Die wirklichen Modelle für Nachhaltigkeit in Brasilien liegen außerhalb der COP30.

(Dieser Artikel von Peter Gelderloos ist ursprünglich auf truthout.org erschienen und wurde aus dem Englischen übersetzt.)

Diese amazonischen Gemeinschaften zählen weder auf Brasilien noch auf UN-Konferenzen, um sie zu schützen. Sie verteidigen sich selbst.

Eine Menschenmenge von Demonstrierenden, überwiegend indigene Amazonien-Gemeinschaften, drang letzten Monat in eine Sperrzone der 30. Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP30) in Belém, Brasilien, vor und erklärte, dass ihre Wälder nicht verkäuflich sind.
„Wir wollen unsere Territorien frei von Agrarindustrie, Ölexploration, illegalen Goldgräber:innen und illegalen Holzfäller:innen“, rief ein Anführer der Tupinambá-Gemeinschaft.
Die globalen CO₂-Emissionen steigen weiter, und die Abholzung schreitet in ganz Brasilien mit voller Geschwindigkeit voran. Doch selbst mitten in all dieser Verschmutzung und Zerstörung gibt es Gründe zur Hoffnung – allerdings findet man sie außerhalb der streng bewachten Tore der COP30, die vom 10. bis 21. November stattfand.

Entschlossene Gemeinschaften verteidigen sich selbst

Die Territorien der Ka’apor sind eine grüne Insel in einem Meer aus verbrannter Erde und Monokultur-Plantagen. Sie leben im östlichen Amazonien, einem Gebiet, das größtenteils bereits abgeholzt ist. Einer der Gründe, warum sie noch ein Zuhause und ein lebendiges Ökosystem haben, ist, dass sie sich nicht auf Regierungen oder private Investorinnen verlassen haben, um ihr Gebiet zu schützen.

Seit 2013 halten sie die Holzfäller:innen fern und haben 80 Prozent ihres abgeholzten Territoriums wiederhergestellt, indem sie auf direkte Aktion setzten: Sie schlossen die Zufahrtsstraßen der Holzindustrie, brannten Brücken nieder, setzten hunderte Holztransporter in Brand und nahmen zeitweise hunderte Holzfäller:innen gefangen, entkleideten sie, fesselten sie und verwiesen sie anschließend aus dem Gebiet.
Zu ihrer Territorialverteidigung gehörte auch, die FUNAI hinauszuwerfen, die brasilianische Regierungsbehörde, die eigentlich für den Schutz indigener Gemeinschaften zuständig ist. Die Ka’apor beschuldigen sie jedoch mit den Holzfäller:innen unter einer Decke zu stecken.
Die Ka’apor beseitigen darüber hinaus staatliche Einflüsse – etwa durch die Abschaffung des von der FUNAI aufgezwungenen Ein-Häuptling-Systems zugunsten ihrer traditionellen Tuxa ta Pame, einem stärker dezentralisierten Rätesystem.

Ein entscheidender Teil ihrer Strategie war die Schaffung von Schutzzonen rund um die Randzonen ihres Waldes. „Die Familien ziehen hierher, dahin, wo die Holzfäller:innen eingedrungen sind, und sie bleiben hier“, erklärt Marakaja, ein Gemeinschaftsführer, der seinen bürgerlichen Namen aus Schutz vor Repression zurückhält. „Wir werden sie weiterhin unterstützen. Wir werden weiterhin Zufahrtsstraßen schließen, Schutzzonen schaffen. Das ist wie wir es machen.“ Der Widerstand der Ka’apor kam nicht ohne Preis. Zwischen 2008 und 2022 wurden mindestens elf Angehörige ihrer Gemeinschaft brutal ermordet, ohne dass irgendjemand zur Rechenschaft gezogen wurde. Der Urheber der Strategie der Schutzzonen, Sarapo, starb im Mai 2022 an einer mutmaßlichen Vergiftung. Nur wenige Stunden nachdem ein Siedler, der in der Gegend lebt, ihm als Geschenk einen Fisch brachte, begann Sarapo Blut zu erbrechen und starb kurz darauf. Seine Gemeinschaft gedenkt jedes Jahr seines Todes und führt seine Strategie der Selbstverteidigung weiter.

Eine ähnliche Situation findet sich im Atlantischen Regenwald, der Heimat der Guarani und anderer indigener Gemeinschaften. Jerá Guarani, die dem Rat von Kalipety angehört – einer Gemeinschaft südlich von São Paulo –, sagte Truthout, ihre Gemeinschaft habe protestieren, Straßen blockieren und ihr Land mit direkter Kraft zurückerobern müssen, weil die Regierung ihre eigenen Gesetze nicht einhielt.

Sie erinnerte an eine Mobilisierung im Jahr 2013, als ihre Gemeinschaft sich vom Movimento Passe Livre inspirieren ließ – einer Bewegung, die für kostenlose Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr kämpft. Ihre Gemeinschaft habe damals begonnen, mit Blockaden „unser Land direkt zurückzunehmen“. Während dieser Mobilisierung, so Jerá, „wurde unsere Bewegung zu etwas viel Größerem, Dezentralerem und Nicht-Patriarchalem“.

Die Klimakonferenz hingegen ist weit entfernt von den Frontlinien im Amazonasgebiet – und sie hat sich als perfekte Bühne erwiesen, damit die FUNAI ihr Image reinwaschen kann. Die „Stärkung indigener Gemeinschaften“ ist eines der Hauptthemen der COP30, und die FUNAI veranstaltet während der gesamten Konferenz medienfokussierte Events mit indigenen Vertreter:innen aus aller Welt. Und doch berichten vor Ort zahlreiche indigene Gemeinschaften von der FUNAI als etwas zwischen einem aktiven Hindernis und einer hilflosen, bürokratischen Last.

Zwischen COP30 und den Frontlinien

In Kalipety und anderen Gemeinschaften nutzen die Guarani ihr neu zurückgewonnenes Land in guter Weise. Das bedeutet, traditionelle Praktiken der agrofloresta, der Waldgärtnerei, wiederzubeleben. Durch die Verbindung von Feld und Wald bauen sie Bananen, Mais, Bohnen und viele andere Pflanzen gemeinsam mit Bäumen an, die den Boden stabilisieren, ihn regenerieren und Lebensraum für andere Arten schaffen.
Anstatt sich in ein eindimensionales „Ein-Thema-Aktivismus“-Modell einzuschließen, gehen die Guarani- und Ka’apor-Gemeinschaften mehrere sich überschneidende Anliegen gleichzeitig an: Sie helfen dabei, indigene Menschen aus materieller Armut zu holen und zugleich ihre Kultur zu revitalisieren; sie stärken lokale Ökosysteme sowie die Widerstandskraft menschlicher und nichtmenschlicher Populationen gegenüber Klima- und Wirtschaftskatastrophen; und sie holen Kohlenstoff aus der Atmosphäre zurück in den Boden und in die Wälder.

Die UN selbst beklagt, dass indigene Gemeinschaften „80 Prozent der verbleibenden biologischen Vielfalt des Planeten schützen – aber weniger als ein Prozent der internationalen Klimafinanzierung erhalten“. Diese Diskrepanz untergräbt die grundlegenden Annahmen des UN-Ansatzes, der überwiegend auf Investitionen als Werkzeug des Wandels setzt. Man bedenke, wie viel indigene Gemeinschaften weltweit mit so wenig Geld erreichen. Und man vergleiche das mit der grünen Energiebranche, die ein Zentrum öffentlicher und privater Investitionen ist.

Der Boom der grünen Energie ist zugleich der Impuls für eine verheerende Welle von Landraub und neuen Bergbauprojekten, die indigene Gemeinschaften und die ländliche arme Bevölkerung überproportional treffen. Und während die Rückgewinnung indigener Territorien und Traditionen nachweislich positive Auswirkungen auf die Umwelt hat, hat die grüne Energieproduktion paradoxerweise die Förderung fossiler Brennstoffe sogar erhöht.

Indigene Gemeinschaften brauchen Ressourcen – doch Investmentbanker:innen und Regierungen sind womöglich nicht die besten Verbündeten dafür. „Wenn du darauf wartest, dass die Regierung etwas tut, wirst du immer noch rumsitzen, wenn du stirbst“, sagte Gah Te Iracema, eine Kaingang-Gemeinschaftsführerin aus dem Süden Brasiliens, Truthout auf der COP30. Die Gemeinschaft, die sie mit anführt, begann vor drei Jahren, ihr Land durch direkte Aktion zurückzunehmen. „Die Dinge funktionieren genauso wie damals, als dies ein Imperium war – nur die Namen haben sich geändert. Es ist dieselbe Struktur“, sagte sie.

Die auferlegte Armut der Kolonisierung ist eines der größten Hindernisse für die Wiederherstellung von Land und von überlieferten Techniken. Wie soll eine Gemeinschaft zum Beispiel traditionelle Ernährungs- und Bautechniken praktizieren, wenn die Pflanzen, auf die sie sich einst stützte, über Jahrhunderte hinweg durch eine auf Bergbau und Monokultur-Plantagen basierende Ökonomie ausgerottet wurden?

Gemeinschaften finden ihre eigenen Wege

Teia dos Povos, das Netz der Völker, ist ein wachsendes Netzwerk antikapitalistischer Gemeinschaften, die dieses Problem durch Praktiken der Solidarität und gegenseitigen Hilfe angehen. Das Netzwerk verbindet eine wachsende Zahl autonomer Gemeinschaften: Landbesetzungen der städtischen und peri-urbanen armen Bevölkerung, indigene Gemeinschaften und Quilombos (Siedlungen, die in Brasilien von geflohenen versklavten Afrikaner:innen und ihren Nachkommen, gegründet wurden.).

Terra Vista ist eine dieser Gemeinschaften. Auf einer verlassenen Kakao-Plantage gelegen, die das Land durch Monokultur zu Tode gewirtschaftet hatte, besetzten mehrere hundert Familien 1992 das Gelände und hielten es über zwei konfliktreiche Jahre hinweg, trotz mehrerer gewaltsamer Räumungen durch die Polizei.
Heute leben in Terra Vista über 300 Menschen, wie Gemeinschaftsangehörige berichten. Als sie das Land zurücknahmen, wuchs dort nur Gras. Jetzt ist es ein lebendiger Wald.
Zum Trotz gegenüber dem Versagen kapitalistischer Landwirtschaft bauen sie Kakao an, aber anders als das gescheiterte Plantagensystem orientieren sie sich an indigenen Methoden: Sie pflanzen die niedrigen Kakaobäume im Unterwuchs, zusammen mit Bananen oder Açaí. Dann setzen sie höhere Bäume wie Jacarandá, Jucá und Brasilholz. Dieses System, cabruca genannt, schützt den Boden und schafft einen reicheren Lebensraum. Zugleich liefert es der Gemeinschaft weitere Quellen für Nahrung, Brennstoff, Farbstoffe und Baumaterialien.

Neben ihrer eigenen Schokoladenfabrik und den Schulen, die viele Kinder und Jugendliche der weiteren Region besuchen, ist Terra Vista ein Labor für die Verbreitung von Ernährungsautonomie über den ganzen Kontinent hinweg.
Bruno, ein langjähriger Organisator von Teia dos Povos, der anonym bleiben möchte, weil er Repression befürchtet, empfing mich in seiner kleinen Wohnung. Er hatte gerade 100 Kilo traditionelles Saatgut nach Mato Grosso do Sul getragen – über 2.000 Kilometer entfernt –, um mehreren neuen Gemeinschaften dabei zu helfen, ihre eigenen Ernährungssysteme aufzubauen.
Allein im letzten Jahr produzierte Terra Vista 1.000 Kilo Maissaatgut – für die eigenen Vorräte und zur Unterstützung anderer Gemeinschaften. Jetzt bereiten sie Felder für Kürbis- und Bohnensaatgut vor. Terra Vista rettet traditionelle Saatgutarten vor dem Aussterben und züchtet neue Sorten, die an verschiedene Klimata und Bodentypen angepasst sind.

Bruno zeigte mir ein Stück Land, auf dem sie milho branco anbauen, eine weiße Maissorte, die den Guarani Kaiowá heilig ist. Sie nennen ihn avati moroti, den Vater der Samen. In der traditionellen Landwirtschaft der Guarani Kaiowá muss weißer Mais vor allen anderen Pflanzen gesetzt werden, doch viele Gemeinschaften hatten seit 40 Jahren oder länger keinen Zugang mehr zu diesem Saatgut.

Ein so transformativer, vielschichtiger Ansatz für etwas so Lebenswichtiges und Komplexes wie Ernährung erscheint innerhalb der COP30 unmöglich. Dort, wo Industrieverband-Lobbyist:innen und Regierungsbeamt:innen, die weder je Nahrung angebaut noch Vertreibung von ihrem Land erlebt haben, die Agenda festlegen und entscheiden, welche Vorschläge vorangetrieben werden.
Ein dezentraler, basisdemokratischer Ansatz lässt sich dagegen gut an große Städte anpassen, wo Wohnen oft der Einstiegspunkt für Bewegungen ist, die eine ökologische Autonomie erreichen wollen. In Belo Horizonte, der drittgrößten Metropolregion Brasiliens, haben sich schätzungsweise 100.000 Menschen durch direkte Aktion gemeinschaftliches Wohnen erkämpft, berichten Wohnkampfaktivist:innen der Stadt.

Durch die Besetzung leerstehender Gebäude im Zentrum oder brachliegender Flächen an der Peripherie verschaffen sich die Bewohner:innen nicht nur kostenlosen Wohnraum, sondern Lebensräume, die Verteilprojekte für Kleidung und andere Ressourcen, kostenlose Kurse, Filmvorführungen und Veranstaltungsräume einschließen. An den urbanen Rändern haben Gemeinschaftsangehörige ganze Viertel aufgebaut, durch direkte Aktion, Solidarität und gegenseitige Hilfe.

In beiden Umgebungen gilt: Wo immer die Bewohner:innen Platz finden, sieht man Gärten, Hühner und Kompostprojekte – sie verbessern den Zugang der urbanen armen Bevölkerung zu nährstoffreicher Nahrung und erinnern zugleich alle Beteiligten daran, dass ökologische Beziehungsgeflechte auch in den Städten existieren.

Die Wohnungsbewegung von Belo Horizonte stärkt die schwarzen, indigenen und ehemals wohnungslosen Menschen, die eine zentrale Rolle in ihr spielen. Ein besetzter Wohnblock im Zentrum von Belo Horizonte, die Ocupação Maria do Arraial, ist nach der Schwarzen Gemeinschaftsführerin benannt, die im späten 19. Jahrhundert vertrieben wurde, um Platz für die Gouverneursresidenz des Bundesstaates Minas Gerais zu schaffen.
Wie ich an anderer Stelle geschrieben habe, schärft diese Art von generationenübergreifender Erinnerung, eine bewusste Verbindung zu historischen Linien des Widerstands, unsere Analyse und unsere Entschlossenheit, indem sie uns mit den gewaltigen Reservoirs kollektiver Erfahrung verbindet.

COP30s Scheinlösungen zurückweisen, echte Lösungen aufbauen

All diese Bewegungen wirken noch inspirierender, wenn wir uns vor Augen führen, was geschehen könnte, wenn soziale Bewegungen weltweit die Klimakonferenzen und den grünen Kapitalismus zurückweisen würden und stattdessen all ihre Leidenschaft und ihre Ressourcen darauf verwendeten, basisdemokratische, ökologische Projekte aufzubauen und miteinander zu verbinden. Alles, vom Bauen bis zur Landwirtschaft, könnte sich radikal verändern.
Die Betonproduktion ist für 6 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, doch in diesen basisgetragenen Bewegungen werden bestehende Gebäude instand gehalten und neue Häuser aus recycelten oder natürlichen Materialien errichtet. Die kapitalistische Landwirtschaft verursacht rund 30 Prozent der weltweiten Emissionen, zusammen mit einem ganzen Bündel verwandter Probleme wie Abholzung, Erschöpfung und Vergiftung von Böden und Wasser sowie ausbeuterischen Arbeitsbedingungen.

In den Gemeinschaften hingegen, die in ganz Brasilien aufblühen, arbeiten die Ernährungssysteme der Menschen mit der Ökologie, nicht im Wettbewerb gegen sie. Sie holen Kohlenstoff aus der Atmosphäre, stellen den Boden und das Ökosystem wieder her, bringen Wälder zurück und schaffen Ernährungsautonomie: Sie verwandeln Landwirtschaft in eine Quelle von Würde und Resilienz.

Mit einer drastischen Verschiebung hin zu lokalisierter Produktion würde der Transportsektor (13,7 Prozent der globalen Emissionen) weit weniger Treibstoff benötigen. Und wenn Kunst- und Unterhaltungsformen nicht länger auf dem Konsum von Waren basierten, wenn Bauweisen und Lebensrhythmen spezifisch an unsere lokalen Klimata angepasst wären, könnten auch der Energie- und der Industriesektor (29,7 bzw. 12,7 Prozent der globalen Emissionen) massiv reduziert werden.
Schließlich: Wenn wir den Großteil des Asphalts, den die Autokultur benötigt, herausreißen würden und die Monokultur-Plantagen von genetisch modifizierten Kiefern und Eukalyptusbäumen wieder in echte Wälder verwandelten, könnten wir innerhalb weniger Jahre zu einer Gesellschaft übergehen, die nicht nur geringere Emissionen hat, sondern negative Emissionen. Einer Gesellschaft, in der niemand Mangel an Nahrung, Wohnraum, Gesundheitsversorgung oder Würde leiden müsste.

Diese Bewegungen zeigen, dass wir nicht noch einmal 30 Jahre warten müssen, ohnmächtig gegenüber Institutionen, die große Versprechen machen, aber einzig darin erfolgreich sind, neue Wege zum Profit zu finden. Wir können die Räume, in denen wir leben, zurücknehmen, sie verwandeln und wieder verlässliche Hüter:innen der Ökosysteme werden, von denen unsere Überlebensfähigkeit abhängt.

Die COP30 ist Teil jenes politischen und ökonomischen Machtgefüges, das die Krise hervorgebracht hat. Es ist höchste Zeit zu erklären: Wir brauchen sie nicht.

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