Bericht von der 1. antifaschistischen Critical Mass gegen die Ausgangssperre

Am Samstagabend fand ab 20:30 eine unangemeldete Critical Mass gegen die Ausgangssperre statt. Ca. 100 antifaschistische Fahrradfahrer:innen drehten eine 17 km lange Schleife durch Kreuzberg, Friedrichshain, Mitte und Neukölln. Wir wollen kurz berichten, was passiert ist, um für künftige Fahrraddemos zu lernen.

Nach vielleicht 20 h reiner Onlinemobi fanden sich am Mariannenplatz knapp unter 100 Leute mit Rädern und einem großen Lauti-Lastenrad ein. Pünktlich kamen auch fünf Wannen der 31. Einsatzhundertschaft, die alle Leuten einzeln ansprachen und die Critical Mass nicht losfahren lassen wollten. Außerdem positionierten sie sich an allen Straßenausgängen. Ein paar fingen an mit ihnen zu diskutieren, andere starteten ein paar Runden um den Platz. Als die Cops das unterbinden wollten, fuhren die Leute weiter quer durch den Park. Dort sprinteten 30 Cops um die Demo aufzuhalten, was ihnen aber nur zu einem kleinen Teil gelang, festgenommen wurde niemand. Ab dann ging es in zwei Gruppen los, die größere fuhr ohne Polizeibegleitung Richtung Friedrichshain und Strausberger Platz. Kurz vor dem Alex wurde ein Auto mit Zivis an einer Barriere abgehängt. Zurück in Kreuzberg trafen sich beide Gruppen wieder. Mit „Ausgangssperren blanker Hohn – Lockdown für die Produktion“ und ähnlichen Sprüchen ging es durch den Görli nach Neukölln, mittlerweile mit Begleitung von Motorradbullen. Häufig stimmten Leute am Straßenrand und in den Parks unserer Demo zu oder gesellten sich sogar dazu. Kurz vor 22 Uhr fingen die Cops dann an die Demo zu stressen und kündigten an, dass sie um 22 Uhr auflösen würden. Punkt 22 Uhr kam die Critical Mass am Kotti an und hängte dort an Pollern die Streifenwagen erneut ab. In der Kohlfurter Straße versuchten die Bullen sich am ersten Kessel, am Wassertorplatz dann zum zweiten Mal. Beide Male konnte die Demo sie durch Hindernisse auf der Fahrbahn wieder abhängen. Plötzlich waren wir in Kreuzberg 61 und ganz ohne Polizeibegleitung. Es ging weiter zum Mehringplatz, wo wir eine Abschlussrunde drehten und uns dann nach 17 km und 2 Stunden in mehrere kleine Gruppen versprengten.

Es ist wichtig, dass wir den Protest gegen die Ausgangssperre auf die Straße tragen. Der Staat kann uns nicht verbieten, wann wir das Haus verlassen und wann nicht. Auch infektionstechnisch sind Ausgangssperren sogar kontraproduktiv, da sie dafür sorgen, dass Menschen sich eher drinnen treffen als draußen. Dort ist die Ansteckungsgefahr nämlich unvergleichlich viel höher. Das Virus läuft nicht nachts durch die Straßen sondern arbeitet tagsüber!

Unser Fazit: Rauf auf die Räder, die Straßen gehören uns! Auf Fahrrädern und ohne offizielle Route sind wir für die Hundertschaftscops sehr schwer zu kontrollieren, wenn wir erstmal los kommen. Dafür braucht es vielleicht einen größeren Startplatz. Auf ein Lastenrad würden wir nächstes mal eher verzichten, um beweglicher zu sein. Dafür braucht es mehr Leute mit kleinen Boxen. Gut ist auch, wie Critical Masses die Eigeninitiative stärken: Ein paar hatten Flyer erstellt und mitgebracht, andere Musikboxen, Autos in Seitenstraßen wurden selbstständig blockiert und zusammen wurde sich immer wieder spontan die Route überlegt.

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passiert am 24.04.2021