Schluss mit der Kriminalisierung von Migration International Demo in Krosno, Polen

[english unten]

Wir möchten unsere Solidarität mit all jenen zum Ausdruck bringen, die in den geschlossenen Auffanglagern inhaftiert sind. Offiziell werden sie zwar als Erstaufnahmeeinrichtungen bezeichnet, wir ziehen es allerdings vor, von Auffanglagern zu sprechen, weil die Bedingungen, unter denen Menschen dort leben, nichts mit dem zu tun haben, was rechtlich gesehen eine Erstaufnahmeeinrichtung sein sollte.
Wir werden diese Menschen nicht vergessen, auch wenn die Behörden alles in ihrer Macht stehende tun, um ihre Existenz aus dem öffentlichen Bewusstsein fernzuhalten.

Bewegungsfreiheit ist kein Verbrechen. Jeder Mensch hat das Recht, den Wohnsitz zu wechseln, sei es, weil er ein besseres Leben sucht oder aus jeglichen anderen Gründen. Doch obwohl sie kein Verbrechen begangen haben, werden Migrant:innen in ganz Europa verfolgt und inhaftiert.
Das ist inakzeptabel! Um unsere Solidarität zu zeigen, haben wir uns entschieden, dem geschlossenen Auffanglager Vengen einen Besuch abzustatten.

Samstag 12.02.22: Internationale Demonstration gegen das Auffanglager Vengen
Treffpunkt 12:00 Uhr in Krosno Odrzańskie, Townsquare, Polen
Bringt eure Transpis und Freund:innen mit!

Bewegungsfreiheit ist eines der grundlegenden Menschenrechte. Jahrhunderte lang haben Herrschende und Regierungen versucht, sie unter Kontrolle zu halten. Heute haben wir den Eindruck, in einer Welt zu leben, in der die Menschenrechte geachtet werden. Aber vor unseren Augen findet eine brutale Trennung statt, zwischen Menschen, die “legal” sind, und denen, die “illegal” sind. Den “Illegalen” werden die grundlegenden Rechte vorenthalten: das Recht auf Freiheit – sie werden auf unbestimmte Zeit in den so genannten “Ausländerzentren” inhaftiert – sowie das Recht auf Leben – die Menschen, die nach dem Grenzübertritt festgenommen werden, sind oft am Rande der Erschöpfung und werden in den Wald zurückgebracht und dort ausgesetzt. Wir wissen von einem Dutzend Menschen, die auf diese Weise ermordet wurden. Wir haben von mehreren Dutzend Menschen gehört, die im Wald in letzer Minute gerettet wurden. Niemand weiß, wie viele Menschenleben das Grenzregime in Polen und Europa bereits gekostet hat.

Menschen, die es geschafft haben, einen Asylantrag zu stellen, und solche, die dank der Bemühungen vieler Hilfsorganisationen und Einzelpersonen nicht in den Wald gebracht wurden, landen in geschlossenen Auffanglagern. Sie wissen nicht, wie viel Zeit sie dort verbringen werden, sie wissen nicht, in welcher Phase der Bearbeitung sich ihr Verfahren befindet, sie haben keinen Kontakt zu ihren Angehörigen oder zur Außenwelt, sie werden in überfüllten Zellen festgehalten und wissen oft nicht mal, wo sie sich befinden. Der Mangel an Informationen, die diese Menschen über ihren eigenen Fall erhalten (der angeblich durch einen Verwaltungserlass geregelt ist), und das Fehlen eines echten rechtlichen Rahmens machen die Lebensbedingungen in diesen Zentren noch schlimmer als in den Gefängnissen. Wochen- und Monatelange Aufenthalte unter diesen Bedingungen, die Angst vor der Abschiebung oder weitere Monate in Isolation verstärken Frustration, Depression und den oft ohnehin schon schlechten Gesundheitszustand. Völlig der Möglichkeit beraubt, selbst zu entscheiden, haben sie kaum eine Wahl der Protestmittel. Hungerstreik und Revolte. Das sind die letzten Mittel, die zur Verfügung stehen. Niemand, der nicht zum Äußersten getrieben wird, bringt sein Leben in Gefahr, indem er hungert oder eine brutale Unterwerfung riskiert.

Die migrationsfeindliche Propaganda schürt in der Gesellschaft eine irrationale Angst vor “Fremden”, die die Einführung weiterer Ausnahmezustände und somit die Einschränkung der Freiheit für die gesamte Gesellschaft ermöglicht.
Nach außen hin zeigen sich Unternehmer- und Politiker:innen durch großzügig subventionierte Wohltätigkeitsorganisationen besorgt während sie im Hintergrund, in der Politik alles daran setzen den Status quo – nämlich die Abhängigkeit der sog. ‘Länder des globalen Südens’ aufrechtzuerhalten. Dabei ignorieren Sie, dass genau diese Abhängigkeit zu Krieg, ungleichheit in der Ressourcenverteilung, Flucht- und Migration führt.
Durch Medienberichte untermauert, gewöhnen wir uns immer mehr daran, dass ein Leben unterschiedlich viel wert ist, jenachdem, auf welcher Seite der Grenze wir stehen.

Eine Solche Objektivierung von Menschen können und dürfen wir nicht weiter zulassen!
Wir fordern:
– Schluss mit der Kriminalisierung von Menschen mit Migrationserfahrung
– die Auflösung von Auffanglagern
– die Aufnahme aller Menschen, die auf dem Gebiet der Europäischen Union und Polens bleiben wollen, durch die Europäische Union
– Aussetzung ALLER Abschiebungen
– Umsetzung von Programmen, die eine Integration in neue Länder ermöglichen
– Gemeinsame Entwicklung einer neuen Politik und vollständige Veränderung eines Systems, das nicht an die Herausforderungen der heutigen Welt angepasst ist, wie z.B. die globale Erwärmung und ihre Folgen
– die Aussetzung des Baus einer Mauer an der polnisch-weißrussischen Grenze, die sich direkt gegen Migrant:innen richtet und die unwiederbringliche Zerstörung des Białowieża-Waldes mit sich bringt

Wir wollen nichts weniger als die Zerstörung der Festung Europa und ein Ende des globalen Grenzsystems.

Deshalb rufen wir zu einer internationalen Demo in Krosno Odranskie auf, wo sich eines der brutalsten geschlossenen Auffanglager, Vengen, befindet.

Am 12. Februar rufen wir alle solidarischen Organisationen und Einzelpersonen auf, sich um 12 Uhr auf dem Marktplatz von Krosno zu versammeln. Von dort aus werden wir gemeinsam zum Auffanglager gehen.

Bringt eure Transpis und Freund:innen mit! Kümmert euch umeinander. Kommt vorbereitet und autonom. Tragt unbedingt eine Maske. Es wird Essen geben. Wenn ihr etwas beitragen wollt, einen Input geben wollt oder Fragen habt, könnt ihr uns eine E-Mail an nbeastn@riseup.net schreiben.

 


 

Enough of criminalizing migration

We want to express our solidarity with all those imprisoned in the closed retention centers centers. Officially they are called centers for foreigners, but we prefer to speak of retention centers because the conditions in which these people live there have nothing to do with what legally should be a center for foreigners.
We will not forget about these people, even though the authorities are trying to do everything in their power to erase their existence from public awareness.

Migrating is not a crime. Everyone have the right to change their place of residence, wherever it is because they are seeking for a better life or not. However, despite the fact that they did not commit any crime, migrants are all over Europe prosecuted and imprisoned.
This is unacceptable! To show our solidarity we decided that we want to pay the Vengen retention center a visit.

Saturday 12.02.22: International Demonstration against Vengen retention center
Meeting point 12:00 at Krosno Odrzańskie, Townsquare, Poland
Bring your banners and friends!

Freedom of movement is one of the basic human rights. For centuries, rulers and governments have tried to keep it under control. Today it seems to us that we live in a world where human rights are respected. But a brutal segregation of people is taking place in front of our eyes, between those who are “legal” and those who are “illegal”. The “illegal” ones are deprived of basic rights; the right to freedom – indefinitely imprisoned in the so-called “detention centers”, and the right to life – people detained after crossing the border, often on the verge of exhaustion, are taken back to the forest and abandoned there. We know about a dozen people murdered in this way, we have heard about several dozen from people rescued in the forest. Nobody knows how many lives have already been consumed by the border regime in Poland and Europe.

People who managed to fill asylum applications and those who, thanks to the efforts of many people and aid groups, were not taken to the forest, end up in closed retention centers. They do not know how much time they will spend there, they do not know at what stage their procedure is, they have no contact with their relatives or the outside world, they are held in overcrowded cells, and often do not even know where they are. The lack of information given to these people about their own case – supposedly there by administrative decree -, and the absence of a real legal framework makes the living conditions inside these centers even worse than in prisons. Weeks and months spent in these conditions, fearing deportation or more months in isolation, increases frustration, depression and bad health conditions. Completely deprived of the power to decide for themselves, they have little choice of means of protest. Hunger strike and revolt. These are the last resort measures. No one who is not brought to extremes chooses to risk their lives by starving themselves or by risking brutal pacification.

Anti-immigration propaganda makes it possible to arouse an irrational fear of “strangers” in society, which enables the introduction of further states of emergency and restriction of freedom not only for migrants, but for all society. Outwardly, entrepreneurs and politicians show concern through generously subsidized charities while in the background, in politics, they do everything to maintain the status quo – namely the dependency of the so-called ‘countries of the global south’. They ignore the fact that this dependency leads to war, inequality in the distribution of resources, flight and migration. Underpinned by media reports, we are becoming more and more accustomed to the fact that a life is worth different amounts depending on which side of the border we stand.

We do not agree to such objectification of people.

We demand:
– no longer treating people with a migration experience as criminals
– liquidation of the retention centers
– admission by the European Union and Poland of all people who want to stay on its territory
– suspension of ALL deportations
– implementation of programs enabling adaptation in new countries
– jointly creating a new policy and completely changing a system that is not adapted to the challenges of the present world, such as e.g. global warming and its consequences
– suspension of the construction of a wall on the Polish-Belarusian border, aimed directly at migrants and bringing the irretrievable destruction of the Białowieża Forest

We want nothing less than to destroy the Fortress Europe and an end to the global system of borders.

Thus we make this open-call for an international demo in Krosno Odranskie, where one of the most brutal retention center, Vengen is located:

On February 12th we call all organisations and individuals in solidarity to come and gather at Krosno townsquare at noon. From where we will walk together to the retention center.
Bring your banners and friends! Take care of each other. Come prepared and autonomous. Make sure to wear a mask. There will be food. If you want to contribute something, give an input or you are having questions, you can write us an email at nbeastn@riseup.net

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passiert am 12.02.2022