Auswertung zur Demonstration „Wir sind unregierbar – Meuterei & Rigaer 94 verteidigen!“

Am 23.03.21 fand eine Demonstration in Solidarität mit der Kiezkneipe Meuterei und der Rigaer94 statt.

Unser Ziel war es, gemeinsam auf die Straße zu gehen, um noch vor der anstehenden Räumung der Meuterei am 25.03. ein Zeichen der Stärke, Entschlossenheit und Unversöhnlichkeit zu demonstrieren. Dem eher spontanen Aufruf sind circa 1500 Leute gefolgt. Diese haben ihre Wut über die bevorstehenden staatlichen Angriffe auf unsere Projekte durch Innenminister Geisel und seine Schergen mit lauten Parolen, Feuerwerk, Transpis und vereinzelten Steinwürfen auf die Bullen zum Ausdruck gebracht.

Vor Beginn der Demo wurde vor der Meuterei eine KüFa eingerichtet, bei der sich alle noch eine kleine Stärkung abgreifen konnten. Schon zu diesem Zeitpunkt war der Kiez und der Startpunkt der Demonstration umzingelt von diversen Hundertschaften und Zivi-Bullen (PMS), die die Leute von der KüFa abfotografierten und sie verbal belästigten.

Zunächst konnten wir die Demonstration nicht starten, da die Cops die Straßen nicht freigaben und wieder und wieder damit „argumentierten“, dass der Verkehr noch nicht geregelt sei. Das Warten wurde jedoch mit etwas Feuerwerk und Parolen begleitet, so wurde eine Atmosphäre geschaffen, die einen dynamischen Start ermöglichte. Die Demonstration hatte von Anfang an ein zügiges Tempo, um den Bullen weniger Raum für Verschiebungen und Positionierungen zu geben. Dies und ein Steinwurf auf ein Einsatzfahrzeug wurde von den Bullen zum Anlass genommen, die Demonstration schon nach 100 Metern anzugreifen. Sie versuchten die Demo zurückzustauen, Druck aufzubauen und bildeten daraufhin einen Spalier, der einen Blick von aussen auf die Demonstration fast vollständig verunmöglichte.

Diese unangenehme Begleitung hielt die gesamte Demonstration über an, besonders im vorderen Bereich und an den Seiten wurden Menschen durch Schläge in die Seite, Schubsereien und sexuelle Belästigungen malträtiert. Nur selten war es möglich, das Frontbanner in seiner gesamten Breite zu halten. Die Bullen haben immer wieder versucht, den Frontblock einzuengen. Leider gab es im hinteren Teil der Demo weniger Dynamik, Fahrräder wurden geschoben und Lücken sind entstanden. Somit wurde die Geschlossenheit durchbrochen. Um den Bullen eine Übernahme der Demonstration zu erschweren, sollten alle selbstorganisiert Transparante mitbringen, auf Lücken achten und Informationen so weitergeben, dass ein Eingreifen der Cops erschwert wird. Dies hat nur im vorderen Bereich funktioniert.

Der zügige Schritt der Demo führte dazu, dass die erste Reihe nur von Ordner:innen getrennt dicht hinter den Bullen laufen musste. Gleich zu Beginn wurde die Demo von mehreren Seiten abgefilmt. Die zum Schutz gegen das Filmen eingesetzten Regenschirme wurden von den Cops als Vermummung gewertet, ab da wurde noch mehr gefilmt.

Ab der Rigaer Straße haben die Cops begonnen die Demo zu stauchen, das bedeutet, sie haben von hinten geschoben und von vorn blockiert. Laut eigener Aussage war ihnen die Demo zu schnell und sie wollten sie „etwas entschleunigen“. Hauseingänge und Hinterhöfe waren voll von Bullen und deren Hunden, hektisch wurde mit Taschenlampen jedes Haus abgeleuchtet. Als dann noch Böller neben ihnen explodierten musste der Spalier an einigen Punkten von den Bullen aufgegeben werden.

Auf dem Weg der Demo gab es diverse Solidaritätsbekundungen aus verschiedenen Projekten. Das Zielona Gora, die Rigaer 78, die Rigaer 94 und der Wagenplatz Convoi haben uns mit Transparenten, Feuerwerk, Musik und Rufen beglückt und die Cops mehrfach verunsichert. Die Stimmung der Demo war zumindest im vorderen und mittleren Bereich sehr gut, sie lief dynamisch, laut und konsequent schnell.

Wir haben uns entschieden, die Demo frühzeitig aufzulösen, um Festnahmen am Endpunkt der Demo zu vermeiden. Das Frankfurter Tor erschien uns ein guter Ort um in alle Richtungen aufzulösen. Die Kommunikation dafür hat leider nicht alle Reihen erreicht. Organisierte Reihen oder besser Blöcke in der Mitte und am Ende der Demo könnten hier hilfreich sein. Dennoch ist es gelungen, dass ein Großteil der Leute schnell und sicher die Demo verlassen konnte.

Bei der Auflösung kam es dennoch leider zu Festnahmen und Übergriffen durch die Bullen. Einem offensichtlichen Presse-Fotografen wurde bspw. die Kamera zerstört, als dieser Fotos von einer Festnahme machte. Eine Person wurde zur Gefangenensammelstelle am Tempelhofer Damm gebracht und erst gegen 22 Uhr entlassen. Alle anderen Festgenommenen wurden schon am Frankfurter Tor nach der Abfertigung in den Wannen gehen gelassen. Unsere Solidarität gilt den von der Repression betroffenen Gefährt:innen.

Diese Demo hat uns mal wieder bewiesen, welchen Geiste Geisels Handlanger:innen entspringen. Alle eingesetzen Bullen verbindet ein politischer Hass auf uns und unsere Strukturen. Die Feindlinie zwischen uns und dem Staat ist nicht verhandelbar, sondern eine Konsequenz in unseren Kämpfen gegen genau diesen. Wir haben keinen Bock auf den Versuch einiger „linker“, die einen Vergleich zwischen dem Vorgehen gegen uns und Querdenker:innen ziehen und dadurch Bullengewalt versuchen zu legitimieren. Es kann nicht offenkundiger sein, woher der „sozialdemokratische“ Wind weht, um auch den letzten Verteidiger:innen des Bestehenden die Augen zu öffnen.

Solltet ihr Repression erfahren haben, könnt ihr über die Rote Hilfe Kontakt zu uns aufnehmen:
https://www.berlin.rote-hilfe.de

Rigaer Straße, Meute bleibt – one struggle one fight!

Quelle Bild: PM Cheung Photography

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