Beim Prozess gegen die VerschwöhrungstheoretikerInnen, werden wir nicht auf der Seite der Staatsanwaltschaft stehen

Dieser Text ist eine Übersetzung eines ürsprünglich auf französisch erschienen Artikels auf Paris-luttes.info

Über die Verwendung der Begrifflichkeit der Verschwöhrungstheorie als Aufstandsbekämpfungs-Strategie

 

Über die Verwendung der Begrifflichkeit der Verschwöhrungstheorie als Aufstandsbekämpfungs-Strategie

Anti-Masken, Anti-Lockdown, Anti-Impfung, Anti-5G: Als Verschwöhrungstheorie abgehandelt, werden diese Demonstrationen und Kämpfe von Linksradikalen desertiert und somit als fruchtbares Terrain den verschiedenen Aktivisten aus dem rechtsextremen Spektrum überlassen. Und auch wenn man sich sicherlich gegen gewisse Motivationen hinter diesen Kämpfen, wie zum Beispiel rassistische Tendenzen oder das Ohnmachts-Gefühl das manchmal durch gewisse durchaus abwägigen Theorien enstehen kann, entgegenstellen sollte, sind die meisten dieser Motivationen jedoch weit davon entfernt nur dumm und hirngespinnstig zu sein. Sowie es eine gewisse Mediatisierung gerne glauben lassen würde. Lassen wir uns nicht von einer durchaus klassischen Strategie der Spaltung durch die Herrschaft in die Irre führen.

Das erste was man sich vor Augen halten sollte, ist der enorme Vorteil, den die herrschende Staatsmacht durch die Verwendung solcher Begriffe, für sich herausholen kann. An dem Punkt an dem sich eine Opposition manifestiert, die nicht in das übliche journalistische Raster passt, wird mit der Bezeichnung der Verschwöhrungstheorie eine Begrifflichkeit erfunden, die es erlaubt zwei Fliegen mit einem Schlag zu erwischen. Zu einer Seite die Verteufelung (die Radikalen isolieren); auf der anderen Seite die Diffamierung. Pure Aufstands-Bekämpfungsstrategie. Man muss schon sagen, alle Demonstranten in einen Topf mit all denen die sagen, dass der Mond leer ist und aus Beton besteht, zu werfen, die beste Variante ist, um alle als verrückt darzustellen und somit, das was sie wirklich sagen, unter den Teppich kehren zu können.
VerschwöhrungstheoretikerInnen sind also jene, die die wiedersprüchlichen Direktiven der Regierung über die Masken-Pflicht denunzieren. Oder VerschwöhrungstheoretikerInen alljene, die sich darüber erstaunen, dass die hausgemachten Stoff-Masken plötzlich verboten werden, obwohl die Regierung ähnliche verteilt hat. VerschwöhrungstheoretikerInnen auch all die WandererInnen die glauben, dass Clusters nicht im Freien entstehen. Auch VerschwöhrungstheoretikerInnen diejenigen die sich über Kopfschmerzen beschwehren aufgrund der Telefonantennen auf ihrem Hausdach. Sogar das Pflegefachpersonal dass sich darüber beklagt, dass die Corona-Impfstoffe nicht den üblichen Tests unterzogen worden sind, wie zum Beispiel Studien über Langzeitwirkungen bei Schwangerschaften oder die Einwirkung auf die Fertilität und Befruchtung, werden in die Ränge der Illuminati geparkt und verdienen es bestimmt nicht von France Info (französischer informations radiosender) interviewt zu werden. Wenn es in den Kämpfen tausend Gründe gibt sich zu mobilisieren, werden die JournalistInnen bestimmt die auswählen, die als die unglaubwürdigsten erscheinen, um sie somit einfacher zertrampeln zu können.

„Confusion, confusion – it s such a terrible shame
Confusion, confusion – you dont know what you re saying“
Electric Light Orchestra

Verworrene Theorien geistern im Internet einige herum, und es werden sich immer ein paar Naive finden lassen, um sie zu teilen. Aber es ist schon mal wichtig sie nicht alle als Ganzes anzusehen.
Es existieren wahnsinnige Theorien, über die platte Erde, Reptilien und Nazis die auf der versteckten Seite des Mondes ihr Unwesen treiben. Und es hat andere denen man sich entgegenstellen muss, weil sie von paranoiden rassistischen Ideen geprägt sind. Bei den letzteren indentifiziert das soziale Unwohlsein Sündenböcke (Araber, Juden…), um ihnen die Verantwortung für die Misere der Welt zu übertragen. Die simple Tatsache, dass solche Theorien auf keinen Fall unvereinbar sind mit den Interessen der Dominierenden, müsste uns schon ein Licht aufgehen lassen.
Aber es gibt auch viele sogenannte „Verschwöhrungstheorien“ die spektakuläre Ereignisse mit wenig riguröser analytischer Diszplin behandeln, die aber in der Regel oft dennoch das Problem gut identifizieren (ökonomische Interessen der Mächtigen), um dann anschliessend weiterzufantasieren, über zum Beispiel das Entspringen des Virus aus einem chinesischen, russischen oder amerikanischen Labor. Oft sind ihre Feindbilder nicht weit entfernt von den unseren: Pharam-industrie, Intensiv-Agrikultur, internationale Finanzmärkte, digitaler Kapitalismus. Wenn gewisse Individuen, sich vorstellen, dass Bill Gates, Kinder Afrikas mit der Anti-Covid Impfung einen Electro-Chip zur Lokalisierung einspritzen will, ist die Denunzierung natürlich etwas zweifelhaft, aber die Idee ist nicht so weit entfernt von der Realität. Zu einer Seite ist die elektronische Lokalisierung (unter anderen Formen) immer presenter in unseren Leben; und zur anderen Seite sollte man diese Form der Philantropie, die die Fundamente von traditioneller Medizin die auf gewissen Kontinenten noch vorhanden ist und es somit noch erlaubt sich der totalen Abhängkeit gegenüber der Pharmaindustrie zu wiedersetzen, durchaus in Frage stellen. Um es zusammenzufassen, viele Menschen begreiffen immerhin von welcher Seite her die Gefahren auf uns zukommen.
Die Spezialität der journalistischen Orthodoxie ist es absichtlich alles miteinander zu vermischen, um somit besser all jene die ihr Monopol in Frage stellen, wegwischen zu können. An dieser Stelle giltet es darum sich zu entscheiden: wollen wir genauso wie die regionalen und nationalen Medien, die durchaus nicht frei von reeler Manipulation sind, wie zum Beispiel BFM (sensationalistischer französischer Informationssender), all jene die uns von der Weltverschwöhrung der Eliten erzählen, ins lächerliche ziehen, in dem wir sie sofort als dumme Antisemiten abhandeln. Oder wäre es nicht interessanter wenn wir uns dazu aufraffen auf eine weniger karikaturelle und personalisierte Art und Weise, zu analysieren, wo tatsächlich eine Korporation und eine Kooptation der Mächtigen da ist, und worin die Absicht alles zu dominieren, eine Absicht die nicht auf der Oberfläche der Erde halt zu machen scheint (z.b. Eleon Musk und seine Projekte von der Bevölkerung des Planeten Mars),besteht und wie sich dieser grenzenlose Kapitalismus der seit langem schon den ganzen Planeten kolonisiert hat weiter wandelt.

Verschwöhrungen gibt es offensichtlich. Die Fabrikation von Finanz-Krisen und die Ermordungen von marxischtischen Regierungs-Führungen durch imperialistische Kräfte (Thomas Sankara, Patrice Lumumba, Che Guevara, Salvador Allende…), Strategie der Spannung (siehe die Attentate von Piazza Fontana in Italien und dass Zusammenarbeiten von rechts-extremistischen Kreisen und dem Nato-Stay-behind Netzwerk Gladio, im Wohlwissen aller aufeinander folgenden Regierungen auch in Italien), Bomben Attentate gegen Oeko-Aktivisten (Attentat durch die französische Regierung gegen das Greenpeace Schiff Rainbow-Warrior, oder das Bomben-Attentat gegen die Mediensprecherin der Bewegung Earth First Judi Bari in den Vereinigten Staaten), Eliminierung von Revolutionären wie zum Beispiel Mitglieder der Black Panther Party. Die Beispiele sind es nicht die uns fehlen. Wenn die Geheimdienste im Schatten handeln, ist dies weniger um ihre Aktivitäten zu schützen, als vielmehr ihre Verbrechen. Weniger blutig, aber nicht weniger mörderisch, sind all die geheimen Sitzungen und Versammlung zwischen grossen Industrie-Chefs und Finanz-Bossen, die abgehalten werden, um gegen ihre Gegner vorgehen zu können, Lobby-Kampagen zu starten, ihr Macht-Monopol zu erhalten, jegliche staatliche Regulationen oder Limitierungen zu verhindern und somit ihre Profite auf dem Rücken der Bevölkerungen maximieren zu können.
Wir müssten vieleher sagen, dass die Verschwöhrung Mangelware ist, aber auf der Seite der sozialen Revolution. Die Mächtigen organisieren sich, und es ist bereits sehr lange her, dass die Blanquisten tot sind, der Komintern aufgelöst wurde, der Lenninismus vernichtet und das ein Aufbäumen von Unten Mühe hat sich zu strukturieren und eine dauerhafte Art und Weise zu finden, wie es sich gegen die etablierten Mächte entgegen stämme könnte. Die kleinste Revolte entsteht immer nur dank geheimen Diskussionen, bei denen man versucht Analysen zu teilen und sich zu Versammeln, im Unwissen der Polizei.

Everybody know the fight was fixed,
The poor get poor, the rich get rich
That s how it goes, and everybody knows.
Leonard Cohen

So zun tun, als ob es keine Verschwöhrungen gibt, macht keinen Sinn. Was wir hingegen den sogenannten „VerschwöhrungstheoretikerInnen“ sagen könnten, ist dass es gar nicht nötig ist so weit gehen zu müssen, um die Verschwöhrung zu finden. Man kann mit einem kritischen Blick Zeitungen lesen, diejenigen Medien suchen, die unabhängiger sind. Die Zahlen suchen, sie vergleichen. Die Börsen-Kurven und ihre Profite verfolgen. Sich über die vergangen und bewahrheiteten Verbrechen der Mächtigen informieren. Alles ist da, und genügt, um mehrere Tonnen von Dokumenten zu füllen. Was wir schlussentlich herausfinden, ist dass Menschen zu allem bereit sind, um an Macht und Geld zu gelangen, dass Besitz immer gieriger und unersättlicher macht, dass unser heutiges politisches System nach Tot stinkt und dass nur eine unwarscheinliche Revolution uns daraus heraus holen kann.

Wir können die Attitude der sogenannten VerschwöhrungstheoretikerInnen, die sich vor dem Journalismus, der unter den Fittichen von Wirtschaft und Politik steht, nur loben. Soziolgen haben schon seit langem, die weitverbreitete Logik die die Massenmedien animiert, und die darin besteht, dass Journalisten sich gegenseitig kopieren und für ihre Leserschaft am Boden rumkriechen, auf der Suche nach dem Hype, ohne die Informationen jeweils zu verifizieren. Wir wissen auch welchen grossen Firmen und welchen Millionären die Medien gehören, und wie die Redaktöre sich den Interessen der Aktionären biegen müssen, selbst dann wenn sie auch den Mut hätten nach kritischem Bewusstsein zu handeln. Wir können uns auch fragen, wieso die grosse staatliche Propaganda die wir in der Schule studieren, an gewissen historischen Grenzen halt macht (der 2. Weltkrieg) oder geografischen Grenzen ( autoritäre Regimes aber sicher nicht Demokratische Regierungen) sowie die Wolken von Tschernobyl an der Grenze zu Frankreich bei den Alpen halt gemacht haben.
Es scheint somit doch viel Sinnvoller zu sein, eine kritische Haltung gegenüber offizieler Informationen zu haben, als diese gelassen hinzunehmen.
Aber somit ist es so, dass sobald man sich ausserhalb der gewohnten Wege begibt, man auf alles stossen kann. Und an diesem Punkt können wir bemängeln, dass die Abwesenheit von riguröser Recherche, Informationenvergleich, Ueberprüfung des Wahrheitsgehalt von Informationsquellen, viele dazu führt eine Lüge mit einer anderen zu ersetzen.

Sympathy for devil

Es gibt auch viel verschiedene Analysen die einfache Antworten auf soziale Fragen suchen. Wenn man diesen glauben schenkt, dann soll das Ganze ein einheitliches Geheimnis, wie aus einem Polizei-Roman ergeben. Sobald man die Schuldigen gefunden hat (Rockefeller, Elon Musk, die Juden oder die Freimaurer), findet alles einen Sinn und man kann sich auf seinen Lorbeeren ausruhen. Die Wahrheit ist natürlich immer etwas komplexer, mit all ihren verschiedenen Teilnehmern und den verschiedenen Motiven. Die Antwort, die darin besteht sich einen zu mächtigen Gegener auszumahlen ist viel zu bequem, da sie einem dazu hindert sich die Mittel anzueignen dagegen anzukämpfen. Dort liegt wohl der Unterschied mit unseren politischen Analysen, die ab dem Punkt an dem ein strukturelles Problem erkannt ist, uns die Möglichkeit gewähren muss es zu bekämpfen. In dem wir erkennen, wie ein globaler Mechanismus sich in lokalen Realitäten einnistet, kann man sich zusammentun, sich dagegen wappnen und eventuel diesen Mechanismus Schach-Matt setzen. Zum Beispiel, anstatt die Implantation von Microchips durch die von Bill Gates vorangepuschte Impfkampagne oder die Kreation des Covids in einem chinesischen Laboratorium zu denunzieren, was uns in einer Position der Schwäche versetzt, können wir stattdessen das massive Voranschreiten der elektronischen und digitalen Bevölkerungs-kontrolle angreifen und bereits über die Mittel nachdenken wie wir gegen die angekündigten Gesundheits-und Impfpässe und das installieren von QR-Codes um in Bars oder Restaurants einkehren zu können, ankämpfen wollen. Oder an dem Punkt an dem wir uns über die Macht der digitalen-Mega-Maschinerie beklagen, wird es interessant darüber nachzudenken auf was für einer materiellen (und somit angreifbaren) Basis diese Macht aufbaut. Wenn wir uns wieder die Mittel unserer Kritik aneignen wollen, müssen wir einen handfesten Einfluss auf die Umstände ausüben.

Und somit, in dem wir uns zuviel damit beschäftigen, Verschwöhrungstheorien anprangern zu wollen, vergessen wir, dass wenn diese Theorien ihren Platz gefunden haben, es daran liegt, dass das Feld gegenüber den Lügen der Herrschaft ziemlich leer gelassen wurde. Das solche Dokumentar-Filme wie „Hold-Up“ (eine Doku, die von französischen reaktionären Kreisen gedreht wurde und einen sehr grossen Erfolg im Internet gefunden hat und vom französischen Staat zensuriert wurde), trotz seinen Wiedersprüchen und den teilweise absurden Passagen, einen solchen Erfolg verzeichnen konnte, daran liegt, dass es eines der raren Dokumentare ist, der eine grosse bandbreite an kritischen Stimmen über die Covid-Massnahmen zu wort kommen lässt. Und nicht nur, sowie die offiziele Presse, Dr.Raoult, die Stimme gewährt. (Dr.Raoult ist ein Chefarzt aus Marseille, der sich kritisch zu den Massnahmen äussert und in Frankreich sozusagen als Demokratie-Garant sich zum grossen Kritischen-Medien-Star während der Krise gemausert hat. Sogar Macron flog extra nach Marseille um ein medial inszeniertes Treffen mit Dr.Raoult abzuhalten). Nur einige überzeugende Gegen-Diskursse zu dem Covid-Krisen-Managment, wurden sehr spät in unabhängigen Medien veröffentlicht, bekammen aber wenig Gehör. Der grosse Erfolg vom Dokumentarfilm „Hold-Up“ zeugt eher weniger von der liebe zu Verschwöhrungstheorien, als vielmehr von der Unfähigkeit links-radikaler Kreise überzeugende politische Analysen in einem breiteren Umfeld als nur die eigenen links-radikalen Medien zu verbreiten. Dies wohl aus Faulheit oder aus einem Widerwillen sich die nötigen Mittel anzueignen.
Gegen das Verbreiten von Verschwöhrungstheorien, basiert eine Strategie darauf die absurden Argumente solcher Theorien zu denunzieren, dies manchmal sogar mit seriösen aber oft sehr dogmatischen Gegen-Argumenten. Das ist die Rolle die sich die Fake News Korrektoren der dominierenden Medien geben. Eifersüchtig über ihr Informations-Monopol, das von überall her Wasser fängt und dessen Vertrauen immer mehr schwindet, setzen sie heute vielmehr auf das Lynchen von VerschwöhrungstheoretikerInnen, als auf eine qualitative Restrukturierung ihres eigenen Aparates. Auch wenn wir den Journalisten, die mit seriösen Beweisen, frei erfundene Theorien kritisieren, nicht unrecht geben können, fragen wir uns doch wieviele von Ihnen den Mut und die Unhabhängigkeit an den Tag gelegt haben, das groteske und autoritäre Krisen-Managment der Covid-Epiedemie in frage zu stellen? Gegenüber den Wachhunden dieses Systems, sind uns all die Alu-Hüttchen Träger durchaus viel sympathischer, vorallem weil mit ihnen immer noch eine Dialogs-Möglichkeit existiert.

Wir dürfen nicht vergessen wieviel Zeit dass viele Anarchisten gebraucht haben, bevor sie sich der Gelbwesten-Bewegung, die von der Presse als Rechten-Pöbel abgetan wurde, angeschlossen haben. Und auch wenn es zu einem Teil wahr ist, dass die Bewegung rechte, reaktionäre und sehr verschwommene Tendenzen in sich getragen hat, ist es gerade eben auch weil wir in die Bewegung rein sind, und vom Inneren der Bewegung heraus den Rassimus dem wir uns gegenüber sahen, bekämpft haben, dass die Revolte der Gelbwesten eine sozialere und libertärere Neigung genommen hat. Dieser Kampf war nicht von Anfang her gewonnen. Das selbe giltet für uns mit den VerschwöhrungstheoretikerInnen. Diese Kämpfe desertieren und sie diffamieren, wird unserer Meinung nach ein grosser Fehler sein.