Rassist*innen und Neonazis in sozialen Berufen

Seit Jahren werden in der organisierten Rechten Strategien verfolgt, um soziale Berufe gezielt zu instrumentalisieren und bestehende Strukturen zu unterwandern. Den wohl krassesten Fall extrem rechter Einflussnahme in diesem Kontext stellen die Verhältnisse an der Freien Schule am Elsengrund in Mahlsdorf dar: Hier ist es die Schulleitung, die sich über Jahre hinweg radikalisiert und eine freundschaftliche Beziehung zu einem international bekannten und vorbestraften Schoaleugner etabliert hat.

Seit Jahren werden in der organisierten Rechten Strategien verfolgt, um soziale Berufe gezielt zu instrumentalisieren und bestehende Strukturen zu unterwandern.

Die Freie Schule am Elsengrund

Den wohl krassesten Fall extrem rechter Einflussnahme in diesem Kontext stellen die Verhältnisse an der Freien Schule am Elsengrund in Mahlsdorf dar: Hier ist es die Schulleitung, die sich über Jahre hinweg radikalisiert und eine freundschaftliche Beziehung zu einem international bekannten und vorbestraften Schoaleugner etabliert hat.

Die Geschäftsführer*innen der Schule, die Ehepartner Britta Hackbusch und Andreas Schöpfer, waren aus Leipzig nach Berlin gekommen und hatten mit der Initiative Freie Waldorfschule Mahlsdorf / Forum Pädagogik Berlin e.V. und mit Unterstützung aus der Lokalpolitik auf die Gründung der Schule 2008 hingewirkt. In den folgenden Jahren kam es zu ersten Zerwürfnissen mit damaligen Unterstützer*innen und Eltern wandten sich an den Bund der Freien Waldorfschulen e.V., weil Hackbusch und Teile des Schulpersonals mit extrem rechten Einstellungen aufgefallen waren und entsprechende Inhalte in den Unterricht Einzug gehalten hatten. In Folge dessen kündigte der Verein den Vertrag mit der Schule und entzog ihr den Titel Waldorfschule.

Etwa zur gleichen Zeit pflegten zumindest Hackbusch und Schöpfer bereits ein freundschaftliches Verhältnis zur Familie des Neonazis und Schoaleugners Bernhard Schaub und seiner Lebenspartnerin Ute-Christiane Zielonka. Möglicherweise reicht die Bekanntschaft auf die Zeit Schaubs als Dozent am Lehrerseminar für Waldorfpädagogik in Leipzig zurück.

Der Schule ehemals nahestehende Personen berichteten davon, wie ihnen von der Schulleitung empfohlen wurde, sich mit rechten, verschwörungstheoretischen Inhalten von Anti-Zensur-Koalition (AZK), Ken KenFM Jebsen und Quer-Denken.TV zu befassen. Auf der „Konferenz“ der AZK, einem Forum für Verschwörungstheoretiker*innen, Geschichtsrevisionist*innen und Schoaleugner*innen, hatte Schaub 2010 einen Auftritt. Einem Deutschlehrer gegenüber wurde behauptet, dass es sich bei dem Tagebuch der Anne Frank um eine Fälschung handeln würde und es darum nicht im Unterricht behandelt werden könne 2. Bildungsinhalte zum Thema Nationalsozialismus werden an der Schule systematisch ausgeblendet.

Bevor die Familie Schaub-Zielonka 2013 in Berlin-Mahlsdorf unter Gleichgesinnten jenes Umfeld gefunden hat, wonach sie lange gesucht hatte, ging eine Reihe von Abweisungen und Schulwechsel in der Schweiz und Deutschland voran. Als die beiden Kinder im November 2010 erneut von einer Waldorfschule verwiesen worden waren, verfassten die Eltern Offene Briefe, in denen sie eine Hexenjagd inszenierten und um Solidarität warben. Schaub schrieb in einem dieser Briefe:„[…] Sie können aber auch andere Waldorfschulen informieren und sich dort beschweren. Die stecken alle unter einer Decke – wie man vor ein paar Jahren gesehen hat, als die Braunschweiger Schule nicht nur ihren Geschichtslehrer Andreas Mohlau entließ, der für die NPD arbeitete, sondern auch dessen Kinder aus der Schule warf. Wenn wir uns jetzt nicht gegen die Tyrannei einsetzen, kann es bald zu spät sein. Deswegen jetzt mit aller Kraft voran! Die EUROPÄISCHE AKTION führt zur Freiheit!“

„[…] Sie können aber auch andere Waldorfschulen informieren und sich dort beschweren. Die stecken alle unter einer Decke – wie man vor ein paar Jahren gesehen hat, als die Braunschweiger Schule nicht nur ihren Geschichtslehrer Andreas Mohlau entließ, der für die NPD arbeitete, sondern auch dessen Kinder aus der Schule warf. Wenn wir uns jetzt nicht gegen die Tyrannei einsetzen, kann es bald zu spät sein. Deswegen jetzt mit aller Kraft voran! Die EUROPÄISCHE AKTION führt zur Freiheit!“

Wie einem Brief Schaubs an die Schulleiter*innen Hackbusch und Schöpfer, der im Rahmen einer kürzlich ausgestrahlten Dokumentation 2 öffentlich wurde, zu entnehmen ist, war Schaub 2013 auf der Suche nach einem Haus mit Grundstück in Brandenburg:

„[…] Mit dem Hauskauf durch den Verein sind wir ebenfalls noch nicht weiter gekommen, aber das liegt auch am Bedürfnis, dass wir für unsere kulturellen Zwecke ein großes Gelände ohne direkte Nachbarn brauchen – und das gibt es am Rande von Berlin zu dem Preis, der für uns drinliegt, kaum. […]“

(sic!)

Welche kulturellen Zwecke gemeint sind, lässt sich erahnen, wenn man sich die engen Verflechtungen der Familie Schaub-Zielonka mit völkischen Siedler*innen wie den Artamanen oder den Ludendorffern sowie dem extrem rechten Jugendverband Sturmvogel – Deutscher Jugendbund anschaut. Ihre Kinder nehmen regelmäßig an den Zeltlagern und Tanz-/Veranstaltungen der konspirativ organisierten völkischen Szene teil.

Spätestens seit Sommer 2019 hat die Schule bzw. der Verein Forum Pädagogik Berlin e.V. den ehemaligen Rosalindenhof in der Gerhart-Hauptmann-Straße 33 in Grünheide OT Kagel bei Erkner übernommen und dort bereits mindestens eines ihrer regelmäßigen Volkstanzfeste veranstaltet, bei dem auch die Familie Schaub-Zielonka nicht fehlen durfte. Es ist zu befürchten, dass dieses Anwesen in Zukunft vermehrt für völkische Treffen und Feste genutzt werden wird.

Ein ausgesprochener Freund des Volkstanzes, der extrem rechte Videoblogger und bekennende Antisemit Nikolai Der Volkslehrer Nerling, war am 4. April 2019 bei einer Theatervorstellung an der Freien Schule am Elsengrund – auf Einladung der Schulleitung.

So wächst schließlich zusammen, was zusammen gehört. Es ist allerhöchste Zeit, dass diese Schule geschlossen wird.

Neben diesem sind auf unserer Website weitere Fälle extrem rechter Akteure aus Marzahn-Hellersdorf, welche in sozialen Berufen arbei(te)ten, dokumentiert.

https://www.marzhell.art

 

Bildunterschrift Bild oben: Andreas Schöpfer und Britta Hackbusch, 2020 (Screenshot: YouTube-Kanal der Schule)

Bildunterschrift Bild 2: Bernhard Schaub am 19.01.2019 bei einer völkisch-rassistischen Veranstaltung von Nikolai Nerling auf der Reichstagswiese (Foto: RechercheNetzwerk Berlin)

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