Aufgaben und Chancen für Berliner Antifas in Brandenburg 2024

Die AfD und andere Rechte haben in Brandenburg derzeit gut zu lachen. Am 9. Juni stehen die Europa- und Kommunalwahlen an. Am 22. September dann die Landtagswahl. Die Wahlprognosen sehen die AfD noch immer als stärkste Kraft. Trotz vermeintlichem Streit haben sie ihr Wahlprogramm einstimmig verabschiedet. Die Themen in vielen Orten werden von der AfD gesetzt – oder gekapert. Es herrscht eine rassistische Grundstimmung und Abgrenzung und Abwertung von allen, die von der weißen patriarchalen Heteronorm abweichen. Regelmäßige gibt es Stände vom 3. Weg und Aktionen anderer rechter Splittergruppen.

*Genug zu tun also für Antifas!*

Und tatsächlich passiert in Brandenburg schon richtig viel: von Jugendgruppen bis „Demokratiebündnis“, Gedenkinitiative bis Gewerkschaften. Viele wehren sich und werden laut, denn es steht viel auf dem Spiel. Und auch in Berlin hat sich ein Bündnis gegründet, das Brandenburg als Thema nach Berlin holen will – und die Berliner Antifas nach Brandenburg: Das Solidarische Bündnis gegen Rechts Berlin (leider nur auf Instagram: https://www.instagram.com/gegenrechts_berlin).

*Runter von der Meta-Ebene! Stattdessen: Was sind unsere Ressourcen, was können wir heute und in nächster Zeit ausrichten?*

Doch so ganz sind die möglichen Folge der Brandenburger Wahlen noch nicht bei der Berliner Szene angekommen. Schade! Wir meinen: statt auf den öffentlichen Diskurs zu schauen und abzuwarten, was passiert, müssen alle Antifas nun das machen, was sie gut können. Das können viele verschiedene Dinge sein, zum Beispiel:

* Unterstützung bei Kundgebungen und Demonstrationen: bei Aufrufen vor Ort sein, hinfahren, für Masse sorgen. Aber immer solidarisch und innerhalb des vor Ort besprochenen Aktionskonsens. Ziel ist, niemanden in einer schwierigeren Situation zurückzulassen. Wir wollen auch keine Gräben zwischen „linken“ Akteur*innen vertiefen, sondern die Zivilgesellschaft stärken. Denn: wenns hart auf hart kommt, brauchen auch Antifas die Leute, die hinter ihnen die Reihen schließen.

* bei Aktivitäten unterstützen: Straßenwahlkampf, Schutz von Veranstaltungen, bei Angriffen Solidarität zeigen, Momente der Sichtbarkeit gezielt supporten. Viele Brandenburger*innen können sich schwieriger als wir exponieren. Die erste Reihe zu bilden, ist hier manchmal viel wert.

* Damit niemand alleine fahren muss, ergibt es Sinn, gemeinsame Anreisen zu organisieren. Das macht das Solidarische Bündnis gegen Rechts Berlin (für aktuelle Infos gibt es einen Telegramkanal: https://t.me/aktivgegenrechtz), aber längst nicht für alle Termine.

* Wichtig ist wie immer Recherche, ein Beispiel ist hier noafd.info: Die Gegnerinnen aus der Deckung holen, Verbindungen offenlegen, auf Einzelpersonen Druck aufbauen und sie zum Rückzug bringen. Viel hilft viel.

* Wer es kann und will: Kunst & Performance machen sowie auch direkte Aktionen.

* Material, wie Flyer, Sticker oder Plakate erstellen und verteilen. Das Straßenbild ist vielleicht nicht entscheidend, aber ein Bestandteil von Sichtbarkeit.

* oder Geld (z.B. das Crowdfunding vom Solidarischen Bündnis gegen Rechts – https://www.betterplace.me/spenden-gegen-rechts-lokale-initiativen-staerken?fbclid=PAAaZNheQO-YAEMn6rr2vrDTsC-SDKHlFfCFrCkE55gJtbLrGSJdPBIah) und Skillshares (z.B. Argumentationstrainings – https://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/kampagne/stammtischkaempferinnen/) organisieren.

Natürlich gibt es nicht das eine Rezept, um der AfD ihre Prozentpunkte zu klauen und die rechte Hegemonie zu brechen. Aber es gibt ein paar Zutaten, die das Kochen leichter machen. Dabei sollten wir vor allem zwei Ziele verfolgen: Zum einen den Rechten Raum und Stimmen nehmen. Zum anderen linke Stimmen und Projekte stärken.

*Auf nach Brandenburg!*

Wichtig dabei: nach Brandenburg fahren! Wenn alle antifaschistischen Berliner*innen 2x im Monat für eine Aktion nach Brandenburg fahren, ist das bis zur Landtagswahl auch nur jeweils 10-12 Mal. Zusammengenommen können wir aber echt was reißen. Damit das leichter und gezielter klappt, hilft es, sich z.B. einen Landkreis auszusuchen, wo ihr vielleicht schon einen Bezug zu habt: ob ihr hier besonders gern zum Zelten fahrt, schonmal ein Festival besucht oder Familie oder Freund*innen von euch wohnen. Informiert euch, was für Veranstaltungen hier von linken Bündnissen bereits bestehen und besucht diese. Denn überall in Brandenburg gibt es sichtbare und ansprechbare Antifas, die genau wissen, was lokal gebraucht wird. Als Berliner*innen können wir von ihnen lernen, unsere eigene Praxis daraufhin überprüfen, ob sie auch außerhalb von Berlin taugt, und neue Kontakte knüpfen.

Neben Veranstaltungen vor Ort zu besuchen, heißt Wahlkampf auch wieder Straße kehren! Wartet nicht darauf, dass andere Dinge organisieren, sondern nehmt mit eurer Bezugsgruppe die Sache selbst in die Hand – werdet kreativ! Ein paar Anstöße, wie sich rechte Propaganda im Wahlkampf sabotieren lässt, wurde für Berlin hier zusammengefasst: https://kontrapolis.info/12075/. Auf geht’s!