Feuer für Dimitris Koufontinas
„Verdammt sei der Krieg. Wir wollten diesen Krieg nicht, er wurde uns aufgezwungen. Wir sagten, dass wir in diesem letzten Krieg kämpfen würden, für eine Gesellschaft ohne Ungerechtigkeit, ohne die Ausbeutung, die den Krieg gebiert. Damit der Krieg ein für alle Mal ein Ende findet.“
Seit 46 Tagen befindet sich Dimitris Koufontinas, revolutionärer Gefangener und Mitglied der Gruppe 17. November (17N), in einem Hungerstreik gegen die neuen Haftverschärfungen für politische Gefangene. Mittlerweile ist er in einem Durststreik und befindet sich in einem akut lebensbedrohlichen Zustand. Es geht um Stunden oder Tage, die er in diesem Zustand überleben kann.
Während es in Griechenland aufgrund seiner Situation nunmehr täglich zu Angriffen gegen den Staatsapparat und seine Funktionäre kommt, gibt es seitens der politisch Verantwortlichen keine Anzeichen dafür, dass sie nicht gewillt wären, die politische Identität und den Körper von Dimitris zu vernichten.
Der Verlauf von Dimitris‘ Hungerstreik zeigt uns zwei Dinge über die aktuellen Machtverhältnisse in Griechenland: Zuallererst zeigt er in brutaler Klarheit die bis zur Unkenntlichkeit verengten Perspektiven selbstbestimmten Handelns, die dem revolutionären Subjekt in der Hand des griechischen Staates noch geblieben sind. Zweitens wird spätestens jetzt deutlich, auf welches mörderische Ende die steigenden Angriffe des griechischen Staates gegen die revolutionären Strukturen, die in den letzten Jahren zu beobachten waren, hinauslaufen sollen und werden. Die sozialen und revolutionären Bewegungen – die nach Jahren des Troika-Regimes zermürbt und desillusioniert einiges an Schlagkraft eingebüßt haben und sich unter der Syriza Mitte-Links-Regierung teilweise noch selbst in Hinblick auf ihre revolutionäre Kritik und Politik entwaffnet hatten – stehen seit dem ersten Tag der Regierungsübernahme durch Nea Dimokratia (ND) einem umfassenden Angriff auf ihre sozialen, territorialen und politischen Errungenschaften gegenüber:
Fortschreitende Privatisierungen, steigende Ausgaben für Militär und Polizeiapparat bei gleichzeitiger Unterversorgung der Krankenhäuser und Bildungseinrichtungen, faktische Versammlungsverbote, zahllose Räumungen sozialer Zentren und besetzter Häuser.
Auch das bislang als unumstürzlich wahrgenommene Universitäts-Asyl, hart erkämpft und schließlich eine Selbstverständlichkeit der griechischen Öffentlichkeit seit dem Ende der Militärdiktatur, hielt den reaktionären Kräften um ND nicht stand. Trotz einer breiten gesellschaftlichen Ablehnung der Militärdiktatur im „demokratischen“ Griechenland, konnten zahlreiche Funktionäre und Kollaborateure der Junta ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss bis heute wahren. Nea Dimokratia war und ist ihre Partei (ideologisch wie personell) und setzt nunmehr unverhohlen alles daran, die gesellschaftlichen Uhren zurückzudrehen. Auch die Bullen, die mit dem Verbot der Goldenen Morgenröte ihre geistigen Führer kurzzeitig verloren hatten, sehen nun mit der ND-Regierung ihre kühnsten Träume verwirklicht.
Der 17N kämpfte 27 Jahre lang gegen den Imperialismus und alle die, die während der und durch die griechische Junta profiert haben. Seine Geschichte ist die Geschichte der Stadtguerilla und somit Teil der Geschichte aller kämpfenden Gruppen und Individuen in Europa.
Neben Anschlägen gegen Firmen wie IBM, Siemens und Miele sowie dem Raketenangriff auf das Haus des deutschen Botschafters gegen den voranschreitenden Imperialismus und der Privatisierung zugunsten der Wirtschaft, stehen wir in einer anerkennenden Pflicht dieses revolutionären Geistes.
Auch nach deiner Verhaftung, Dimitris hast du niemals den Kampf aufgegeben. Du hast deine politische konsequente Haltung bewahrt, die Geschichte des 17N erzählt und sie immer auch im Kontext der gegenwärtigen Konflikte mit dem Staat begriffen. Deine Politik, eure Politik ist bis heute ein Teil unserer revolutionären Geschichte, die nicht enden wird. In diesem Sinne: Der Kampf geht weiter!
Als zumindest kleinen Beitrag in den Forderungen nach der Unterstützung des hungerstreikenden Genossen und unserem Drang nach revolutionärer Perspektive setzten wir einen Wagen der deutschen Firma Thyssenkrupp in Brand. Thyssenkrupp ist Lieferant eines wichtigen Pfeilers der griechisch-nationalistischen Großmachtbestrebungen: der U-Boot-Flotte.
Sollte der Staat Dimitris ermorden, werden in Griechenland wieder die Straßen brennen. Wir würden gerne auch vor Ort an der Seite der Gefährtinnen kämpfen. Doch auch in Deutschland sind die Kollaborateure des griechischen Militarismus, der Auftsandsbekämpfung und des Staatsapparates allgegenwärtig. Sie werden dafür bezahlen müssen!