Irakischer Geheimdienst hält deutsche Journalistin fest
Acht Tage nach ihrer Festnahme durch das irakische Militär am 20. April konnte die deutsche Journalistin Marlene F., gestern am 28. April, erstmals mit einer Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft in Bagdad sprechen. Nach Auskunft der Botschaftsmitarbeiterin wird Marlene F. in einer Einzelzelle im Hauptquartier des Irakischen Geheimdienstes festgehalten. Marlene F. habe sich bis zum Kontakt mit ihrer Auslandsvertretung im Hungerstreik befunden.
Die 29-jährige Journalistin und ihr slowenischer Kollege Matej K. recherchierten während der letzten Monate im Şengal (Sinjar), dem Siedlungsgebiet der Ezid:innen (Jesid:innen) im Nordirak. Inhalt und Ziel der Recherche sind die gesellschaftliche Entwicklung im Şengal nach dem Genozid an den Ezid:innen im Jahr 2014, verübt durch den sogenannten Islamischen Staat. 2014 wurde über das Morden an und die Versklavung ezidischer Frauen weltweit berichtet, aber heute finden Informationen über die Lebensrealität der Menschen im Şengal nur noch selten ihren Weg in die Medien. Journalist:innen wie Marlene F. und Matej K. recherchieren vor Ort, um die Weltöffentlichkeit über die gesellschaftliche Bewältigung des Trauma des Genozids zu informieren.
Sie wurden an einem Checkpoint der irakischen Armee im Şengal festgenommen. Nach ihrer Festnahme verlor sich ihre Spur bis zum gestrigen Tag. Nach dem Besuch bei Marlene F. im Gefängnis informierte die Deutsche Botschaft den Anwalt über den gegen sie erhobenen Vorwurf: „Terrorunterstützung“. Die Recherche über die ezidische Gesellschaft wird heute von der irakischen Regierung als Terrorunterstützung ausgelegt.
Nach der Festnahme von Marlene F. und Matej K. hat ein Freundes- und Unterstützer:innenkreis gemeinsam mit der Familie am Montag, dem 25.04. einen offenen Brief an die Außenministerin Frau Annalena Baerbock geschrieben. Bis heute liegt keine Stellungnahme von Frau Baerbock vor. „Ich als Mutter frage mich, was Frau Baerbock, die sich selber für die Ezid:innen engagiert, dazu sagt, dass eine junge Frau, die sich für ein Ende des Leids der ezidischen Gesellschaft einsetzt, jetzt mit dem Vorwurf der Terrorunterstützung im Irak im Gefängnis sitzt.“ so die Mutter Lydia F.
Zu dem ebenfalls festgenommenen slowenischen Journalisten Matej K. gibt es weiterhin keinen Kontakt.