  • Aufkündigung der Verträge mit der Türkei, Libyen und anderen afrikanischen Staaten, die im Namen der EU Menschen gewaltsam an ihrer Flucht nach Europa hindern!
  • Fähren statt Schlauchboote! Menschen muss es möglich sein, auf legalem Weg nach Europa zu gelangen.
  • Reform des Dublin-Systems! Geflüchteten steht zu, ihre Heimat in Europa frei zu wählen. Alle europäischen Staaten müssen sich gegenseitig solidarisch dabei unterstützen, geflüchteten Menschen ein neues Zuhause zu bieten!
  • Länder wie Griechenland und Italien dürfen bei der Versorgung neu angekommener Geflüchteter nicht allein gelassen werden!

Wir fordern außerdem eine offene Gesellschaft, in der ein solidarisches Zusammenleben möglich ist!

Menschenrechte dürfen keine Privilegien sein, die nur weißen Menschen im globalen Norden gewährt werden. Flucht, Migration und ein würdevolles Leben sind und bleiben Menschenrecht!

Kein Mensch ist illegal!

Seenotrettung ist kein Verbrechen!

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Englisch:

What does the Mediterranean mean to you?

What is your answer to this question? What do you think of when you see this poster? What comes to mind?

Holidays on white sandy beaches, the smell of sunscreen and flickering heat, or people on a life-threatening crossing to Europe in an overcrowded rickety dinghy that could sink due to the smallest wave?

What finally made you take out your mobile phone and scan the QR Code? Interest? Questions? The feeling of being powerless regarding the current situation at Europe’s external borders?

The Mediterranean Sea is currently the deadliest border in the world. Too many people look away and close their eyes to the humanitarian emergency that is going on at the EU’s external borders. This is where the EU pursues a policy of closure: Investing in “border protection”, expanding Frontex and financing dictators, pushbacks and camps that are incompatible with humanity. EU deals with Turkey, Libya and African are struck to ensure that refugees never reach the European territory. The EU has outsourced the inconvenience of border protection – the blatant disregard of human rights – by funding and training Libyan border patrols, who subsequently drag refugees from their dinghies at sea and push them back against their will. Once back in Libya, refugees are forced into prisons from which they have to buy their way out and are further exposed to violence and torture. Once on European soil, the situation is precarious: more than 40,000 refugees, including more than 4,100 unaccompanied minors,  still wait in camps on the Greek islands, living in catastrophic conditions.

The European Member States are not only violating their obligation of sea rescue, they are criminalizing and actively blocking civil sea rescue organizations. Ships from Sea Watch, Sea Eye or Mare Liberum are being detained and blocked in ports for weeks under dubious pretences. If they succeed in leaving the port and saving human lives, they often do not receive permission to allow them to disembark even when there are medical emergencies on board. Germany is also involved in the criminalization of civil sea rescue. In March this year, the Federal Ministry of Transport and Digital Infrastructure (BMVI), under the leadership of Federal Minister Andreas Scheuer, modified the Ship Safety Regulation in a way that private rescue and observation ships registered in Germany can no longer legally leave port.

We, the SEEBRÜCKE, have placed these posters all over the city to get your attention. SEEBRÜCKE is a civil movement, working since 2018 and now nationwide, supporting sea rescue in the Mediterranean and the reception of refugees. Because: Seeking safety is not a crime! Sea rescue is not a crime! But it is a crime to allow people to drown or lock them up in  camps! In our work, we focus on local engagement and initiatives and call on our cities and municipalities throughout Germany to declare themselves as “Safe Harbours” and to fight for a humane migration policy. Already 169 municipalities have declared themselves a “Safe Harbour” and are thus prepared to accept more refugees than the distribution quotas allocated to them. Why?: We have space! We can accept more refugees! But the Federal Minister of the Interior, Building and Community Horst Seehofer blocks us from doing so with his racist isolationist policy. With his “No” to the Landesaufnahmeprogramm, he is opposing the democratic will of the federal states of Berlin and Thuringia. If there is room and  communities decide to use it for humanitarian aid, why can’t this be realised?

This makes us angry! Do you feel the same?

What comes into your head when you think of the Mediterranean?

Be active and join us! Write an E-Mail: berlin-info@seebruecke.org.

 

We demand:

The decriminalisation of civil sea rescue. We advocate specifically for the development of a European sea rescue programme!

The immediate evacuation of all refugees in the European camps and a fair distribution among all European Member States!

A radical change in European border and foreign EU policy. We do not want a wall around Europe. European isolation must end!

#DefundFrontex! Withdraw the money from the inhuman border protection agency Frontex!

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