Degewo: Erdgeschoss von Berliner Firmenzentrale entglast
Wie erst jetzt öffentlich wurde, haben Unbekannte in der Nacht zum 4. Januar sämtliche Scheiben im Erdgeschoss der landeseigenen Berliner Wohnungsbaugesellschaft Degewo zerstört. Sie hinterließen eine politische Botschaft
Für die Verantwortlichen der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft und langjährige Mitarbeiter muss es ein Déjà-vu gewesen: Wie schon im Oktober 2017 wurden in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar 2025 die Scheiben der Unternehmenszentrale im Erdgeschoss der Potsdamer Straße 60 zertrümmert.
Damals hatten sich politisch motivierte Täter auf der Plattform
„chronik.blackbogs.org“ schuldig bekannt. Mit Hämmern wurde auf die Scheiben eingeschlagen – „als Warnung an die Degewo, dass sie lieber nicht übertreiben sollen“, hieß es vor gut sieben Jahren im Bekennerschreiben.
Auch dieses Mal hinterließen der oder die Täter eine Botschaft, allerdings kein Bekennerschreiben. Nach Informationen des Tagesspiegels, der über den Vorfall exklusiv berichtet, war auf einer der zerstörten Scheiben zu lesen: „Kein bezahlbarer Wohnraum in Berlin-Mitte“. Die entsprechende Scheibe wurde wegen Verletzungsgefahren durch spitze Splitter inzwischen entfernt. Auch in diesem Fall könnten Hämmer die Tatwaffen gewesen sein, wird im Unternehmen vermutet: Die Einschläge liegen alle auf einer Höhe, mehr oder weniger zentral in der Scheibenmitte.
Die Degewo ist mit mehr als 80.000 Wohnungen das führende kommunale Wohnungsunternehmen in Berlin. Es hat in den vergangenen Jahren mehrere Neubauprojekte in Mitte realisiert. Zudem ist die Aktiengesellschaft im Brunnenviertel (Brunnenstraße / Ackerplatz) mit rund 3900 Wohnungen, davon mehr als 1000 westlich der Brunnenstraße, größter Bestandshalter. Die Straße ist Anziehungspunkt für Kreative und Start-ups.
Die Glasschäden von Anfang Januar konnten bisher nur zu einem geringen Teil repariert werden, heißt es aus der Pressestelle des Unternehmens, das den Vorgang zunächst nicht öffentlich machte. Es handele sich um Spezialmaße, mithin um Sonderanfertigungen. Seit dem Angriff konnten erst zwei Scheiben ersetzt werden, sagte einer der Degewo-Pförtner dem Tagesspiegel.
„Wir sind froh, dass niemand verletzt wurde. Das Maß der Gewalt hat uns aber schon erschüttert“, sagte ein Sprecher der Degewo auf Anfrage am Dienstag. „Wir verstehen den Frust, den viele Berlinerinnen und Berliner haben, wenn sie sich schwertun, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Gewalt ist aber nie der richtige Weg, um diesen Frust zum Ausdruck zu bringen. Was wir für mehr bezahlbaren Wohnraum tun können, wird auch getan. Mit unserem Vermietungsprozess hat zudem jeder die gleiche Chance auf eine Wohnung bei Degewo. Wir geben jeden Tag alles für die Berlinerinnen und Berliner und werden uns davon nicht beirren lassen.“
Die Polizei konnte zum Ermittlungsstand zunächst noch keine Angaben machen. Die landeseigenen Gesellschaften Berlinovo, Gewobag, Howoge, Stadt und Land und WBM verzeichneten in den zurückliegenden Wochen keine Anschläge dieser Art. Die Gesobau ließ eine entsprechende Tagesspiegel-Anfrage bis zum Freitag unbeantwortet.
passiert am 18.01.2024