Adalbertstr. 74

Ich, als alte Autonome und Berlinerin bin entsetzt über den Umgang mit Fakten, dem Tod eines Menschen und der Menschenverachtung in diesem Text.
Hier ist ein großes Unglück geschehen, das viele Ursachen hat. Ich arbeite seit 25 Jahren psychotherapeutisch und erlaube mir zu sagen, dass Suizide multifaktoriell sind, meist lange Vorgeschichten haben und am ehesten von Menschen verhindert werden können, die zum sozialen Feld gehören. Ich frage mich, wo sitz der Feind, vielleicht eher der Investment Fond der Kisch und Co gekündigt hat? Vielleicht die Senatsverwaltung, die einem Deal mit Vonovia zustimmt, um die deutsche Wohnen aus der Schusslinie zu bringen- Wo werden deren Adressen veröffentlicht? Wer beschmiert deren Hauser oder das des regierenden Bürgermeisters? Ist das vielleicht zu riskant? Braucht es da mehr Mut, als zu dieser anonymen Verleumdung? Wer klagt die reichen Amis an die unseren Kiez kaufen, weil es für sie billig ist? Ist eine alleinerziehenden Mutter und alten Kreuzbergerin aus kleinen Verhältnissen, die keine reiche Erbin ist und die Jahrzehnte Wohnraum für WGs für 6 euro Wohnraum zur Verfügung stellt, der Feind? –Hier wurde nie versucht möglichst Gewinn aus den Wohnungen zu schlagen. Jemanden so nachzusetzen ist menschenverachtend und feige und dient vielleicht der Abwehr eigen Schuldgefühls. Ja, da gab es eine Eigenbedarfsklage für ihre Tochter und das kann mensch diskutieren, ob so etwas politisch okay ist. Aber wer vermietet eigentlich in seiner Wohnung kein Zimmer unter und nimmt etwas mehr, als er selber zahlt und schlägt etwas Kapital aus seiner billigen Kreuzberger Wohnung?? Wo fängt das an? Wie wollen wir miteinander umgehen? Wie wollen wir lernen und besser werden in unseren Kämpfen? Die Selbstgerechtigkeit von Teilen der Autonomie ärgert mich seit Jahrzehnten. Es ist so wunderbar einfach selber richtig zu sein und die anderen sind das Schweinesystem. Habe ich auch mal gedacht, das war sehr schön….. schön einfach
Es ist anmaßend und polemisch jemanden eigenes Entsetzten und Mitgefühl abzusprechen und dient der Stimmungsmache, wozu soll das gut sein?Hier gibt es kein herzloses Schwein dem alles egal ist. Ich habe eher den Eindruck die anonymen Schreiber die Peter vielleicht kannten wollen eigen Schuldgefühle loswerden, indem andere schuldig sind – „ nur ich nicht“. Suizide haben Sprengkraft in jedem sozialen Gefüge. Das sind menschlich normale Mechanismen, aber ich, die seid 40 Jahren in dieser Stadt politisch aktiv bin vom 1. Mai Organisation über Gründung der Schokofabrik , über Knastarbeit und Hausbesetzung- frage mich, ob wir wirklich alle Linken die Eigentum gekauft haben in dieser Stadt und fair vermieten mit dem Investoren und Spekulanten, gleichsetzten wollen? Selbst, wenn sie Eigenbedarf für ihre Kinder in der Wohnungen anmelden? Hass und Hetzte sind für mich keine akzeptablen Mittel, zu mindestens, wenn wir uns von Populisten und der Bildzeitung unterscheiden wollen. Davon wird niemand wieder lebendig und wer von euch hätte Peter 20 Jahre eine Wohnung zur Verfügung gestellt? In welchem besetzten Haus oder Wohnprojekt hätte er Platz gefunden? Welche WG hätte Platz gehabt? Und einer Frau Angst zu machen ist keine starke Einzelleistung – sondern sehr einfach und feige, frei mach dem Motto: „ die ist Böse! Ich bin GUT!“
Die, die für Gentrifizierung verantwortlich sind, sind sicher schwerer zu treffen.
Und ich unterschreibe hier mal mit Namen Anne M.

[Anmerkung Kontrapolis: Dieser Kommentar bezieht sich offenbar auf den Text „Zwangsräumung kann töten, Frau Scharlach!“ Der Name der Autorin* wurde durch uns gekürzt.]

passiert am 05.07.2021