Berliner Immobilienunternehmen Ziegert Group stellt Insolvenzantrag

Das Unternehmen Ziegert hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Tausend Eigentumswohnungen verkauft. Nun hat die Dachgesellschaft Insolvenz für zwei Hauptgesellschaften beantragt.

Die Ziegert Group hat für ihre beiden Hauptgesellschaften, die Ziegert GmbH und Incept GmbH, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Charlottenburg eingereicht. Das teilte das Immobilien- und Projektentwicklungsunternehmen am Montag mit. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Berliner Rechtsanwalt Friedemann Schade bestellt.

Grund für den Insolvenzantrag sei ein „nachhaltig und dauerhaft schlechtes Marktumfeld für den Wohnimmobiliensektor mit hohen Zinsen, steigenden Baukosten und einer negativ geprägten Stimmung unter Immobilienkäufern“, teilte das Unternehmen mit. Auch die „jüngsten geopolitischen Entwicklungen“ hätten zu der Situation beigetragen, da sie zu „einer tiefgreifenden Unsicherheit im Markt“ geführt hätten.

Das Berliner Unternehmen ist seit fast vierzig Jahren im Geschäft und ein zentraler Player auf dem Berliner Immobilienmarkt und darüber hinaus. Auch in Leipzig bietet Ziegert Eigentumswohnungen an. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen insgesamt mehr als 20.000 Wohnungen an Privatpersonen verkauft.

Geleitet wird das Unternehmen vom Gründer und Gesellschafter Nikolaus Ziegert und vom Geschäftsführer Kyrill Radev. Der Beirat des Unternehmens ist prominent besetzt mit dem ehemaligen Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) und dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz. Auf Tagesspiegel-Anfrage wollte das Unternehmen nicht auf die Frage antworten, wie viele Mitarbeitende in den beiden insolventen Gesellschaften nun betroffen seien. Laut den Angaben, die das Unternehmen auf Linkedin macht, dürften es etwa 180 sein.

Auf Tagesspiegel-Anfrage teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Friedemann Schade mit: „Zusammen mit meinem Team verschaffe ich mir aktuell einen Überblick über die Struktur der Unternehmensgruppe, die einzelnen Gesellschaften und ihre jeweiligen Projekte sowie die Finanzierungen.“ Die Gruppe werde unter seiner vermögensrechtlichen Aufsicht fortgeführt.

Solange das Insolvenzverfahren nur vorläufig geführt und noch nicht im Hauptverfahren eröffnet wird, bleiben auch Ziegert und Radev als Geschäftsführer weiter in ihrer Verantwortung. Alleinige Entscheidungsbefugnis erhält der Insolvenzverwalter bei Eröffnung eines Hauptverfahrens.

Eigentumswohnungen und Quartiersentwicklungen

Der Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeit liegt in Berlin. Ziegert entwickelt sowohl selbst Immobilienprojekte und Quartiere, tritt als Makler auf, hat sich aber auch einen Namen damit gemacht, die Wohnungen von in Eigentum aufgeteilten Mehrfamilienhäusern zu vermarkten.

Aktuell in der Entwicklung befindet sich unter anderem ein gemischtes Quartier am Kiehlufer in Neukölln, wo rund 300 Wohnungen und Gewerbeflächen entstehen sollen. Eine weitere Projektentwicklung von Ziegert beziehungsweise der Projektentwicklungs-Tochter Incept befindet sich auf der Mierendorffinsel in Nord-Charlottenburg. Erst vor wenigen Tagen startete das Unternehmen die Vermarktung von Eigentumswohnungen in einem Mehrgenerationenprojekt namens „Onni House“ in Köpenick.

Schon länger finanzielle Probleme

Finanzielle Probleme soll es bei Ziegert schon seit einiger Zeit gegeben haben. Schon im Herbst 2022 teilte das Unternehmen mit, dass die Ziegert Group „angesichts des veränderten gesamtwirtschaftlichen Umfelds“ ihre Unternehmensstrategie „adjustiere“, Prozesse optimiere und sich neu aufstelle, weswegen man sich auch von Mitarbeitenden trennen müsse.

Den Konzernabschluss der Ziegert Group Holding für das Geschäftsjahr 2023 ist aktuell noch nicht im Unternehmensregister hinterlegt. Regulär hätte das eigentlich bis Ende 2024 passieren müssen. Es gibt eine Nachfrist bis zum 1. April. Wenn der Geschäftsbericht bis dahin immer noch fehlt, ist ein Ordnungsgeld fällig. Für die Ziegert GmbH ist der Jahresabschluss 2023 ebenfalls noch nicht veröffentlicht, für die Incept GmbH hingegen schon.

Im September 2024 ging das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem Investmentunternehmen H.I.G. Capital aus Miami ein. H.I.G. stellte Ziegert 50 Millionen Euro zur Verfügung, um damit „bestehende Projekte und strategische Ankäufe zu finanzieren“, wie H.I.G. damals mitteilte. Diese Summe reichte aber offenbar nicht aus, um die finanziellen Engpässe von Ziegert auszugleichen.

Vergangenen Herbst stand das Unternehmen wegen einer Tagesspiegel-Recherche in der Kritik, weil es in einem Neuköllner Mehrfamilienhaus Wohnungen aus dem sozialen Wohnungsbau als Eigentumswohnungen vermarktete, auf denen weiterhin Belegungsbindungen lagen, die eine Nutzung durch Empfänger eines Wohnberechtigungsscheins vorsehen. Den Kaufinteressenten wurde angeboten, dass das Verkäuferunternehmen etwaige Bußgelder übernehmen würde.

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passiert am 24.03.2025