Nantes: Die Nacht der Barrikaden

Der Pyromane im Élysée-Palast hat das Feuer gelegt. In Nantes wie in ganz Frankreich haben spontane Aufrufe gegen den 49-3 innerhalb weniger Stunden Zehntausende von Menschen zusammengebracht. Es ging nicht mehr um die Renten, sondern um die „Revolution“, die in den Demonstrationszügen im Chor besungen wurde.

In Nantes wurde das Repressionsdispositiv, das die Stadt seit Monaten terrorisiert, dieses Mal überrumpelt: Selbst mit all seinen Granaten konnte es die Wut nicht niederschlagen.

Mehrere Stunden lang brennen Dutzende Barrikaden in der gesamten Innenstadt. Das ganze Herz von Nantes riecht nach verbranntem Plastik und Tränengas, aber es ist ein Sauerstoffschub: Endlich hebt man den Kopf.

Verschiedene Schaufenster von kapitalistischen Unternehmen werden eingeworfen. Die Übergriffe der CRS werden durch ein eindrucksvolles Feuerwerk auf Distanz gehalten. Viele Gewerkschafter halten mit der Jugend die Straße zusammen. In der Rue de Strasbourg muss die BAC unter dem Wurf von Molotowcocktails fliehen. Ein riesiges Feuer weicht den Asphalt auf. Das Stadtzentrum gehört den DemonstrantInnen! Mehrere Demonstrationszüge bewegen sich an verschiedenen Orten in Gelbwesten-Atmosphäre. In den Gassen von Bouffay weiß man nicht mehr, wer demonstriert und wer aus den Bars kommt, denn „alle hassen die Polizei“. Auf den Terrassen wird gesungen. Luxusboutiquen und Aushängeschilder multinationaler Konzerne werden abgeräumt. Bis 1 Uhr morgens können sich die Ordnungskräfte nicht bewegen, ohne von überall her beschimpft zu werden. Um 23 Uhr brennt auf dem Cours des 50 Otages immer noch ein Feuer, und die Demonstranten werden von Granatensalven vertrieben. Nach Mitternacht ist die Rue de Strasbourg immer noch blockiert, aufgerissen und wieder aufgerissen und über Hunderte von Metern mit Wurfgeschossen übersät. Das Wort „Rache“ steht in roten Buchstaben an einer Wand.

Sobald der französische Staat in unserer Stadt nicht mehrere Dutzend militarisierte Schwadronen aufmarschieren lässt, sobald die Gewerkschaftsführungen nicht die von der Präfektur gewünschte „gefährliche Route“ organisieren, kann der Zorn von Nantes endlich das volle Potenzial seiner Wucht entfalten. Und die Anzahl ist ziemlich egal, denn diese Nacht der Barrikaden wird mehr Lärm verursacht haben als die acht vorangegangenen, gut betreuten Umzüge mit ihren Zehntausenden von Menschen. Rennes, Nantes, Paris, Marseille oder Lyon, das Feuer breitet sich aus.

Nachdem er eine Reise in die Region Gironde abgesagt hatte, berief Gérald Darmanin heute Morgen alle Präfekten Frankreichs zu einer Videokonferenz über die „soziale Lage“ ein. Vier weitere Jahre mit Macron sind für alle undenkbar. Die Aufrufe zu einem „gewerkschaftsübergreifenden“ Tag in einer Woche erscheinen lächerlich. Nach dieser Nacht der Wut sollten wir unverzüglich handeln.

Dieser Bericht über die spontane Revolte in Nantes am 16. März, nachdem die französische Regierung ihre „Rentenreform“ per Dekret (49.3) durchgesetzt hat, erschien am 17.32023 auf Contre Attaque.

Gefunden auf bonustracks.blackblogs

https://bonustracks.blackblogs.org/2023/03/17/nantes-die-nacht-der-barrikaden/

Paris-Lyon-Marseille-Nantes-Des-violences-et-degradations-dans-plusieurs-villes-en-marge-des-manifestations-1598788.jpg

passiert am 16.03.2023