Autonomes Brandgutachten

Der Brandschutz. Eine recht bemerkenswerte Passion des deutschen Beamtentums. Mal lässt er Generationen von ProvinzpolitikerInnen im Metropolenwahn an ihrem Milliardengrab BER verzweifeln, ein anderes Mal schafft er das Unvorstellbare: Von SPD bis AfD, Politbonze bis Hundertschaftsbulle, ImmobilienspekulantIn bis Stammtischnazi – alle sorgen sie sich plötzlich um Leib und Leben der Bewohner*innen der Rigaer94. Ähnlich viel Zuneigung durften auch die Gefährt*innen im Hambacher Forst bereits vom NRW-Innenminister erfahren haben, als er sie aus Brandschutzgründen und zu ihrer eigenen Sicherheit aus den Bäumen knüppeln lies.

Es scheinen jedoch die Freund*innen in der Rigaer94 selbst ein Interesse an der Sicherheit ihres Hauses zu haben, so ließen sie die bezirkliche Bauaufsicht die Räume begutachten. Sobald die dabei festgestellten Mängel behoben sind, sollte Geisel doch endlich wieder ruhig schlafen können. Oder er hätte endlich Zeit sich Sorgen um die hunderttausenden Mieter*innen in Berlin zu machen, deren Fluchtwege aufs Dach vom Vermieter mittels Vorhängeschloss versperrt sind.

Es wird natürlich anders laufen. Der Brandschutz der Rigaer94 ist weniger baurechtliche Notwendigkeit, als vielmehr Ultima Ratio eines Staatsapparates, dem langsam die Ideen ausgehen. Wir wissen das und spätestens nach dem abschließenden Bericht der Bauaufsicht müssten es auch alle anderen wissen.
Wer weiterhin von der Notwendigkeit einer „Begehung“ des Hauses durch Bullen und Steuerhinterzieher (aka „Eigentümer“) spricht, ist entweder – und das wollen wir einigen Beteiligten nicht absprechen – geistig rot-rot-grün oder Teil der stillschweigenden Übereinkunft, weiterhin von Brandschutz zu reden und eine Räumung zu meinen.
Es könnte heute der TÜV das komplette Haus auseinandernehmen und noch auf die letzte Teetasse drei Prüfsiegel kleben, Geisel stünde am nächsten Tag vor der Presse und würde erschüttert verkünden, dass ein solches Gutachten nicht ausreiche, da ja nicht die Mängel festgestellt wurden, die sich seine Bullen vor mehreren Jahren aufgeschrieben und verursacht haben.

Sie werden sich wahrscheinlich nicht davon abbringen lassen, 500 Schweine durch die Rigaer94 marodieren zu lassen, um anschließend aufzuschreiben, was nicht alles kaputt ist in diesem Haus.
Ihr Ziel ist die Zerstörung des Hauses und der politischen Strukturen, so wie sie gerade so gut wie alle noch verbliebenen widerständigen Orte zu zerstören suchen. Langfristig werden wir das wahrscheinlich nicht verhindern können. Schon gar nicht, wenn die Hälfte derjeniegen, die sich als linksradikal verstehen, ihre politische Tätigkeit seit über einem Jahr darauf beschränken uns alle mit ihrem Stay at Home zu beschützen.

In einer Situation in der Berlin aber beschlossen zu haben scheint, alles platt zu machen, was sich noch ansatzweise seiner Verwertung entzieht und damit noch die letzte Luft zum Atmen in dieser Stadt nimmt – In einer solchen Situation braucht sich dann niemand beschweren, dass wir anfangen selbst die Stadt auf ihren Brandschutz zu überprüfen.

Wie die Boulevardpresse richtig festgestellt hat, brannten in Berlin-Mitte 15 Autos, als Ankündigung auf das noch Kommende. Egal ob Bucht, Rigaer Straße, Potse, Meuterei, Köpi oder Liebig34, jede Räumung unserer Orte wird Schutt und Rauch hinterlassen.

Unseren FeindInnen sagen wir: Ihr habt das Streichholz in der Hand und es brennt bereits. Es ist eure Entscheidung, ob ihr es jetzt noch ins Benzinfass werfen wollt, denn ihr wisst nicht wann und wo sich die Feuer ausbreiten werden.

Wir untermauern den Aufruf „Autonome Grüße an den Berliner Senat“ von 129 Autonome.

Wir verfolgen eure Schritte in der Riger94 und versuchen unsere Kämpfe zusammen zu führen,
auf dass das Spektakel ins Chaos übergeht!

AG

 

Da in absehbarer Zeit mit einem starken Anstieg brennender Parkplätze zu rechnen ist, an dieser Stelle noch ein paar grundlegende Anmerkungen:

– Trotz der allerorts vorhandenen Oberklassewägen sollte ein Abdriften in die totale Beliebigkeit unsererseits vermieden werden. Nicht jeder Stadtteil taugt als Schauplatz für ein Flammenmeer. Das richtige Auto in der richtigen Straße kann jedoch sicherstellen, dass die Botschaft auch ohne Erklärung verstanden wird.

– Zwischen eng parkenden Autos nur ein Bestimmtes mittels Feuer zerstören zu können, ist eine Illusion. Mindestens von geschmolzenen Plastikteilen und gesprungenen Scheiben muss bei benachbarten Autos immer ausgegangen werden. Bleibt der Brand lange unentdeckt und weht noch ein kräftiger Wind, können aus einem Feuerchen mitunter fünf brennende Autos werden. Wer ein Übergreifen ausschließen will, könnte zu Hammer, spitzem Gegenstand oder Spraydose greifen.

– Was bei PKWs eine Frage der Abwägung sein mag, ist es nicht mehr bei Wohnhäusern. Wir zünden keine an Wohnungsfenstern oder in Garagen unter Wohnungen parkenden Fahrzeuge an. Dabei ist zu bedenken, dass die Hitzeentwicklung eines in Vollbrand stehenden Wagens auch ausreichen kann, über einen schmalen Gehweg hinweg Fenster zerspringen zu lassen.

– Ein brennendes Auto bleibt nicht unbedingt an seiner Stelle. Ohne angezogene Handbremse kann es sich in Bewegung setzen und einige Meter zurücklegen.

– Nicht nur in den Fahrerkabinen von LKWs können Menschen schlafen. Auch eine Vielzahl prekarisierter LieferfahrerInnen ist gezwungen, in ihren Transportern zu übernachten.

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