Koordination radikaler Solidarität
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Wir sind eine Koordination radikaler Solidarität, die sich aus anarchistischen, antiautoritären und antikolonialen Gruppen und Einzelpersonen mit unterschiedlichen politischen Backgrounds zusammensetzt. Wir glauben an horizontale und unmediierte selbstorganisierte Strukturen als Werkzeuge des Widerstands und des Kampfes und für die Zerstörung aller Formen der Repression, die der Staat und das kapitalistische System benutzen, um ihre Dominanz und Autorität in der Gesellschaft aufrechtzuerhalten.
Diese Koordination ist aus der Solidaritätsversammlung für den Hungerstreik von Dimitris Koufontinas entstanden, im Zuge derer wir uns an der Organisation und Teilnahme vieler Aktionen und Demos in Berlin beteiligt haben. Als eine Gruppe, die Teil der lokalen Bewegung ist, wollen wir weltweit aktiv Solidarität üben.
Da wir eine gemeinsame Basis in unseren Ideen und Praktiken gefunden haben, haben wir beschlossen, den politischen Kampf, den wir bereits geführt haben, weiterzuführen.
Für uns ist Unterdrückung der übergreifende Zusammenhang von Diskriminierung, Dominanz und Ausbeutung, die jeden Bereich unseres täglichen Lebens beeinflussen. Sie kann sich in Form von Repression durch das kapitalistische System und den Staat manifestieren oder durch jede Form von menschlicher Herrschaft über andere Menschen, über die Erde und über andere Lebewesen. Wir wollen gegen jede Form von Dominanz kämpfen; denn jede Form von Dominanz will uns stumm und gehorsam machen, während sie unsere Kulturen, Gemeinschaften und Träume zerstört und unsere Freiheit stiehlt. Wir wollen für eine Welt der Selbstorganisation, der gegenseitigen Hilfe und der Solidarität kämpfen.
Wir kämpfen gegen staatliche Kontrolle durch Polizeikräfte, politische Verfolgung, Inhaftierung, psychiatrische Folter, physische und psychologische Überwachung und jede Form der Kontrolle über Körper, Räume, Territorien und koloniale Fragmentierungen, als Praktiken, die für den Staat und den Kapitalismus funktional sind und als Mittel zur Aufrechterhaltung ihrer Machtverhältnisse eingesetzt werden. So kämpfen wir weltweit gegen jede repressive Institution, wie Migrationsbehörden, Gefängnisse, Geflüchtetenlager, psychiatrische Einrichtungen, Erziehungseinrichtungen und Kinderheime, Abschiebe- und Haftanstalten und viele mehr, um die Isolation und Ausbeutung zu durchbrechen, die diese Institutionen schaffen.
UNSERE GEMEINSAME BASIS
Ziel dieser Koordination ist es, Ideen und Praktiken radikaler Solidarität zu entwickeln, um der sich immer mehr verschärfenden Unterdrückung zu begegnen und sich offensiv dagegen zu wehren. Für uns bedeutet Solidarität weder Helfersyndrom noch Paternalismus. Es geht nicht darum, irgendwelche Privilegien zu haben und aufrechtzuerhalten, indem man die Trennung zwischen Helfern und jenen, denen geholfen wird, reproduziert. Solidarität bedeutet für uns, Unterdrückungssysteme zu zerstören, die Privilegien reproduzieren. Es geht um gegenseitige Hilfe und das Teilen von Ideen, Vorschlägen, Praktiken und Verantwortlichkeiten.
Wir denken an radikale Solidarität als eine Art Komplizenschaft in Absichten, Ideen und Aktionen. Solidarität bedeutet für uns, nicht aus Verpflichtung gegenüber einer heiligen Sache zu handeln, sondern weil es ohnehin unsere eigene Sache, Teil unseres Kampfes und Teil von uns selbst ist. Das bedeutet, dass wir nicht zulassen, dass unsere Ideen zusammen mit den Menschen unterdrückt werden, die der Repression ausgesetzt sind. Wir umarmen diese Ideen und setzen diese Kämpfe fort.
Während Repression niemals normalisiert werden sollte, sollte sie als eine Folge des Kampfes gegen die Autorität, ihre Institutionen und ihre Kultur verstanden werden. Solidarität ist dann ein inhärenter Teil des Kampfes, da die einzige Möglichkeit, gegen Repression zu kämpfen, darin besteht, mit den Betroffenen zusammenzustehen, öffentlich und politisch, jenseits ideologischer Affinitäten und persönlicher Verbindungen.
Darüber hinaus ist der Kampf gegen Repression und für aktive Solidarität ein notwendiges Mittel, um zu verhindern, dass wir und andere isoliert werden, insbesondere in einer Zeit der Pandemie, in der die Machthabenden mehr Formen der Kontrolle und Repression auf den Straßen, gegen soziale und antiautoritäre Kämpfer*innen und in jedem Teil unseres täglichen Lebens praktizieren. Dabei wird die Ausbeutung für den Profit verschärft, während gleichzeitig Covid als Rechtfertigung für die zunehmenden autoritären Maßnahmen dient, mit denen Staat und Kapital vor den Folgen eines seit Jahren erodierenden Gesellschaftsvertrages geschützt werden sollen.
Neben der notwendigen psychologischen und materiellen Unterstützung wollen wir eine solidarische Bewegung aufbauen, die zu Demonstrationen und Kundgebungen aufruft, bei Prozessen Präsenz zeigt und in die Gesellschaft interveniert, indem sie die Verfolgten einzubeziehen, mit dem Ziel ihren Kampf zu legitimieren und zu stärken. Unser Ziel ist es, die Repression zu entpersonalisieren, indem wir ihre Folgen kollektivieren und sie damit weniger bedrohlich machen, indem wir deutlich machen, dass es sich nicht um einen Konflikt zwischen einer Person und dem Staat handelt, sondern um die Reaktion der Herrschenden gegen die emanzipatorische Bewegung.
Wir entscheiden uns für den Aufbau einer antiautoritären, selbstorganisierten Struktur als Werkzeug im Kampf gegen Repression und Kontrolle. Einer der Wege, dies zu erreichen, ist, die Verbindungen zwischen den Solidaritäts- und Unterstützungsgruppen zu stärken und uns für andere Gruppen und Einzelpersonen erreichbar zu machen, so dass wir Ideen und Praxen entwickeln, Erfahrungen austauschen und uns über laufende Kämpfe auf dem Laufenden halten können. Wir wollen Solidaritätsaufrufe unterstützen und Kampagnen sowohl auf globaler als auch auf lokaler Ebene verbinden. Darüber hinaus wollen wir offensive Antirepressionsstrategien aufbauen, um kommenden Repressionen gegen Menschen im Widerstand zu begegnen. Wir wollen aktive Solidarität mit Menschen üben, die von Repressionsmaßnahmen jeglicher Art betroffen sind, was bedeutet, dass wir für die gleichen Kämpfe kämpfen, die sie auch kämpfen. Wir organisieren uns selbst und gehen gegen ihre Justiz und ihre Gesetze vor, ohne zurückzutreten. Unsere radikale Solidarität kann auf verschiedene Weise gezeigt werden und wir können kreativ sein, mit unserer Vorstellungskraft als einzige Grenze, um sie auszudrücken.
UNSER CHARAKTER UND UNSERE ENTSCHEIDUNGSPRINZIPIEN
Die Koordination hat einen horizontalen Charakter und besteht aus Einzelpersonen und Gruppen, die sich kollektivieren wollen. Entscheidungen werden auf der Basis von partizipativem Konsens oder Einstimmigkeit getroffen, die nach Diskussion und Austausch von Argumenten erreicht werden, wobei wir immer darauf achten, dass unser Austausch unsere politischen, sozialen und individuellen Unterschiede berücksichtigt und darauf abzielt, Beziehungen von Respekt und Vertrauen untereinander aufzubauen.
Wir wollen die Bildung von Mehrheits-/Minderheitsmeinungen vermeiden und überwinden. Aus diesem Grund verzichten wir auf Abstimmungen und Vetos, sondern streben eine kollektive Basis und Vereibarungen an. Es gibt verschiedene Gründe, warum nicht jede*r Einzelne oder jede Gruppe an jeder Entscheidung teilnehmen will oder kann (Themenaffinität, inhaltliche Meinungsverschiedenheiten, persönliche Zeitkapazität oder die Möglichkeit, in einer bestimmten Versammlung anwesend zu sein). In solchen Fällen gibt es die Möglichkeit für Untergruppen, im Rahmen der Versammlung autonom zu handeln. Auf der Grundlage der oben genannten Prinzipien ist jede Entscheidung und Handlung der Gruppe oder Untergruppe zu einem späteren Zeitpunkt zu reflektieren.
Wir stehen auch an der Seite von Gefangenen, verfolgten Gruppen und Einzelpersonen, die Forderungen stellen und für Reformen kämpfen, und beteiligen uns auch an breiteren Kampagnen, die solche Forderungen stellen, machen aber immer deutlich, dass diese Kämpfe nur dann ein Ergebnis haben werden, wenn wir parallel für die totale Zerstörung der bestehenden Verhältnisse kämpfen, die Gefängnisse und Repression überhaupt erst notwendig machen.
Unsere Haltung gegen jede Art von Autorität bedeutet, dass wir keine Zusammenarbeit mit irgendwelchen etablierten Institutionen, wie staatlichen Behörden, Politiker*innen, Medien etc. wollen. Unsere Aktionen sind selbstorganisiert und unmediiert, d.h. durch unsere eigenen Mittel und Kräfte entschieden, geplant und verwirklicht.
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Sie können unsere Körper einsperren, aber nicht unsere Ideen von Freiheit, und solange es Rebell*innen gibt, die sich gegen jeden Herrschaftsstaat erheben, werden unsere Ideen in der Praxis Gestalt annehmen, Mauern durchbrechen und sich ohne Grenzen verbreiten.
Radikale Solidarität gegen Unterdrückung!
Sabotiert das System!
Für eine Welt ohne Gefängnisse. Solange wir nicht alle frei sind, sind wir alle inhaftiert.
Kontakt: radicalsolidarity@systemli.org
RADICAL SOLIDARITY COORDINATION
We are a radical solidarity coordination made up of anarchist, anti-authoritarian and anti-colonial groups and indivuals from different political backgrounds. We believe in horizontal and unmediated self-organized structures as tools of resistance and struggle and for the demolition of all forms of repression that the state and the capitalist system uses to perpetuate its dominance and authority in society .
This coordination was born from the solidarity assembly for the hunger strike of Dimitris Koufontinas where we got involved organizing and participating in many actions and demos in Berlin. As a group that is part of the local movement, we want to be active in worldwide solidarity.
Finding common ground in our ideas and practices, we decided to go further with the political struggle we have already fought.
For us oppression is the overarching interrelation of discrimination, dominance and exploitation and how they affect every field of our daily lives. It can manifest itself in the form of repression from the capitalist system and the state, or from any form of human dominance over other humans, over the earth and over other living beings. We want to fight against every form of dominance; because every form of dominance wants us silent and obedient, while destroying our cultures, communities and dreams and stealing our freedom. We want to fight for a world of self-organization, mutual aid and solidarity.
We fight against the state of control of police forces, political persecution, imprisonment, psychiatric torture, physical and psychological surveillance and every form of control over bodies, spaces, territories and colonial fragmentations, as practices that are functional for the state and capitalism and are being used as means to maintain their balance of power. Thus we fight on a worldwide level against every repressive institution, such as migratory offices, prisons, migrant camps, psychiatric structures, educational institutions and children’s homes, deportation and detention centers and many more, in order to break the isolation and exploitation that these institutions create.
OUR COMMON GROUND
The purpose of this coordination is to develop ideas and practices of radical solidarity, to face the oppression that intensifies more and more and to fight back against it in offensive ways. For us solidarity does not mean saviourism nor paternalism. It is not about having and maintaining any privilege by reproducing the separation between helpers and those who are helped. What solidarity means for us is destroying systems of oppression that reproduce privileges. It is about mutual aid and sharing ideas, propositions, practices and responsibilities.
We think of radical solidarity as a way of existing as accomplices in intentions, ideas and actions. Solidarity for us means acting not out of obligation to a sacred cause, but because it is anyway our own cause, part of our struggle and part of ourselves. This means we don’t let our ideas become repressed along with the people that are facing repression. We embrace these ideas and continue these struggles.
While repression should be never normalized, it should be understood as a consequence of the struggle against authority, its instituitions and its culture. Solidarity is then an inherent part of the struggle, as the only way to fight against repression is to stand together with those affected, publically and politically, beyond ideological affinities and personal connections.
Moreover the struggle against repression and for active solidarity is a necessary means in preventing ourselves and others from becoming isolated, especially during the pandemic where people in power practice more forms of control and repression on the streets, against social and antiauthoritarian fighters, and in every part of our daily lives. This has seen an intensification of exploitation for profit while at the same time covid is used as justification for increasing authoritarian measures put in place to defend state and capital from the consequences of a social contract that has been eroding for years.
Apart from the necessary psychological and material support, we want to build a solidarian movement which calls for demonstrations and manifestations, shows presence in trials and intervenes in society, embracing the persecuted and aiming to legitimize and strengthen their struggle. Our goal is to depersonalize repression by collectivizing its consequences, thus making it less threatening, making clear that it is not a conflict between a person and the state but the reaction of the ruling against the emancipatory movement.
We choose to build an antiauthoritarian self-organized structure as a tool to fight repression and control. One of the ways to achieve this is to strengthen the connections between those in solidarity and support and make ourselves reachable to other groups and individuals, so that we can develop ideas and practice, exchange experience and keep updated on ongoing struggles. What we want is to support solidarity calls and connect campaigns on a global as well as a local level. In addition to this we desire to build offensive anti-repression strategies to face upcoming repression against people in resistance. We want to practice active solidarity with people subjected to any form of repressive measures, which means to keep fighting for the same struggles that they fight. We self-organize and take action against their justice and their laws without stepping back. Our radical solidarity can be shown in different ways and we can be creative, with our imagination as the only limit to express it.
OUR CHARACTER AND DECISION PRINCIPLES
The coordination has a horizontal character, and consists of individuals and groups that want to collectivize. Decisions are taken based on participatory consensus or unanimity, reached after discussion and exchange of arguments, always taking care that our exchange takes into account our political, social and individual differences and aims to build relations of respect and trust between each other.
We want to avoid and overcome the forming of majority/minority opinions. For this reason we do not vote or use vetos, but rather aim to form a collective ground and agreement. There are different reasons why not every individual or group wants or can take part in every decision (topic affinity, content disagreements, personal time or ability to be present in a specific assembly). In such cases there is the possibility for sub-groups to act autonomously in the frame of the assembly. Based on the principles mentioned above, every group or sub-group decision and action is accountable for reflection at a later point in time.
We also stand beside prisoners, persecuted groups and individuals that make demands and struggle for reform, and also intervene in broader campaigns which put forward such requests, however always make clear that these struggles will only have an outcome if we fight parallel for the total destruction of the existing circumstances that necessitate prisons and repression in the first place.
Our stance against any type of authority means that we do not want any cooperation with any established insitutions, such as state-authorities, politicians, media etc. Our actions are self-organized and un-mediated which means decided, planned, and materialized through our own mediums and powers.
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They can imprison our bodies but not our ideas of freedom, and as long as there are rebels rising up against every state of domination our ideas will take shape in practice, break walls and spread without borders.
Radical solidarity against repression!
Sabotage the system !
For a world without prisons. Until we are all free, we are all imprisoned.
Contact: radicalsolidarity@systemli.org