Legt ein Feuer. Je größer und heißer desto besser.
Wir möchten hier auf zwei Publikationen eingehen, die, zwar auf sehr unterschiedliche Weise, aber beide ungenaue bzw. falsche Behauptungen zu Aktionsausführungen verbreitet haben und damit Aktivistinnen in unseren Reihen lebensbedrohlich gefährden.
Unter der Schlagzeile „Im Fadenkreuz der Ökoextremisten“ versucht sich die WELT AM SONNTAG am 25.05.2024 in einer Buchstabensuppe an Einschätzungen und Mutmaßungen gegenüber der Gruppe „Vulkangruppe Tesla abschalten“ und anderer Gruppen. In behaupteten engen Kontakten zu Ermittlern aus Berlin und Brandenburg könnte man fast meinen, selbige wollen damit Staub aufwirbeln, um im Dickicht der Sympatisant:innen eine Spur zu finden.
Es war die weit bekundete Solidarität zum Anschlag auf Tesla und die offen geteilte Freude über den gelungenen Blackout von einer Woche in der Nähe von Grünheide, die jede Spur vernebelte. Diese Solidarität schützt uns bis heute. Vielen Dank. Es schützt auch, dass niemand spekuliert, Mutmaßungen und Überlegungen anstellt, oder Ermittlungsverlautbarungen kommentiert. Konsequentes Schweigen trägt jeden fahndenden Testballon der Ermittler ohne Wirkung davon, bis die Luft entweicht.
Im Artikel der WELT AM SONNTAG finden sich viele Mutmaßungen. Eine Behauptung wird wie ein Fakt dargestellt. Dieser Fake-Fakt ist Desinformation, die mit dem Leben von Menschen spielt, sei es aus ermittlerischem Kalkül oder journalistischem Profilierungswunsch. Die WELT AM SONNTAG behauptet: „Beim Anschlag auf die Stromversorgung nahe dem Tesla-Werk hatten sie ein Stromkabel entmantelt und mithilfe von Autoreifen ein Feuer gelegt.“
Eine „Entmantelung“ durch uns hat es nicht gegeben.
Kabel von Freileitungen im Hochspannungsbereich werden in der Regel oben am Mast durch Abstand und durch die Luft isoliert und haben keine zusätzliche isolierende Ummantelung. Folglich reden wir hier in dem Text ausschließlich von ummantelten Kabeln im oder am Bodenbereich. Das unmittelbare Arbeiten an diesen Kabelverbindungen oder gar die „Entmantelung“ eines solchen Hochspannungskabels im laufenden Betrieb ist auch den Kolleg:innen des betroffenen Netzbetreiber Edis aus Sicherheitsgründen untersagt.
Die sicherste „Entmantelung“ für Saboteur:innen ist ein Brandsatz unter einem Hochspannungskabel. Die Hitzewirkung wird den äußeren Mantel (Schutzhülle, Isolierung) des Kabels verbrennen und bei starker Hitzeentwicklung durch die weiteren Schichten dringen (Hochspannungskabel sind in mehreren Schichten aufgebaut). Die Ummantelung und die verschiedenen Schichten haben nicht die Eigenschaft die Kabel vor starkem Feuer oder einer Baggerschaufel zu schützen. So gibt es im Fall von Beschädigungen durch Bagger Sicherheitshinweise, wie Baggerführer:innen den Führer:innenstand sicher verlassen und sich von der beschädigten Stelle und dem Ort sicher entfernen sollen.
Durch unser sehr heißes und hohes Feuer sind die Kabelumantelung und stromführende, leitende Kabel (neben den Kabelmuffen im Schacht, den Isolatoren am Mast, dem Stahlgerüst bis hin zu den Freileitungen am Mast auf circa 20-25 Meter Höhe) zerstört worden.
Die von der WELT AM SONNTAG behauptete „Entmantelung“ suggeriert ein direktes, manuelles Arbeiten an den Kabeln mit Werkzeugen. Dies ist lebensgefährlich! Diese unverantwortliche Behauptung kann aber potentielle Aktivist:innen zur Einschätzung verleiten, dass solch eine „Entmantelung“ sinnvoll und gefahrlos machbar sei. Dem ist nicht so! Wir wiederholen nochmal und eindringlich: WELT AM SONNTAG spielt durch diese Fake-Info mit dem Leben von Menschen. Es ist ganz klar: Entmantelt niemals im LAUFENDEN Betrieb Starkstrom- Hochspannungkabel. Arbeitet auch niemals mit Sägen, Seitenschneidern oder anderen scharfen Werkzeugen an isolierten Kabeln im laufenden Betrieb!
Legt ein Feuer. Je größer und heißer desto besser.
In der Regel versucht der Netzbetreiber nach dem ersten Kurzschluss zum Test nochmal Strom durch die Leitung zu schicken. Es kann dabei zu einem starken elektrischen Schlag (Knall und Lichtbogen) vor Ort kommen. Danach gehen die Schalter des Netzbetreibers wieder auf Null. Da Ihr nicht des Lebens müde seid, bleibt Ihr sowieso nicht neben dem Feuer stehen und verfolgt auch nicht, ob die Kabel durch das Feuer entmantelt werden und der Kurzschluss herbeigeführt wird. Der dabei in unmittelbarer Nähe durch den Kurzschluss entstehende Lichtbogen ist lebensgefährlich.
.
Auch die Erwähnung von Aktionsformen gegen Masten in der Bewegungszeitung „Graswurzelrevolution 488 – April 2024“ sehen wir kritisch. Dort wird bei aller Sympathie für die Tat die Tesla- Aktion als elitär bezeichnet, weil sie hochtechnisiert sei und stellt die Aktionsform des Mastensägens dem als unelitär gegenüber. Wir denken, ob ein Hochspannungsmast gesägt oder angesteckt wird, von außen betrachtet sieht jede gelungene Aktion nach einem Werk von „Profis“ aus, aber mit gewissen Voraussetzungen kann jede zur Tat entschiedene Gruppe ohne Gefahr für „Leib und Leben“ und ganz unelitär einen Strommast zerstören. Die in der Zeitung Graswurzelrevolution gemachte Äußerung, dass das Umsägen von Strommasten ungefährlicher sei, gilt nur für jene Durchführungen, wo nichts dem Zufall überlassen wurde. Mit anderen Worten, Gruppen, die sich auf die besonderen Eigenschaften des Hochspannungsmasts gut vorbereitet haben und die sicher wissen, in welche Richtung er fallen wird. Die auch wissen, dass ein möglicher Lichtbogen beim Fallen des Masts eine Gefahr für sie darstellen kann, wenn sie sich nicht sicher entfernen/entfernt haben. Die lebensgefährlich verletzte Frau in Frankfurt wurde unseren Wissens nach dem Sägen, beim Sturz des Masts vom Lichtbogen erfasst, weil sie in die falsche Richtung gelaufen ist, bzw. der Mast sich verdreht hat. Sie hat sich die Verbrennungen aber nicht durch eine brennbare Flüssigkeit zugezogen, wie in der Graswurzelrevolution behauptet.
Wir teilen die Position der Graswurzelrevolution, das „Sachen weder verletzt noch getötet werden können, sie empfinden keine Gewalt, wenn sie zerstört werden.“ Aber dass die „Selbstbezichtigung“ durch Saboteur:innen einer Aktion als „gewaltfreie Sachbeschädigung“ statt „Anschlag“ vor dem Vorwurf des Terrorismus schützt, bezweifeln wir, wenn selbst schon auf Klimakleber:innen mit diesem Vorwurf geschossen wird.
Ganz aktuell wird „Ende Gelände“ als „extremistischer Verdachtsfall“ durch das Bundesinnenministerium eingestuft, während das Klima kollabiert. Es geht um Spaltung als Voraussetzung zur Zerschlagung einer sich radikalisierenden Bewegung. Wir empfehlen den Jugendorganisationen die Zusammenarbeit auszuweiten, um alle Teile der Bewegungen und „Ende Gelände“ zu schützen und nicht „die Zusammenarbeit zu beenden“, wie Bundesinnenministerin Faeser sich das heute in einer Pressekonferenz wünschte.
1987, so die Graswurzelrevolution, sei es zu „Schraubaktionen“ gekommen, bei denen Aktivist:innen auf Strommasten geklettert seien, um an die Schrauben zu kommen. Hier fehlt uns die Information, wo Aktivist:innen bei laufenden Betrieb eines Masts auf keinen Fall mehr hinklettern sollen. Wir befürworten solidarische Kritik, politische Bezugnahme und Auswertungen, wünschen uns aber im Artikel der Graswurzelrevolution eine stichfeste Beschreibungen von militanten und „gewaltfreien Sachbeschädigungen“, die keine falschen und gefährlichen Rückschlüsse ermöglichen.
Wir befürworten viele brennende oder gesägte „gewaltfreie Sachbeschädigungen“ von Hochspannungsmasten, wenn sie zum Beispiel die richtigen Firmen beeinträchtigen oder lahmlegen und keine Menschen gefährden. Und wir wissen, ein Hochspannungsmast vom Netz zu nehmen ist kein Zauberwerk. Wenn einige Kriterien beachtet werden ist das ungefährlich! Dann halten wir die Anwendung für sicher und massentauglich. In allen Ländern.
Grüße an alle auf der Flucht, im Untergrund, in den Gefängnissen und im Widerstand!
Liebe und Kraft allen Antif@s!
Unterstützt „Ende Gelände“
„Vulkangruppe Tesla abschalten“ – Die mit den Schnecken tanzen
Vulkangruppe Tesla abschalten! : Anschlag auf Stromversorgung
https://de.indymedia.org/node/344525
Nachschlag zum Brandanschlag auf Tesla
https://de.indymedia.org/node/345275
https://www.welt.de/politik/deutschland/plus251650668/Linksextreme-Szene-Oekoextremisten-spaehten-Firmen-in-Berlin-und-Brandenburg-aus.html