Mieterverein fordert von Vonovia Überprüfung aller Heizkosten-Abrechnungen
Nach eingeräumtem Fehler: Vereinschef kritisiert, dass Nachzahlungen bereits per Mahnung eingefordert werden. Der Fehler könnte auch weitere Siedlungen betreffen.
Nach dem Eingeständnis der Vonovia-Tochter Deutsche Wohnen, in Mariendorf fehlerhafte Heizkostenabrechnungen verschickt zu haben, übt der Berliner Mieterverein (BMV) Kritik an dem Wohnungskonzern. Der Grund: Vonovia verschickt laut Mieterverein in anderen Wohngebieten bereits Mahnungen an die Mieter, um die Begleichung offener Nebenkostenabrechnungen zu erwirken. Am vergangenen Freitag hatte die Deutsche Wohnen hingegen noch darauf verwiesen, dass sie ihren Energielieferanten aufgefordert habe, „die Abrechnungen“ für ihre Gebäude „erneut zu prüfen“.
„Anstatt ihre Mieterschaft mit Mahnungen für offenbar fehlerhafte Heizkostenabrechnungen zu überziehen, sollte Vonovia alle Heizkostenabrechnungen der Abrechnungsperiode 2022 umfassend überprüfen“, forderte BMV-Geschäftsführer Sebastian Bartels am Donnerstag. „Es ist angesichts auffällig hoher Nachzahlungen absurd, dass der Konzern in seiner Siedlung Mariendorf-Ost zwar einige Mieterinnen und Mieter um Entschuldigung für fehlerhafte Abrechnungen bittet und eine korrigierte Abrechnung ankündigt, nur wenige Haustüren weiter dagegen an den immensen Nachzahlungen festhält“, so Bartels.
Am Freitag hatte die Deutsche Wohnen eingeräumt, dass im Zuge einer Abrechnungsprüfung ein signifikanter Fehler gefunden worden sei. Für viele Mieter im Wohngebiet um die Britzer Straße sei die Heizkostenabrechnung für 2022 „falsch“ gewesen. Die vom Energielieferanten gestellte Rechnung sei „deutlich zu hoch“ ausgefallen. Der Abrechnungsprozess sei daraufhin sofort angehalten worden. Die Mieter seien informiert worden, dass sich ihre Heizkostennachzahlung „deutlich reduzieren wird“.
Nach Ansicht des BMV spricht „einiges dafür, dass die in Mariendorf-Ost eingeräumten Fehler berlinweit auch weitere Siedlungen des Konzerns betreffen“. Der BMV kritisiere deswegen das Verschicken von Mahnungen, zum Beispiel am Tempelhofer Damm. „Es ist wichtig, dass die betroffenen Mieterinnen und Mieter sich durch Mahnungen nicht einschüchtern lassen, sondern zusammenhalten und sich untereinander vernetzen“, sagte BMV-Chef Bartels.
Abrechnungen werden häufig nicht transparent erläutert
Nach Angaben des Mietervereins spitzt sich in der Beratungspraxis derzeit die Lage zu. So verlangten viele Wohnungsunternehmen trotz gesunkener Energiepreise „deutlich zu hohe Vorauszahlungen“ für das neue Abrechnungsjahr 2024. Außerdem würden „zahlreiche Heizkostenabrechnungen, zumeist im Zusammenhang mit Fernwärme und Wärme-Contracting“, enorme, das heißt vierstellige Nachforderungen aufweisen, „die viele Betroffene finanziell überfordern“.
Ein Großteil der von Wärmelieferunternehmen berechneten Kosten orientiere sich an einer „fast undurchschaubaren Berechnungsformel, in die auch Börsenpreise für Energie einfließen“, so der BMV-Chef. Manche Wohnungsunternehmen würden es bisher leider nicht vermögen, „ihre undurchschaubaren Abrechnungen transparent zu erläutern“. Daher sollten Mieterinnen und Mieter möglichst noch innerhalb der 30-tägigen Zahlungsfrist wichtige Belege anfordern und bis zur Gewährung ihr sogenanntes Zurückbehaltungsrecht nutzen, um Einsicht in Belege zu fordern und die Abrechnung im Anschluss daran sofort gründlich prüfen zu lassen.
Die Vonovia verweist darauf, dass sie für die Abrechnungen nicht zuständig ist und zeigt sich offen für Prüfungen vonseiten der Mieter. „Wir reichen die Heizkostenrechnungen der Versorger an die Mieterinnen und Mietern weiter“, sagte Vonovia-Sprecher Matthias Wulff. „Wenn diese oder ihre Vertreter aus Mietervereinen Fragen haben, Belege sehen möchten oder eine andere Beratung benötigen, dann stehen wir gerne für einen Austausch bereit.“
passiert am 18.01.2024