Der III. Weg bei den Kommunalwahlen in Brandenburg
Am 09. Juni 2024 finden in Brandenburg Kommunalwahlen statt. Zum ersten Mal nimmt auch die Partei „Der III. Weg“ an diesen Teil. Die Partei hat Kandidat*Innen für Kommunen in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin, Prignitz und Uckermark aufgestellt. Diese Regionen Nordbrandenburgs stellen im Moment die Schwerpunkte der Aktivitäten der Partei dar. Der Partei ist es gelungen, sich durch die Eingliederung mehrerer altbekannter Nazikader und einem Bündnis mit lokalen Kameradschaftsstrukturen im Norden Brandenburgs festzusetzen.
Landkreis Uckermark – Bundesvorsitzender und Brandstifter
Kopf hinter den Entwicklungen der Partei bleibt der in Angermünde kandidierende Bundesvorsitzende Matthias Fischer. Neben ihm treten auch seine Frau Tanja Fischer und Ives Denk für Kommunen im Landkreis Uckermark an. Tanja Fischer trat bereits 2008 und 2014 gemeinsam mit ihrem Mann zu Kommunalwahlen in Fürth an, damals noch für die NPD bzw. Bürgerinitiative Soziales Fürth (BiSF), die als Tarnorganisation der Kameradschaft Freies Netz Süd genutzt wurde und deren stellvertretende Vorsitzende Tanja Fischer war.
Mit Daniel Mörke komplettiert ein jahrzehntelang aktiver gewalttätiger Neonazi die Liste der Kandidat*Innen in der Uckermark. Mörke, der zum ersten Mal im Januar 2019 auf einer Aktion der Partei in Angermünde in Erscheinung trat und kurz darauf auf seinem ersten Aufmarsch der Partei in Fulda teilnahm, ist vor allem durch sein Mitwirken an einem Brandanschlag durch Neonazis im Jahr 1998 bekannt. Aus einer Gruppe von etwa 30 rechten Jugendlichen warf er mit Molotowcocktails auf das Alternative Literaturcafé in Angermünde. Für seine Beteiligung am Anschlag erhielt Mörke mehrere Jahre Haft, unterstützt wurde er dort von der mittlerweile verbotenen „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG) . Später organisierte er sich dann im Märkischen Heimatschutz, einem Kameradschaftsnetzwerk mit Ursprung in der Uckermark, welches von 2001 bis 2006 bestand. Heute vergeht kaum eine Demonstration des III. Wegs ohne die Beteiligung von Mörke. So war er auch am 01. Mai mit einer Reisegruppe aus Berlin bei der Demonstration der Partei in Sonneberg, während zeitgleich in der Uckermark Wahlkampf betrieben wurde.
Landkreis Prignitz – Neonazi Bauern
Im Raum Prignitz organisiert sich die lokale III. Weg Struktur um den Landwirt Mario Schulz aus Lanz. Dieser war seit den 1990er Jahren in der lokalen NPD aktiv und stieg bis 2003 zum Brandenburger Landesvorsitzender auf, nur um sich kurz danach von dieser wieder abzuspalten und die „Bewegung Neue Ordnung“ (BNO) zu gründen. Für deren Tarnorganisation JA zu Brandenburg konnte Schulz 2004 2% der Erststimmen in seinem Wahlkreis erreichen. Für die Partei „Der III. Weg“ trat Schulz bereits 2022 erfolglos zur Landratswahl. Zusammen mit ihm treten seine Frau Karin Schulz und als mutmaßlich weiteres Familienmitglied Stefan Schulz zu den Wahlen an.
Außerdem kandidiert Lutz Meyer aus Alt Krüssow ebenfalls in der Prignitz. Meyer ist bereits seit über 20 Jahren politischer Wegbegleiter von Mario Schulz und begleitete diesen bereits in der BNO.
Der letzte, eher unbekannte Kandidat für die Prignitz ist Benjamin Weise, dieser trat bislang nicht nachweislich auf Parteiveranstaltungen auf. Sämtliche Kandidierende in der Prignitz eint, dass sie in der Landwirtschaft tätig sind. Das führte in der Region bereits mehrfach dazu, dass die Partei „Der III. Weg“ sich das Label der Bauernproteste für ihre Aufmärsche zu eigen machte.
Landkreis Ostprignitz-Ruppin – Bündnis mit der lokalen Kameradschaftsszene
Im Raum Wittstock existiert seit mittlerweile Jahrzehnten eine Neonaziszene, die es geschafft hat eine hegemoniale Stellung in der Stadt und dessen Umland aufzubauen. Kern dieser Struktur ist Sandy Ludwig, Inhaber eines Tattoo Studios in Wittstock und Mitgründer der 2016 vom Innenministerium verbotenen Weiße Wölfe Terrorcrew. Im Jahr 2017 wurde Ludwig für einen Angriff auf alternative Jugendliche zu 2 Jahren Haft verurteilt. Dass „Der III. Weg“ im Raum Wittstock aktiv ist, setzt die Duldung der lokalen Neonazis voraus. So beteiligten sich an Demonstrationen der Partei eine Vielzahl Mitglieder der lokalen Kameradschaftler. Darunter Personen aus dem Kreis der ehemaligen Freien Kräfte Ost. Mit Patrick Dühmke aus Wittstock stellt der III. Weg einen altbekannten Kader aus den lokalen Kameradschaftsstrukturen auf. Dühmke ist bereits seit 2014 auf Neonazi Veranstaltungen in Wittstock anwesend. Am 04. März 2022 beteiligte er sich zum ersten mal auf einer Veranstaltung des III. Weg, deren Struktur er bereits seit spätestens 2021 angehört.
Die Brandenburger Kommunalwahl verdeutlicht eine sich seit längerem abzeichnende Entwicklung. „Der III. Weg“ tritt öffentlich fast nur im Norden des Bundeslandes in Erscheinung. Durch Bündnisse mit lokalen Neonazistrukturen kann die Partei in der Uckermark und im Raum Wittstock und Wittenberge Demonstrationen durchführen und neue Kader für die Struktur gewinnen. Große Mitgliederzahlen lassen sich dadurch jedoch nicht generieren. Bis jetzt gelingt es der Partei nicht sich im Bundesland flächendeckend auszubreiten.
Ursprünglich erschienen auf ausdemweg.net