Dialoge mit Öcalan – Politischer Montagssalon im Ca­fé Morgenrot, Montag 4. April 19 Uhr, Kastanienallee 85

„Kurdistan ist eine Kolonie!“ (Abdullah Öcalan) – Die Neudefinition des antikolonialen Kampfes durch die kurdische Freiheitsbewegung

Es waren vier einfache Worte, die unter den Studierenden der Universität von Ankara Anfang der 1970er von Ohr zu Ohr geflüstert wurden: „Kurdistan ist eine Kolonie!“ Die Wirkung dieser Worte war bahnbrechend. Viele junge Menschen kamen hinter verschlossenen Türen zusammen und diskutierten nächtelang über die Tragweite dieser These. Immer mittendrin in diesen Debatten war Abdullah Öcalan, der spätere Gründer der Arbeiterpartei Kurdistans. Ihm gelang es revolutionäre Studierende, Kurd:innen und Türk:innen, von der Idee eines antikolonialen Kampfes gegen den türkischen Staat in Kurdistan zu begeistern.

Rund 50 Jahre sind seither vergangen. Die Revolution von Rojava ist das jüngste, und bislang weitreichendste Ergebnis des antikolonialen Kampfes in Kurdistan. In dieser Zeitspanne hat sich die kurdische Freiheitsbewegung neu erfunden. Dazu gehört auch eine weitreichende Neubewertung des Kolonialismus in Kurdistan. Der antikoloniale Kampf wird längst nicht mehr mit der Zielsetzung eines eigenständigen kurdischen Nationalstaats gleichgesetzt. Heute ist der Weg die Selbstorganisierung der Gesellschaft und die Negierung aller staatlichen Strukturen im Leben der Menschen. Diese Erkenntnis ist auch eine Folge der Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der antikolonialen Kämpfe in Afrika, Lateinamerika und Asien. Und der antikoloniale Kampf in Kurdistan ist längst kein Kampf mehr, der ausschließlich mit den Waffen gegen die Kolonialmächte geführt wird. Er ist auch ein Kampf, den die Gesellschaft und jeder einzelne Mensch ganz persönlich mit sich selbst austragen muss.

Wie hat der antikoloniale Kampf in Kurdistan seinen Anfang genommen? Wie zeigt er sich heute in Kurdistan? Und wie kann es gelingen, das koloniale Mindset in unseren Köpfen auszulöschen und unser Bewusstsein zu dekolonialisieren? Mit diesen und weiteren Fragen wollen wir uns in der kommenden „Dialoge mit Öcalan“ Veranstaltung auseinandersetzen.

Dialoge-mit-Oecalan-4-1.png